Der Schweizer Militärexperte Albert A. Stahel sagt gegenüber FOCUS online: „Aufgrund der bisherigen Informationen ist für mich diese These plausibel.“ Tatsächlich gibt es besorgniserregende Parallelen zu früheren Ereignissen: „Es ist nicht das erste Mal, dass ein Zivilflugzeug durch eine russische bodengestützte Fliegerabwehrlenkwaffe abgeschossen wird. Ich erinnere an den Abschuss der MH17 über der Ostukraine im Jahr 2014.“
Absturz in Kasachstan: Hat Russlands Freund-Feind-Erkennung versagt?
Stahel sieht in der möglichen Fehlfunktion der Freund-Feind-Erkennung des russischen Flugabwehrsystems einen Hauptgrund für den Absturz. „Entweder hat das System versagt, oder es taugt grundsätzlich nicht zur Unterscheidung zwischen Zivilflugzeugen und Drohnen. Sollte Letzteres zutreffen, wäre die russische Flugabwehr völlig unzureichend ausgestattet.“
Ex-Nato-General: „Das letzte Wort, das man hört, ist ‚Take Cover, take Cover‘“
„Ich halte einen versehentlichen Abschuss durch eine russische Flugabwehrrakete für das wahrscheinlichste Szenario. Möglicherweise kam das Flugzeug dem Militär in einer ohnehin angespannten Situation als Gefahr vor“, sagt Domröse im Gespräch mit FOCUS online. Er beschreibt, wie hektisch und chaotisch solche Entscheidungen ablaufen können:
„Das letzte Wort, das man hört, ist ‚Take Cover, take Cover‘. Das bedeutet, ein Angriff steht unmittelbar bevor, und es gibt nur noch die Reaktion Schutz zu suchen. In dieser Situation kann niemand mehr etwas machen. Es ist eine Sache von Sekunden.“
Missverständnisse und Fehler seien unter solchen Bedingungen nicht auszuschließen, insbesondere, wenn unerfahrene Soldaten oder die allgemeine Anspannung eine Rolle spielen, so Domröse. „Flugzeuge senden normalerweise Signale aus. Man weiß genau, welche Maschine es ist. Aber wenn ein Flugzeug kurz vom Radar verschwindet oder sich im Flugraum auffällig verhält, sind Missverständnisse möglich.“
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