von Werner Thal » 17. März 2022, 20:56
Warum Schröder gescheitert ist - drei Gründe
Vermittlungsversuch in Moskau erweist sich als "Mission Impossible". Hat Altkanzler Freundschaft zu Putin überschätzt?
BERLIN :: Er kam, sah und kehrte unverrichteter Dinge zurück. Auf eigene Faust hat Gerhard
Schröder (SPD) in Moskau versucht, im Ukraine-Konflikt zwischen den Kriegsparteien zu vermitteln. Und ist gescheitert.
"Die Sache ist für uns endgültig erledigt", sagte der Botschafter der Ukraine, Andrea Melnyk, der DPA-Agentur. "Für die
Ukraine machen weitere Gespräche Schröders gar keinen Sinn. Es ist schon traurig zu beobachten, wie die ganze Sache
schiefgelaufen ist."
Für den Moskau-Trip und den Unterhändler sprachen zwei Punkte. Zum einen handelte der erfahrene Sozialdemokrat mit
Billigung der Ukraine. Zum anderen gilt er als Russland-Versteher und ist mit Kremlchef Wladimir Putin befreundet.
Schröder ist für die Erdgas-Pipeline-Unternehmen Nord Stream 1 und 2 als Lobbyist tätig sowie Aufsichtsratschef beim
russischen Ölkonzern Rosneft. Er wäre der ideale Unterhändler. Eigentlich. Über die Gründe seines vorläufigen Scheiterns
lässt sich nur spekulieren. Aber es gibt drei Faktoren:
1. Falsches Timing: Der erfahrene Diplomat Wolfgang Ischinger sagte einmal, es gebe Situationen mit wenig
Aussicht auf diplomatische Fortschritte, etwa wenn beide Seiten in einem Krieg denken. sie könnten gewinnen. Das trifft
zumindest auf Russland zu, das militärisch überlegen ist und seine Angriffe forciert. Die Invasion verläuft nicht nach Plan,
aber Putin hat Zeit und Mittel, um den Krieg zu führen. Die "Süddeutsche Zeitung" will von einer Schröder nahestehenden
Pearson erfahren haben, dass der Altkanzler seine Bemühungen fortsetzen will. Kommt Schröders Chance erst noch?
2. Kein echtes Mandat: Schröder hatte kein Mandat, keinen Auftrag - weder von der Ukraine noch von Russland.
Und das heißt auch: Er hatte kaum Rückendeckung. Zur Bundesregierung und Kanzler Olaf Scholz (SPD) hat er keinen Draht.
Da herrscht Funkstille.
3. Freundschaft überschätzt: Putin habe sich nicht in seiner Art, sondern in seinem Verhalten verändert, fiel dem
finnischen Präsidenten Saudi Niinistö im Herbst auf. "Er war plötzlich sehr, sehr entschlossen. Ich glaube, er sah eine
Gelegenheit und wollte sie ergreifen, um das zu tun, was er schon länger im Kopf mit sich trug", erzählte Niinistö, der
Putin bestens kennt, dem "Spiegel". Niinistö wie Schröder haben zunächst vermutet, dass der Ukraine-Konflikt ein
politischer Köder war, um sich im Westen Respekt zu verschaffen. Im Klartext: mehr Einfluss und Sicherheitsgarantien.
Nach dieser Lesart wäre es nie zum Krieg gekommen. Schröder hat den russischen Präsidenten falsch eingeschätzt.
Putin kennt keine Freunde mehr, nur Gewinner und Verlierer.
So erklärt sich auch die Enttäuschung von Botschafter Melnyk, der die Initiative als "absolut nutzlos" bezeichnete. Der
persönliche Draht reicht nicht. Putin ließ sich weder mit Schröder sehen noch äußerte er sich zur privaten Friedensmission.
Quelle: Funke-Medien-Gruppe vom Donnerstag, 17. März 2022.
W. T.
Wer einen Rechtschreibfehler findet, darf ihn behalten.
Russian Military out of Ukraine
русские идут домой