Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Es gab zwischen beiden deutschen Staaten große Unterschiede in der Sozialpolitik (welche ja eine der Philosophien des DDR-Sozialismus war). Wo lagen die Unterschiede? Wie effektiv waren beide Sozialsysteme? Was war ungerecht, was war gerecht? Wie ist es im Vergleich zu heute?
Der Bereich für Diskussionen zu den Sozialen Systemen der beiden deutschen Staaten.

Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon Interessierter » 25. September 2011, 22:05

Hallo S51,

Dein Hinweis auf Strafakten kann ich leider nicht gelten lassen weil Du selber das Wort " Stasiakte " benutzt hast, wie von mir auch richtig zitiert.
Da in Jugendhöfen und speziell in Torgau nicht nur Straftäter einsaßen, darüber scheint ja wohl jedenfalls bei den um Sachlichkeit bemühten Usern Einvernehmen zu bestehen, gab es für die anderen ohnehin keine " Strafakte ".
Daher bleibt es für mich total nachvollziehbar, daß die Stasi auch über Kinder und Jugendliche Akten führten, ohne auch noch das Thema Zwangsadoptionen anzusprechen.

Ein wenig OT aber auch erstaunlich auch, daß eine Staatssicherheit sich um Abiturienten, Studenten, Lehrlinge usw. kümmerte.( Findest Du das normal ? ) Welche Repressionen gabs denn für Jugendliche so querbeet, die nicht angepasst schienen?
Vielleicht doch mal einen Aufenthalt im Jugendwerkhof, oder?
Interessierter
 

Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon Nostalgiker » 25. September 2011, 22:06

Na gut dann waren die kleinen Agenten eben erst 12 Jahre.
Timurtrupp ein wenig anders. [laugh]

Was mich allerdings stutzig machte, die Kinder wurden während des Unterrichtes aus der Klasse geholt. Aha! Das ist dann den restlichen Schülern nicht aufgefallen. Der Schüler der zum Werbegespräch geholt wurde bekam bestimmt eine wasserdichte Legende zum auswendig lernen falls Nachfragen von Schulkameraden kamen. Ach ich vergaß die allgegenwärtige Angst vor der Stasi veschloß Kindermünder und sie trauten sich nicht zu fragen, denn fragen hätte bedeutet: politisch unzuverlässig und wo landeten politisch unzuverlässige Kinder? Richtig! In Torgau. wo wir wieder elegant beim Thema gelandet währen.

Ich weiß ja nicht wie es nach 1970 in den Schulen mit der Werbung für die NVA ausgesehen hat. Nur bei mir fand sowas nicht statt. Mit 17 Jahren wurde man in der Regel gemustert und da kam, jedenfalls in meinem Jahrgang, erstmals das Thema "Längerdienen" auf.
Aus persönlichen Gründen welche ich hier nicht weiter ausführen möchte (weil sie hier nicht herpassen) kann ich sagen und dafür verbürge ich mich bei meinem Märchenbüchern das eine sogenannte Vepflichtung zum länger dienen, ob nun 3 Jahre oder gleich zum Offizier bis zum Zeitpunkt der Vereidigung zurückgezogen werden konnte. Bis zu dem Augenblick des Fahneneides war die Vepflichtungserklärung eine Absichtserklärung! von deren Erfüllung ich zurücktreten konnte. Das zu machen war möglich, da rechtlich. Auch wenn die DDR kein Rechtsstaat war. Natürlich gehörte schon mehr als Mut und eine gehörige Portion Zivilchourage dazu in das Wehrkreiskommando zu marschieren, welches in der Käthe-Kollwitz-Strasse in Leipzig ansässig war.
Dahin traute ich mich dann doch nicht, sondern wartete bis die "Nachmusterung" für die im Herbst Einzuberufenen Dreijährigen stattfand.
Nach der nochmaligen Tauglichkeitsuntersuchung trug ich mein Anliegen nur 18 Monate zu dienen vor, ich durfte meine Todesart wählen und alle waren glücklich. [freu]
Im Ernst mir war schlecht aber einmal vorgenommen habe ich es durchgezogen, komme was wolle. Natürlich waren die Herren alles andere als erfreut, dem Verweis auf mein Recht dies zu tun konnte sie nichts entgegensetzen. Zumal ich dank glücklicher Fügung plötzlich ziemlich siech war, so dass ich Ahnungsloser bereits ausgemustert war, es nur noch nicht wußte und die Herren wohl meinen "Klassenstandpunkt" überprüfen wollten.
Jedenfalls gelang es mir meinen Wehrpass an mich zu bringen mit dem Vermerk: dauernd Dienstuntauglich! Dieser Eintrag bewahrte mich noch manches mal vor Unbilden in meinem Leben.

Ach übrigens; Ich durfte mein Abitur machen, ich durfte studieren. Es gab also keine Maßnahmen gegen mich.

Wie gesagt wie es später mit der Erfüllung des Plansolls, so undso viel Offiziersbewerber, 3Jährige, an den Schulen aussah entzieht sich meiner Kenntnis.

Gruß
Nostalgiker

----------------------------------------------
In eigener Sache

Augenzeuge,

PM heißt Privat Message weil sie eben Privat ist und keine öffentlich Nachricht ist.
Auf eine Private Nachricht öffentlich zu antworten sagt mit einiges über die Einstellung des Antwortenden aus über seinen Umgang mit seinen Mitmenschen. ich finde sowas schlicht und ergreifend moralisch verwerflich.
Damit hast Du Dich in meinen Augen auf eine Ebene begeben auf die ich nicht gewillt bin Dir zu folgen.

Nostalgiker
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon SkinnyTrucky » 25. September 2011, 22:09

ZDF -TV Sendung Herbst 2009 : Grit Poppe schrieb ein Buch dazu.




Der folgende Clip ist den ehemaligen Jugendwerkhofinsassen gewidmet,die im geschlossenen Jugendwerkhof Torgau mißbraucht,gefoltert,geschlagen,gepeinigt,eingesperrt und ihrer Freiheit zu Unrecht beraubt wurden.








Kathrin Bräuer berichtet von den Auswirkungen einer Republikflucht auf die Familienangehörigen, und von Jugendlichen, die in Jugendwerkhöfen diszipliniert wurden. Folge 10 der Serie "Süß war nur der Westen". Podcast der Landeszentrale für politische Bildung NRW 2009.









Mara
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon Interessierter » 25. September 2011, 22:16

Hallo S51,
nimms mir bitte nicht übel, aber diesen folgenden Satz von Dir, kann ich nicht ernst nehmen:

Das MfS war doch aber eine Behörde. eine deutsche Behörde und die macht eine Menge aber ohne Rechtsgrundlage Akten verzapfen - das doch eher nicht.

Wenn sie dann eine Rechtsgrundlage hatten, dann war es auch sehr oft eine, die gegen die Menschenrechtskonventionen verstieß. Mehr möchte ich dazu nicht sagen, weils sonst zu sehr OT wird.
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon SkinnyTrucky » 25. September 2011, 22:18

Die beiden ersten Teile der Doku mit Jürgen Fiege, sie fehlen auf der Anfangsseite...





groetjes

Mara
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon ex-maja64 » 25. September 2011, 22:29

SkinnyTrucky hat geschrieben:Der folgende Clip ist den ehemaligen Jugendwerkhofinsassen gewidmet,die im geschlossenen Jugendwerkhof Torgau mißbraucht,gefoltert,geschlagen,gepeinigt,eingesperrt und ihrer Freiheit zu Unrecht beraubt wurden.


Mara, nach dem was hier alles gerade heute geschrieben wurde, spricht das von dir geschriebene schon für sich. Lebe dein Leben so wie du es für richtig hälst, aber gestehe das uns anderen "Spießern" bitte auch zu.


Mario
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon SkinnyTrucky » 25. September 2011, 22:34

ex-maja64 hat geschrieben:
SkinnyTrucky hat geschrieben:Der folgende Clip ist den ehemaligen Jugendwerkhofinsassen gewidmet,die im geschlossenen Jugendwerkhof Torgau mißbraucht,gefoltert,geschlagen,gepeinigt,eingesperrt und ihrer Freiheit zu Unrecht beraubt wurden.


Mara, nach dem was hier alles gerade heute geschrieben wurde, spricht das von dir geschriebene schon für sich. Lebe dein Leben so wie du es für richtig hälst, aber gestehe das uns anderen "Spießern" bitte auch zu.


Nein, es geht in dem Clip nicht um unser beider Leben Mario!

Mara
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon S51 » 25. September 2011, 22:40

Ja, Mara
über so etwas könnte ich noch und nöcher schimpfen. Es ist immer etwas Wahrheit dabei. Wenn auch nur die einer Seite und genau das ist das Problem.
Da wird ohne dort gewesen zu sein zugegebenermaßen sehr fotogen von Folter erzählt...
Da gibt es das Gedicht der Heimkinder. Ja, es trifft sicher die Stimmung der Insassen dort damals. Zumindest teilweise. Doch etwas fehlt was überall auf der ganzen Welt in solchen Fällen eigentlich immer fehlt. Die nüchterne und ehrliche Bilanz des Warum.

Über die Frage der Erziehungsansätze dort kann man streiten. Besonders dann, wenn man selten vor den Opfern dieser damals jungen Menschen stehen musste. Andere also als ich. Ich habe die Bestohlenen erlebt, die Omas, denen die hilfreichen und harmlosen freiheitsliebenden Jugendlichen die Rente geklaut haben. Und die keinen Sparstrumpf hatten für den Rest des Monats... Ich habe die Zusammengeschlagenen im Oskar-Ziethen-Krankenhaus befragt, wenn mangels übriggebliebener Zähne und kaputter Gesichtsknochen kaum die Aussage zu verstehen war. Ich habe erlebt, wie sich Menschen fühlen, deren Wohnung ausgeräumt wurde und die nicht wussten, wie sie mit ihren vielleicht rund 800 Mark Monatslohn wieder an Möbel, Radio und Fernseher kommen sollten. Weil sie keine Versicherung hatten. Die schon vor Angst zitterten, wenn an der Wohnungstür nur ein Rascheln zu vernehmen war.
Da könnte man noch viel schreiben...
Ja, warum waren die Fenster vergittert?
S51
 

Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon ex-maja64 » 25. September 2011, 22:44

Es ging mir nicht um dem Clip, sondern um das was zwischen den Clips geschrieben stand.
Ich dachte es kam von dir, wenn es nicht so war, Entschuldigung.
Aber dann war es sicher irgendwoher "abgekupfert".

Mario
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon Nostalgiker » 25. September 2011, 22:48

Ja Kathrin Bräuer scheint auch so eine Kronzeugin zu sein.
Sie hat davon gelesen und etwas davon gehört. Nein, selbstverständlich war sie nie dort und kennt auch keinen persönlich.

Herr Dombrowski war bereits 23 als wegen Republikflucht verurteilte wurde. In seiner Vita kommt das Wort "versuchte" wie im Fernsehbericht nicht vor.

Aber wozu opfere ich meine Zeit um hier gegen eine organisierte Kampagne, nicht von den Forenmitgliedern, die mal wieder so richtig schon ablenkt von den Problemen im jetzigen Land was das scheitern von Jugendpolitik betrifft etwas zu schreiben.
Ist schon schön das es die DDR mit all ihren Fehlern, Verfehlungen, demokratiefernen Sitten und Bräuchen gab.
Da kann man so richtig schöne Horrorgeschichten darüber erzählen.

Wat rech ik mir eijentlich so uff? [sick] [laugh]

Gute Nacht
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon nightfire64 » 25. September 2011, 22:50

Nun frage ich mich…, wer wirklich resistent, gegen ALLES ist??? [mad]

Na Mara, dann erkläre du das mal deren Opfern, die gibt es nämlich auch und sie sollten doch nicht etwa vergessen werden, oder!? [mundzu] [peinlich]

Kerstin [denken]
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon SkinnyTrucky » 25. September 2011, 22:52

ex-maja64 hat geschrieben:Aber dann war es sicher irgendwoher "abgekupfert".


Deine Fantasie in allen Ehren aber das Zitat steht so unter dem YouTube-Film....Entschuldigung angenommen Mario....

Mara
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon SkinnyTrucky » 25. September 2011, 22:55

nightfire64 hat geschrieben:Na Mara, dann erkläre du das mal deren Opfern, die gibt es nämlich auch und sie sollten doch nicht etwa vergessen werden, oder!?


Die Opfer der Insassen von Torgau Kerstin....??? Oder welche meinst du....???

Mara [denken]
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon nightfire64 » 25. September 2011, 23:02

Natürlich die Opfer von den Insassen..., welche denn sonst!?
Die Frage von dir, ist doch eigentlich überflüssig, da du ja selber vielleicht auch mal darauf hättest kommen müssen!!!

Diese Opfer, sind von dir mit noch keinem Wort hier erwähnt worden, oder zählen diese Opfer nicht.., weil SIE nicht ins Bild passen!?


Kerstin [denken]
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon ex-maja64 » 25. September 2011, 23:05

SkinnyTrucky hat geschrieben:...aber das Zitat steht so unter dem YouTube-Film....



Wusste ich es doch, also "abgekupfert". [grins]
Wie wäre es denn mal wenn du hier persönlich Erlebtes schreiben würdest, nich nur solches was man allerorten im Net findet.
Jetzt wirst du mir wieder kommen ich hätte hier nicht deine "gefährliche" Fluchtgeschichte gelesen, oh doch die habe ich!!!
Persönlich denke ich mal, ich bin noch ein besserer Menschenbeobachter,wie sich der Edelknabe hier dafür hält. [wink]


Mario
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon SkinnyTrucky » 26. September 2011, 00:49

nightfire64 hat geschrieben:Natürlich die Opfer von den Insassen..., welche denn sonst!?
Die Frage von dir, ist doch eigentlich überflüssig, da du ja selber vielleicht auch mal darauf hättest kommen müssen!!!

Diese Opfer, sind von dir mit noch keinem Wort hier erwähnt worden, oder zählen diese Opfer nicht.., weil SIE nicht ins Bild passen!?


Kennst du denn Opfer von Insassen von Torgau Kerstin....???

Die Personen die in den Filmen vorkommen, was haben die anderen Menschen angetan, das sie nach Torgau mußten....???

Mario, was willst du denn wissen...??? Wie ich regelmässig zusammengeschlagen wurde durch mein Erzeuger....??? Willst du wissen welche Knochenbrüche ich dabei erlitt und wieoft ich eine derbe Gehirnerschütterung hatte....willst du wissen, wie oft er volltrunken war, willst du wissen wieoft ich wegen der Blessuren im Sport nur langes Sportzeug anhatte....ja, findest du das spannend....???? Ich hab's schon erzählt, so viele Male an wirklich interessierte Menschen, Menschen, die wirklich zuhören.....die wiederum hab ich aber damals in der DDR nicht gefunden, nein das kam erst später....

....was soll die Bohrerei, willst du mir sagen, das ich selber schuld bin an allem, willst du mir sagen, das ich renitent bin, weil ich bin wie ich bin und weil ich mich auch nich einordnen konnte, weil ich einfach nicht konnte....???? Was versuchst du zu erreichen mit der Frage....willst du mich in eine Ecke stellen oder dürfen Menschen die schlechte Erfahrungen gemacht haben, das Erlebte nicht so darstellen, wie es ihre Sicht ist....

.....wenn hier immer gesagt wird, das da ja nicht jemand ohne Grund in die Jugendwerkhöfe kam, dann wird wohl davon ausgegegangen, das diese Menschen wohl von vorn herein schlecht gewesen sind, was sie aber zu auffälligen Menschen machte wird gerne blockiert, das will man nämlich nicht wissen, denn es ist ja sonst nicht mehr einfach genug....man muß ja einen *Bodensatz* haben, wo man mit dem Finger drauf zeigen kann....die da in Torgau, denn sie sind da ja bestimmt nicht ohne Grund dadrin gewesen....

....es gab sicher genug Menschen, die sich aus verschiedensten Gründen nicht verstanden gefühlt sahen in der DDR, wo ein jeder uniform zu sein hatte...ich habe echt zB dadrunter gelitten als Junge geboren zu sein, war immer ein Aussenseiter, keiner kam so richtig an mir ran, ich wußte ja selber nicht was mit mir los war und ja ich war deswegen auch auffällig....das sowas prägt und das man dadurch auch bockig und zum Teil agressiv auch zum Teil gegen sich selber wird, das deuten andere dann als verhaltensgestört und stempeln einen ab....

....aber an solchen Hintergründen bist du doch nicht wirklich interessiert, das spüre ich, da bin ich sensibel für und das kannste mir glauben....und ich merke, wenn andere Menschen über ihre eigenen Geschichten erzähle, was da in etwa in den betreffenden Menschen vorgegeangen sein muß....

....ich werde in einiger Zeit 42 und habe so ziemlich mein ganzes Leben mit Aussenseitern zu tun gehabt, viele davon die in verschiedenen Heimen waren, viele auch die durch zB ihre Homosexualität aber auch vielen anderen Gründen eine spezielle Geschichte erlebt haben....einige davon leben zum Teil garnicht mehr, weil sie sich mittlerweile das Leben genommen haben oder so extrem gelebt haben, das sie anders um's Leben gekommen sind....diese Menschen haben dadrunter gelitten, das sie nie richtig verstanden wurden durch ihr Umfeld....ja ich kenn viele Schicksale, das kannst du mir getrost glauben....

....das zwanghafte Erziehen mit drastischen Mitteln ala Torgau oder anderen Heimen, war vielleicht für viele nicht das Richtige, weil das löste garantiert nicht die innere Zerrissenheit, die einige mit sich rumtrugen....eine Zerrissenheit, die du noch nicht mal erahnen kannst, weil es dich nicht im Geringsten betrifft....ich kann's mir aber irgendwie vorstellen, wie manche dort landen konnten....

....zur Erinnerung, dort waren Kinder und Jugendliche untergebracht im pubertierenden Alter, sich noch nicht mal selbst gefunden, oft unverstanden im eigenen Elternhaus, auf der Schule als Aussenseiter, wahrscheinlich als das große Mobbingopfer, weil er oder sie anders ist wie der Rest....die Gründe sind sicher vielfältig, jeder hat seine eigene spezielle Geschichte....eins haben se wahrscheinlich alle gemeinsam, sich nicht richtig einordnen zu können....wer hatte denn schon Platz in der DDR, wenn er oder sie aus der Norm fiel...

....sie als opferproduzierende Schwerverbrecher hinzustellen ist mir viel zu einfach....ich verstehe aber, das man es tut, denn das brauch der große Rest...ja man braucht eine gewisse Personengruppe, die man in's Ausseits stellen kann um selber in einem besseren Licht stehen zu können....seht her, ich bin nicht so wie die da....ja ich versteh das, keine Frage....

....und nein, ich erwarte garnicht, das du oder ihr mich dahingehend versteht, ich will es einfach nur gesagt haben, weil es doch wichtig ist, das das jemand sagt....und nein, ich betreibe mit meinen Erfahrungen keine Aufarbeitung und Verarbeitung, das hab ich schon hinter mir....ich will nur meine Sicht daneben stellen, wissend, das das für einige auch wichtig sein kann, denn meine Sicht oder die Schilderung meiner Geschichte kann anderen wahrscheinlich helfen einmal genauso offen mit eigenen Erlebten umzugehen....

....zum Thema Torgau hat meine Geschichte keinen direkten Zusammenhang aber ich komme aus zerrütteten Verhälnissen und hatte meine eigenen speziellen Schwierigkeiten mich in ein *Kollektiv* bzw die Gesellschaft einzuordnen....und soll ich dir sagen warum, weil es halt kaum Platz in der Gesellschaft gibt für Andersartige, bzw es wird einer schon von vorn herein sehr schwierig gemacht, so zu sein wie man halt ist....aber wie schon gesagt, es interessiert keinem wie man rebellisch werden kann.....es zählt doch eh nur, das man rebellisch geworden ist....ein Teufelskreis, an dem man als Heranwachsene dran scheitern kann....

groetjes

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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon S51 » 26. September 2011, 04:18

SkinnyTrucky hat geschrieben:...das zwanghafte Erziehen mit drastischen Mitteln ala Torgau oder anderen Heimen, war vielleicht für viele nicht das Richtige, weil das löste garantiert nicht die innere Zerrissenheit, die einige mit sich rumtrugen....eine Zerrissenheit, die du noch nicht mal erahnen kannst, weil es dich nicht im Geringsten betrifft....ich kann's mir aber irgendwie vorstellen, wie manche dort landen konnten....

....zur Erinnerung, dort waren Kinder und Jugendliche untergebracht im pubertierenden Alter, sich noch nicht mal selbst gefunden, oft unverstanden im eigenen Elternhaus, auf der Schule als Aussenseiter, wahrscheinlich als das große Mobbingopfer, weil er oder sie anders ist wie der Rest....die Gründe sind sicher vielfältig, jeder hat seine eigene spezielle Geschichte....eins haben se wahrscheinlich alle gemeinsam, sich nicht richtig einordnen zu können....wer hatte denn schon Platz in der DDR, wenn er oder sie aus der Norm fiel...

....sie als opferproduzierende Schwerverbrecher hinzustellen ist mir viel zu einfach....ich verstehe aber, das man es tut, denn das brauch der große Rest...ja man braucht eine gewisse Personengruppe, die man in's Ausseits stellen kann um selber in einem besseren Licht stehen zu können...


Ich bilde mir durchaus ein auch diese Seite verstehen zu können. OK, es gibt den Satz von Bildung und Einbildung. Doch immerhin habe ich es bei Befragungen und Vernehmungen gar nicht mal so selten auch mit dieser Seite zu tun gehabt.
Problem war und ist doch, dass man als Verfolger im weitesten Sinne ebenso wenig wie ein Opfer diese eher privaten Probleme lösen konnte oder kann. Jener, der die Aufgabe hat, Täter zu finden und die Tat zu beweisen kann an eben diesen Voraussetzungen so gar nichts ändern. Die bestanden und bestehen, bevor Leute wie ich überhaupt aktiv werden. Ein Opfer wiederum ist dann der Leidtragende und es erscheint mir zu viel verlangt, auch noch die andere "Seite hinzuhalten".
Die allermeisten "meiner" Täter waren jedoch eher Menschen, die von sich sehr überzeugt waren. Sie hatten in ihren Augen alle Rechte auch die über Andere während die Opfer meist "selbst schuld" waren.
Es scheint mir einfach zu viel verlangt die Opfer mit der sicher oft schwierigen Vergangenheit der Täter zu entschuldigen. Denn die können ja nichts dafür.
Weil ich einige "vorher" und "nachher" kenne, weiß ich auch die Unterschiede im Verhalten zu würdigen. War vorher nahezu jeder andere Mensch der "Neger" und sowieso zu schwach, gab es danach so etwas wie eine Urangst, die andere Menschen schützte. Weil der Täter dort nicht mehr hinwollte, die betreffende Person im Konfliktfall zurückgeschreckt ist.
Natürlich, das Ergebnis war meist eine gebrochene Persönlichkeit. Jedoch kenne ich einige, die dafür nicht mal böse sind. Nur stellen sich diese Menschen heute nicht als Opfer dar...
Um jemanden als "opferproduzierenden Schwerverbrecher" hinzustellen muss man ihm zumindest Namen, möglichst Adresse und Zeitraum geben. Tu ich das? Das jedoch war in der DDR auch nicht der Fall. Torgau war ähnlich wie Schwedt bei der NVA als konkrete Vergangenheit bei niemandem für andere existent. Wer es nicht selber kundtat, von dem wußten es natürlich die Eltern aber sonst allenfalls der Sachbearbeiter bei der Jugendhilfe, der Erzieher und der Sachbearbeiter bei der Ermittlungsbehörde. Letzterer nur, wenn er es meist erst vom Täter erfuhr. Sonst auch nicht. Wer es in der DDR nicht selbst erzählte von dem wußte in der Öffentlichkeit niemand, wo genau er gewesen war. Was er oder sie getan hatte auch nicht. Bestenfalls noch "Kinderheim".
Bitte, welche Chance will man noch?
So viele fanden und finden durch eigenen Antrieb den Neuanfang. Wer Torgau bestand, für den konnte es doch nur noch leichter werden. Es ging und geht aber letztendlich nur durch eigenen Willen ohne eben diesen über die Rechte der Mitmenschen zu stellen. Da konnte und kann eine Strafverfolgung nichts helfen außer das Bewußtsein hervorzurufen, dass es da auch noch Rechte anderer gab und gibt.
Ich habe überhaupt nichts dagegen jenen, die dabei Hilfe brauchen, diese zu geben oder geben zu lassen. Ich habe aber etwas dagegen, dies auf auch nur moralische Kosten jener zu tun, die gar nichts dafür können.
Es gibt gerade Torgau betreffend eben auch heute politisch nicht oportune (und früher nicht dem Klassenstandpunkt entsprechende) Beispiele von Hilfen der Erzieher für die Insassen. Von Klärungsversuchen mit den Eltern, mit Behörden. Von Adoptionen für Kinder, die von ihren Eltern im Stich gelassen wurden. Das wird durch die Politik heutzutage ebenso totgeschwiegen wie durch diesen Verein.
Die Erzieher werden heute verteufelt. Viele haben ihre Existenz verloren. Merkwürdigerweise vor allem jene über die mir gesagt wurde, dass eben sie "doch meist in Ordnung" waren. Aber niemand von ihnen wurde, obwohl gerichtlich untersucht, je verurteilt. Nicht mal angeklagt. Wundert es da, wenn nicht sie sich in der Öffentlichkeit wehren?
S51
 

Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon Edelknabe » 26. September 2011, 05:36

"Ich mich für den besseren Menschenbeobachter halten Mario" so dein Text an Mara die Unverstandene?" Da gab es zu deiner Aussage mal einen guten Film und der Ankläger oder Staatsanwalt sagt zu einem jungen Arzt(den spielt übrigens James Baldwin): "Sie denken wohl, Sie sind Gott ?"
Jetzt Baldwin( ich liebe den Kerl, seine ganze Art zu spielen),also er sagt so trocken zum Richter:"Ich bin Gott"
So einen jungen Arzt habe ich auch mal im wirklichen Leben kennengelernt, also der war so von sich überzeugt, der hätte sich sogar selber operiert wenn es um sein Leben gegangen wäre.Wie er mich zu einer lebenswichtigen Operation überzeugte, ich dachte wirklich...wenn er es jetzt gleich macht, dann die Narkosemaske her und hingelegt.
Und wie ich aus der Narkose erwache, da war ein anderes Gesicht und ich fragte nach dem jungen Arzt, doch der hatte schon Feierabend und war wohl Tennisspielen gefahren...so die junge Schwester.
Nun hat unsere Mara im letzten Text ihr Herz ausgeschüttet und ich hoffe Mario, du berücksichtigst das auch. Wie kannst du auf ihr herumtrampeln, also mein Freund, sie kämpft nun mal für die Schwächsten der Schwachen und diese wird es immer geben in der westlichen Gesellschaft und sie hatte sie kennengelernt, damals, als sie aus der DDR kurz vor Toresschluss floh und ja, es gab sie auch im Sozialismus nur der dachte ..."Ich gebe dir Hilfe zur Selbsthilfe, du Unverstandener und hast du verstanden was ich damit dir gebe?"
Nun konnte es natürlich passieren, das der Unverstandene gerade nicht zugehört hatte, was die Staatsmacht da von ihm wollte, sowas passiert Mario seien wir doch mal ehrlich und der Staat hatte wenig Geduld und so kam es wie es kommen musste zum Konflikt.
Sowas ist eben der Lauf der Dinge.Und mal unter uns Mario, also das mit den breitgeklopften Opfern (S51 hatte es nochmal sehr gut beschrieben)damals, das hat Mara noch nicht verstanden weil, es könnte sein, sie hatte nicht zugehört?
Vielleicht verwechselt sie das auch so nach der schönen Geschichte von Eva Zeller "Wer ist das Opfer von wem."
Ich werde sie nochmal hier in den Fred herüberholen, denn die ist wirklich gut, die passt zum Thema wie die Faust aufs Auge.

Rainer-Maria und allen einen guten Tag ins Forum.
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon Edelknabe » 26. September 2011, 05:57

Ich bins nochmal und hier die schöne Geschichte von Eva Zeller.. Also jeden Tag eine, da wird es nicht zuviel zum lesen und viel Spass dabei.

Eine Geschichte in 3 Teilen von Eva Zeller/ Westdeutschland aus der Reihe Erzählungen vom Verlag Volk und Welt ° Berlin 1978 mit dem Titel:
Wer ist das Opfer von wem / Teil 1

Weil sich keine Mark für den Zigarettenautomat fand, ging ich in die Kneipe. Weil ich unbedingt noch rauchen musste so spät in der Nacht und im ganzen Haus keine Zigarette zu finden war und kein Markstück, blieb mir nichts übrig, als in die Kneipe zu gehen und nach Lord Extra zu fragen.
Man könnte die Kette der Voraussetzungen beliebig zurückverfolgen. Weil wir wieder mal eine Auseinandersetzung darüber hatten, ob eine Frau in meiner Lage berufstätig sein soll oder nicht, und uns wie immer nicht einigen konnten, rauchte ich noch eine Zigarette und noch eine, bis keine mehr da war, und Karl- Georg sagte, das sei auch so ein wunder Punkt, meine Qualmerei, und da musste ich erst recht weiterrauchen und fand keine Zigarette und kein Geld für den Automaten und war wieder mal das Opfer meiner Wünsche und lief in die Kneipe, die noch geöffnet hatte um diese Zeit. Einmal Lord Extra bitte.
Der Mann hinter der Theke langte mit der einen Hand hinter sich, mit der anderen gab er mir das Wechselgeld heraus, mit den Augen hing er an dem Mädchen, das eingepfercht zwischen leeren Stühlen und Tischen dasaß mit seinem Schafsgesicht und seinen verknoteten Beinen, als sollte es geschoren werden. So verstellt war der Raum, dass das Mädchen zwischen alle Stühle zu sitzen kam, die Beine übereinander geschlagen, man wusste nicht, welcher Fuß an welches Bein gehörte. Als es aufstand, sah ich, wie dünn ihre Waden waren .Es schob ein paar Stühle beiseite und kam auf mich zu. Zu allem Überfluß war es auch noch betrunken und schwanger. Als ich die Kneipe verließ, kam es mit.
Hinter uns drehte der Mann die Stühle mit den Sitzflächen auf die Tischplatten.
Später hat man mir in diesem Zusammenhang das Attribut barmherzig beigelegt. Es sei barmherzig gewesen, das arme Ding mitzunehmen. Eine Dame, die nie einen Schluck zuviel getrunken hat, nimmt ein betrunkenes Mädchen mit in ihr Haus. Wenn das nicht barmherzig ist. Von Mitnehmen konnte aber keine Rede sein. Von Mitlaufen höchstens. Das Mädchen lief mit. Ich hätte ihm die Tür vor der Nase zuschlagen müssen. Das ich das nicht tat, hat weniger mit Barmherzigkeit als mit Verlegenheit zu tun.
Wohin mit jemand, der sich kaum auf den Beinen halten kann. In solchen Situationen tut man, was zu tun ist, richtet eine Mahlzeit her, schlägt ein Notbett in der Wäschekammer auf, legt Handtücher heraus, zeigt die Örtlichkeiten, sagt im Flüsterton: Nun schlafen Sie sich erst mal ordentlich aus, morgen früh sehen wir weiter.
Morgen gedachte ich die Wohlfahrt anzurufen.
Ach du lieber Himmel. Noch ahnte ich nichts: Dazu war es bereits zu spät. Monika hatte sich eingenistet in ihrer Ausnüchterungszelle, gehört sie doch zur species der Parasiten, die nicht ohne Nährboden fortkommt, mit größter Selbstverständlichkeit einem Wirt aufsitzt. Zu den Flechten zum Beispiel, die sich als Überzüge über Felsen und Baumstämme ziehen, in die feinsten Risse senken und durch rasch aufeinander folgende Teilungen neue Zellen bilden.
Monika überkroch uns mit hundert Gefälligkeiten. Am nächsten Morgen war die Geschirrspülmaschine ausgenommen, der Kaffeetisch für sechs Personen gedeckt mit allen Kinkerlitzchen – wie Monika Servietten, Serviettenringe, Eierlöffel, Eierwärmer nannte -, waren Schuhe geputzt, die Zimmer gelüftet, die Ascher geleert. Vom ersten Tag an ging Monika mir nicht nur zur Hand. Monika ging in alle Ecken, damit wir um Gottes Willen nicht sagen könnten: Was machen wir jetzt mit dir? Den Antrieb dieser Arbeitswut begriff ich durchaus. Sollte das von Dauer sein, dachte ich bei mir, hätte ich ja eine Perle im Haus. Wenn nur ihre Blicke nicht gewesen wären. Für diese seitlichen Blicke müsste man ein Eigenschaftswort finden, das zwischen dreist und hündisch läge, zwischen unverfroren und gottergeben, oder eins, das beides gleichzeitig besagt.
Ich brauchte ein Jahr, bis ich einsah: Auch ihr Mundwerk – diese Schandschnauze, wie meine Schwiegermutter sagte; dieser Volksmund, so Karl Georg bei Gelegenheit – wurde von Angst betrieben, Angst vor eingeschriebenen Briefen der Stadtverwaltung Abteilung Jugendamt als Amtsvormund, Angst vor Briefen der Stadtbausparkasse betrifft Unterhaltsleistungen betrifft Heimpflegekosten, Angst vorm Telefon und Auf die dieserhalb gehabte fernmündliche Rücksprache wird im nächsten Schreiben Bezug genommen, Angst, vom Arbeitsamt in der vorerwähnten Angelegenheit erneut gebeten zu werden, Angst vor dem neu in Kraft getretenen Nichtehelichenrecht und je größer die Angst, wir könnten sagen, sie solle sich dahin scheren, woher sie gekommen sei ( als ob sie irgendwoher gekommen wäre)- desto größer ihre Klappe, und wenn ihr gar nichts mehr einfiel, warf sie mit Streichholzschachteln und – was vorkam –mit Messern nach diesen verdammten Felsen und Baumstämmen, auf die sie nun einmal angewiesen war, um sich festzuklammern. Risse gab es genug bei uns, in denen sie Wurzeln schlagen konnte, und sie fand rasch heraus: Karl Georgs schlechten Kreislauf morgens; seine Pingeligkeit mit Oberhemden und Bügelfalten; meine Unordnung; meine Affenliebe zu Karlemann – was mein Sohn ist -, Karl Georgs zu Karlinchen; die Angst der Kinder, wenn wir ausgingen.
Vom ersten Tag an konnte Monika nichts anderes tun als sich unentbehrlich machen. Ich erwog, sie erst einmal hier zu behalten und herauszufuttern. In der Zeit – erwog ich – würde ich meine Angelegenheiten betreffs der PH in die Wege leiten, und während ich noch erwog, bügelte Monika Oberhemden, nahm die Geschirrspülmaschine aus, verschaffte den Blumen im Vorgarten Luft, die sogleich eine Stengelkrümmung weiter zum Licht rückten. Monika sah nach dem Rechten. Den Trick mit dem Fünfzigmarkschein unter dem Teppichboden ersparte sie mir, den ehrlich, sagte sie, ehrlich währe am längsten, also mein und dein, das habe sie immer unterscheiden können, darauf könne ich Gift nehmen, bloß in einem Punkt, da sei sie nun mal schwach, nämlich wenn es sich um Zigaretten drehe.
Monika ließ uns nicht im unklaren über ihr Woher und Wohin. Woher? Aus Heimen natürlich. Sieben an der Zahl. Eins so beschissen wie das andere ( mit einer Ausnahme)
In Heimen, da darf man nichts, bloß den Mund halten, und den Fraß kriegt man so lange vorgesetzt, bis man ihn runter hat. Strafen gibt’s da, also die gibt’s gar nicht. Die Kleinen müssen Durcheinanderwolle aufwickeln, die Großen kommen für zehn Minuten in die Leichenhalle. Die Großen haben natürlich immer bloß ein Thema drauf. Das ich da nicht auf die schiefe Bahn gekommen bin, sagt Monika, ist ein wahres Wunder.

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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon SkinnyTrucky » 26. September 2011, 06:23

S51 hat geschrieben:Ich bilde mir durchaus ein auch diese Seite verstehen zu können. OK, es gibt den Satz von Bildung und Einbildung. Doch immerhin habe ich es bei Befragungen und Vernehmungen gar nicht mal so selten auch mit dieser Seite zu tun gehabt.
Problem war und ist doch, dass man als Verfolger im weitesten Sinne ebenso wenig wie ein Opfer diese eher privaten Probleme lösen konnte oder kann. Jener, der die Aufgabe hat, Täter zu finden und die Tat zu beweisen kann an eben diesen Voraussetzungen so gar nichts ändern. Die bestanden und bestehen, bevor Leute wie ich überhaupt aktiv werden. Ein Opfer wiederum ist dann der Leidtragende und es erscheint mir zu viel verlangt, auch noch die andere "Seite hinzuhalten".
Die allermeisten "meiner" Täter waren jedoch eher Menschen, die von sich sehr überzeugt waren. Sie hatten in ihren Augen alle Rechte auch die über Andere während die Opfer meist "selbst schuld" waren.


S51, du hattest mit Insassen von Torgau zu tun....??? Warum nennst du dann nicht einige Beispiele....

....konkret will ich dich fragen, etwas dazu zu sagen, wieviele der Kinder und Jugendlichen, die selbst Opfer von Familiengewalt waren jemals eine Chance hatten gegen ihre Peiniger vorzugehen....???? Mein Erzeuger mußte sich kein Stück dafür rechtfertigen zB....er tat es jahrelang und wurde nie dafür belangt....und nein, ich rede nicht von einem Elterteil, dem vor Schreck mal die Hand ausgerutscht ist, ich rede von Knochenbrüchen, für die ich beim Eingipsen andere Gründe nennen mußte....

....hör mal, sich hinstellen und sagen...tscha nu, die hatten eine schwere Kindheit ohne richtig selber zu erahnen, was das für Traumatas in diesen Kindern eigendlich verursacht hat....denn diese Kinder haben dadrübber nicht geredet, nein man hat nur die Folgen davon bekämpft, das Wiederspenstige war ja Empörung genug und mußte zum Teil drastisch bekämpft werden.....

....konkret im Film mit Jürgen Fiege: Welche Opfer hat den der Junge, der dort dargestellt ist produziert, weil das wird ja nicht genannt....ich hör nur, das keiner Zugang zu diesem Jungen fand, er dauernt weglief aus anderen Heimen....sein Erzieher aus Hummelshain kam ja auch zu Wort, er hätte doch mal sagen können wieviel Leichen den Weg des Jungen pflasterte......

....wo sind diese Fälle von unsagbar schlimmer Kriminalität der Insassen von Torgau, wann kommt hier mal jemand und wird konkret oder stimmt nachher dann doch das kurze Wikitat, das die dort Einsitzenden doch in der Regel nicht kriminell sondern doch nur stark verhaltensauffällig waren....im Film mit Jürgen Fiege hätte der Erzieher von Hummelshain doch mal konkret werden können, hat er doch sogar die Verfehlungskartei des Jungen dabei....auf der stand dann aber keine einzige kriminelle Handlung....er kannte sicher auch andere Fälle, er hätte doch mal einige nennen können....

....und überhaupt, was veranlaßte den JWH so überstürzt aufzulösen und ihn in einer Nacht und Nebelaktion umzustalten kurz vor dem Fall der Mauer.....

groetjes

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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon Merkur » 26. September 2011, 06:30

SkinnyTrucky hat geschrieben: Mein Erzeuger mußte sich kein Stück dafür rechtfertigen zB....er tat es jahrelang und wurde nie dafür belangt....und nein, ich rede nicht von einem Elterteil, dem vor Schreck mal die Hand ausgerutscht ist, ich rede von Knochenbrüchen, für die ich beim Eingipsen andere Gründe nennen mußte....


Was ist denn konkret unternommen worden, um diese Taten zur Anzeige zu bringen ?
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon SkinnyTrucky » 26. September 2011, 06:49

Merkur hat geschrieben:Was ist denn konkret unternommen worden, um diese Taten zur Anzeige zu bringen ?


Nichts Merkur, ich bin aber mit 14 das erste Mal zu Hause weggelaufen und hab mich durchs riesige Waldgebiet Richtung Diesdorf durchgeschlagen mit der Absicht eventuell die Grenze zu entern....ich bin dann aber kurz vor Pekensen dann doch wieder umgekehrt und hab mich dann bei meinen Großeltern auf dem Heuschober versteckt, wo ich dann irgendwann mal von meinem Opa gefunden wurde....

....nein, ich hab niemals zu DDR-Zeiten jemanden gehabt, dem ich alles anvertrauen konnte, bzw ich hab es einfach in mich reingefressen....Kinder haben in der Hinsicht oft keine Lobby....vor allem nicht wenn sie einer Allmacht gegenüber stehen.....

groetjes

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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon Affi976 » 26. September 2011, 08:36

@Mara,
es ist bitter und es tut mir und ganz sicher auch allen anderen Usern hier für Dich unendlich Leid. Da scheint wirklich vieles den Bach hinunter zu sein. Und in Besonderen, wenn man keinen Menschen findet, dem man vertrauen kann/will, oder alles ins Gegenteil verkehrt wird.
Ich hatte in der Grundschule eine Klassenkameradin, deren Mutter mit den 3 Kindern aus dem Westen kam ( 1964 ), weil sie drüben nicht zu Rande kam. Hier kam sie aber auch nicht zu Rande und ließ die Wut an ihren Kindern aus. Schläge und Knochenbrüche, waren an der Tagesordnung. Sie hatte genau wie Du, immer etwas anderes erzählt. Bis sie eines Tages selbst nicht mehr konnte/wollte und nach einer Attacke mit dem Bügeleisen, jetzt war das Maß wohl endlich voll,das die Mutter ihr, heiss, auf den Oberkörper hielt zu unserem Lehrer ging und ihm ihr Leid klagte. Sie hatte Glück, der Lehrer hatte die Sache schon erkannt und sich im Vorfeld mit dem Jugendamt schon verständigt gehabt. Die Kinder kamen in eine Pflegefamilie und die Mutter in eine Therapie.Später kamen die Kinder wieder zurück. Dann war wohl alles "in Ordnung", soweit man da überhaupt von Ordnung reden kann. Heute ist sie eine Mutter von 3 erwachsenen Kindern, macht ihre Arbeit und darüber hinaus noch eine super aussehende 50-gerin.
Hier ist es augenscheinlich gerade nochmal gut gegangen. Leider waren eben nicht alle Kinder und Jugendlichen, nicht nur in der DDR, nicht mit besonders viel Vertrauen und Selbstbewußtsein ausgestattet. Und ganz sicher siond da auch viele gebrochene Seelen entstanden. Eine Entschuldigung gibt es in meinen Augen nicht. Nicht von den Eltern, nicht vom Pfaffen......und von wem noch alles. Es ist und bleibt für mich unentschuldbar.
Leider und das ist auch so ein Punkt, spricht man ja nicht mit seinem Peiniger über die Taten, vielleicht wäre da noch etwas zu retten, aber wie oben gesagt...!!!!!!! Schade, dass es soweit kommen mußte und konnte.
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon Nostalgiker » 26. September 2011, 08:52

Mara,

ohne Deine persönliche Geschichte abzuwerten oder anzuzweifeln, es ist schon schlimm genug das so etwas überhaupt passieren kann und da ist es egal in welchem System. Seine eigene Wut an Kindern auszulassen ist nicht akzepabel.

Mir persönlich bekannt ist ein Mädel; inzwischen eine sehr erwachsene Frau und Mutter, welches mit 15 selbst zu Jugendhilfe ging und forderte in ein Heim zu kommen. Auch ihr glaubte man Anfangs nicht, weil ihre Eltern in die "sozialistische Norm" passten.
Nur war das Mädchen hartnäckig und hat solange protestiert und in den Räumen der Jugendhilfe "Krawall" gemacht bis sie ihren "Willen" bekam.
Im Heim ist diese Mädchen regelrecht aufgeblüht und ja es gab auch ganz normale Kinderheime in der DDR.
Das Mädchen hat vor fast 30 Jahren das gemacht was heute unter dem Begriff "Hilfe zur Selbsthilfe" firmiert. Sie hat sich Hilfe geholt.

Jede Geschichte ist anders weil individuell.
Ich kann nicht pauschal sagen in der DDR hat sich keiner um verhaltensauffällige Kinder gekümmert nur weil ich es selber so nicht erlebt habe.Welche Gründe auch immer mich davon abhielten mich irgendjemanden anzuvertrauen. Wenn schon Vorwurf dann bitte eine Nummer kleiner und nicht immer gleich die Keule rausholen, die unbarmherzige, kalte, unmenschliche DDR.

Auf der einen Seite wird beklagt das sich die "DDR" um jeden Pups von Jedem kümmerte, alles und Allen reglementierte und nur wenns persönlich passt wird lauthals beklagt; die DDR kümmerte sich nicht wirklich! Sie war unmenschlich weil sie sich nicht ausschließlich und exklusiv meiner Person anmahm.

Ich muß schon wissen was ich wollte, auch in der Vergangenheit. Und wenn ich das Eine nicht will sollte ich auch nicht klagen wenn ich das Andere nicht bekam.

Ein Satz in Deinen Beitrag in dem Du Dein Herz ein wenig ausschüttest hat mich nachdenklich gemacht.
....dürfen Menschen die schlechte Erfahrungen gemacht haben, das Erlebte nicht so darstellen, wie es ihre Sicht ist....


Sie dürfen Mara, sie dürfen, nur müssen sie damit rechnen und es auch aushalten wenn ihnen anschließend Wind mit Gegenargumenten ins Gesicht bläst.


Um mal die ganz große Geschichtskeule rauszuholen, auch Eichmann war sich weder einer Schuld bewusst noch hat er wirklich verstanden warum ihm der Prozess gemacht wurde.

Um noch auf die eingestellten Filmchen und das was hier Einige zu den Opfern von den "Unschuldigen" geschrieben haben, einzugehen.
Es rollten sich schier meine Fußnägel hoch als eines der Mädels, ich glaub es war die fotogen-ahnungslose ständig davon redete, ach gottchen da waren sie halt eben eine wenig aggressiv, es sind doch alle aggressiv, nur wiel ich aggressiv bin, ne sowas aber auch.... usw. usf.
Vielleicht denkt das Mädel nach einer handfesten Begegnung mit jemanden der nur ein wenig aggressiv ist und danach nicht mehr ganz so fotogen ist, etwas anders darüber das Aggression bei Jugendlichen nicht Ausdruck von Individualität ist.
Denn nämlich genau diese Person die dieses sagte interessierte sich eine feuchten Kehricht für die Ursachen der Aggressivität, um das warum.

Menschen werden nicht böse geboren aber Menschen können eine Entwicklung nehmen an deren Ende sie einfach nur noch böse sind.

Nochwas zu den Erziehern in Torgau.
Kann es nicht auch sein das dort auch welche waren die dort ihre durchaus nicht konformen Neigungen ausleben konnten? Wenn es auch nur ansatzweise war?
auch sowas kommt in jeder Gesellschaftsform vor das es Menschen die Macht ausüben wollen und in deren ausübung Befriedigung finden, in solche Einrichtungen zieht in der sie das ausleben können?
Nur so ein Gedanke der mir eben kam.

Gruß
Nostalgiker
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon SkinnyTrucky » 26. September 2011, 09:00

Ja Affi, ich merke, das wenigstens du versuchst zu verstehn, was ich sagen wollte....ich habe mit meinem Peiniger drübber gesprochen Jahre danach....naja, ich hab ihn nach langem Krampf soweit gehabt, ihn zu zwingen mal mir zuzuhören....

....3 Stunden lang hab ich ihm meine Gefühlswelt vor die Füsse gekippt....ich hab aber auch gemerkt, das er das garnicht richtig verstanden hat....wieder 2 Jahre danach bin ich mal mit meiner Ex dort gewesen völlig übermüdet von der Arbeit schlief ich den Samstag sehr lange...Resultat war das es Mittags wieder enormen Krach gab, worauf er mich wieder zusammengeschlagen hat und das vor den Augen meiner Ex, die davon so geschockt war, das sie nie wieder dort hin wollte...selbst ihre Eltern haben das durch mich arrangierte Treffen mit meinen Eltern zum Kennenlernen gecancelt....

So...und hier noch was zum Thema:







groetjes

Mara
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon SkinnyTrucky » 26. September 2011, 09:13

Nostalgiker hat geschrieben:
....dürfen Menschen die schlechte Erfahrungen gemacht haben, das Erlebte nicht so darstellen, wie es ihre Sicht ist....


Sie dürfen Mara, sie dürfen, nur müssen sie damit rechnen und es auch aushalten wenn ihnen anschließend Wind mit Gegenargumenten ins Gesicht bläst.


Meinst du, ihnen geht es dann besser...??? Das klingt jetzt so, wie das Vergewaltigungsopfer war ja selber schuld wegen dem zu kurzen Rock....


Nostalgiker hat geschrieben:Nochwas zu den Erziehern in Torgau.
Kann es nicht auch sein das dort auch welche waren die dort ihre durchaus nicht konformen Neigungen ausleben konnten? Wenn es auch nur ansatzweise war?
auch sowas kommt in jeder Gesellschaftsform vor das es Menschen die Macht ausüben wollen und in deren ausübung Befriedigung finden, in solche Einrichtungen zieht in der sie das ausleben können?
Nur so ein Gedanke der mir eben kam.


Ja Nostalgiker, da bin ich mir sogar ziemlich sicher, Pädagogenkorrifeen waren es ganz sicher nicht....eher alles andere als das....

Was natürlich auch so ist, das Torgau sicher kein Einzelfall ist....überall gibt es falschen Umgang mit Heranwachsenen:



groetjes

Mara
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon Nostalgiker » 26. September 2011, 09:31

Mara,

wir wollen uns doch jetzt nicht unseren Fokus auf die kurzen Röcke setzen.

Du hast eine sehr allgemeine Behauptung aufgestellt und ich habe sie genauso allgemein kommentiert. Compris?

Wir formulieren hier nicht immer alle exakt und nur wenn es eklatante Irrtümer beim Rezipienten gibt, sollte er Rückfragen bzw. berichtigen wenn er es denn weiß. Damit partizipiert er.

Verwunderte Frage: wieso müssen Vergewaltigungsopfer immer einen Rock anhaben? Es gibt auch Männer die Vergewaltigt werden.

Gruß
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon Nostalgiker » 26. September 2011, 10:09

Jetzt habe ich mir das erste Video angesehen welches Mara eben hier reingestellt hat.

Fazit und es wurde hier schon thematisiert: Ideologische Manipulation vom feinsten. Schnitt, Off-Kommentar und Kommentar im Studio verstehen es "meisterhaft" zu suggerieren das ein Aufenthalt in einem ganz normalen Kinderheim mit dem Aufenthalt in Torgau gleichzusetzen sei. Sehr geschickt gemacht, völlig wertfrei und nur der Wahrheit verpflichtet.
Das es im gezeigten Fall um sexuelle Übergriffe geht dient als Aufhänger der Geschichte und der "Opferbetreuer" entblödet sich nicht vor laufender Kamera zu bedaueren das in diesem speziell angesprochenem Fall wohl leider kein politischer Grund für eine Heimeinweisung (in ein ganz normales Kinderheim übrigens)zu finden sei der die Beantragung einer Opferrente gerechtfertige.

Das das Thema sexuelle Übergriffe, auch in Heimen der DDR benannt werden muß, kein Thema. Nur finde ich es mehr als unwürdig, auch den Opfern dieser Übergriffe gegenüber, alles gewaltsam in die politische Schiene zu drängen. Wahrscheinlich kommt irgendwann heraus das der Heimleiter überhaupt nicht pädophil veranlagt war, nein er handelte in besonders perfiden Auftrag der Stasi.

Diese Beiträge zeigen, auf die Journale bezogen!!!, mal wieder sehr eindruckvoll den Wahrheitsgehalt der Redewendung; wessen Brot ich ess', dessen Lied ich sing'.

-----------------------------------------------------------------------------------

Ich werde dann mal losgehen und auch eine Opferrente beantragen.
"Saß" ich doch im Jahr 1955 mehrere Wochen in einem Heim und 1956 nochmals.
Das ist das eine.
Im Schimmunterricht in der 5. Klasse duschte unser Sportlehrer ebenfalls nackt!!!!!! mit uns Jungen in der Dusche vom Schwimmbad.
Das gleiche wiederholte sich in der 10. Klasse als wir nochmals im Rahmen des Sportunterrichtes zum Schwimmen gingen. Wieder duschte der Lehrer nackt!!! mit uns Jugendlichen gemeinsam.
Ein Fall von sexuellem Mißbrauch????? Egal,ich werde es mal anzeigen. Ist doch erst 50 Jahre her.

Fragen zum Heim an mich sind zwecklos. Wenn überhaupt werde ich im 'Erinnerungshotel' darüber schreiben.

Gruß
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon Nostalgiker » 26. September 2011, 10:52

Ich habe mal gesucht wer das fotogene Mädel denn ist und ich bin fündig geworden.
Eine Journalistin, geb. 1976 in Berlin(Ost) und deshalb als Kronzeugin für DDR im allgemeinen und besonderen ganz besonders prädistiniert.

Wer es aushält kann sich ihre Erkenntnisse, Ergüsse und Geschwafel über die DDR in 12 Teilen hier: "Süß war nur der Westen" reinziehen.

Sehr voreingenommen und da stehe ich zu, die Dame hat den Schuß nicht gehört.
Wäre sie Blond dann wäre vieles von dem was sie in unbegreiflicher Naivität von sich gibt klarer und einfacher einzuschätzen.

Gruß
Nostalgiker
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon nightfire64 » 26. September 2011, 13:36

SkinnyTrucky hat geschrieben:Kennst du denn Opfer von Insassen von Torgau Kerstin....???
Die Personen die in den Filmen vorkommen, was haben die anderen Menschen angetan, das sie nach Torgau mußten....???
Was weißt du, außer diesen Videos, noch von den Leuten?




Hallo Mara und eigentlich auch für dich Interessierter,

um Opfer zu kennen, hätte ich ja mit den Tätern um die Häuser ziehen müssen und so schräg war ich dann doch nicht drauf!
Aber ich kann dir ein Beispiel über einen Täter liefern, was du mir dann im Anschluss, wieder als Unwahr abliefern wirst, oder es übergehst.
Sein Name war Hans-Joachim B. und war 1 Jahre älter wie ich, sein Elternhaus war ganz normaler Durchschnitt. Er hatte noch einen Bruder und eine Schwester, beides ordentliche Kinder.
Bei Achim, (so nannten ihn alle) sah die Sache ganz anders aus, er fing früh an die kleineren Mitschüler zu verprügeln, oder… wie es heute heißt abzuziehen, er nahm ihnen die Pausenbrote ab…, nicht weil er Hunger hatte, sondern um sie auf den Boden zuwerfen und darauf rumzutrampeln.
Die Schule trat ein und das Räderwerk begann zu laufen, Eltern wurden in die Schule bestellt, etliche Hausbesuche durch den Klassenlehrer der stundenlange Gespräche mit ihm führte. Unser Sportlehrer Herr D., er war damals ein etwas anderer Lehrer, da er noch jung war, er nahm ihn mit in die Turnhalle und lies ihn boxen, damit er Aggressionen abbaut.
Alles ohne Erfolg, es wurde immer schlimmer, dann kam die Jugendhilfe auf den Plan, auch die hatten keinen Erfolg. Er wurde zur Abschreckung, für eine Woche in D- Heim gesteckt, er kam grinsend wieder raus und fühlte sich als Held.
Dann kam er gar nicht mehr zur Schule, er tauchte aber immer wieder, bei uns in der Clique auf und erzählte.., dass er jetzt einer Bande angehört und sie abends im Rosental, Leute überfallen, zusammenschlagen und die Geldbörsen, Schmuck und Uhren abnahmen.
Er kam in ein richtiges Heim, dort haute er immer wieder ab und begann weitere Raubüberfälle mit Körperverletzung und die Sache steigerte sich noch weiter, als wenn das nicht schon schlimm genug gewesen wäre.
Weiter ging es mit Zusammenschlagen, in der Nähe vom W.-Leuschner –Platz (Innenstadt) war so eine Männertoilette da ging es Treppen runter, ich weiß nicht wie die Dinger hießen, (Rainer oder Zicke helft mir mal).
Na jedenfalls war es Stadtbekannt, dass sich dort die Homosexuellen getroffen haben.
Er flog mit seinen Mittätern dort ein und sie nannten es freudestrahlend…, „Schwulenklatschen“!!
Nach etlichen Opfern mehr, kam dann Torgau…, für mich wäre das schon lange ein Fall für das Jugendgericht gewesen, aber da wäre er ja jung schon vorbestraft gewesen, also Torgau.
Dort dann auch wieder raus, ging es Knast rein, Knast raus und so war es ein Kreislauf der nicht endete.
Nach der Wiedervereinigung, ging er nach Berlin, dann Frankfurt und zum Schluss Hamburg, als ich dann Mitte 2000 eine gemeinsame Bekannte getroffen habe und wir sprachen über alte Zeiten, kamen wir auch auf Achim zu sprechen und sie erzählte mir, dass er dann bei Drogen gelandet ist und ein Schuss zu viel war.
Das Ende einer Kindheit, einem Menschen, dem viele versucht haben zu helfen, er es aber nicht wollte.
Es gab kein schlechtes Elternhaus, er war einfach nur durchgeknallt!!

So nun du…, keine Opfer…, er unschuldig in Torgau…?????

Ich kenne auch noch lebende Personen die dort waren, aber die stehen auch dazu, dass sie Bockmist gebaut hatten und haben ihr Leben nach Torgau, wieder in den Griff bekommen.

Mara, was deinen persönlichen Fall angeht, dass finde ich sehr tragisch und das tut mir auch persönlich sehr leid, wie es mir um jedes gebrochene Kinderherz leid tut.
Da kann ich nur wieder mit meiner Schulkameradin Constanze kommen, da hat die Jugendhilfe sofort gegriffen durch die Schule und ihr wurde geholfen.
Deswegen bin ich auch sehr vorsichtig, was die Opfer betrifft, Constanzes Mutter sitzt heute vor der Kamera, tränenüberströmt und erzählt von willkürlichen Kindes Entzug durch die DDR Organe.
Sie vergisst nur dabei zu erzählen, dass sie ihre kleine Tochter fast totgeschlagen haben.

Solche Fälle kennt unser User Interessierter bestimmt nicht, aus seinem Wendebesuch!!

Liebe Grüße

Kerstin [denken]
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