Ermordeter Kreml-Kritiker soll an Ukraine-Bericht gearbeitet habenVertraute Boris Nemzows präsentiert handschriftliche Notiz:Moskau - Der ermordete Kreml-Kritiker Boris Nemzow arbeitete offenbar bis kurz vor seinem Tod an einem Bericht über die Rolle Russlands im Ukraine-Konflikt. Das zeigt eine handschriftliche Notiz, die der Oppositionspolitiker nach Angaben seiner Vertrauten Olga Schorina einen Tag vor dem Attentat eilig niederschrieb.
"Fallschirmjäger aus Iwanowo haben mit mir Kontakt aufgenommen", ist auf dem A4-Blatt zu lesen. Nemzows Mitstreiter Ilja Jaschin sagte, der 55-Jährige habe Hinweise und Dokumente zusammenstellen wollen, die eine Präsenz der russischen Armee in der Ukraine bewiesen und "die Lügen Präsident Putins" aufdeckten.Die Regierung in Moskau hat wiederholt bestritten, die Separatisten in der Ukraine vor Ort militärisch zu unterstützen. Die Vorwürfe kommen meist aus dem Westen oder von der Regierung in Kiew. Aber auch in Russland kursieren seit einigen Monaten Berichte, wonach viele russische Soldaten im Kampfeinsatz in der Ukraine ums Leben kamen. Der ukrainische Präsident Petro
Poroschenko sagte bereits kurz nach dem Mord, Nemzow habe Beweise für eine russische Verstrickung in den Konflikt veröffentlichen wollen. "Jemand hatte deswegen Angst. Sie haben ihn umgebracht."Ob das Dokument, das Schorina nun der Nachrichtenagentur Reuters zeigte, authentisch ist, ließ sich von unabhängiger Seite nicht überprüfen.
Schorina sagt, Nemzow habe Angst gehabt, dass der Geheimdienst sein Büro verwanzt habe. "Er wollte es nicht laut aussprechen, darum hat er es für mich aufgeschrieben."Nemzow habe gleichwohl nicht vorgehabt, brisante Neuigkeiten zu veröffentlichen, sagte Schorina. Das meiste Material, das er zusammengetragen habe, sei offen zugänglich. Nach ihrem Wissen habe er vor seinem Tod nur noch ein Inhaltsverzeichnis verfasst. Die anderen Berichte habe er ihr meistens aus dem Gedächtnis diktiert.
Sie und Jaschin würden nun versuchen, Nemzows Bericht in einem Monat zu veröffentlichen.Der vollständige Bericht hier:
http://derstandard.at/2000012595843/Erm ... itet-habenNa hoffentlich überstehen sie die Veröffentlichung unbeschadet. Nicht, dass sie vorher auch noch einen " Unfall " haben.