karl143 hat geschrieben: Das bedeutet, jedes Kino hatte einen verantwortlichen Leiter. Über Einnahmen und Ausgaben brauchte er sich keine Sorgen machen, ebenso brauchte er keine Kostenkalkulation erstellen.
Hallo Karl,
gerade weil du in deinem letzten Beitrag das Jahr 1970 erwähnst , fällt mir folgendes ein.
Von 1969 bis 1971 hatte ich ja in Tambach-Dietharz gelernt. Ein kleiner Urlaubsort in Thüringen. (viele Urlauber, aber auch recht bedeutende Industrie...Schraubenkombinat, Presswerk Tambach, Glühsockelwerk usw.)
Ein Kino (mittlere Größe) gab es dort auch, war wegen der Urlauber auch angebracht. Bei Spitzenfilmen oder in der Hauptsaison war es auch teils gut besucht. Nur ich glaube, die größte Zeit des Jahres blieb es "leer".
Für uns als Lehrlinge war das Kino eine willkommende Abwechslung.
Eintritt kostete damals 1,05 Mark, wobei es hieß, die 5 Pfennig wären Kulturaufschlag. War also auch erschwinglich.
Um die 1,05 Mark einmal in Relation zu unserem Lehrlingsgeld zu setzen.........wir bekamen anfangs 80 Mark Lehrlingsgeld, wovon noch 45 Mark Essengeld für das Internat abgingen. Du siehst also, ich (die anderen natürlich auch), mußten schon bei Zeiten lernen, sparsam zu wirtschaften. Viel blieb da nicht übrig. Auch wenn man noch etwas von zu Hause unterstützt wurde, nur die Heimfahrt (Tambach-Schönebeck) kostete mit der billigeren Arbeiter-Rückfahrkarte 15,60 Mark , mit zwei D-Zugzuschlägen (plus 6 Mark), dann immerhin schon 21,60 Mark.
Aus heutiger Sicht muß ich staunen, wie man das damals hinbekommen hatte, zumal ja Kneipenbesuche auch angesagt waren. In unserer "Stammkneipe" (Hilmar Tanz)war man für 2,00 Mark mit 5 Bier dabei. 4,00 Mark war eh meine Schallmauer, alles darüber hätte dann die falsche Richtung eingeschlagen.
Schönes Thema, aber wir sind ja bei den Kinos.
Ja, wie gesagt, meistens war es leer. Was schätzt du denn, ab wieviel Leuten reingelassen wurde ?
Es hieß immer, wenn 6-8 Leute rein wollen, dann läuft die Vorstellung. Ich weiß gar nicht, wie oft wir ganz alleine im Kino saßen. Haben uns meist ganz hinten hingesetzt, vor uns war gähnende Leere.
Hab damals immer gestaunt, wie das alles so geht. Zumal, im Winter mußte geheizt werden, eine Frau saß im Kartenverkauf, eine war schon im Vorführraum zum Abriss und auch später, um uns etwas zu bremsen, wenn wir zu laut wurden, na und einen Vorführer wird es ja auch gegeben haben.
Auch wenn 15 Besucher im Kino waren, da lief eine Vorstellung mit der Einnahme von 15,75 Mark. So gesehen, bald unvorstellbar. Das Kino gibt es wohl schon lange nicht mehr, auch die angeschlossene Gaststätte ("zum Lamm") ist dicht.
Nur wie du schon in deinem ersten Beitrag schreibst, über Wirtschaftlichkeit brauchte sich da keiner Gedanken machen, ansonsten hätte Tambach schon 1969 kein Kino mehr gehabt.
karl143 hat geschrieben:Die ist eben so, wie man sich
Kino vorstellt, roter Samtvorhang, tolles Licht, - eben Kino. Und freundlichem Personal, und jede Menge Sondertage, z. B. jeden Montagabend
die Filme zu 3,50 Euro, Frauentag, Männertag usw. Wenn so ein Besitzer die richtigen Ideen hat, überlebt er mit seinem Kino auch in der heutigen
Zeit und braucht keinen Kinoplalast. Das sind für mich Gebäude ohne Atmosphäre, steril wie ein Krankenhaus.
Siehst du und genau diese Gedanken habe ich oft, wenn ich an unser ehemaliges Apollo-Theater denke. Ein kleines Kino mit Rang...... klein, gemütlich und anheimelnd. Der Dreifach-Gong ertönte, das Licht ging langsam aus und der rote Vorhang öffnete sich.
Es liegt im Ortsteil Bad Salzelmen, ganz idyllisch auf dem Marktplatz.
Hier mal ein Artikel, den ich eben gefunden hab.
http://allekinos.pytalhost.com/kinowiki/index.php?title=Sch%C3%B6nebeck_Apollo_Salzelmen Für Kurgäste und Bewohner wäre das ein guter Anlaufpunkt. Nur wie der Zuspruch dann wirklich aussehen würde, kann man als Außenstehender natürlich nicht einschätzen. Ich finde es halt nur schade.
Im Grunde bin ich kein Kinogänger mehr. Seit meiner Tambacher Zeit ist das eingeschlafen. Im Kino war ich letztmalig zu DDR-Zeiten. Da war meine Tochter noch klein und "Asterix erobert Rom" lief hier erstmalig. Seit dem war ich in keinem Kino mehr.
Zu Tambacher Zeiten liefen gerade die ganzen Edgar-Wallace-Filme, Louis-Defunes-Filme, Monumentalfilme, wie "El-Cid", "Untergang des römischen Reiches", "Säule des Trajan", aber auch "Reise zum Mittelpunkt der Erde", " Meuterei auf der Bounty", "Das große Rennen um die Welt" und, und, und.......
Ach ja, war schon sehenswert.
Viele Grüße
Herbert
(ich hoffe, ich schreibe nicht zu "langatmig"....da kommen immer viele Erinnerungen)