Ein Artikel von Wolfram Wette
Prof. i.R. Dr. Wolfram Wette[*], Waldkirch, hatte am 7. Mai 2025 im Saal des Kulturzentrums Reutlingen einen auch für NachDenkSeiten-Leserinnen und -Leser interessanten Vortrag gehalten. Die Veranstaltung war von der Reutlinger Initiative für Frieden und Abrüstung (RIFA) und Kooperationspartnern getragen worden. Wir veröffentlichen den Text des Vortrags. Der Text enthält viele wichtigen Fakten und durchaus auch kritisch zu betrachtende Passagen. Das ist bei diesem Thema nicht auszuschließen. Albrecht Müller.
„Nie wieder Krieg!“ – Hat die alte Parole noch eine Zukunft?
Prof. i.R. Dr. Wolfram WetteAuszüge
Die Version der „unprovozierten“ russischen Aggression prägt die öffentliche Meinung in Deutschland bis heute. Sie kanalisiert die Meinungsbildung und erschwert die Erforschung der tieferliegenden Ursachen dieses Krieges. Einer zuverlässigen Meinungsumfrage zufolge unterstützen inzwischen – Stand Februar 2025 – fast zwei Drittel der Deutschen den Kurs ihrer Regierung, also weitere Waffenlieferungen zur Fortsetzung des Krieges.
Die genaue Analyse der längerfristigen Ursachen dieses Krieges könnte helfen, in die Realität zurückzufinden. „Kopfklärungen“ bieten beispielsweise die Autoren Patrick Baab, Jacques Baud, Gabriele Krone-Schmalz, Harald Kujat, Erich Vad, Michael von der Schulenburg, Jeffrey Sachs, John J. Mearsheimer, Emmanuel Todd und Günter Verheugen, um nur einige aus dem Lager der Minderheit zu nennen, die es wagte, sich gegen den Mainstream zu stellen.
Die Parole „Nie wieder Krieg!“, die uns viele Jahrzehnte lang eine Orientierung geboten hat, hat sich nicht erledigt. In unserem Lande gibt es nach wie vor viele Menschen, die sich eine kriegskritische Haltung bewahrt haben.
Dan Smith, der Direktor des schwedischen Friedensforschungsinstituts SIPRI, stellte dieser Tage (2.4.2025) fest, dass das Niveau der Militärausgaben in Europa derzeit „höher als je zuvor“ sei, und er knüpfte daran die Warnung: Die vielen Hundert Milliarden Euro für Militär und Rüstung seien nicht das, „was notwendig ist, um Europa zu einem sicheren Ort zu machen“. Vielmehr seien sie „ein deutliches Warnsignal für ein ungesundes und gefährliches System, in dem wir leben“.
Lassen wir uns also nicht einreden, es gäbe allein und nur die derzeitige Konfrontationspolitik. Wir können wählen! Vielleicht erleben wir sogar eine neue Bewegung „von unten“, einen Aufstand der derzeit noch schweigenden Mehrheit in der Bevölkerung – einen Aufstand für eine kooperative Zukunft. Wir müssen heraus aus der Sackgasse des Fatalismus und der lähmenden Angst! Noch einmal müssen wir uns gegen alle Widerstände für die Vision eines friedfertigen „Gemeinsamen Hauses Europa“ begeistern und uns mit einem langen Atem für sie einsetzen. Die Vision „Ernstfall Frieden“ ist nicht passé. „Nie wieder Krieg!“ bleibt die zentrale Lehre aus unserer Geschichte.
Um einem sich ausbreitenden Fatalismus entgegenzutreten, können wir für unsere grundlegenden Einsichten werben: Frieden ist möglich und machbar! Kriegsverhütung muss das erste Ziel staatlicher Politik bleiben! Verhandeln ist immer besser als Schießen! Diplomatie verlangt nicht Sympathie, sondern Empathie, also die Fähigkeit, sich in die andere Seite hineinzuversetzen!
Der ganze Artikel:
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