Von der Tagesschau-Seite: Interview mit Islamwissenschaftler und Politologe André Bank vom Giga-Institut für Nahoststudien.
Die Lage in Syrien spitze sich zu. Durch die Schwäche des Assad-Regimes ist erstmals ein breites Aufbegehren möglich.
Gibt wohl zwei Parteien, die hauptsächlich die Rebellion anführen. Die radikal-islamische Haiat Tahrir al-Scham (HTS = der vormalige Al-Kaida-Ableger), und die Syrian National Army (SNA), die eng mit der Türkei verbunden sein soll. Angeblich sollte die Offensive schon im Oktober erfolgen.
Nun passt das Timing besser. Die Rebellen nutzen die Schwäche der Unterstützer von Assad aus. Russland ist stark in der Ukraine eingebunden, der Iran steht unter Druck. Israel hat auch iranische Kräfte angegriffen, vor allem die libanesische Hisbollah. Die sind nun alle geschwächt, durch die Angriffe im Libanon und in Syrien.
Dazu kommt, dass die wirtschaftliche Lage im Assad-Gebiet so schlecht ist, wie noch nie seit 2011.
Aber alles in allem, eine sehr beunruhigende Lage. Ich sehe noch keine Hoffnung für das geschundene Land. Selbst wenn es gelingt, Assad zu stürzen, wenn ihn seine Unterstützer fallen lassen - was dann? Die HTS-Islamisten sind mehr als problematisch, bei der SNA ist "irgendwie" Erdogan mit im Spiel. Ggfs kommen als (positive) Gruppe noch die moderaten Kurden dazu. Problem ist, dass die meisten Gruppen nur ihre eigenen Interessen haben, und die Perspektive für Gesamt-Syrien fehlt.
Banks Fazit: Die Chancen, um das Land wieder zu einen, sind kurzfristig nicht sehr hoch. Aber - vielleicht öffnet die jetzige Destabilisierung ein kleines Fenster für ein mittelfristig besseres Syrien. Bis dahin wird es vermutlich weitere Instabilität, Gewalt und Leiden geben.
https://www.tagesschau.de/ausland/asien ... n-100.html