In den Sozialen Medien wurde die Schließung unter anderem von den Freien Sachsen kommentiert: „Ausgleichende Gerechtigkeit: Wenn sich Gratismut nicht lohnt“, heißt es in einem Beitrag auf X. Dort wird auch über mögliche Gründe spekuliert. So habe sich das Brauhaus in den vergangenen Jahren „wenig Mühe“ gegeben, neue Kundenkreise zu erschließen, ganz im Gegenteil. Querdenker hätten als unerwünscht gegolten und als Kundgebungen von AfD sowie Freien Sachsen in der Nähe stattfanden, sei erst einmal über die Presse gepoltert worden, anstatt sich über einige hundert potentielle Gäste zu freuen, die nach den Veranstaltungen eingekehrt wären, so die Freien Sachsen. „Nunja, langsam dürfte sich herumsprechen: In Sachsen lohnt sich der 'Gratismut gegen Rechts' nicht mehr. Ganz im Gegenteil.“
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Zwickau.
Es ist fast genau ein Jahr her. Im September 2023 war Brauhaus-Betreiber Sebastian Scherk dazu bereit, der „Freien Presse“ seine Preiskalkulation für ein Wiener Schnitzel offenzulegen. 24,50 Euro kostete das Schnitzel vom Kalb damals, Pommes und Gurkensalat inklusive. Das waren 6 Euro mehr als 2018, vor Corona und dem Krieg in der Ukraine. Und 7 Euro weniger als zu Beginn dieses Jahres, als die Mehrwertsteuer in der Gastronomie wieder auf 19 Prozent hochgesetzt wurde, was vielen Gastronomen bis heute zu schaffen macht. Zuletzt war das Schnitzel wieder etwas günstiger, 29,50 Euro. Zu viel für eine Stadt wie Zwickau?
Die genauen Gründe, weshalb das Brauhaus seit Montag geschlossen hat, sind unbekannt. Sebastian Scherk will sich nicht äußern. Man darf annehmen, dass es ein Zusammenspiel vieler Faktoren war: die wegen der Inflation stark gestiegenen Einkaufspreise, die Großbaustellen auf dem Marienplatz und der Peter-Breuer-Straße. Unstrittig ist, dass das große und verwinkelte Brauhaus mit 200 Plätzen im Innenbereich nicht einfach zu bewirtschaften ist. Unstrittig ist ebenso, dass es Scherk und seine Frau Sarah an Kreativität und Tatendrang nicht haben mangeln lassen. Im Winter wurde im Biergarten Glühwein serviert, im Sommer gab es Livemusik. Während der Fußball-EM in diesem Jahr organisierte das Ehepaar ein Public Viewing auf dem Domhof, das hervorragend angenommen wurde.
In der Mehrzahl sind jedoch Nutzer, die sich über hohe Preise und angeblich wenig schmackhaftes Essen beschweren. „Urig war ja das Ambiente, aber das (recht übersichtliche) Speisenangebot und dazu noch die Preisgestaltung gingen gar nicht“, schreibt Mari Iva Blank. „Früher gutbürgerliche Küche, danach Schickimicki ... Wenig essen für viel Geld“, sekundiert ein Kommentator, der sich Sebastian nennt. Und Jürgen Mozart meint: „Das Problem an dem Laden, wie viel vermutet wurde, war der Koch.“ Es ist offensichtlich, dass das Konzept des Brauhauses bei vielen Zwickauern nicht auf Anklang gestoßen ist. Sebastian Scherk, der das Brauhaus 2017 übernahm, hatte zuvor mehrere Jahre lang als stellvertretender Küchenchef eines Fünf-Sterne-Hotels in der Schweiz gearbeitet. Er nahm das Schweineschnitzel von der Karte, um edleres Fleisch anzubieten. Ein Anspruch, der automatisch zu höheren Preisen führt – die viele Zwickauer nicht zu zahlen bereit waren.
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