Dem aktuellen Verfassungsschutzbericht für Niedersachsen zufolge gelten rund drei Viertel der Rechtsextremisten als gewaltorientiert. Deutlich angestiegen ist die Zahl der rechtsmotivierten Straf- und Gewalttaten.
Niedersachsens Landesinnenminister Boris Pistorius (SPD) sieht beim Rechtsextremismus eine gesunkene Schwelle zur Gewaltanwendung. Ein besonderes Phänomen des Bundeslandes: Viele völkische Siedler haben sich generationenübergreifend gezielt in niedersächsischen Regionen ihren Lebensmittelpunkt gesucht. Wie bereits die „Identitäre Bewegung“ haben die Verfassungsschützer neuerdings neben der Jugendorganisation der AfD, „Junge Alternative“ (JA), auch die Anhänger der inzwischen formell für aufgelöst erklärten AfD-Parteiströmung „Der Flügel“ nachrichtendienstlich auf dem Radar.
Zum rechtsextremen Spektrum werden landesweit 1160 Personen gegenüber 1170 im vorhergehenden Berichtsjahr gezählt. 880 davon gelten als gewaltorientiert. Die Zahl der „Reichsbürger“ reduzierte sich von 1350 auf 1300. Bei etwa 50 davon gibt es eine Schnittmenge zum rechtsextremen Lager.
„Identitäre Bewegung“ hat an Schlagkraft verloren
Die AfD reagierte bezüglich ihrer bereits 2017 in die Schusslinie geratenen Jugendorganisation Ende 2018 ebenso wie in Bremen mit der Auflösung des JA-Landesverbandes, der zuvor rund 180 Angehörige zählte. Einige davon orientierten sich mit ihren Aktivitäten daraufhin in Richtung „Identitäre Bewegung“, die zuletzt aber auch an Schlagkraft, Mitgliederzahl und medialer Verbreitung verloren hat. Ihr werden aktuell nur noch rund 50 Anhänger zugeordnet.
Parteigebundener Rechtsextremismus tut sich in Niedersachsen immer schwerer. Das wird auch am Beispiel der NPD unter Leitung des Landesvorsitzenden Manfred Dammann deutlich, deren Mitgliederzahl sich von 250 auf 240 reduzierte. Offiziell verfügt man noch über elf Unterbezirke – viele davon sind aber inaktiv. Mittlerweile stellt die Partei nur noch zwölf Kommunalmandate. Bei den Europawahlen reichte es gerade einmal für 0,2 Prozent der Stimmen. In Eschede hat die NPD ein altes Bauernanwesen erworben. Dort finden Brauchtumsfeiern und zentrale Parteizusammenkünfte statt, doch sind bei diesen Beobachtungen zufolge nie mehr als maximal 70 Personen anzutreffen. Auch der NPD-Nachwuchs Junge Nationalisten (JN) unter der Regie von Sebastian Weigler bringt es innerhalb der Partei unverändert auf magere zehn Personen.
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