09.00 Uhr
Nervosität bei der DDR-Führung
Trabis und Wartburgs stauen sich am Straßenrand von Gießen. Auch an der Grenze zur Tschechoslowakei (CSSR) stehen DDR-Flüchtlinge mit ihren Autos Schlange.
Nervosität bei der SED-Führung. Vier Offiziere des Ministeriums des Innern und der Staatssicherheit kommen im Innenministerium zusammen, um im Auftrag des SED-Politbüros eine neue Ausreisereiseregelung zu entwerfen.
Fortan sollen auch Privatreisen erlaubt sein, jedoch nur mit Antrag, Visum und Pass. Und ganz wichtig: erst ab dem 10. November.
11.30 Uhr
„In Anbetracht der Lage“
Das Ministerium für Staatssicherheit (Stasi) beendet die Kontrolle der Post in den Postämtern. Zur Begründung heißt es: „In Anbetracht der Lage.“
14.00 Uhr
Witze aus der DDR
Der Bundesnachrichtendienst protokolliert politische Witze aus der DDR: „Warum sind DDR-Bürger immer so müde? Weil es schon 40 Jahre bergauf geht!“
14.25 Uhr
Innenminister Dickel fordert: „Grenze schützen“
Im Zentralkomitee der SED fordert Innenminister Friedrich Dickel: „Diese Grenze ist da und diese Grenze muss geschützt werden!“
Bundeskanzler Kohl reist nach Polen
Bundeskanzler Helmut Kohl bricht mit großem Tross zu einem Staatsbesuch nach Polen auf. Das politische Bonn ist verwaist.
Gegen 15 Uhr kommt die Delegation in Warschau an, wird von Polens Ministerpräsident Mazowiecki am Flughafen in Empfang genommen.
15.00 Uhr
Zehntausende DDR-Flüchtlinge registriert
Die Bilanz des Auswärtigen Amtes in Bonn besagt, dass 3260 DDR-Bürger mit 20 Sonderflügen über die Botschaft in Warschau ausgereist sind. Am Fluchtpunkt Prag reisten vom 4. bis zum 8. November 19 736 DDR-Bürger über die Tschechoslowakei in die Bundesrepublik aus.
16.00 Uhr
„Wie wir’s machen, machen wir’s verkehrt“
Krenz verliest die einzelnen Punkte der neuen Reiseregelung und sagt: „Wie wir’s machen, machen wir’s verkehrt. Aber das ist die einzige Lösung, die uns die Probleme erspart, alles über Drittstaaten zu machen, was dem internationalen Ansehen der DDR nicht förderlich ist.“
16.40 Uhr
Diskussion: Muss es „zeitweilig“ sein?
Der Ministerrats-Entwurf wird im Zentralkomitee erörtert. Hans-Joachim Hoffmann, der Kulturminister der DDR, fragt bei SED-Chef Krenz nach: „Genosse Krenz, könnten wir nicht dieses Wort ,zeitweilig‘ vermeiden?“
Und weiter: „Das erzeugt andauernd den Druck, als hätten die Leute keine Zeit und müssten sofort und so schnell wie möglich. Könnten wir nicht – ich kenn den Gesamttext jetzt nicht –, können wir das nicht vermeiden oder umschreiben?“
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AZ