Republikflucht mit 600 Schafen - Schäfer Läpple und die belämmerte DDR
Blankenfelde -
Es hätte schiefgehen können. Er hätte auf Jahre im Gefängnis landen können. Natürlich wusste Schäfer Gerhard Läpple um die Risiken einer Republikflucht.
Andererseits war sein Plan so unfassbar kühn, dass er glücken konnte. Wer würde schon glauben, dass da einer am hellen Nachmittag, vor den Augen der Grenzpolizisten mit 600 Schafen in den Westen ziehen würde.
Äußere Coolness und innere Erregung
Tatsächlich bot Gerhard Läpple mit seinen Tieren den Posten, die die Sektorengrenze zwischen Blankenfelde in der DDR und Lübars in West-Berlin bewachten, eine idyllische Szenerie. Mit Schäferstab, Hut auf dem Kopf, begleitet von den Hunden Zilli und Flink bewegte er sich – wie schon so oft zuvor – gemächlich über die stillgelegten Rieselfelder und ließ die Tiere weiden. Ein Bild der Ruhe. Anders sein Fluchtbericht: Der beschreibt äußere Coolness und innere Erregung.
Es war der 23. April 1961, ein Sonntagnachmittag: „Ich habe mich eine halbe Stunde in die Sonne gelegt, während die Schafe unmittelbar unter den Augen der Vopos an der Bahnlinie weideten. Das Gras war gut gewachsen, es war schönes Wetter im April 1961.
Dann bin ich so ganz allmählich weitergezogen. Ich kam auf dem Weg in Richtung der alten Fasanerie an eine Wegbiegung, wo viele Weidenbäume standen. Als ich dann weiterzog, kam ich wieder in das Blickfeld der Grenzer. Ich war ganz nahe an der Grenze, die ja damals dort nicht befestigt war. 600 Schafe bildeten auf dem schmalen Weg eine riesenlange Kolonne.
Erster amtlicher Kontakt – umringt von der Herde, dem mitgewanderten Sparbuch der Familie: Zollbeamte aus West-Berlin befragen Schäfer Läpple kurz nach seiner spektakulären Flucht.
Foto:
Berliner Zeitung
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