Kadettenanstalten

Alles zum Thema NVA, außer GT

Kadettenanstalten

Beitragvon pentium » 18. Januar 2014, 19:37

Erst mal zur Kadettenschule in Naumburg

Die Kadettenschule Naumburg der NVA existierte von 1956 bis 1960.
1959 stellte man fest, daß unter den Kadetten kaum "Arbeiterkinder" waren, obwohl diese laut Statut "bevorzugt auszuwählen" waren. Die Mehrzahl der Kadetten waren Generals-, Offiziers- und Funktionärssöhne. Darüberhinaus wurde der "Stand der Erziehungsarbeit" der Kadetten als ungenügend eingeschätzt: Viele Kadetten strebten nach Abschluß der Kadettenschule ein ziviles Studium an.
Deshalb beschloß man am 17. Mai 1960 die Auflösung der Kadettenanstalt Naumburg, da der Aufwand in keinem Verhältnis zum Nutzen stand, eine gewisse "Inzucht" vermieden werden sollte und auch die Zielstellung, die Kadetten an einer Offiziersschule der NVA zum Offizier auszubilden, nicht erreicht wurde.Entscheidend war aber sicherlich, das mit der Einführung der Polytechnischen Oberschule in der DDR genügend allseitig gebildete männliche Absolventen vorhanden ware, die wesentlich billiger für den Offiziersberuf geworben werden konnten. Im Juni 1961 legten die letzten Kadetten ihr Abitur ab.

mfg
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Hier noch ein Link zu Naumburg:
http://www.helios-verlag.com/uploads/me ... d_Guck.pdf
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
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Re: Kadettenanstalten

Beitragvon Nonkonform » 23. Januar 2014, 07:17

Eine auf "rot gedrehte" NAPOLA ? Zielsetzung der "Züchtung" parteitreues Führungspersonal in Zivil und Militär zu haben, scheint identisch.
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Die Kadettenanstalt der NVA zu Naunburg/Saale

Beitragvon tom-jericho » 13. Dezember 2015, 20:38

In der DDR existierte von 1956 bis 1960 die Kadettenschule Naumburg/Saale der NVA als einzige Einrichtung dieser Art, im Gebäudekomplex der früheren Napola bzw. der vorherigen Königlich-preußischen Kadettenanstalt. Die Schule begann für Knaben ab dem 12. Lebensjahr zunächst für 211 Kadetten in den Klassen 6 bis 9 in zwei Kompanien mit je vier Zügen und bot neben der Gymnasialausbildung bis zum Abitur vier Wochenstunden militärische bzw. vormilitärische Ausbildung. Pro Jahrgang wurden rund 50 Kadettenschüler zweizügig aufgenommen. Der Besuch der Schule war, in Anlehnung an die zivilen DDR-Gymnasial-Oberschulen, kostenfrei. Parallel zum Unterricht wurden militärische Arbeitsgemeinschaften angeboten. Der militärische Teil der Ausbildung gipfelte alljährlich in einem Sommer- und Winterlager.

Die Schule verfolgte die politische Zielsetzung, bevorzugt Kinder der Arbeiterklasse und Bauernschaft auf eine mögliche Karriere als Berufssoldat der bewaffneten Organe der DDR vorzubereiten.

Bereits 1958 ergab jedoch eine Untersuchung, dass weniger als 10 % der Schüler den politischen Vorgaben entsprachen und die Mehrzahl der Abiturienten ein ziviles Studium bevorzugte – außerdem hatte es mehrere Suizide unter den Schülern gegeben. So wurde die Kadettenschule Naumburg auf Beschluss des SED-Politbüros geschlossen. Im Juni 1961 legten die letzten Schüler das Abitur ab.

Prominente Schüler
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Thomas Brasch, Sohn des SED-Funktionärs Horst Brasch, später Schriftsteller und Filmemacher
Lothar Engelhardt, später Generalmajor und letzter Befehlshaber der NVA

Nach 1961
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Nach 1961 war die Lehranstalt Naumburg Bildungseinrichtung der NVA, in der Berufssoldaten auf dem zweiten Bildungsweg das Teilabitur ablegen konnten.

Mitte der 60er Jahre wurde die Lehranstalt als Vorstudienfakultät zur Vorbereitung auf ein Hochschulstudium an der Militärakademie Friedrich Engels und als Institut für Fremdsprachenausbildung der NVA zur vorbereitenden Sprachausbildung auf ein Studium an einer sowjetischen Militärhochschule genutzt. Hier wurden auch Sprachlehrgänge Russisch, Englisch und Französisch bis zur Sprachleistungsprüfung (SLP) 3/3/3/3 für Soldaten der NVA angeboten, aber auch Deutschlehrgänge für Soldaten fremder Streitkräfte zur Vorbereitung auf ein Studium an einer der Offiziershochschulen der DDR.

Nach 1990
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Seit 1990 ist die ehemalige Kadettenschule Außenstelle des Bundessprachenamtes, und seit 1992 Bundeswehrfachschule zur Vorbereitung von Zeitsoldaten zum Ende ihrer Dienstzeit auf die Rückkehr in einen Zivilberuf.

Der Volksmund bezeichnet dieses inzwischen denkmalgeschützte Areal heute noch als die Kadette.

Quelle:
Peter Joachim Lapp: Schüler in Uniform: Die Kadetten der NVA. In: Deutschland Archiv. 39, 2006, S. 823–833, insbesondere 830

Siehe auch:

-----> http://www.ddr-wissen.de/wiki/ddr.pl?Ka ... t_Naumburg

-----> http://www.bundessprachenamt.de/_ge/pag ... text1.html

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Re: Kadettenanstalten

Beitragvon pentium » 13. Dezember 2015, 20:48

Themen zusammengelegt Tom. Hatten wir schon, aber trotzdem Danke für deinen Beitrag.

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Re: Kadettenanstalten

Beitragvon tom-jericho » 13. Dezember 2015, 20:50

Danke pentium, war richtig so. [hallo]

Auf ddr-wissen.de meines Kameraden findet ihr auch noch so manches Interessantes.
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Re: Kadettenanstalten

Beitragvon Volker Zottmann » 13. Dezember 2015, 22:55

Mein Schulfreund Christian wollte unbedingt an die Kadettenanstalt. Für ihn gab es als Kind nichts höheres, als dorthin zu dürfen. Es wäre frühestens 1963 was geworden, wenn er das entsprechende Alter gehabt hätte.
Ich erinnere mich noch heute, wie betrübt Kiki war, dass dieser Traum zerplatzte.
Offizier ist er dann aber doch geworden. Wir sahen uns in QLB letztmalig 1971, beide auf Heimaturlaub. Kiki der Offiziersschüler und ich der Baupionier.
Da hatten wir uns schon nichts mehr zu sagen. Traurig.
Ich hatte mal Tom nach ihm gefragt, er kannte ihn aber nicht, obwohl er dort in Toms Nähe rumschwirrte. Vor Jahresfrist habe ich seine NVA-Traditionsvereins-Todesnachricht gelesen.
Christian wurde 1983 Stabschef der FRA und ab 1988 als Oberstleutnant Abteilungskommandeur. Im November 2009 starb er schwer erkrankt.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 


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