In der DDR existierte von 1956 bis 1960 die Kadettenschule Naumburg/Saale der NVA als einzige Einrichtung dieser Art, im Gebäudekomplex der früheren Napola bzw. der vorherigen Königlich-preußischen Kadettenanstalt. Die Schule begann für Knaben ab dem 12. Lebensjahr zunächst für 211 Kadetten in den Klassen 6 bis 9 in zwei Kompanien mit je vier Zügen und bot neben der Gymnasialausbildung bis zum Abitur vier Wochenstunden militärische bzw. vormilitärische Ausbildung. Pro Jahrgang wurden rund 50 Kadettenschüler zweizügig aufgenommen. Der Besuch der Schule war, in Anlehnung an die zivilen DDR-Gymnasial-Oberschulen, kostenfrei. Parallel zum Unterricht wurden militärische Arbeitsgemeinschaften angeboten. Der militärische Teil der Ausbildung gipfelte alljährlich in einem Sommer- und Winterlager.
Die Schule verfolgte die politische Zielsetzung, bevorzugt Kinder der Arbeiterklasse und Bauernschaft auf eine mögliche Karriere als Berufssoldat der bewaffneten Organe der DDR vorzubereiten.
Bereits 1958 ergab jedoch eine Untersuchung, dass weniger als 10 % der Schüler den politischen Vorgaben entsprachen und die Mehrzahl der Abiturienten ein ziviles Studium bevorzugte – außerdem hatte es mehrere Suizide unter den Schülern gegeben. So wurde die Kadettenschule Naumburg auf Beschluss des SED-Politbüros geschlossen. Im Juni 1961 legten die letzten Schüler das Abitur ab.
Prominente Schüler
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Thomas Brasch, Sohn des SED-Funktionärs Horst Brasch, später Schriftsteller und Filmemacher
Lothar Engelhardt, später Generalmajor und letzter Befehlshaber der NVA
Nach 1961
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Nach 1961 war die Lehranstalt Naumburg Bildungseinrichtung der NVA, in der Berufssoldaten auf dem zweiten Bildungsweg das Teilabitur ablegen konnten.
Mitte der 60er Jahre wurde die Lehranstalt als Vorstudienfakultät zur Vorbereitung auf ein Hochschulstudium an der Militärakademie Friedrich Engels und als Institut für Fremdsprachenausbildung der NVA zur vorbereitenden Sprachausbildung auf ein Studium an einer sowjetischen Militärhochschule genutzt. Hier wurden auch Sprachlehrgänge Russisch, Englisch und Französisch bis zur Sprachleistungsprüfung (SLP) 3/3/3/3 für Soldaten der NVA angeboten, aber auch Deutschlehrgänge für Soldaten fremder Streitkräfte zur Vorbereitung auf ein Studium an einer der Offiziershochschulen der DDR.
Nach 1990
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Seit 1990 ist die ehemalige Kadettenschule Außenstelle des Bundessprachenamtes, und seit 1992 Bundeswehrfachschule zur Vorbereitung von Zeitsoldaten zum Ende ihrer Dienstzeit auf die Rückkehr in einen Zivilberuf.
Der Volksmund bezeichnet dieses inzwischen denkmalgeschützte Areal heute noch als die Kadette.
Quelle:
Peter Joachim Lapp: Schüler in Uniform: Die Kadetten der NVA. In: Deutschland Archiv. 39, 2006, S. 823–833, insbesondere 830
Siehe auch:
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http://www.ddr-wissen.de/wiki/ddr.pl?Ka ... t_Naumburg----->
http://www.bundessprachenamt.de/_ge/pag ... text1.htmltom jericho