pentium hat geschrieben:Allgemein gesagt.
Die Christen in der DDR, die sich aktiv am kirchlichen Leben beteiligt haben,
haben sich mit den Grundwerten der sozialiastischen Gesellschaft definitiv nicht identifiziert, das ist ein Factum!
Weil sich beides miteinander verträgt wie Teufel und Weihwasser!
mfg
pentium
Hallo pentium, mein geringer Zugang ist ein etwas anderer.
Will mal ein wenig ausholen. Moses, der damals schon ein sozial denkender Mensch war, führte vor etwa 3200 Jahren die Sonntagsruhe (Sabbat) ein. Alle mussten ruhen! Herren, Sklaven und sogar die Tiere. Ebenso war es ihm und allen anderen Propheten ein großes Anliegen, das man die Armen, Witwen und Weisen unterstützt. Ich denke, Moses hat den Sabbat auch deshalb geschaffen, weil er eben ein kluger Mann mit sozialen Gewissen war, der in seinem Umfeld sehen konnte – wollte – musste, wie das Volk großteils schlecht behandelt und ausgenutzt wurde – bis hin zur Verwerflichkeit. Ja, das Leid konnte er sehen. So gesehen erlaube ich mir schon zu sagen, Moses war damals schon einer der ersten Urväter – auch der Sozi.
Mich ärgert es immer wieder, wenn ausgerechnet manche Christdemokraten – allein des Geschäftes wegen - die Sonntagsruhe auch für den Handel abschaffen wollen. Klar, heute hat man in der Regel an anderen Tagen frei. Aber trotzdem........
Als Moses sich nun die Frage stellte, was mit denen zu tun sei, die sich nicht an seine Gebote hielten, ordnete er an, sie zu steinigen – sie auszumerzen, also abzumurksen. Sogar die alte Frau, die am Sabbat doch ein wenig Holz sammelte, wurde - entgegen dem Gesetz nicht zu töten – knallhart gesteinigt. Sicherlich ein Widerspruch. Aber, wenn Moses das nicht angeordnet hätte, bestand halt die Gefahr, dass alles vergessen wird. Die Gebote wurden zwar mal ausgesprochen, aber wenn man sich nicht daran gehalten hätte, wäre es auch wurscht gewesen. Jeder hätte trotzdem tun können, was er wollte. Es wäre alles beim Alten geblieben.
Für die Nächstenliebe, Feindesliebe, Vergebung, Nachsicht und Versöhnung, da war erst 1200 Jahre später der Jesus im besonderen Maße zuständig (auch Mose erwähnte die Liebe). Die Gebote waren eingebrannt, und somit konnte er den nächsten Eckstein setzen.
Dabei hat er ebenso ein bisschen widersprüchlich – entgegen seinem Gebot der Nächsten- und Feindesliebe – zwar nicht grundlos, die Pharisäer und Sadduzäer wüstest beschimpft. Schlangenbrut, Heuchler, ihr seid des Teufels ..............,
warf er ihnen an den Kopf. Na ja, auch er war vom göttlichen Zorn – gleich den früheren Propheten – nicht befreit.
Außerdem musste sich ja auch die vorher prophezeite Kreuznagelung, die er sicher gelesen hat, erfüllen. Nachtragend war Jesus allerdings nicht. Unter größter Pein sagte er am Kreuz noch: „... vergib ihnen, den sie wissen nicht, was sie tun.“ Wenn das nicht cool ist.
Wieder zurück zu den Grundwerten der soialistischen Gesellschaft und der Frage, ob sich das mit dem Christentum verträgt. Nun, wenn man bedenkt, dass vor dem Ersten Weltkrieg die christlichen Adeligen und Bürgerlichen ziemlich wenig sozial gedacht haben, sie also ihre Untertanen mehr oder weniger rücksichtslos und schamlos ausgenutzt haben, dann sollte man ohne Emotion, mit dem Talent auch ein wenig historisch zu denken, erkennen, warum es zum Sozialismus kam.
Joseph II, ein österr. Kaiser, der kein Kommunist war, der aber doch ein besonders ausgeprägtes soziales Gewissen hatte, hatte mit den damaligen sogenannten Christen samt seinem Klerus ordentlich Probleme. Er schuf die ersten Armenhäuser, schaffte die Leibeigenschaft ab, und, er sperrte viele Klöster, in denen – mit wenig Nutzen für die Gesellschaft – sich überaus viele kontemplative Mönche tummelten, einfach zu. Für mich verständlich, denen ging es gut und viele vom gewöhnlichen Volk blieben auf der Strecke. Ein Kaiser, der sehr unbeliebt war. Vereinzelt haben auch heute noch Christen ein gestörtes Verhältnis zu ihm.
Wie gesagt, wenn man sich in frühere Verhältnisse hineinversetzten kann, kann man nachvollziehen, wie es zum sozialistischen Gedankengut kam. Nach meinem Gerechtigkeitssinn wäre es dumm, wenn ich ein soziales Verhalten den Mitmenschen gegenüber – ohne Wenn und Aber – als verwerflich abtun würde.
Den guten Vorsatz, soziale Verhältnisse schaffen zu wollen (in der DDR gab´s ja welche, die auch von den Christen nicht abgelehnt wurden), kann und darf ich den Kommunisten nicht absprechen.
Dass dogmatisch sozialistische Länder gescheitert sind, hat wohl andere Gründe - Trugschlüsse.
Z.B.: die Diktatur des Proletariats. Für das 19te Jahrhundert aber verständlich, denn das Demokratieverständnis war damals noch nicht so gut ausgeprägt. Für die Proletarier änderte sich aber trotzdem nicht viel, weil fast alle Proletarier wieder nur zu gehorchen hatten, mit mehr oder weniger Nachteilen einer Diktatur. Des Weiteren die Gleichmacherei. Es lohnte sich in vielen Fällen gar nicht fleißig zu sein; es war alles geplant - und fertig. Widerspruch war nicht erwünscht. Die Planwirtschaft allein von oben gesteuert, mit wenig individueller Freiheit, war ebenso ein großer Fehler. Konstruktive Ideen Einzelner - in Wirtschaft und anderen Bereichen konnten nicht zum Zuge kommen. Die Abschottung von der westlichen Welt war für die Wirtschaft auch nur Nachteil.
Abschließend nochmals zu Jesus. Der soll ja, nach eigener Aussage (die Christen sollten das eigentlich ein wenig erwarten; übrigens, laut Koran sollten das auch die Muslime) irgendwann wieder kommen. Angenommen das passiert, was würde er wohl zu den Kummerln sagen? Vielleicht undifferenziert: Kommunisten urböse, Christen ganz super, Muslime und Juden
halb- oder viertelsuper.......
Also ich glaub, so leicht und oberflächlich würde er es sich nicht machen.
Oje, jetzt hab ich doch sehr weit ausgeholt und ein wenig Kraut und Rüben vermischt. Naja, vielleicht mag ja jemand, zumindest den einen oder anderen Gedankengang ein wenig nachvollziehen.
Mit freundlichen Grüßen
rupert