Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon Thomas 1948 » 16. März 2012, 14:54

Hallo Berliner, hast ja recht die Stürmung der Kirche war etwas eigenartig.
Was bedeudet das Wort Anti? Ich verstehe darunter, wie gegen ein Volk (Rasse)
Vermute wie meinen dasselbe, wenn ja schreibe mal was von der Verfolgung der Indianer, Neger usw. in der USA.
Frag mal die Juden nach jüdischen Witzen und tippe die unter einem anderen Nick im Forum. Wenn du das machst dann werden dich einige Leser als Nazi
verurteilen.
Thomas
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Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon Sirius » 16. März 2012, 16:05

Alfred hat geschrieben:Alles alte Hüte.

Warum wird denn nicht erwähnt, dass z.B. Gerstner mit einer Halbjüdin verheiratet war und diese in den Nazijahren schützte ?

Man könnte zu Gerstner natürlich auch schreiben, dass er im französischen Widerstand kämpfte.

Dies war der Grund, warum Gerstner nach 1945 aus sowjetischer Gefangenschaft entlassen wurde, denn seine alten Kampfgefährten aus Frankreich setzten sich bei den Sowjets für seine Freilassung ein.

Übrigens , die Tochter von Gerstner, Daniela Dahn.

Dies nur zu einer Person.


Nun, bei der Person Gerstner scheinst Du Recht zu haben, ein überzeugter Nazi war das nicht. Die NSDAP-Mitgliedschaft diente wohl eher der Tarnung. Aber es ist eben auch nur eine Person von 96.000 ehemaligen NSDAP-Mitgliedern in der der SED im Jahr 1953. Das die alle nur zur Tarnung Mitglied waren dürfte eher unwahrscheinlich sein.
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Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon karnak » 16. März 2012, 17:12

Ich weiss auch nicht.Ist es nicht so,daß bei dieser Naziaufarbeitungsgeschichte wieder das alte Spiel hier in diesem Forum gespielt wird?
Die Befürworter der DDR und des Systems kommen mit allen möglichen Beispielen ,daß die DDR da besser war.Und die die DDR und das System ablehnen beweisen"Ihre Wahrheit"mit entsprechenden Gegenbeispielen.Und letztlich haben eigentlich beide Seiten recht.
1945 ist in Deutschland ein barbarisches System in die Knie gezwungen worden,daß die halbe Welt ins Unglück gestürzt hat.Und ich sage es hier auch nochmal,solange es in diesem System noch ums Siegen ging war die Masse der Deutschen noch ganz glücklich damit.Ist ja auch ein gutes Gefühl zur Elite der Menschheit zu gehören.Das ist übrigens kein deutsches Problem,sondern ein Problem der Spezies Mensch.Nationalismus,im negativen Sinne,und Rassismus das gibt es überall auf der Welt,besonders wenn man es fördert und für salonfähig erklärt.Die Deutschen haben aber nun mal das Problem einer besonderen Vergangenheit,nämlich das 3.Reich mit seinen Auswüchsen.
Nun ist also dieses 3.Reich 1945 zerschlagen worden.Aber das Land war ja noch da und ganz besonders die Menschen.Und da war es wie es immer ist in der Geschichte der Menschheit,aufeinmal waren eigentlich schon immer alle dagegen gewesen.Zumindest galt,was hätte ich denn machen sollen,ging ja garnicht anders?
Wie gesagt das Land war da und die Menschen waren da.Und man wollte und musste das Land,die beiden Länder,wieder aufbauen.Aber ohne die vorhandenen Menschen?Wie hätte man das denn machen sollen,auf beiden Seiten?Das ist und war doch alles populistischer Quatsch.Von ein paar großen Köpfen abgesehen,die man zur Verantwortung gezogen hat,blieb den Allierten doch nichts anderes übrig.Sie brauchten die Menschen für den Wiederaufbau,auch die NSDAP-Mitglieder.Was man dann der jeweiligen anderen Seite vorgeworfen hat,für mich pure Heuchelei und eben Populismus mit entsprechend politisch-ideologischen Hintergrund.
Das ist übrigens nach 1989 nicht anders gewesen.Wobei man die beiden Diktaturen nichtvergleichen kann und soll.
Ich habe beruflich mit dem Lebensmitteleinzelhandel zu tun.Was meint Ihr denn wieviele Leute,die man heuteals "Staatsnah"bezeichnet ihn Führungspositionen dort arbeiten.Über die Jahre mittlerweile in höchste Positionen gelangt.Der Wirtschaft ist nämlich diese ganze öffentliche Diskussion am A... vorbeigegangen.Die haben nach 1989 Leute gesucht und gebraucht,die die Wirtschaft in den neuen Bundesländern in IHREM Sinne auf die Reihe bringen.Und die haben das auch gemacht und das ist letzlich auch in Ordnung so.
Es ist mir schon klar,daß sich viele hier gewünscht hätten,die Leute kehren die Strasse oder so.Wobei der Beruf eines Strassenkehreres ein durchaus Ehrenwerter ist,damit man mich da nicht falsch versteht.
Jedenfalls sollte sich da niemand irgendwelcher Illusionen hingeben,die Welt ist nicht so wie man sie sich manchmal wünscht,was die Gerechtigkeit angeht,zumindest die naiv gedachte.Das war nie so,das ist nie so und das wird wahrscheinlich auch nie so sein.
Es bleibt nur Eines man muß aus den Situationen vor die man durch das Leben so gestellt wird einfach das Beste machen.Tut man das nicht verbittert man.Es tut mir leid,bei dem einen oder anderen hier habe ich manchmal das Gefühl,genau darunter leiden sie.Ich kann Euch nur den Rat geben,lasst es,es macht Euch nicht glücklich.
Es bleibt nur sich darüber im Klaren zu werden indem man darüber spricht,mit anderen und das versuchen wir ja hier zutun.Das ist die einzige Pille die einigermaßen dagegen hilft.
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Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon Affi976 » 16. März 2012, 17:59

Hier:
http://www.welt.de/print/die_welt/polit ... aeger.html

gibts einen schönen Beitrag
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Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon augenzeuge » 16. März 2012, 18:03

Affi976 hat geschrieben:Hier:
http://www.welt.de/print/die_welt/polit ... aeger.html

gibts einen schönen Beitrag
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Versteh ich jetzt nicht..... [shocked]
Siehe: augenzeuge » 15. März 2012, 13:24
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[flash]
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Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon Affi976 » 16. März 2012, 18:25

@AZ,
Ha, haben wir gedoppelt. Na siehste, wenn man so in Rage ist!!!! [flash] ! Kann das schon mal passieren.
Das Braunbuch wär auch mal`n Beitrag
Ich hab den Artikel heute erst richtig in der Zeitung gelesen und da dachte ich [blush]
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Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon Nostalgiker » 16. März 2012, 19:52

Zum Thema drei weitere Artikel:

Der Erste aus dem Spiegel 19/1994 Für ehrliche Zusammenarbeit

Der Zweite ist ein Replikat eines Interviews welches das 'Neue Deutschland' mit Oberstleutnant D. Skiba am 08.04.2006 führte: Was wußte, was verhinderte die Stasi

Der Dritte ist ebenfalls ein Interview mit D. Skiba aus der 'Jungen Welt' vom 17.07.2010 Der Geist ist aus der Flasche
Im ersten Drittel des Interview gibt es übrigens eine interessante Passage.......

Gruß
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Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon SkinnyTrucky » 1. April 2012, 20:01

From the very rare documentary "The Memory of Justice".

Albert Speer und Karl Dönitz 1973 im Interview:



Wie die sich winden....kommt mir irgendwie bekannt vor....

groetjes

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Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon manudave » 7. April 2012, 20:01

Jedes Mal wenn ich den Thread sehe denke ich mir: Würde die Überschrift nicht besser lauten "Wer hatte die weniger schlechte Nazi-Aufarbeitung?"
Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein!
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Der Führer Ging-Die Nazis Blieben

Beitragvon SkinnyTrucky » 17. Dezember 2012, 16:13

Ein ganz gut in den Thread passender Film:

Nachkriegskarrieren in Norddeutschland Der Film zeigt, wie die braunen Netzwerke nach Ende des Zweiten Weltkrieges in Schleswig-Holstein funktionierten und wie zahlreiche Nazis eine zweite Berufskarriere als angeblich unbescholtene Bürger machen konnten. München war die Hauptstadt der Bewegung, Berlin die Reichshauptstadt des Führers - und Schleswig-Holstein? Hoch oben in Deutschland verkrochen sich Nazis, nachdem der Krieg verloren war und Adolf Hitler Selbstmord begangen hatte. Führende Nationalsozialisten nutzten das Durcheinander der Nachkriegsjahre, um sich in Schleswig-Holstein eine neue Karriere aufzubauen. Sie rechneten auf Sympathie in einem Land, in dem schon 1932 53 Prozent der Bürger für die Nationalsozialisten gestimmt hatten. Im Durcheinander von Kriegsheimkehrern und 1,2 Millionen Flüchtlingen wurde nicht viel nachgefragt - zum Teil halfen schleswig-holsteinische Einrichtungen tatkräftig nach, Nazigrößen zu integrieren. So stattete zum Beispiel die Marineschule Mürwik Mitarbeiter der Konzentrationslager mit falschen Soldbüchern und Marineuniformen aus. Mitarbeiter des Flensburger Polizeipräsidiums stellten Altnazis mehr als 2000 falsche Kennkarten aus. Die schleswig-holsteinische Kriminalpolizei gewährte zahlreichen SS- und Gestapo-Funktionären Unterschlupf. Die ersten Chefs der Kripo waren einmal leitende Beamte des Reichssicherheitshauptamtes gewesen. Offene Stellen besetzten sie mit alten Kameraden. Der Film zeigt eindringlich anhand von Interviews mit Zeitzeugen, wie dicht das braune Netz der gegenseitigen Fürsorge gewebt war. Zahlreiche Dokumente aus Gerichtsakten, die nun erstmals einsehbar sind, runden das Bild ab.












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Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon ratata » 17. Dezember 2012, 21:29

Was sich nach dem Zusammenbruch des Deutschen Reiches an Nazis in der sowjetischen Besatzungszone durch den Krieg rette , wurde doch aufgegriffen und in den russischen Lagern umgebracht . Da blieben doch nicht viele übrig. Was solte da noch später in der ddr -aufgearbeietet werden . Jeder deutsche Soldat zählte doch in der DDR als Nazi. wie sagten doch die Russen immer in den Dörfern zu unseren Vätern , du FRIITZ , du Faschist . MfG ratata
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Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon augenzeuge » 30. Dezember 2012, 12:38

Kämpferischer Antifaschismus war viel beschworenes Staatsprinzip der DDR, die sich so als der moralisch bessere deutsche Teilstaat darstellte. Die Aufklärung der Nazi-Verbrechen lag allerdings bei der Stasi - und die machte von ihrem Wissen willkürlichen Gebrauch.

Aus http://www.cartoonix.de/pool/pool.shtml ein m.E. faktenreicher und objektiv geschriebener Artikel:

"Auch wenn wir heute der Fußabtreter der Nation sind", meinte der stellvertretende Leiter des Stasi-Archivs, Oberst Joachim Moschner, "so muss man doch betonen, dass unser Ministerium vielfältige und für jeden souveränen Staat unverzichtbare Aufgaben erfüllt hat." Nach dieser Erklärung schwieg er mürrisch und starrte die ihm gegenübersitzenden Mitglieder des Bürgerkomitees hasserfüllt an.

Das nur von einer Schreibtischlampe erleuchtete Arbeitszimmer mit seiner trostlosen Möblierung schuf gegen unseren Willen die Atmosphäre eines Verhörs. In der handschriftlichen Protokollnotiz über diese Besprechung am trüben Abend des 20. Januar 1990 steht zwar hinter dem Namen des Stasi-Offiziers in Klammern "auskunftspflichtig". Doch wer hätte den Oberst daran hindern können, aufzustehen und zu gehen, wohin auch immer er wollte? Wem gehörte nach der Besetzung der Stasi-Zentrale am 15. Januar 1990 eigentlich seine Loyalität? Einer Partei, die zunehmend auf Distanz zum eigenen Geheimapparat ging? Einer Regierung, die ohne Rückhalt in der Bevölkerung von Krise zu Krise torkelte? Dem Runden Tisch, dessen einzige Legitimation ein imaginärer und wandelbarer Volkswille war, den es erst noch zu befragen galt? Der Mann im Lichtkegel der Schreibtischlampe machte nach seiner Grundsatzerklärung eine winzige dramatische Pause. Dann spielte er seinen Trumpf aus: "Beispielsweise lag die gesamte Verfolgung der Nazi- und Kriegsverbrechen beim MfS. Das Aktenmaterial wurde in der Abteilung IX/11 archiviert. Die DDR kam auf diese Weise internationalen Vereinbarungen nach und arbeitete mit den Strafverfolgungsbehörden anderer Staaten zusammen." Das war in der Tat neu und überraschend. Wie ein geschickter Falschspieler hatte der Stasi-Offizier noch einmal die gezinkte Karte der antifaschistischen Legitimation der DDR aus dem Ärmel gezogen. Der Kampf gegen die rechte Gefahr war im Januar 1990 zur letzten Verteidigungslinie des alten Systems geworden.

In den stillen Tagen zwischen Weihnachten und Silvester 1989 fand eine politisch hoch willkommene Schändung des sowjetischen Ehrenmals in Berlin-Treptow statt. Mit der Sprühdose hatten unbekannte Täter auf acht Steinsarkophage und auf den Sockel der Krypta orthografisch nicht ganz korrekte Parolen antisowjetischen Inhalts geschrieben. In ungelenken Großbuchstaben war auf eines der Basreliefs geschmiert worden: "SPRENGT DAS LETZTE VÖLKERGEFÄNIS SPRENGT DIE UDSSR."

Ob die Aktion im direkten Auftrag des MfS geschah oder ob die alte Macht, wie weiland die Nazis nach dem Reichstagsbrand, nur die gute Gelegenheit nutzte, ist bis heute unklar. Schon damals fiel auf, dass sich im weiten Rund des sonst gut bewachten Ehrenhains kein wachsamer Volkspolizist aufhielt. Eine knappe Woche später, am 3. Januar 1990, versammelten sich zu abendlicher Stunde 250 000 meist junge Männer im Treptower Park und jubelten Gregor Gysi zu. In Sprechchören forderten sie angesichts der faschistischen Bedrohung einen Verfassungsschutz für die DDR. Die Formationen der Demonstranten wirkten merkwürdig diszipliniert, die Parolen eingeübt. Die im Fernsehen der DDR übertragene nächtliche Szenerie tat ein Übriges. In den noch immer weitgehend parteihörigen Medien häuften sich Meldungen über Hakenkreuzschmierereien, antisemitische Parolen, rechtsradikale Machenschaften und den Vormarsch der bundesdeutschen Rechtsradikalen in Richtung Osten. Am 5. Januar 1990 berichtete die DDR-Presse von einem Gerichtsprozess gegen eine Gruppe von Neonazis im Ostseestädtchen Wolgast. Sie hätten dort eine "SS-Geheimorganisation" mit eigener Satzung gebildet, SS-Ränge getragen und sich Jagdwaffen besorgt. Ein Bild mit dem Grab von Bertolt Brecht ging durch die Zeitungen. Auf dem Grabstein waren die Wörter "Sau Jud" zu lesen. Ob es echte Nazis oder Stasi-Leute waren, die auf diese Weise ihre lückenhafte Kenntnis der Literaturgeschichte offenbarten, blieb wiederum unklar.

In den Tagen vor dem 30. Januar 1990 berichtete das "Neue Deutschland", Neonazis würden am Jahrestag der "Machtergreifung" an der Mauer einen Aufmarsch planen. Am Nachmittag des 30. Januar wimmelte es im Stadtzentrum Ost-Berlins von grün uniformierten Volkspolizisten - eine Erinnerung an versunkene Tage, als die Staatsmacht der DDR durch auffällige Präsenz Aktionen der Opposition niederhalten wollte. Nur waren diesmal die Seiten vertauscht: Die Polizei beschützte die angeblich von rechts bedrohte Demokratie. All jenen im In- und Ausland, denen es beim Gedanken an das wiedervereinigte Deutschland kalt den Rücken herunterlief, durften sich auf diese Weise bestärkt fühlen. Die Forderung nach Einheit der Nation machte anscheinend rechte Ideologie frei. Am Abend des 30. Januar 1990 ließ sich allerdings rund um das Brandenburger Tor weit und breit kein Neonazi blicken. Die Befehlsstrukturen des MfS funktionierten offenbar nicht mehr.

Am 23. Januar 1990 tagten in großer Runde Vertreter des Staatsarchivs der DDR, des Amtes für Nationale Sicherheit - wie die Stasi nun hieß - und des Bürgerkomitees. Die willigen Vollstrecker dieses krankhaften Überwachungswahns saßen uns gegenüber: biedere Büroangestellte, gewissenhafte Fachleute, nette Kollegen. Am freundlichsten wirkte Dieter Skiba von der Hauptabteilung IX/11, ebenjener Abteilung, die für die Aufklärung von Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zuständig gewesen war. Der gemütlich-behäbige Mann legte Wert darauf, dass er erst seit dem 1. August 1989 Leiter der IX/11 war. Er gab bereitwillig Auskunft und beendete seinen Vortrag laut Protokoll mit der "Bitte um Hilfe für Bürgerkontrolle".

Am 8. Februar 1990 quetschten sich mehrere Mitarbeiter des Bürgerkomitees in einen winzigen Trabi und fuhren von Lichtenberg nach Hohenschönhausen am nordöstlichen Stadtrand von Berlin. In einem abgesperrten Stadtviertel gleich neben der berüchtigten Untersuchungshaftanstalt lag das Nazi-Archiv des MfS. Die Schlagbäume standen hoch, das Pförtnerhäuschen war leer, doch ansonsten schien die Zeit stehen geblieben zu sein. Fleißige Archivmitarbeiter in graublauen Arbeitskitteln fuhren Aktenstöße auf kleinen Wägelchen hin und her, als wäre nichts geschehen. Oberst Skiba gab sich freundlich, kooperativ und zivil. Während er sprach, lehnte er sich gemütlich zurück, und unter dem offenen Jackett sah man die Lederschlaufe seiner Pistolentasche. Ein Warnsignal in dieser fast schon kollegialen Atmosphäre von Konsens und Dialog. Nach diesem Besuch ging das Aktenmaterial erst an das Zentrale Staatsarchiv der DDR über. Nach dem 3. Oktober 1990 wurde es nach Dahlwitz-Hoppegarten bei Berlin in die ehemalige Chiffrierstelle des MfS verlegt. Matthias Wagner, von 1991 bis 1995 Referatsleiter in dieser Abteilung des Bundesarchivs, meint dazu: Es hat sich um eine Art Polizeiarchiv gehandelt, nicht um eine wissenschaftliche Institution. Die Stasi hatte nur ein Interesse: verwertbare operative Hinweise auf lebende Personen. Daher auch reine Personenregistratur. Ansonsten wurde sehr schludrig mit dem historischen Material umgegangen. Wertvolle Akten, wie die Korrespondenzen Adolf Hitlers mit Reichstagsabgeordneten der NSDAP, wurden nicht einmal registriert. Für das MfS waren die Akten Erpressungsmaterial.

Ein Beispiel für das eigentliche Interesse der Stasi ist die Messe-Sonderkartei (MSK): "Jeder Geschäftsmann, der aus dem Westen nach Leipzig reiste, wurde noch während seines Aufenthalts in der DDR überprüft", erzählt Wagner. "Wurde die Abteilung IX/11 fündig, kam es bei Bedarf zu einem zufälligen Gespräch irgendwo am Rande des Messegeschehens." So entstanden Abhängigkeiten, so gewann die Stasi Informationen, warb im Idealfall Agenten. Im Jahresbericht 1987 der für Ermittlung zuständigen Hauptabteilung IX wird vermeldet, dass das MfS insgesamt gegen 2196 Personen Ermittlungsverfahren einleitete. In 973 Fällen ging es um gescheiterte Fluchtversuche, in 997 Fällen um "öffentliche Herabwürdigung", nur in einem einzigen Fall um "Verbrechen gegen die Menschlichkeit", das heißt um Nazi- und Kriegsverbrechen. Im Jahr 1986 waren es drei Fälle, 1985 ebenfalls ein Fall, 1984 zwei Fälle, und 1983 gab es kein einschlägiges Ermittlungsverfahren wegen Nazi- und Kriegsverbrechen. Interessanterweise gab es 1987 (bei nur einem Ermittlungsfall) 6000 Anfragen "operativer Diensteinheiten zu Materialien aus der Zeit vor 1945". Im Klartext heißt das, die Schnüffelei überwog in eklatanter Weise die Strafverfolgung möglicher Nazi-Verbrecher. Der Archivar Jörg Rudolph, einer der besten Kenner der Bestände, resümiert: "Die IX/11 trug den Antifaschismus vor sich her, um vergessen zu machen, dass sie die Abteilung einer Geheimpolizei war."

Die Vorgeschichte der erst 1968 gegründeten Stasi-Abteilung reicht bis in die letzten Kriegstage zurück. Am 14. April 1945 - zwei Tage vor dem Beginn der letzten sowjetischen Offensive an der Oder - kritisierte ein "Prawda"-Artikel von Georgij Alexandrow, dem Chef der Propagandaabteilung des ZK der KPdSU, die antideutsche Propaganda als politisch falsch. Ausdrücklich führt er Stalins Befehl vom 23. Februar 1942 an: "Es wäre lächerlich, Hitlers Clique mit dem deutschen Volk, dem deutschen Staat gleichsetzen zu wollen. Die geschichtliche Erfahrung zeigt, dass die Hitlers kommen und gehen; das deutsche Volk, der deutsche Staat aber bleiben bestehen." Die Worte Stalins waren nach dem Sieg überall in der sowjetischen Zone auf Stelltafeln zu lesen und spendeten den Deutschen Trost in schwerer Stunde. Wer zu "Hitlers Clique" gehörte und wer zum "deutschen Volk", entschied ganz allein die Besatzungsmacht und später zunehmend die SED. "Bauern, die in der NSDAP waren, von denen wir wissen, dass sie anständige Kerle sind, sagen wir: Betrachte dich als Kommunist und arbeite auch so." SED-Funktionär Hermann Matern am 19. November 1945 Aus diesem Prinzip der kollektiven Unschuld der werktätigen Klassen ergab sich in der sowjetischen Zone und später in der DDR das Prinzip eines kollektiven Verdachts gegen das Bürgertum, aber auch gegen das Kleinbürgertum. Der pauschale Faschismusverdacht konnte zudem auf jeden politisch Missliebigen ausgeweitet werden. Jeder Sozialdemokrat, der sich der Zwangsvereinigung mit den Kommunisten widersetzte, konnte der faschistischen Hetze beschuldigt werden und für Jahre in einem der Speziallager verschwinden.

Bis Anfang Mai 1945 existierten im gesamten osteuropäischen Besatzungsgebiet über 40 Lager und Gefängnisse, die meisten in Gebieten östlich der Oder-Neiße-Linie. Mit Befehl Nr. 315 wurde am 18. April 1945 die Abteilung Speziallager des NKWD der UdSSR in Deutschland gebildet. Ihr Leiter war Generaloberst Iwan Serow, der spätere Geheimdienstchef in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ). In den Lagern waren insgesamt knapp 190 000 Personen inhaftiert, darunter 35 000 Ausländer, zumeist Sowjetbürger. Hinzu kamen etwa 270 000 Deutsche, die beim Vormarsch der Roten Armee in Osteuropa verhaftet, interniert und ursprünglich in die Sowjetunion deportiert worden waren. Von den über 150 000 in den Speziallagern der SBZ einsitzenden Deutschen waren nur etwas mehr als zehn Prozent tatsächlich verurteilt worden. Insgesamt sind 43035 Menschen in der Haft verstorben, vor allem an Unterernährung und Tbc, 786 wurden erschossen. Die Todesrate ging Ende 1946 und Anfang 1947 sprunghaft in die Höhe und erreichte im Februar 1947 mit 4156 Toten in allen Lagern ihren Höhepunkt. Sowjetische Unterlagen weisen allein für die drei Monate Januar bis März 1947 9064 Tote aus. Dies war die Folge einer am 1. November 1946 in Kraft getretenen radikalen Absenkung der Verpflegungsnormen: statt 600 Gramm Brot, 100 Gramm Makkaroni und 920 Gramm Kartoffeln oder Gemüse sollte es ab jetzt für nicht arbeitende Häftlinge - und das betraf die Mehrheit - nur noch 300 Gramm Brot, 35 Gramm Makkaroni und 600 Gramm Kartoffeln geben. Das bedeutete auf längere Zeit den Hungertod der Häftlinge. Im Februar/März 1950 saßen noch knapp 30 000 Personen in den letzten drei Lagern ein. 15 000 von ihnen sollten entlassen und 3400 bis dahin nicht Verurteilte dem DDR-Innenministerium übergeben werden. Weitere 10 500 Personen, die bereits von sowjetischen Militärtribunalen verurteilt worden waren, sollten ebenfalls den deutschen Behörden zur Verbüßung ihrer Strafen ausgeliefert werden. So wurde im Namen des Antifaschismus eine neue autoritäre Ordnung errichtet, und jeder vermeintliche oder tatsächliche Feind dieser Ordnung war in den Augen der Staatsmacht ein Faschist.

In den Tagen nach dem Volksaufstand vom 17. Juni 1953 wurde das Schlagwort vom "faschistischen Putsch" geboren. Die Propaganda gab sich alle Mühe zu belegen, dass an der Spitze der Demonstrationen und Streikkomitees ehemalige Nazis gestanden hätten. In Berichten vom Prozess gegen die "Kommandeuse" Erna Dorn, angeblich eine ehemalige Aufseherin des Frauenkonzentrationslagers Ravensbrück, wurde diese Fiktion dramatisch aufgebauscht. Erna Dorn, die am 17. Juni in Halle von Demonstranten gewaltsam aus dem Gefängnis befreit worden war, hatte daraufhin angeblich an der Spitze des überregionalen Streikkomitees gestanden und auf der Massenkundgebung auf dem Hallmarkt geredet. Diese Darstellung war frei erfunden. In Wahrheit war Erna Dorn nach ihrer Befreiung ziellos durch die Stadt geirrt, hatte sich bei einer Stadtmission Zivilsachen besorgt und geriet bereits am Abend wieder in die Hände der Sicherheitsorgane. Auch der Vorwurf, sie sei im Frauenlager Ravensbrück SS-Kommandeuse gewesen, bleibt rätselhaft; in den Karteien der SS ließ sie sich nach 1990 jedenfalls nicht nachweisen. Die im Sinne der Anklage unschuldige Frau wurde zum Tode verurteilt und hingerichtet. Der Dichter Stephan Hermlin schrieb darüber eine Erzählung unter dem Titel "Die Kommandeuse", in der er den Streik in Halle als organisierte Aktion einer faschistischen Geheimorganisation denunziert. Er bestand darauf, dass dieses peinliche Stück Polit-Prosa auch in spätere Auswahlbände und Werkausgaben Aufnahme fand. Dass die Ereignisse am 17. Juni 1953 ein "faschistischer Putsch" gewesen wären, blieb bis zum Ende der DDR die verbindliche Auslegung in allen Lehrbüchern und Gesamtdarstellungen. Auch die befremdlich archaische Bezeichnung "antifaschistischer Schutzwall" für die am 13. August 1961 errichteten Sperranlagen in Berlin sind Ausdruck des Versuchs, die Bundesrepublik als aggressiv, revanchistisch und faschistisch zu brandmarken. Das Wortungetüm geisterte bis 1989 durch die Reden Erich Honeckers.

Der Nationalrat der Nationalen Front der DDR verbreitete 1965 in Ost- und Westdeutschland ein "Braunbuch" über "Kriegs- und Nazi-Verbrecher in der Bundesrepublik". Es erwähnt 1800 schwer belastete Nazis und Kriegsverbrecher, die im Westen hohe Posten bekleideten oder Staatspensionen verzehrten. In der DDR hingegen sei ehemaligen NSDAP-Mitgliedern der Zugang zu leitenden Positionen verwehrt geblieben. Der weitaus größte Teil der Kriegs- und Nazi-Verbrecher sei in die westlichen Besatzungszonen geflüchtet. Tatsächlich lebten 1949 in der DDR etwa 1,5 Millionen frühere Parteigenossen der NSDAP. Nach Angaben des "Braunbuchs" wurde in der SBZ/DDR bis zur Mitte der sechziger Jahre in 16 572 Fällen Anklage wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und anderer NS-Delikte erhoben. 12 807 dieser Verfahren endeten mit einer Verurteilung. In 5080 Fällen verhängten die Gerichte Freiheitsstrafen über drei Jahre sowie 231 lebenslange Zuchthausstrafen. Insgesamt 118 Angeklagte wurden zum Tode verurteilt. Was aber geschah mit den anderen Parteigenossen und Kriegsteilnehmern? Die SED hat durch ihre Art der Vergangenheitsbewältigung dafür Sorge getragen, dass Zahlenangaben über die Wiederverwendung von NSDAP- und Wehrmachtsangehörigen in der Partei seinerzeit nicht bekannt wurden. Gleichwohl hielt sich die SED-Führung durch parteiinterne Erhebungen über den Stand der Dinge stets exakt auf dem Laufenden. Als im Februar 1954 ZK-Mitarbeiter den statistischen Abschlussbericht für 1953 fertig stellten, ermittelten sie auch erstmals systematisch die braune Vergangenheit ihrer Mitgliedschaft. Dabei kam heraus, dass 96 844 Mitglieder (8,6 Prozent) und 9533 Kandidaten (9,3 Prozent) der NSDAP angehört hatten. Regional lag die Quote innerhalb der SED besonders hoch in den Bezirken Suhl (15,4 Prozent), Erfurt (15,4 Prozent), Magdeburg (12,5 Prozent), Gera (11,3 Prozent) und Halle (10,6 Prozent).

Von westlicher Seite wurden die Angriffe der SED-Propaganda mit einer immer wieder aktualisierten Broschüre des Untersuchungsausschusses Freiheitlicher Juristen (UFJ) beantwortet. Unter dem Titel "Ehemalige Nationalsozialisten in Pankows Diensten" fand man hier mit Bild, NSDAP-Mitgliedsnummer und Dienstrang in SA oder SS bekannte Persönlichkeiten der DDR wie den populären Berliner Tierparkdirektor Professor Heinrich Dathe oder den sympathischen Fernsehkommentator Karl-Heinz Gerstner. Im Unterschied zur Bundesrepublik waren ehemalige Nazis in den oberen Rängen der DDR-Macht kaum anzutreffen. Eine Ausnahme bildete etwa das ZK-Mitglied Ernst Großmann, der seit 1940 den SS-Totenkopfverbänden angehört hatte und 1944 SS-Unterscharführer in der Wachmannschaft des Konzentrationslagers Sachsenhausen gewesen war. Der UFJ enthüllte die Vergangenheit, Großmann verschwand von der Bildfläche. Bekannt ist, dass ehemalige Wehrmachtsoffiziere beim Aufbau der Kasernierten Volkspolizei der DDR und später der Nationalen Volksarmee von Nutzen waren. Diese Offiziere taten ihre Schuldigkeit, sahen sich aber bald beiseite gedrängt und durch Parteikader der SED ersetzt. Interessant ist die Frage, was ehemalige Wehrmachtsoffiziere bewogen hat, dem sozialistischen System zu dienen. Sie fanden dort offenbar viel vom Geiste Preußens wieder: den Geist der Unterordnung, des Gehorsams, der Aufopferung für eine große Sache.

Seit 1962 konnten Einwohner und Besucher Ost-Berlins jeden Mittwoch ab 14.30 Uhr ein grandioses Schauspiel bewundern. Das Wachregiment "Friedrich Engels" zog von seiner Kaserne am Bahnhof Friedrichstraße zu der Neuen Wache Unter den Linden. Vor dem klassizistischen Bauwerk, in dem ein schwarzer Granitblock und - seit 1969 - eine ewige Flamme unter Plexiglas an die Opfer von "Faschismus und Militarismus" erinnerten, stand eine Ehrenwache der Nationalen Volksarmee. Einmal wöchentlich sowie an Feiertagen und bei Staatsbesuchen fand hier das militärische Zeremoniell des "Großen Wachaufzugs" statt. Stiefel knallten über das Pflaster, zackige Kommandorufe ertönten, die blanken Bajonette blitzten in der Sonne, die Militärkapelle spielte Marschmusik - Preußens Gloria war auferstanden mitten im Herzen der Hauptstadt der sozialistischen DDR. Bei schönem Wetter fanden sich zahlreiche Zuschauer aus West-Berlin und aller Herren Länder ein. Alliierte Soldaten fuhren eigens in Bussen zum Ereignis und fotografierten eifrig. Es schien, als hätten sie endlich jenes Deutschland gefunden, das ihren Vorstellungen entsprach. Manches in der DDR erinnerte an längst vergangene Tage. Alte deutsche Tugenden schienen hier ihren Wert behalten zu haben: Ruhe, Ordnung, Sicherheit, Sauberkeit und Pflichterfüllung. In der DDR lungerten vor den Bahnhöfen keine Rauschgiftsüchtigen und Bettler oder Obdachlose herum, Prostituierte gab es lediglich in den Devisenhotels, die Kriminalitätsrate lag deutlich niedriger als im Westen. Jeder Besucher konnte aber auch die ununterbrochene Massenmobilisierung, die Fahnen und Losungen auf den Straßen, die dauernden Kampagnen und Umzüge, die Allgegenwart der Polizei und die Militarisierung der Gesellschaft beobachten. Der Vergleich zwischen NS- und SED-Staat lag einfach zu nahe, als dass man ihn - besonders bei politischen Kommentaren - nicht ständig im Munde geführt hätte. Schon seit den frühen fünfziger Jahren zeigte der Augenschein frappierende Übereinstimmungen: den Führerkult, die uniformierten Massen der Maiparaden, die nächtlichen Fackelzüge, den bellenden und geifernden Ton der Propaganda. Auch innerhalb der DDR nannten übel Wollende die Genossen hinter ihrem Rücken hämisch "PGs", bezeichneten die für die Beflaggung am 1. Mai und andere Ereignisse verantwortlichen Vorsitzenden der Hausgemeinschaftsleitungen als "Blockwarte" und beschimpften die Jungpioniere in ihren weißen Blusen und blauen Halstüchern als "Pimpfe".

Die Totalitarismus-Doktrin - die innere Nähe von Faschismus und Kommunismus behauptet - ist nicht in der dünnen Luft politologischer Seminare entstanden. Sie ist die Alltagserfahrung jener Generation, die beide Systeme erlebt hat. Die DDR und die Bundesrepublik rechneten sich ihre alten Nazis gegenseitig vor und beschuldigten einander der Nähe zum Nazi-System. Beide grenzten sich auf diese Weise voneinander ab, benötigten diesen Akt geradezu, um sich selbst und ihren Standort in der Geschichte zu definieren. Das antikommunistische Legitimationsmuster des Adenauerstaates und die antifaschistische Selbstlegitimation der DDR standen komplementär zueinander. Die Bundesrepublik änderte unter alliierter Regie die politischen Strukturen, errichtete ein demokratisches und pluralistisches Staatswesen, schleppte aber ungleich mehr personelle Altlasten mit. Die DDR dagegen brach wenigstens nach außen hin radikal mit der Nazi-Vergangenheit und führte sie zugleich mit ihren Verhaltensmustern und Denkweisen, mit den Herrschafts- und Propagandamethoden fort. Die SED hatte nie ein Problem damit, den "Tag der Befreiung" am 8. Mai 1945 feierlich zu begehen. Die Aufbaugeneration des neuen Staates bestand allerdings aus Hitlerjungen und Flakhelfern, die nicht lange nach Kriegsende ins Blauhemd der FDJ schlüpften. Die Besiegten des Krieges verwandelten sich in Sieger der Geschichte. Sie lernten nun im Schnellkurs den "Kurzen Lehrgang der Geschichte der KPdSU", verfügten damit über die einzig wissenschaftliche Weltanschauung und begannen, auf der Karriereleiter nach oben zu klettern.

Wenn im Westen Adolf Hitler an allem allein schuld war, nahmen im Osten das Finanz- und Monopolkapital, die Junker und die kapitalistische Gesellschaftsordnung diese Funktion ein. Diese Historisierung von individueller Schuld und Verstrickung führte zu einer ebenso massenhaften Exkulpation und Amnesie wie in Westdeutschland. Als zentrale Weihestätte der antifaschistischen Staatsmythologie der DDR diente die "Nationale Mahn- und Gedenkstätte" in Buchenwald bei Weimar. Die frei erfundene "Selbstbefreiung" des Konzentrationslagers im April 1945 wurde zum Gründungsakt der antifaschistisch-demokratischen Ordnung stilisiert. Die Behauptung, dort hätten kommunistische und sozialdemokratische Häftlinge gemeinsam geschworen, nie wieder eine Spaltung der Arbeiterklasse zuzulassen, geriet zusätzlich zum Gründungsmythos der SED. Kaum ein historischer Sachverhalt war in der DDR strenger tabuisiert als die Tatsache, dass Buchenwald unter sowjetischer Regie bis zum 2. April 1950 als Internierungslager herhalten musste. In den fünfziger Jahren entstanden in Buchenwald ein gewaltiger, 54 Meter hoher Glockenturm und ein Ehrenhain, eine "Straße der Nationen", die berühmte Skulpturengruppe von Fritz Cremer und ein Museum. Die Ausstellung rief sogar den Widerspruch der angereisten Vertreter der internationalen Häftlingsverbände hervor. Der französische Delegierte Joineau warnte vor so viel Einseitigkeit und fragte polemisch: "Was würde man von Dachau sagen, wenn es im antisowjetischen Sinne gestaltet würde?" Eilig räumte man einige Fotos von amerikanischen Militärbasen und gelynchten Schwarzen weg, um den offenen Eklat zu vermeiden. Buchenwald erhielt seine herausgehobene Stellung in der sozialistischen Galerie auch als Ort, an dem der Kommunistenführer Ernst Thälmann den Tod durch die Nazis fand. Stalin und die Moskauer Exil-KPD hatten wenig getan, den 1933 verhafteten KPD-Vorsitzenden aus der Haft zu befreien: Als Märtyrer muss er ihnen von größerem Nutzen gewesen sein denn als in Freiheit gekommenes Tauschobjekt. In der Nacht vom 17. zum 18. August wurde Thälmann offenbar auf Hitlers direkten Befehl im Hof des Krematoriums von Buchenwald hinterrücks erschossen und seine Leiche sofort verbrannt. Die NS-Propaganda verbreitete die Falschmeldung, Thälmann sei bei einem anglo-amerikanischen Bombenangriff ums Leben gekommen. Thälmanns Tod umwob in der DDR ein staatlicher Mythos, sein Leben fand Stilisierung in Filmen, Lesebuchgeschichten und Gemälden zur Heiligenlegende. Er diente der Pionierorganisation als Namenspatron, das Thälmann-Lied gehörte zum musikalischen Background der fünfziger Jahre der DDR.

Nach dem Machtantritt Honeckers im Jahr 1971 wurde der reichlich angestaubte Thälmann-Kult sogar noch einmal krampfhaft zu neuem Leben erweckt. Dem positiven Mythos stand ein negativer gegenüber - die Geschichte von den Thälmann-Mördern, --- S.150 die in der Bundesrepublik Schutz fanden. In der Tat entwickelte sich die Suche nach den Mördern zu einer gesamtdeutschen Tragikomödie von fast 50-jähriger Dauer. Immer wieder verschleppten die Behörden im Westen Verfahren gegen SS-Angehörige. Der Osten quittierte jedes dieser versandeten Verfahren mit Propagandagetöse. Dabei kannten Erich Mielke und seine Hauptabteilung IX/11 seit 1968 den Ort, an dem der Hauptverdächtige lebte, verrieten das Wissen aber nicht den westdeutschen Ermittlungsbehörden. Es handelte sich um den ehemaligen stellvertretenden Lagerführer von Buchenwald, SS-Obersturmführer Erich Gust. Er stand seit 1959 wegen Mordverdachts auf den Fahndungslisten der BRD und lebte - unter falschem Namen - unbehelligt als Gastwirt in Niedersachsen. Die Stasi erstellte eine ausführliche Dokumentation, um diesen neuerlichen Justizskandal der Weltöffentlichkeit zu präsentieren. Dazu sollte auch das Gästebuch von Gusts Restaurant konspirativ fotokopiert werden. Doch plötzlich senkte sich ein Vorhang des Schweigens über das brisante Ermittlungsverfahren. Im Jahr 1977 wanderte der Aktenvorgang noch einmal über verschiedene Schreibtische innerhalb des MfS. Man zog auch Veröffentlichungen in BRD-Zeitschriften in Erwägung, ehe der gesamte Vorgang schließlich erneut in der Ablage endete. War eine neuerliche Kampagne gegen die BRD inzwischen inopportun? War Gust oder einer seiner Gäste inzwischen aus anderen Gründen wichtig für die Stasi geworden? Die Akten der Auslandsspionage sind mittlerweile vernichtet, die Beteiligten schweigen. Am 18. Februar 1992 starb Gust hochbetagt eines friedlichen Todes. Der Fall ist der spektakulärste von vielen Fällen, bei denen die Ermittlungsbehörden des MfS nach Bedarf Vorgänge verschwinden ließen oder aus der Schublade zogen.

Vier Jahre nach der Stasi-Auflösung war Oberst Skiba, freundlich, rundlich, glatzköpfig in der dunkelblauen Uniform einer Wach- und Schließgesellschaft, Pförtner an der Humboldt-Universität Geheimdienstleute sind eben anpassungsfähig. Er zuckte keineswegs zusammen, wenn man ihn erkannte, wie dies manche seiner ehemaligen Kollegen tun, wenn man sie zufällig in der S-Bahn oder in der Kaufhalle trifft. Das mit rotem Marmor ausgelegte Entree der Alma Mater mit der feierlich großen Treppe ist in trübes Funzellicht gehüllt. Die Marmorplatten hätten angeblich nach dem Willen Adolf Hitlers die gigantische Reichskanzlei der künftigen Welthauptstadt Germania schmücken sollen. 1952 fand das Material für das neu gestaltete Foyer der Universität und für den U-Bahnhof Thälmannplatz Verwendung. Der Bahnhof ist inzwischen wieder umbenannt. Auch das Foyer der Humboldt-Uni ist nicht mehr dasselbe. Die überdimensionierte Marx-Büste, die seit 1953 vor dem Senatssaal stand, wurde im Zuge der geistigen Erneuerung weggeräumt. Überlebt hat die Denkmalstürmerei der Nachwendezeit allein die damals mit metallenen Lettern an der Wand über dem Treppenabsatz im Uni-Foyer angebrachte elfte Feuerbach-These von Karl Marx: "Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kommt aber darauf an, sie zu verändern."

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Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon augenzeuge » 30. Dezember 2012, 16:29

Aus einem Interview des ND zur Verfolgung von Nazis in der DDR mit dem Kriminalisten Wolfgang Schmidt, einst Leiter der Auswertungs- und Kontrollgruppe (AKG) für NS-Verbrechen in der Hauptabteilung XX:

Frage: Auch die Ostdeutschen gehörten zum Tätervolk?

Antwort: Die DDR stand vor dem gleichen Problem wie die BRD. Sie ist ja nicht aus dem Nichts entstanden. Sie musste genauso diese Masse der Bevölkerung, die Mitläufer waren, integrieren. Und warum sollten Leute, die sich keiner Verbrechen schuldig gemacht haben, nicht eine Funktion übernehmen?

Die IX/11 ist 1967 gegründet worden, nach der Präsentation von Albert Nordens »Braunbuch«. Prophylaktisch, um einen Bumerang-Effekt zu verhindern?

Antwort: ...Es gab z. B. einen Politbürokandidaten namens Karl-Heinz Bartsch, Vorsitzender des Landwirtschaftsrates und Mitglied des Präsidiums des Ministerrates. Als seine von ihm verschwiegene Zugehörigkeit zur Waffen-SS aus westlichen Veröffentlichungen bekannt wurde, ist er 1963 unverzüglich aus dem ZK ausgeschlossen worden und ging seiner staatlichen Funktionen verlustig. Strafrechtlich belangt werden konnte er nicht, weil Beweise für eine Teilnahme an Kriegsverbrechen oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit nicht vorlagen.

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Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon augenzeuge » 29. Mai 2013, 21:34

Ganz interessant ist die Karriere des Professors Gerhard Pchalek.

Vom ehemaligen NS-Staatsanwalt in Kattowitz entwickelte er sich zum Vize-Generalstaatsanwalt Thüringens in der Nachkriegszeit und in den fünfziger Jahren zum Direktor des Instituts für Strafrecht an der Universität Jena.

Bis zufällig eine DDR-Ausstellung, die gegen NS-Belastete in der BRD gerichtet war, 1959 auf seine Spur führte. 1960 wird Pchalek daraufhin wegen seiner NS-Tätigkeit (Beihilfe zum Mord in mind. 20 Fällen) zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt und aufgrund seiner Spitzeltätigkeit für die Staatssicherheit bereits 1962 vorzeitig entlassen. Nach seiner Haftstrafe erhält er einen Arbeitsplatz bei Zeiss in Jena und wird dort sowie in seiner Kirchengemeinde als IM "Heinz Straube" tätig. Bis 1978 arbeitet er mit dem MfS eng zusammen....

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Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon Interessierter » 31. Mai 2013, 16:30

Die DDR – ein antifaschistischer Staat?

Ein Vortrag des Historikers Alexander Sperk über die Tabuisierung des Rechtsextremismus in der DDR

Der Historiker Dr. Alexander Sperk erforscht neonazistische Erscheinungen im Bezirk Halle und Magdeburg. Am 27. Mai 2013 gab er einen Zwischenbericht. Rund die Hälfte der zu diesem Thema vorhandenen Stasi-Unterlagen in der BStU-Außenstelle Halle hat er mittlerweile eingesehen. Vortrag und anschließende Debatte fanden in Kooperation des BStU mit der Stadt Halle, der LStU Sachsen-Anhalt und der Landeszentrale für Politische Bildung Sachsen-Anhalt statt.


Zunächst analysierte Alexander Sperk die allgemeine Entwicklung neonazistischer Tendenzen in der DDR. Das Heranwachsen einer rechtsextremen Szene sei ab 1986 nachweisbar. Gleichwohl seien jedoch auch über die gesamte Zeit des Bestehens der DDR rechtsextreme Vorkommnisse zu verzeichnen. Ein einschneidendes Ereignis sei dann der Angriff von Skinheads auf ein Punkkonzert in der Berliner Zionskirche am 17. Oktober 1987 gewesen.

Die Zahl von Neonazis stieg dennoch bis zum Zusammenbruch der DDR. Ende 1988 zählte die Stasi bereits 1.067 Skinheads in den Bezirken. Ob diese Zahl realistisch ist, zog Dr. Sperk allerdings in Zweifel. Denn, so Sperk. Sowohl das MfS als auch die Volkspolizei hatten Schwierigkeiten, dieses Phänomen zu erfassen.

In Bezug auf die DDR bestand im Podium indessen Konsens darüber, dass eine weitgehende Tabuisierung des Themas vorherrschend war. Im Alltag vorhandene neonazistische, antisemitische und ausländerfeindliche Tendenzen entzogen sich somit einer kritischen Auseinandersetzung.

Hinzu kamen die von Herrn Dr. Sperk betonte Hilflosigkeit seitens der Stasi sowie die mitunter stillschweigende Duldung des Problems. Die Bagatellisierung unter der Chiffre "Rowdytum" war Begrich folgend einem politischem Strafrecht geschuldet, dass dieses Problem zunächst nicht zur Kenntnis nahm. Im sich selbst so definierenden antifaschistischen Staat DDR konnte nicht sein, was nicht sein durfte.

Den ganzen Beitrag findet man hier;
http://www.bstu.bund.de/DE/InDerRegion/ ... D.2_cid354

" Der Interessierte "
Interessierter
 

Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon eisenringtheo » 31. Mai 2013, 16:43

Interessierter hat geschrieben:(...)die allgemeine Entwicklung neonazistischer Tendenzen in der DDR. Das Heranwachsen einer rechtsextremen Szene sei ab 1986 nachweisbar. Gleichwohl seien jedoch auch über die gesamte Zeit des Bestehens der DDR rechtsextreme Vorkommnisse zu verzeichnen. Ein einschneidendes Ereignis sei dann der Angriff von Skinheads auf ein Punkkonzert in der Berliner Zionskirche am 17. Oktober 1987 gewesen.
(...)
Den ganzen Beitrag findet man hier;
http://www.bstu.bund.de/DE/InDerRegion/ ... D.2_cid354

" Der Interessierte "


Der Rädelsführer hat eine Stasiopferrente beantragt??
http://www.tagesspiegel.de/kultur/recht ... 69358.html
Theo
eisenringtheo
 

Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon Spartacus » 31. Mai 2013, 19:51

eisenringtheo hat geschrieben:
Interessierter hat geschrieben:(...)die allgemeine Entwicklung neonazistischer Tendenzen in der DDR. Das Heranwachsen einer rechtsextremen Szene sei ab 1986 nachweisbar. Gleichwohl seien jedoch auch über die gesamte Zeit des Bestehens der DDR rechtsextreme Vorkommnisse zu verzeichnen. Ein einschneidendes Ereignis sei dann der Angriff von Skinheads auf ein Punkkonzert in der Berliner Zionskirche am 17. Oktober 1987 gewesen.
(...)
Den ganzen Beitrag findet man hier;
http://www.bstu.bund.de/DE/InDerRegion/ ... D.2_cid354

" Der Interessierte "


Der Rädelsführer hat eine Stasiopferrente beantragt??
http://www.tagesspiegel.de/kultur/recht ... 69358.html
Theo


Da kann er lange beantragen. [mad]

In Bautzen saßen in erster Linie Verbrecher mit langjährigen Haftstrafen, nicht selten lebenslänglich für Mord.
Politische Häftlinge waren in der Minderheit. Busse saß also ganz normal seine Strafe ab, denn er war ganz
bestimmt kein politischer Häftling. Hierfür müsste er ja auch rehabilitiert werden, was aber mit Sicherheit nicht
passieren wird.

LG

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Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon augenzeuge » 31. Juli 2013, 21:27

Von Sven Felix KELLERHOFF

Der Osten hat seine braune Vergangenheit besser bewältigt als der Westen, heißt es oft. Stimmt nicht, sagen Soziologen der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Auch unter SED-Funktionären fanden sich etliche ehemalige NSDAP-Mitglieder. Die Quote lag sogar noch höher als der Anteil an der Gesamtbevölkerung.

Unehrlich währt am längsten - jedenfalls, was die Mitgliedschaft in der NSDAP angeht. Und das galt gleichermaßen in West wie Ost. Zwar gehört es zu den kaum mehr hinterfragten zeitgeschichtlichen Binsenweisheiten, dass in der Bundesrepublik die braune Vergangenheit kollektiv beschwiegen worden sei, während die "antifaschistische" DDR die Hitler-Zeit konsequent aufgearbeitet habe.

Doch dabei handelt es sich um einen Mythos, wie jetzt Soziologen der Friedrich-Schiller-Universität Jena festgestellt haben: In der DDR machten ehemalige Mitglieder der Hitler-Partei sehr wohl Karriere, sowohl im Staatsapparat als auch in der SED. Und genau wie im Westen Deutschlands war auch hier der bevorzugte Umgang mit der eigenen Verstrickung konsequentes Verdrängen. Damit löst sich der wohl letzte Mythos über eine vermeintliche "historische Leistung" der SED-Diktatur auf.

Die Wissenschaftler um Heinrich BEST haben, im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziertes Sonderforschungsbereichs über Eliten in Deutschland, alle SED-Spitzenfunktionäre auf dem Gebiet des heutigen Thüringen für die gesamte Herrschaftszeit der ostdeutschen Staatspartei untersucht. Zwischen 1946 und 1989 waren das insgesamt 441 Personen. 263 davon wurden vor 1928 geboren, konnten also noch Mitglied der NSDAP werden.

Der überraschende Befund: Immerhin 36 der 263 Männer wurden in der zu vier Fünfteln erhaltenen NSDAP-Mitgliederkartei geführt. Die Quote liegt bei 13,6 Prozent und damit sogar noch etwas höher als der Anteil der NSDAP-Mitglieder an der Gesamtbevölkerung. Noch bemerkenswerter aber ist: 35 der 36 jetzt durch den Vergleich von NSDAP- und SED-Archivalien entdeckten Mitglieder der Hitler-Partei unter den thüringischen SED-Spitzenfunktionären verschwiegen ihre Vergangenheit auch in SED-internen Unterlagen.

Nicht Offenheit war das Prinzip, sondern "kollektives Beschweigen", wie der Philosoph Hermann LÜBBE es einmal für die Bundesrepublik formuliert hat, der übrigens selbst als 18-Jähriger noch in die Hitler-Partei aufgenommen worden war. Anhand von vier Fallstudien illustriert die Sozialwissenschaftlerin Sandra MEENZEN, wie dieses Verdrängen in der DDR ablief.

Eine aussichtsreiche Karriere in der SED stand Harry PLANERT, geboren 1926, bevor - aber nur, weil er konsequent seinen Eintritt in die NSDAP zum 20. April 1944 (Mitgliedsnummer 10.129.754) verschwiegen hatte, in mehreren handschriftlichen Lebensläufen. Dabei war sich der ehemalige Unteroffizier der Wehrmacht der Bedeutung durchaus bewusst - so teilte er mit, dass sein Bruder "Parteigenosse", kurz "PG" gewesen sei. PLANERT starb schon 1964 mit nur 38 Jahren, so dass er nicht über die thüringische Provinz hinaus kam.

Ganz anders erging es dem ein Jahr jüngeren Herbert WAGNER. Er war ehrlich, verschwieg als einziger Thüringer Spitzenfunktionär gegenüber den SED-Kaderabteilungen seine NSDAP-Mitgliedschaft nicht und setzte sich mit voller Kraft für den "Aufbau des Sozialismus" ein. Gedankt wurde es ihm nicht. Nach Ermahnungen, nicht zu offen mit seiner PG-Nummer 9.948.758 umzugehen, wurde er 1958 vom Zentralkomitee in Ost-Berlin abgesetzt und auf einen unwichtigen Posten bei der Staatsgewerkschaft FDGB abgeschoben.

Der vielleicht prominenteste Fall eines SED-Spitzenfunktionärs mit brauner Vergangenheit in dem untersuchten Sample ist Hans BENTZIEN. Er stieg bis zum Kulturminister der DDR auf, wurde 1966 aber abgesetzt - jedoch nicht wegen seiner NSDAP-Mitgliedschaft (Nr. 9.751.671), sondern weil die SED in der Kulturpolitik auf Kahlschlag umschaltete. BENTZIEN überwinterte in verschiedenen Funktionen, bis er 1989/90 der letzte Generalintendant des DDR-Fernsehens wurde. Eigenen Angaben nach 1990 zufolge verschwieg BENTZIEN in seinen Lebensläufen in Absprache mit einem höheren SED-Funktionär die Mitgliedschaft in der Hitler-Partei.

Besonders abstoßend ist das vierte Beispiel, den MEENZEN analysierte. Heinrich TITTL, ebenfalls Jahrgang 1926, verschwieg nicht nur konsequent seine eigene Zugehörigkeit zur NSDAP (PG-Nr. 9.771.135). Er schoss sogar 1968 einen innerparteilichen Konkurrenten ab - unter Hinweis auf dessen braune Vergangenheit. TITTL war zudem IM der Stasi, doch MIELKEs Mannen ahnten, den Akten zufolge, offenbar nichts von der Vergangenheit des Genossen.

Wer schwieg, stieg auf

Diese und weitere Fälle belegen den Schluss der Jenaer Forscher: "Verschweigen der NSDAP-Mitgliedschaft beförderte, mit oder ohne offizielles Einverständnis, die Karriere." ...

Vergangenheitsbewältigung in Ost und West

Das Forschungsfeld steht noch ganz am Anfang. Weitere Projekte der Jenaer Gruppe beschäftigen sich mit Elitenkontinuitäten in der DDR-Wirtschaft - beim Jenaer Vorzeige-Unternehmen Carl Zeiss zum Beispiel, zu dessen wichtigsten Managern die früheren NSDAP-Mitglieder Rudolf MÜLLER und Wolfgang BIERMANN zählten. "Dadurch waren diese Leute erpressbar", konstatierte der Projektmitarbeiter Dietmar REMY: Im Falle eines Falles konnte ihre braune Vergangenheit leicht "entdeckt" werden, um sie loszuwerden. MÜLLER verlor wegen des Vorwurfes, als ehemaliger Nazi den Betrieb heruntergewirtschaftet zu haben, in den 70er Jahren seine Posten. An BIERMANN dagegen, dem Schöpfer der ineffizienten DDR-Mikroprozessoren, dagegen hielt Erich HONECKER noch fest, als der "Spiegel" seine Mitgliedschaft in der NSDAP veröffentlicht hatte.

Wenn es in einigen Jahren genügend Einzelstudien über frühere Nazi-PGs in der DDR gibt, kann sinnvoll über einen Vergleich mit der Bundesrepublik nachgedacht werden. Einen Elitenwechsel schaffte die SED-Diktatur nämlich ebenso wenig wie der demokratische Rechtssaat - das macht die hunderttausendfache Kontinuität im Westen zwar nicht angenehmer, zeigt aber, dass sie wohl alternativlos war.

So betrachtet, offenbart sich die Verlogenheit vieler geläufiger Vorwürfe gegen die Bundesrepublik, die einst aus Reihen der Linken beiderseits des eisernen Vorhangs erhoben wurden und heute bevorzugt von der Linkspartei ins Spiel gebracht werden. Die braune Vergangenheit ist weder in Ost noch in West "bewältigt" worden - weil so etwas gar nicht möglich ist.
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Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon Merkur » 1. August 2013, 07:18

augenzeuge hat geschrieben: So betrachtet, offenbart sich die Verlogenheit vieler geläufiger Vorwürfe gegen die Bundesrepublik, die einst aus Reihen der Linken beiderseits des eisernen Vorhangs erhoben wurden und heute bevorzugt von der Linkspartei ins Spiel gebracht werden.


Unbestritten, dass es DDR NSDAP-Mitläufer oder NSDAP-Mitglieder unter 20 Jahren gab, die später "Karriere" machten. Der große Unterschied war aber, dass es keine Globkes, Oberländers und Filbingers gab.
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon augenzeuge » 1. August 2013, 15:45

Merkur hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben: So betrachtet, offenbart sich die Verlogenheit vieler geläufiger Vorwürfe gegen die Bundesrepublik, die einst aus Reihen der Linken beiderseits des eisernen Vorhangs erhoben wurden und heute bevorzugt von der Linkspartei ins Spiel gebracht werden.


Unbestritten, dass es DDR NSDAP-Mitläufer oder NSDAP-Mitglieder unter 20 Jahren gab, die später "Karriere" machten. Der große Unterschied war aber, dass es keine Globkes, Oberländers und Filbingers gab.


Absolut korrekt, Merkur. Trotzdem fand ich den Artikel sehr informativ. Einige Namen war mir unbekannt.....
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Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon Interessierter » 19. Dezember 2013, 11:42

In Bezug auf die Naziaufarbeitung titelte der Foccus im Mai 2010 bereits so:

SED - Die große Mutter der kleinen Nazis


Am 8. Mai feiert die Linkspartei wieder die „antifaschistische“ DDR. Selbst DDR-Gegner glauben die Mär vom Antifaschismus. In Wahrheit machten viele Nazi-Verbrecher in der SED Karriere.


Erich Mielke war entsetzt. Das Buch, das vor ihm auf dem Schreibtisch lag, war höchstes Gefahrengut. Mehr als 200 Namen waren darin aufgelistet – Namen von Politikern, Wissenschaftlern, Ärzten, Künstlern, Schriftstellern und anderen wichtigen Funktionsträgern aus dem Arbeiter- und Bauernstaat. Sie alle hatten zwei Eigenschaften gemeinsam: Sie hatten nicht nur in der DDR Karriere gemacht, sondern zuvor auch bei den Nationalsozialisten.

Die Fakten stimmten, daran gab es keinen Zweifel. Mielke wusste: Wenn diese Erkenntnisse an die Öffentlichkeit gelangten, war es vorbei mit der Selbstanpreisung der DDR als „antifaschistischer Staat“ und der propagandistischen Anklage, die Bundesrepublik sei der Zufluchtsort aller Ex-Nazis.
Eine platte Lebenslüge, wie das „Braunbuch DDR“ schon 1981 zeigte. Doch die Mär vom Antifaschismus wurde das erfolgreichste Erfolgsprodukt der SED-Propaganda.

Inzwischen hat Kappelt ( Autor des Buches ) weiter geforscht. Nach der Wiedervereinigung lagen die Dokumente für jeden offen zugänglich, und so wurden aus den 200 Namen inzwischen rund 1000. Die Liste zeigt: Die SED kannte keine moralischen Bedenken, wenn es um die Integrierung ehemaliger Nazis ging – besonders, wenn sie sich am Aufbau des neuen, „antifaschistischen“ Deutschlands beteiligten. Als erste Partei in ganz Deutschland nahm sie ab Juni 1946 bereits ehemalige NSDAP-Mitglieder in ihre Reihen auf. Anfang der 50er-Jahre waren Zehntausende Mitglied der SED geworden, die Partei galt als die große Mutter der kleinen Nazis.

Hier findet man die Seiten 1 und 2 des Foccusartikels:
http://www.focus.de/politik/deutschland ... 05952.html
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Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon HPA » 19. Dezember 2013, 13:16

"...1950/51 bekannten sich 174 928 SED Mitglieder dazu,einstmals Mitglieder der NSDAP oder einer ihrer Gliederungen,Offiziere oder Berufssoldaten der Wehrmacht gewesen zu sein..."
Prozentual lag sie da noch vor der NDPD.
"...So berichtete der Leiter der MfS BV Erfurt,OSL Gaida,im Januar 1955,dass sich in einer GST-Einheit seines Bezirks der gesamte SA-Reitersturm organisiert habe...."

Zitate aus:Henry Leide "NS-Verbrecher und Staatssicherheit" erschienen bei Vandenhoeck & Ruprecht

Für den latent unterschwelligen Antizionismus und Antisemitismus waren diese personellen Kontinuitäten bis hinauf in höchste Regierungsämter ein reicher Nährboden
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Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon Edelknabe » 19. Dezember 2013, 17:30

Nun habe ich noch in einem "Nachfolgenazistaat DDR" gelebt, ich fasse es nicht??? Aber mal ehrlich im Klartext formuliert, du bist doch krank Interessierter alter Mann. Also dir muss doch beim einstellen solcher Themen das klebrige Warme den Rücken herunterlaufen und unserem HPA mit. Tut mir leider nicht leid Leute, ich musste das mal so texten.

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Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon pentium » 19. Dezember 2013, 17:42

Laut Tante Wiki soll alleine die NSDAP bis 1945 7,5 Millionen Mitglieder gehabt haben. Rainer-Maria, haben die sich nach 1945 alle in den westlichen Besatzungszonen, später BRD versammelt? So nach dem Motto, wähle deinen Weg, links bitte die Antifaschisten für die damalige SBZ, später DDR und rechts bitte alle ehemaligen NSDAP-Mitglieder und deren Unterorganisationen, sowie Offiziere der WM u.s.w. für die westlichen BZonen, später BRD.

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Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon Nov65 » 19. Dezember 2013, 17:45

Warum sollte die DDR kein antifaschister Staat gewesen sein?
War das nicht auch die BRD?
Dass in Parteien ehemalige Nazis Aufnahme fanden, ist doch noch kein Beleg dafür, dass der ganze Staat faschistisch ausgerichtet war!
Wir sollten uns hüten diese Denkrichtung weiterzuverfolgen, weil sie nicht stimmig ist.
Deshalb müssen Grundgesetz, Verfassung, Außenpolitik und Umgang der Justiz mit erwiesenen Verbrechen von Nazis für die Bewertung der Themenfrage herangezogen werden.
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Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon Interessierter » 19. Dezember 2013, 18:03

Edelknabe, ob derjenige der diesen Artikel ins WWW stellte krank ist, entzieht sich genauso meiner, wie auch Deiner Kenntnis. Zur Richtigstellung: Ich erfreue mich bester Gesundheit .

Du scheinst nach mehr als 20 Jahren, vieles nicht nur nicht begriffen zu haben, sondern scheinst auch immer noch nicht die Meinungen " Andersdenkender " ertragen zu können. Da Du hier ja schon geschrieben hast, dass Stalin ein großer Staatsmann gewesen sei und dass Dich die Toten an der Grenze, damals überhaupt nicht interessiert hätten, weiß ich Dich einzuschätzen. Das nur als kurze Antwort auf Deinen unsachlichen, hilflosen Beitrag.

Zur Sache selbst, haben sich nach meiner Meinung beide Deutschen Staaten nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Nur die BRD pries sich nicht permanent propagandistisch als " antifaschistischer Staat " an und behauptete auch nicht die DDR wäre der Zufluchtsort aller Nazis gewesen.

Diese verlogenene Scheinheiligkeit zog sich doch wie ein roter Faden durch das Regime der SED und ihrer Diktatur des Proletariats.

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Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon Edelknabe » 19. Dezember 2013, 18:05

Also ich weiß nicht so recht Pentium und meine bei mir...."Wenn ich als ehemaliger Anhänger der NSDAP ein richtig schlechtes Gewissen gehabt hätte, dann wäre ich unter Garantie nicht nach 1945 in der SBZ(Sowjetischen Besatzungszone) geblieben."

Oder ich nahm den Ausweis eines Toten(auch sowas kam Tausendfach vor) und begründete damit ne völlig neue Existenz. Aber nein und wie geschrieben..."wenn an meinen Händen sinngemäß richtig Blut klebte", dann war die SBZ unter Garantie nicht die Zone, um ....ich brauch da glaube nicht weiter zu schreiben. Und ja, es gab Ausnahmen siehe Heinz Barth (Oradour)und Andere so der neueste Fall mit dem Mediziner(damals Rottenführer in Auschwitz).

Rainer-Maria ich bekomme da immer nen dicken Hals wenn man heute die Geschichte komplett herumdrehen möchte...so uns Interessierter. "Ich liebe den alten Kerl".....so wie ich die hinterhältigen Viecher von Hunden liebe, die mir in der Nacht in die Hand beißen wollen. Da hilft wahrscheinlich nur der (sinngemäß)Knüppel...oh entschuldigt aber sowas von auch...

Nu hatte ich es schon geschrieben Interessierter...und ja, ich habe deinen Text vorher zur Kenntnis genommen.
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Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon Wosch » 19. Dezember 2013, 21:13

Wenn der Arno non Lenski kein Nazi war, dann heiß ich "Franz Gans"!! Und von dieser Art Nazi´s gab es in der DDR mehr als genug. Sie saßen bis in den höchsten Gremien des Staates, in der Regierung, im ZK und in dem "Kasperle-Theater" Volkskammer. Sie erhielten höchste Auszeichnungen ihrer neuen Brötchengeber und vergaßen nach dem man ihren Lebenslauf im sozialistischen Sinne umgeschrieben hatte ganz schnell daß sie damals beim "Heil Hitler-Rufen" auch schon in vorderster Reihe gestanden hatten. Die Aufarbeitung des Faschismus hörte in der DDR dort auf, wo man sie als "Fachkräfte" für´s Eigene benötigte.
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Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon Nostalgiker » 19. Dezember 2013, 21:24

Nur die Altnazis in der Bundesrepublik "durften" und "konnten" sich zu Demokraten wandeln.
Die die in der SBZ und späteren DDR verblieben wird selbstverständlich eine ideologische und politische Wandlung und Weiterentwicklung per se abgesprochen.

Ist ja Heute auch noch so, da wird "erkannt" das sich der Eine oder Andere heftig dagegen sträubt um sich weiterzuentwickeln, ne lieber verharrt er trotzig in alter Ideologie, meinen die Gewandelten und Weiterentwickelten ....
Oder die die schon immer den absoluten Durchblick hatten ....

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Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

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Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon SkinnyTrucky » 19. Dezember 2013, 21:27

Edelknabe hat geschrieben:Nun habe ich noch in einem "Nachfolgenazistaat DDR" gelebt, ich fasse es nicht??? Aber mal ehrlich im Klartext formuliert, du bist doch krank Interessierter alter Mann. Also dir muss doch beim einstellen solcher Themen das klebrige Warme den Rücken herunterlaufen und unserem HPA mit. Tut mir leider nicht leid Leute, ich musste das mal so texten.


Wenn's doch aber wahr ist....

....die Wahrheit sollte schon erzählt werden Rainer Maria, denn ewig die Augen verschliessen kann zu Blindheit führen....

Wenn alle strammen Nazis in die BRD gezogen wären, dann hätte die DDR damals schon ein demografisches Problem gehabt....


groetjes

Mara
Wenn es heute noch Menschen gibt, die die DDR verklären wollen, kann das nur damit zusammenhängen, dass träumen schöner ist als denken.... (Burkhart Veigel) Bild
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