DER 17. JUNI 1953 IN LEIPZIGUm die Mittagszeit des 17. Juni 1953 fuhr der 15jährige Schlosserlehrling Paul Ochsenbauer auf seinem Fahrrad in die Leipziger Innenstadt, um sich die Demonstrationen der Arbeiter gegen die SED-Herrschaft anzusehen. Am Abend, nach Ausrufung des Ausnahmezustands durch die Besatzungsmacht, wurde er festgenommen, weil er ein Plakat abgerissen hatte, und an unbekanntem Ort erschossen.Sein Schicksal und das des Schülers Peter Schmidt und des Arbeiters Dieter Teich bilden die Kernhandlung des Films „Wir wollen freie Menschen sein! Volksaufstand 1953“, der am 14. Mai im Leipziger „Haus des Buches“ uraufgeführt wurde und dessen Begleitmusik der Dresdner Ex-Häftling Michael Proksch (1958), Autor des Buches „Und plötzlich waren wir Verbrecher“ (2010), komponierte.
Ein überzeugendes Beispiel für die Verfahrensweise Freya Kliers ist die nachgestellte Demonstration Leipziger Arbeiter vor dem „Volkspolizeikreisamt“ in der Dimitroffstraße. Dort stand, eingezwängt von den Aufständischen, der zehnjährige Schüler Peter Schmidt, der mit der Straßenbahn vom Schwimmbad gekommen und am Hauptbahnhof ausgestiegen war. Als die „Volkspolizei“ zu schießen begann, wurde er von einer Kugel in den Bauch getroffen und dann von einem bis heute unbekannten Zimmermann in die Universitätsklinik gebracht, wo er sofort operiert wurde. Sein Bett wurde nach jeder der drei Operationen, die er zu überstehen hatte, in den Krankensaal geschoben, wo die aussichtslosen Fälle lagen, weil die Ärzte die Hoffnung schon aufgegeben hatten. Das alles erfährt der Zuschauer von dem heute 70jährigen Peter Schmidt, dessen Zeugenaussage in breitestem Sächsisch mehrmals eingeblendet wird: Er durfte nach der Genesung an seiner Schule nie mehr am Sportunterricht teilnehmen, und er durfte mit niemandem darüber sprechen, was ihm zugestoßen war. Später hat er geheiratet und konnte 1982 mit Frau und Kindern in den Westen ausreisen!
Der Einsatz dauerte nur eine halbe Stunden und forderte das erste Menschenleben: der 19jährige Arbeiter Dieter Teich aus Wiederitzsch, der bei der Leipziger Straßenbahn angestellt war, wurde gegen 15.15 Uhr durch eine Kugel in die Brust getroffen, noch vor der 64jährigen Rentnerin Elisabeth Bröcker, die um 16.20 Uhr starb.
In den Wochen, nachdem der Aufstand durch Sowjettruppen niedergeschlagen worden war, wurden Hunderte von Beteiligten verhaftet, auch in Leipzig. Paul Ochsenbauer aber blieb verschwunden, obwohl seine Eltern täglich bei der „Volkspolizei“ nachfragten. Erst zwei Wochen später, am 1. Juli, wurde den Eltern mitgeteilt, dass ihr Sohn einen „tödlichen Unfall“ erlitten hätte. Davon aber, dass seine sterblichen Überreste schon in der Nacht zum 20. Juni auf dem Leipziger Südfriedhof eingeäschert worden waren, erfuhren sie nichts.
http://f3.webmart.de/f.cfm?id=2165073&r ... 89464&pg=1Der Film wird am Sonntag, 16. Juni, um 22:55 Uhr bei RTL und am 17. Juni bei n-tv ausgestrahlt werden." Der Interessierte "