von seaman » 14. Februar 2013, 17:18
Dank an ABV !
Deine Beiträge haben mich hier immer begeistert!!!
Wohl dem,der so formulieren kann !!
Möchte mich mit diesem Beitrag hier aus dem Forum verabschieden,letzter Beitrag.
Damals:
Mittlerweile empfanden Ohren, Gehirn und Nervensystem den Lärm der Straße nicht mehr als schmerzhaften Eingriff in mein chaotisches Benommensein. Dieses Hupen, Eselschreien und Palaver vom Basar gehörte nun einmal dazu; akustische Realität einer anderen Welt.
Vage Erinnerungen an abenteuerliche Kindheitsbücher schienen sich hier als selbstverständliche Wirklichkeit zu präsentieren, und der hektisch melodische Lärm der Autohupen gehörte dazu, als habe er schon immer den Kalifen in den Ohren geklungen.
Strahlendes Mittelmeerwetter.Orient und Okzident.Asien und Europa bunt gemischt.
Beirut-das Leben als Schmelztiegel verschiedener Kulturen und Religionen.
In der Handelsmetropole quirlt das Leben.Die erfrischende Brise kommt aus dem Antilibanon-der Gebirgswind,ein Fallwind.
Schaufenster voll glitzernder Auslagen:
Perlenketten und elegante Kleider,landestypische Delikatessen,aromatisch duftende Gewürze, ein agiler Schuster und eine Näherin,die ihre Maschine surren lässt und der orientalische Goldbasar...
Mißmutig schob ich das Laken von mir und schlenkerte die Beine über die Bettkante. Ich mußte mich mit beiden Händen festhalten, um einigermaßen aufrecht zu sitzen. Einen Whisky hatte ich wohl zuviel getrunken.War wohl kein Tullamore,den kann ich normalerweise in Mengen ab. Vermutlich war es wie immer der letzte. Immer ist es der letzte, der einen umwirft. Der von tausend Füßen abgewetzte Teppich vor dem Bett schien leicht hin- und herzugleiten. Also ein fliegender Teppich, bitte schön, das steht mir zu, dafür sind wir in Arabien, alles im Preis inbegriffen, inklusive, wie es so heißt, auch das bezahlt nun freundlicherweise meine Botschaft, auch den fliegenden Teppich aus tausend und einer Nacht, und mir reichte im Moment die letzte, die hatte es in sich gehabt.Na ja, dann kam auch der Gedanke an die attraktive Barfrau vom Vorabend.Man ist ja nicht aus Holz.
Die gestern erhaltene Abhörtechnik zum Einbau in paar westlichen Botschaften ist angekommen und wird schnellstens aktiviert/eingebaut.
Ich hatte Irak,Iran,Ägypten,Syrien,Libyen,den Libanon und andere arabische Staaten und vor Jahren ein Stückchen Tunesien erlebt, in Damaskus/Beirut war ich damals zum ersten Mal(1972).
Oman Dille,hatte ich auch schon zu diesem Zeitpunkt intus. Der Obersultan dort hatte in Deutschland studiert und schenkte mir dort häufiger ausgiebig seine Gunst. Schon nach einem Tag hatte ich das Gefühl, hier würde ich leben können. Natürlich wußte ich um den Unterschied, ob man sich gastweise in einem anderen Land aufhält, unbelastet von dessen Zwängen und Schwierigkeiten, oder ob man gezwungen ist, dort sein Leben zu fristen, ohne den Termin einer Heimkehr in Kopf und Kalender.
Mir war ein anderer Termin unerwartet und schnell zugeteilt worden,
Hatten wir doch gerade den Termin des Angriffs vom Yom-Kippur-Krieg exakt an unsere Hauptstadt vermelden können.
Befehl ist Befehl.
Beirut war damals eine Drehscheibe der Geheimdienste.
Wo gehört wohl PSL hin(Peter Scholl-Latour)?
Egal,ich weiss es.
Nichts mit Aleppo und Hama und Homs, nichts mit der syrischen Wüste und Palmyra und Latakia und vor allem den Gesprächen, Nachfragen und Aufstöbern von Fakten und Berichten für mein Buch!
Nichts als eine kaum angefangene und nun jäh abgebrochene Reise. Da hast du Dein Abenteuer, Jochen Altenstedt(geouted), nach dem du Dich oft sehntest. Du hattest einen Dieb im Zimmer und hernach noch das zweifelhafte Vergnügen, vom Hotelchef für einen verkappten Hochstapler gehalten zu werden – «Why didn’t you depose the money in our safe?» –, jawohl, warum hab ich’s nicht im Safe deponiert, ich vertrauensseliger Pinsel, und dann noch dieser liebenswürdige Kollege H. von der DDR-Botschaft mit seinem vielsagenden Schulterzucken: «Sie können den Verlust der Summe ja nicht einmal belegen!»
Leider hinterlegen auch in Arabien Diebe keine Empfangsbestätigung. Warum tat hier jeder so, als hätte ich mich selber bestohlen?
Nur ein moralischer Schreibtischtäter hätte unter den Umständen den Hinweis auf gefälligst zu übende Bescheidenheit bei Inanspruchnahme der Botschaftskasse ohne Bitterkeit runtergeschluckt.
Jochen Altenstedt war aus gewohnter Korrektheit, wenn auch verbiestert und zornig, bereit zu angemessener Bescheidenheit. An sparsamen Umgang mit Valutamitteln war ich, weiß der Himmel, ohnehin gewöhnt.Schliesslich hatte ich zu diesem Zeitpunkt schon die Erfahrung eines DDR-Bürgers aus über hundert Staaten des sogenannten NSW praktisch verinnerlicht. Mir hatten nie Reichtümer zur Verfügung gestanden. Auch die aus eigenem kommende Reisebarschaft hätte mir keine großen Sprünge erlaubt.
Weshalb also zu Lasten der Botschaft plötzlich prassen wie ein Ölscheich aus Kuweit? Das war nicht meine Art. Bis zu dem besagtenAbend.
Mißmutig und in flapsiger Weltuntergangslaune hatte ich plötzlich nicht mehr einsehen mögen, weshalb ich’s zum Abendessen bei einer Flasche Bier bewenden lassen sollte. Ich war hinübergegangen in die damals z.ZT. bekannteste Hallenbar Beiruts , zunächst noch als einziger Gast, dem jungen Barmann mürrisch, weil doch wohl nicht reinen Gewissens, einen Whisky abverlangt.
«Please, Sir, you are welcome, Sir.» Ein gewinnendes Lächeln, das Eis klirrte im Glas, der Ballantine!!! plätscherte auf die Würfel und stand vor mir, ehe ich mich versah. «Room-number, Sir?»
Room-number haben wir, mein Junge, sollst du wissen, das Zimmer haben sie mir noch nicht gestohlen, zwei Tage darf ich sogar noch drinbleiben, obwohl seit vorgestern arm wie die Bettler (Papiere geklaut)draußen vor dem Hotel, und mach mal noch einen ins Glas, mein Freund, es ist schön bei euch, wo man alles auf Room-number bekommt und an die Rechnung nicht denken muß, soll sich der Botschaftsbuchhalter drüber auslassen, wieviel Whisky Seemann Jochen Altenstedt aus Rostock,der Fallschirmjäger aus Prora,auf Staatskosten getrunken hat, noch einen Ballantine, mein Lieber, das Zeug ist gut.
«Please, Sir, you are welcome."
Haus Sonne wäre für mich jetzt eher ein Heimspiel.Sonderreservierung mit Seefahrtsbuch.
Ansonsten hatte ich noch ein paar andere Pässe um es mir anderswo besser gehen zu lassen.
Ich schaute zur Uhr. Von wegen sechs Uhr morgens. Es war kurz nach zehn. Also hatte mich die zweite(oder dritte) Gebetsaufforderung aus dem Schlaf gedröhnt. Ich gab mir noch fünf Minuten, bis ich aufstehen und unter die dünnrieselige,pisswarme Dusche gehen würde. Ich war nicht allein geblieben an der Bar in der Halle. Der Mann mußte mich schon eine geraume Weile beobachtet haben; manchmal spürt man so etwas erst, wenn man angesprochen wird. Plötzlich saß er neben mir. Sein Englisch war so glänzend wie die vier oder fünf Goldplomben, die er unablässig zur Schau stellte:
Ein Mann, der alles, was er mitzuteilen hat, mit breitem Lächeln zum besten gibt, und er hatte fortwährend irgend etwas mitzuteilen, verwandelte jede noch so belanglose Bemerkung in eine von Sympathie strotzende Verlautbarung.
Seine gepflegte Eleganz und die behende Beweglichkeit hatten mich schnell vermuten lassen, ich müßte es mit einem Kaufmann zu tun haben. (Siehe Eppelmann/Lipping)
Die meisten arabischen Gäste in derlei Hotels pflegen Geschäftsleute zu sein, und daß er Araber war, konnte auch sein flüssiges Englisch nicht verbergen; der rachale Unterton verriet es.
Die nächsten Whiskyrunden hatte er bestellt, und er tat es mit vollendeter, doch nicht aufdringlicher Absolutheit. Auf Fragen, die er im hurtigen Konversationston stellte, gab er gleich selbst die Antworten, mir blieb kaum mehr als die Gelegenheit zu unverbindlichem Ja oder Nein. Er wußte alles, kannte alles, verstand auch alles, und je länger der Abend ging, meinte ich, es stimmte auch alles, was er von sich gab.
Trotzdem,regelmässig ging ich vor die Tür,am Horizont waren die Silhouetten der uns bedrohenden israelischen Schiffe zu sehen...Mein Job.
Abstimmung über Funk dann später.Klar doch,Militär.
Sein Name war übrigens Yussuf K.. «Selbst Sie als Europäer können es leicht und richtig aussprechen, im Gegensatz zu den meisten arabischen Namen, und wer, ist es nicht so, wer mag schon, wenn er seinen Namen in fragwürdiger Artikulation oder ganz und gar falsch ausgesprochen hört, nicht wahr?»
Arabistik in Leipzig studiert zu haben war wohl doch vorteilig...
Ich hatte genickt und gedacht, daß es mir eigentlich immer egal gewesen war, ob einer meinen Namen richtig oder falsch ausspricht/schreibt, aber es war wohl nicht wichtig, und ich hatte es nicht gesagt.
Joo,so denke ich heute noch.
Na ja,Namen sind mir in diesem Forum auch schon angedichtet worden.
Weshalb denke ich jetzt an einige Klappspaten?
. «Also Yussuf K., mein Freund, es ist wirklich leicht zu merken.» Und er hatte mich angestrahlt mit der grenzenlosen Biederkeit eines Kaufmanns der östlichen Mittelmeerküste, der imstande war, dem Partner selbst seine Schwester zu verkaufen, wenn er sie günstig zurückkriegen kann. Hello Mister,you like fuck my sister?
Der Whisky schien ihm nichts auszumachen; leider tat er auch seiner hochgradigen Magensäure keinen Abbruch. Wer sehr nahe bei dem gepflegten Kaufmann saß, konnte nicht umhin festzustellen, daß Yussuf K. erbärmlich aus dem goldplombendurchsetzten Mund stank. Eklig.Später,als ich ihn als CIA-Mann identifizierte,dachte ich die riechen alle so....
Aber,Einsicht in die Notwendigkeit, war damals die Vorgabe für uns, incl. Mundgeruch.
Vermutlich gehörte es zu meinen damaligenLebensprinzipien, die empfindsamen Stellen im Seelenkorsett der Mitmenschen aufzuspüren. Nach zwei Stunden hatte er aber trotzdem alles über meine!! Verärgerung samt der dazugehörigen Ursache erfahren.
Nicht daß ich auch meine Verbitterung über den Burschen von der Botschaft preisgegeben hätte; ich war damals kein sehr politischer Mensch und gehöre nicht zu denen, die selbst Dummheiten als sinnvollen Beitrag zur revolutionären Wachsamkeit durchgehen lassen, doch jedesmal, wenn ich ein paar hundert Kilometer von daheim weg war, befiel mich eine unbezwingbare Anwandlung von DDR-Korpsgeist.
Aber den Rest und damit das Wesentliche(was er wissen sollte) hatte ich nach ca. einhundertfünfzig Minuten gemeinsamer Whisky-Trinkerei Yussuf Al-Khadis mitgeteilt: daß ich zwecks Materialsammlung für ein Buch ein für vier Wochen gültiges Visum, infolge Hoteldiebstahls aber kein Geld mehr besaß und folglich am nächsten Abend eine Maschine via Berlin-Schönefeld besteigen sollte.
Meine Legende….
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Einer lag auf mir und verlor in kurzen Intervallen sein Blut.Ein junger Offizier.
ER ,(wir waren gleichaltrig)"Hätten wir uns nicht in einer Disco treffen können?"(Als uns in einer" lauschigen Nacht" vom Sa zu So.gegenseitig zu ermorden?)
Wir gingen noch die Top Ten der Charts durch.Platz Acht war sein Ende.Es hätte umgekehrt sein können.....Der Schuss kam von mir vorher,nachdem wir uns fast zwei Stunden belauerten und Opfer in den eigenen Reihen hatten...,....
Ich überbrachte seine Dokumente.Habe sie seiner Witwe persönlich ausgehändigt.Patenschaft für das Kind.
Gruss Zeitzeuge seaman
Wahrscheinlich ist dieser Bericht für euch erlogen und erstunken,weil nicht wiki-kompatibel. Aber,ich schreibe diese Zeilen für Alewiyah,Haidar Karims Frau,Muhammad al-Khadi und Faris Fadil.
Die interessiert das auch,ohne schwachsinnige links.
Eine Hand ist nichts ohne Finger. Doch hat man nur eine Hand, kann man keinen Beifall klatschen. Libanon.
Tschüüs
So,versucht die Aussage vom ABV"....eines der besten Foren der deutschen Zeitgeschichte zu sein" endlich umzusetzen.
Grüsse nach Deutschland!!!
Viel Glück!!
Zuletzt geändert von seaman am 14. Februar 2013, 17:28, insgesamt 1-mal geändert.