augenzeuge hat geschrieben:Allen einen großen Dank für die informativen Beiträge und Fotos! Schön, das es euch allen gefallen hat. Ich wäre gern dabei gewesen, aber der Treffpunkt war zu weit von mir entfernt. Ich hoffe, die jungen Damen haben sich nicht zu sehr gelangweilt...
AZ
Um es vorab zu sagen, die jungen Damen hatten sich kaum gelangweilt. Schließlich hatte sich der Organisator Dinge einfallen lassen, die nicht nur für uns alten Säcke interessant waren. Für die Tischrunden und die dort entstehenden tiefsinnigen Gespräche, die die Kinder nicht interessieren würden, hatten wir elektronische Entlangweilungsgeräte dabei.
Zunächst aber ein fröhliches Hallo ins Forum.
Nachdem ich bereits Freitag bei meiner guten Freundin und ihren Kindern aufgeschlagen war, um dort zu schlafen, ging es Samstag zu viert nach Leipzig. Da ich, aufgrund des Weihnachtsmarktes dort, mit vermehrtem PKW-Verkehr in der Stadt rechnete, parkten wir am neuen Messegelände. Da ich vermutete, dass wir uns etwas verspäten könnten, rief ich noch schnell bei Rainer an um ihm vorab bescheid zu geben. Der konnte mich allerdings schlecht verstehen, da er in irgendeiner Tiefgarage rumlungerte und nahm so an, dass ich mich verfahren hätte. Nenene Rainer, das war schon beabsichtigt.
Von dort fuhren wir mit der Tram weiter. Das war auch ein Erlebnis für die Kinder, die solche Straßenbahnfahrten bisher nur selten erlebt hatten. Am Hauptbahnhof wurde umgestiegen und von dort ging es schnurstracks weiter in Richtung Völkerschlachtdenkmal oder "Völki", wie es die Leipziger wohl liebevoll nennen. Zumindest hatte ich das Wort "Völki" dort mehrfach gelesen.
Der interessanten Straßenbahnfahrt dorthin und den Gesprächen untereinander verdankten wir nun, dass wir nun schon, ganz in Gedanken, eine Station zu früh ausstiegen. Da aber das Völki und die gleichnamige Haltestelle bereits in Sichtweite waren, machten wir uns auf die Socken und durchquerten ohne Beachtung der Wege den angrenzenden Park, schließlich waren wir schon 10 Minuten zu spät und ich hasse es zu spät zu kommen. Als wir bereits in der Nähe des dortigen Parkrestaurants waren, fiel meinen Begleiterinnen ein, dass sie die dortigen Hygieneeinrichtingen doch mal inspizieren könnten.
Als die 3 den Weg Richtung Toilette einschlugen öffnete sich die Tür eines nach Tabak stinkenden Raumes, aus dem ein kleines, hutzliges, altes, qualmendes aber wirklich freundliches Mütterchen herauslugte und uns erklärte: "Dolleddnbenutzung fuffzsch cend!" Nach meinem: "Ich mache das schon!" verschwanden meine Begleiterinnen in der Toilette. Schließlich wollte ich nicht die Verantwortung für durchweichte Hosen tragen. Man glaubt garnicht, wie lange es dauert, wenn sich 3 weibliche Wesen, die Nasen pudern. Inzwischen musste ich auch mal. Als ich wieder raus kam, kassierte die Alte nach.
20 Minuten zu spät! Jetzt aber Beeilung. Die vierspurige Straße bei dem Verkehr zu überqueren ging nicht unbedingt schnell, aber schneller, als den Fußgängerüberweg an der Ampel zu benutzen. Ein gutes Vorbild für Kinder
.
Auf dem Parkplatz vorm Völki angekommen, hielt ich aufmerksam Ausschau nach einer größeren Gruppe Leute. Die größte Gruppe, die ich sah, bestand aus 3! Leuten. Wenn uns nicht 2 freundliche, lächelnde Gesichter, die ich als LO-D und Edel-k erkannte, entgegengekommen wären, hätte ich die 3 angesprochen, die weiter vorn warteten.
Nach einer freundlichen Begrüßung erklärte uns Rainer, dass mit weiteren Teilnehmern erst zur Mittagszeit in der Parkgaststätte zu rechenen wäre und wir schlugen den Weg zum Völki ein. Nachdem wir uns mit Eintrittskarten eingedeckt hatten, wagten wir den "Aufstieg". Nach den paar Stufen bis zum Eingang standen wir in einem Vorraum mit einem Thresen und einer freundlichen Dame, die unsere Karten kontrollierte und uns den Weg und die 2 Möglichkeiten das Denkmal zu besteigen erklärte: "rein, rechts über die Brücke und die Treppe hoch, 364 Stufen oder für Fußschwache, Alte und Gebrechliche die Version ohne Brücke, mit dem Fahrstuhl und 169 Stufen.
Wir betraten die große Halle und steuerten auf den Fahrstuhl zu. Nun habe ich das Problem mit engen Räumen und sah, wieviele Leute vor dem Fahrstuhl warteten, sodass ich mich kurzerhand entschied, die Terppe zu nehmen. Die paar Stufen schaffe ich schon und die Treppe ist bei den Ausmaßen des Denkmalinneren sicherlich bedeutend geräumiger.
Während sich bis auf die Jüngste Teilnehmerin und meiner Wenigkeit alle in den Fahrstuhl quetschten und somit als fußkrank, alt und gebrechlich outeten, suchten wir Beiden den Weg zur Treppe. Wir kamen in einen kleinen Vorraum, aus dem sich eine enge Wendeltreppe erhob. ENG!!! Nun ist man ja keine Spaßbremse, so folgte ich meiner jungen Begleiterin in die Wendeltreppe.
Es klappte prima. Indem ich die Stufen zählte, lenkte ich mich ein wenig von der Enge des Treppenaufgangs ab. Bis ... ja, bis die Kurze mich fragte, wieviel Stufen es noch seien. Ich stand zu dem Zeitpunkt genau auf der 90. Stufe und antwortete: "Noch 3 mal soviel und 4 Stufen. In dem Moment wurde mir schmerzlich bewußt, dass es doch ziemlich eng war, in der Treppe. Wir gingen zurück.
Unten angekommen lief sie zum Fahrstuhl, quetschte sich zwischen die Menschen dort und winkte mir, auch zu kommen. Allerdings hatte ich die Nase gestrichen voll, von engen Räumen an dem Tage und wollte nur noch an die frische Luft. So fuhr sie ohne mich nach oben.
Nach kurzer, etwa dreiviertelstündiger Watrezeit, erschienen die mir bekannten Gesichter im Ausgang des Völki. Gezeichnet von den Eindrücken der Weitsicht von obiger Plattform. Jaja, das hätte ich auch gern gesehen, wenn da nicht ... Aber darüber hatte ich mich ja schon ausgelassen.
Weiter gings über den Südfriedhof, den die Völkerschlachtdenkmalsbesteiger von oben entdeckten. Normalerweise bin ich ja nicht der große Friedhofsangucker, aber der Südfriedhof war schon ein Erlebnis. Die kuriosesten Dinge kann man dort entdecken. Ein Quader, gelagert auf drei Feldsteinen. Das ganze etwa 3 Meter hoch, auf einem kleinen Hügel, bildete einen Grabstein. In einem Grab, das wir sahen, waren die Eltern von Walter Ulbricht, Ernst und Pauline, beerdigt. Direkt angeschlossen war die Grabstätte von etwa 100 Antifaschisten. Einige derer Namen hatte man durchaus schon gehört. Auch diese Figur hatten wir dort gesehen:
Am meisten allerdings war ich beeindruckt von einem Grabstein, auf dem lediglich die Geburtsdaten der dort (vermutlich noch nicht) Beerdigten zu lesen waren. Sachen gibts.
Nachdem sich Rainer mit den Kindern eine Knallerbsenschlacht geliefert hatte, und da das Magenknurren einiger Teilnehmer kaum noch zu überhören war, ging es nun schnurstracks zur Parkgaststätte, die meine Mädels und ich ja bereits zum p...... heimsuchten und in die dort vorhandene Wärme. Es dauerte nicht lange, da gesellten sich 2 sympathische Herren zu uns, die wir als Zicke und icke erkannten.
Deren Erscheinen brachte richtig Schwung in unsere bisherige Gruppe. Nicht, dass wir vorher zu wenig Schwung hatten, aber die Beiden müssen wohl einen derart schlechten Eindruck auf die Kellnerin gemacht haben, dass die Lacher dadurch merklich zunahmen.
Nachdem wir alle uns Speisen bestellten, die von Schnitzelgröße an aufwärts angesiedelt waren, bestellte sich Jörg ein Würzfleisch, da er seit langem kaum zu Mittag isst. Das erregte wohl die Missgunst der Kellnerin und sie Fragte ihn ziemlich frech, ob er nicht noch mehr essen möchte. Als sie feststellte, dass ihr verhalten ziemlich blöd war, zog sie das ganze dann ins Lächerliche. Als das Essen dann kam, stellte die Kellnerin jedem seinen Teller vor die Nase. Kurts nase muss wohl ziemlich lang gewesen sein oder vielleicht dachte sie, dass ich besonders viel Hunger hatte, so stellte sie mir Kurts Teller gleich mit hin. Aber ich gab ihm, gerecht, wie ich nun mal bin, den zweiten Teller ab.
Nachdem wir uns gestärkt hatten, fuhren wir ins Grassimuseum. Während Rainer, die drei Mädels und ich, die Tram nahmen, fuhren die Anderen mit den Autos. In der Stadt ist man mit der Straßenbahn meistens schneller unterwegs, so waren wir 5 bereits im Museum, bevor die Anderen kamen. Im Gepäck eine weitere Person, die ich bereits von Bildern kannte und mit der ich schon viele Male telefonierte. Es war unser rainman. Als die 4 den Vorraum des Museums betraten, warteten wir bereits eine ganze Weile. Auf meinem Schoß saß die jüngste Teilnehmerin und KP wusste wohl nicht richtig, ob wir dazu gehören. Er schien mich auch nicht zu erkennen. Das ließ den Schalk in meinem Nacken so tun, als wäre er mir nicht bekannt. Wir sahen uns an, nickten uns zu und schüttelten mit dem Kopf, als würden wir uns nicht kennen. Ich vermied es, zu sprechen, sonst würde er mich wahrscheinlich an der Stimme erkennen. Dann stand ich auf, begrüßte ihn, als alten Freund, indem ich ihn in den Arm nahm und flüsterte ihm meinen Namen ins Ohr. Selten habe ich einen Menschen erlebt, der sich sichtbar so freute, mich kennen zu lernen.
Nachdem wir eine Abteilung des Grassi Museums angesehen hatten, wurde den Kindern langweilig und wir verabschiedeten uns bereits frühzeitig auf den Weihnachtsmarkt, während die anderen noch blieben. Irgendwann kam ein Anruf von rainman, der mir mitteilte, wo wir uns nun treffen würden. Nach anfänglichen Schwierigkeiten fanden wir die Lokalität in Barthels Hof, wo sich der Letzte zu uns gesellte. Nicht, dass ich Karnak als den Letzten bezeichnen würde, aber er kam nun mal als Letzter. Besser als zu spät
. Dort blieben wir nun noch etwa 1 Stunde, erzählten und tranken, bevor meine 3 Begleiterinnen und ich uns auf den Heimweg machten. Komischer Weise passierte dort folgendes. Nachdem wir bestellt hatten und serviert wurde, stellte die Kellnerin Kurts Bier zu mir. Es war wirklich nicht die Kellnerin aus der Parkgaststätte. Lässt aber darauf schließen, dass Kurt bei den leipziger Kellnerinnen weniger positiv zu wirken scheint, als ich ...
Alles in allem ein sehr schönes Treffen. Besten Dank an Rainer, der das ganze wieder sehr gut geplant hatte.
Viele Grüße
Micha
Politik ist nicht die Lösung, Politik ist das Problem.