Heute, 28.06.2010 - 23:15 Uhr N3 - Meine DDR - Der schöne Schein der DiktaturEin weiterer Teil der äußerst sehenswerten Dokumentation. Zeitzeugen berichten aus ihrem Leben.
Auszug aus der NDR Programmplanung:
Zeitzeugen berichten von ihrem Alltag auf der anderen Seite der Mauer. Ein subjektiver Chor von Einzelstimmen verschafft Einblicke in das Innenleben des untergegangenen zweiten deutschen Staates.
Inge und Ulrich Stolte: Das Ehepaar hat sich in der DDR gut eingerichtet. Dennoch zeigt das Familienidyll Risse. Die sozialistische Erziehung in der Schule und der Alltag zwischen Planerfüllung und Bückware engen ein. 1984 flüchten die Stoltes in die westdeutsche Botschaft in Budapest.
Edda Schönherz: Die erfolgreiche Fernsehmoderatorin stellt ihre privilegierte Nische infrage und versucht ebenfalls, über die Budapester Botschaft zu fliehen. Sie wird verhaftet und kommt für drei Jahre ins Frauengefängnis Hoheneck.
Detlef Scheibe: Dem Staatsbürgerkundelehrer und Parteifunktionär kommen Anfang der 1980er-Jahre Zweifel. Er möchte den Lehrerberuf aufgeben, doch die Genossen setzen ihn unter Druck. Sie drohen, ihn in die Psychiatrie einzuweisen.
Bettina Wegner: Die Liedermacherin kämpft mit ihrer Musik für einen besseren sozialistischen Staat. Das DDR-Regime verlangt von ihr, das Land zu verlassen.
Nachfolgender Text von Seite:
http://www.teleboy.ch/programm/show/NDR ... 6282315028In den Jahren nach dem Machtantritt von Erich Honecker 1971 verbessert sich der Lebensstandard der DDR-Bevölkerung, auch wenn er weiterhin niedrig bleibt. Die neue Führung kurbelt den Wohnungsbau an, das Gesundheitswesen wird ausgebaut, Renten und Löhne erhöht. Während die Bundesrepublik 1973 unter der Ölkrise und der folgenden Rezession leidet, verweist die DDR-Führung auf wirtschaftlichen Fortschritt und Vollbeschäftigung. Nach aussen präsentiert sie sich als glanzvolles Mitglied der sozialistischen Staatengemeinschaft. Immer mehr Staaten knüpfen mit der DDR diplomatische Beziehungen, 1973 wird sie, gemeinsam mit der Bundesrepublik, in die UNO aufgenommen und tritt zahlreichen internationalen Organisationen bei. Die Weltfestspiele der Jugend 1973 in Ostberlin oder der Weltraumflug des Kosmonauten Sigmund Jähn, dem ersten Deutschen im All, spiegeln das neue Selbstbewusstsein der DDR wider. Doch auch wenn die erste Etappe der "Ära Honecker" bis 1976 für eine Stabilisierung des Systems steht, tritt ab 1976 die Krisenhaftigkeit erneut in den Vordergrund. Die Ausbürgerung Wolf Biermanns signalisiert das Ende der liberaleren Kulturpolitik seit Anfang der 1970er-Jahre und zeigt deutlich, dass es in der DDR keine geistige Freiheit geben kann.