Häftlingsfreikauf: Drei Milliarden D-Mark für Schalcks Kasse

Alles zum Bereich Kommerzielle Koordinierung

Häftlingsfreikauf: Drei Milliarden D-Mark für Schalcks Kasse

Beitragvon Hans-Peter » 8. Mai 2010, 11:51

Eines der mit viel mysteriösen Geschichten und Legenden gespickten Kapitel deutsch-deutscher Geschichte aus der Zeit des Kalten Krieges war der Freikauf von Gefangenen aus politischer DDR-Haft. Sie saßen wegen Fluchthilfe, versuchter Republikflucht, Spionage, staatsfeindlicher Hetze in den DDR-Zuchthäusern Brandenburg, Bautzen, Bützow, Torgau, Waldheim oder Frauen im Zuchthaus Hoheneck. Politisch Verurteilte waren aber auch in Gefängnissen wie Cottbus oder Berlin-Rummelsburg eingesperrt.
Die Bundesrepublik kaufte insgesamt 33 000 von ihnen aus DDR-Haft frei. 40 000 bis 100 000 D-Mark musste der Westen pro Gefangenen auf den Tisch legen. Mehr als drei Milliarden D-Mark kassierte die Devisen-hungrige DDR. Noch heute versuchen ehemalige SED-Funktionäre das vom Westen für die Häftlinge kassierte Geld als "Ausgleichszahlungen für die Ausbildungskosten der Freigekauften" zu "rechtfertigen". Das Konto dafür wurde von MfS-OibE (Offizier im besonderen Einsatz) Oberst Alexander Schalck-Golodkowski verwaltet. Es diente nur in wenigen Fällen dazu, die DDR mit Apfelsinen und Bananen zu versorgen, sondern eher zur Stopfung der chronologischen Devisenlöcher. Sogar „Wirtschaftshilfe“ für kommunistische Regierungen in Entwicklungsländern wie Nicaragua flossen von diesem Konto, oder 1989 Geld für den Kauf einer neuen Westwagenflotte vom Typ Citroen für die Politbüro-Bonzen und die DDR-Regierung.
Für die freigekauften Häftlinge hatte die Aktion den Vorteil, dass sie meist schon nach der Hälfte ihrer abgesessenen Strafe freikamen und in Freiheit in der Bundesrepublik ein neues Leben beginnen konnten. Von DDR-Seite war Rechtsanwalt Wolfgang Vogel, der sogar in Berlin (West) ein Büro hatte, der Unterhändler. Seine Ansprechpartner im Westen wechselten im Laufe der Jahre. Unter ihnen waren prominente Politiker wie Helmut Schmidt, Herbert Wehner oder Hans-Jochen Vogel aber auch Ludwig A. Rehlinger, Staatssekretär im Innerdeutschen Ministerium in Bonn, jedoch vor allem der (West-)Berliner Rechtsanwalt Jürgen Stange und seine Kanzleikollegen Herbert Tauber sowie Barbara von der Schulenburg.
Selbstverständlich lief das „Geschäft“ von Seiten der DDR aus unter Regie und Aufsicht des MfS. Die Stasi bestimmte wer auf die Liste kam, über die Vogel mit seinen (West-)Berliner Anwaltskollegen verhandelte. Wer freigekauft werden sollte, ging per Transport in das berüchtigte Stasi-Gefängnis am Kaßberg in Karl-Marx-Stadt, heute Chemnitz. Von dort gingen die Fahrten direkt in die Freiheit in das Notaufnahmelager nach Gießen.

Der ehemalige DDR-Staatsanwalt Peter Przybylski (vielen sicher noch bekannt aus der Serie des DDR-Fernsehens „Der Staatsanwalt hat das Wort“) hat über die Hintergründe des Häftlings-Freikaufs in seiner Buchreihe „Tatort Politbüro“ im zweiten Band ausführlich berichtet. Ein Auszug davon hier:



Menschenhandel und Lösegeldschacher der Stasi

Ein großer Teil des Stasi-Apparates beschäftigte sich mit der Verhinderung von Fluchten
durch DDR-Bürger und mit der Aufspürung von Fluchthelfern aus Ost und West. Wegen
„versuchter Republikflucht“ oder „Menschenhandel“ wurden die von der Stasi Ertappten und
durch die Stasi-U-Haft Gequälten meist zu hohen Freiheitsstrafen verurteilt. In den Zuchthäusern
der DDR warteten so Tausende auf ihre Entlassung in den freien Westen. Das geschah
nicht automatisch und selbstverständlich nach der Haftverbüßung, sondern nur nach besonderem
Antrag auf „Entlassung aus der DDR-Staatsbürgerschaft“ und durch Aufnahme auf eine
Lösegeldliste. Diese wurde durch eine andere Stasi-Abteilung organisiert und mit BRDVertretern
erfeilscht. Die so genehmigten Personen wurden dann durch Zahlung hoher Westmark-
Beträge an die Stasi-Abteilung KoKo als „politische Häftlinge“ von der BRD abgekauft.
Dieser geheime „Menschenhandel“ lief unter dem Begriff „humanitärer Häftlingsfreikauf“.
Es sind auch Fälle bekannt geworden, wo die Stasi auf diesem sicheren Weg wichtige
Agenten, als „politische Häftlinge und DDR-Gegner“ getarnt, in den Westen schleusen ließ
und deren „Reisekosten“ sich so vom westdeutschen Steuerzahler noch teuer bezahlen ließ.
Es liegt auf der Hand, daß die an diesem einträglichen Geschäft Beteiligten – Stasi-Koko und
die vermittelnden Anwälte in Ost und West – keine Konkurrenz von privater Seite dulden
wollten und alles taten, um professionelle Fluchthelfer als „kriminelle Menschenhändler“ anzuprangern
und auszuschalten. Wobei wohl auch Tipps an die Stasi aus Westberliner Büros
kamen.

Weiteres zum Häftlingsfreikauf

Da in DDR-Gefängnissen viele zu Unrecht Verurteilte saßen, und wegen der Härte des Strafvollzugs
bemühten sich schon in den frühen sechziger Jahren Angehörige, Kirchen und private
Organisationen um die Freilassung von Gefangenen, auch gegen Geld. Unter dem Stichwort
„Freikauf“ entwickelte sich daraus ein deutsch-deutsches Politikum. 1963 wurde das erste
Geschäft abgewickelt. Ludwig Rehlinger, Büroleiter des Gesamtdeutschen Ministers Rainer
Barzel (CDU), verhandelte „hochgeheim“ mit 100.000 DM Bargeld im Aktenkoffer noch direkt.
Später wurden die Transaktionen über das Diakonische Werk unter der Chiffre „Kirchengeschäft
B“ abgewickelt. Seitens der DDR lief der Freikauf über die Dienststelle „Kommerzielle
Koordinierung“ (KoKo).
Auf Betreiben der DDR blieb das Häftlingsgeschäft lange geheim. Rechtsanwälte in Ost und
West fungierten als Vermittler. Über manche Fälle wurde jahrelang verhandelt. Gegen Warenlieferungen
in Milliardenhöhe entließ die DDR zwischen 1964 und 1989 auf diesem Weg
fast 32.000 Gefangene in den Westen.

„Aufstellung von Alexander Schalck-Golodkowski über die Einnahmen aus dem Gefangenenfreikauf
durch die Bundesrepublik zwischen 1964 und 1985.

Analyse über das Sondergeschäft „B“ von 1964-1985; das Geschäft wird über die Evangelische
Kirche vertraglich gebunden und über uns bekannte Firmen realisiert
Folgende Ergebnisse wurden seit 1964 erzielt:
1964__________37,9 Mio DM
1965__________67,6 Mio DM
1966__________24,8 Mio DM
1967__________31,4 Mio DM
1968__________28,4 Mio DM
1969__________44,8 Mio DM
1970__________50,6 Mio DM
1971__________84,2 Mio DM
1972__________69,4 Mio DM
1973__________54,0 Mio DM
1974__________88,1 Mio DM
1975_________104,0 Mio DM
1976_________130,0 Mio DM
1977_________143,9 Mio DM
1978_________168,3 Mio DM
1979_________106,9 Mio DM
1980_________130,0 Mio DM
1981_________178,0 Mio DM
1982_________176,9 Mio DM
1983_________102,8 Mio DM
1984_________387,9 Mio DM
1985_________302,0 Mio DM
Zusammen___2.511,9 Mio DM
Die Bereitschaft der Bundesregierung, für die Freilassung von Gefangenen hohe Summen zu
zahlen, war eine sichere Devisenquelle. Die entsprechenden Einnahmen wurden in Erfolgsberichten
an Erich Honecker eigens ausgewiesen.
Für die „Überstellung“ der Freigekauften in den Westen war das Ministerium für Staatssicherheit
zuständig. Vorher mußte das Gericht die vorzeitige Entlassung nach § 349 StPO ohne
Rücksicht auf die gesetzlichen Vorschriften anordnen. Damit hatten die Gerichte - ebenso wie
das MfS - einen „Kampfauftrag“ von „Partei und Regierung“ zu erfüllen, der ideologisch nur
schwer zu rechtfertigen war und zudem „aus Gründen der Konspiration“ kaum einem Beteiligten
näher erläutert wurde. So mußte das MfS die „termingerechte Bereitstellung von Beschlüssen
und Entlassungsverfügungen“ bei den Justizstellen auch immer wieder anmahnen.
Für die ersten freigekauften Häftlinge kam die Entlassung in den Westen völlig überraschend.
Sie hatten in der DDR aus politischen Gründen lange Jahre ihrer Freiheitsstrafe verbüßt und
waren besonders schlecht behandelt worden. Dr. Helmut Brandt, vor seiner Festnahme im
September 1950 Staatssekretär im Ministerium für Justiz der DDR, berichtete 1964 in der
Bundesrepublik über die letzten Stunden in der Haft (aus: „Die Zeit“ vom 27. September
1964, Seite 10).
Die Zunahme der Entlassungen seit Mitte der achtziger Jahre beruhte darauf, daß Menschen
immer häufiger wegen Aktionen im Zusammenhang mit Ausreiseanträgen verurteilt wurden
und immer weniger aufgrund gescheiterter Fluchtversuche. Quelle: Bundesministerium des
Innern, Ministerialrat Klaus Plewa.
Quelle: http://www.bmj.bund.de/sed/sed_5k.htm

Schalcks Sondergeschäfte

Als Schalck im November 1989 dem damaligen Regierungschef Hans Modrow eine Art Rechenschaftsbericht
über die Vergangenheit von KoKo vorlegen mußte, berichtete er noch voller
Stolz, daß durch KoKo 27,8 Milliarden Valutamark erwirtschaftet und an den Staat abgeführt
bzw. als Rücklagen für aufgenommene Kredite eingesetzt worden seien. Durch ihn, so
Schalck, seien „Voraussetzungen für Einnahmen von ca. 23 Mrd. VM durch Vereinbarungen
mit der Regierung der BRD und dem Senat von Berlin (West) gesichert“ worden. Auch die
Zahlungsgründe listete der KoKo-Chef auf, von der TransitpauschaIe bis zur „Fortleitung und
Behandlung von Abwasser aus Westberlin“.
Mit welchen Mitteln er zu diesem Erfolg gekommen war, unterschlug er dabei natürlich, insbesondere
das moralisch fragwürdigste all seiner Geschäfte: den Verkauf von Häftlingen, das
lukrativste aller „Sondergeschäfte“ von KoKo, mit dem nach der Wende allerdings nicht mehr
viel Staat zu machen war. Wohl deshalb rief der KoKo-Chef den prominenten Anwalt Wolfgang
Vogel an und empfahl ihm, „dem neuen Staatsratsvorsitzenden Egon Krenz und Ministerpräsidenten
Hans Modrow über den Hergang und Stand des mit der Bundesregierung vereinbarten
Freikaufs politischer Häftlinge zu berichten, weil beide nicht oder nur unzureichend
informiert waren“.
Schon 1963 besaß der Anwalt ein Mandat des DDR-Regierungschefs in humanitären Fragen
und signalisierte damals über die Westberliner Rechtsschutzstelle die Bereitschaft, in größerem
Umfang politische Häftlinge gegen harte Mark in den Westen zu entlassen. Gleichwohl
täuscht Schalck die Öffentlichkeit, wenn er heute den Eindruck zu erwecken sucht, als sei er
nur der kommerzielle Erfüllungsgehilfe des Häftlingsfreikaufs gewesen. Als Alibi führt
Schalck gern das Buch „Freikauf“ des früheren Staatssekretärs im Bundesministerium für innerdeutsche
Beziehungen, Ludwig A. Rehlinger, an, der viele Jahre mit der Sache befaßt war.
Was Schalck an dem Buch so imponiert, ist der Umstand, daß seine Person darin nicht vorkommt.
Aber das braucht er sich nicht zugute zu halten, denn Rehlinger hat selbst Namen
ausgespart, die die Wellen zwischen Bonn und Ostberlin haben zeitweilig hochschlagen lassen.
Der Exstaatssekretär zog es vor, „eine gewisse Vertraulichkeit weiter zu wahren“, was
ihm zwar im Buch, nicht aber in der Sache gelungen ist.
Schalcks Problem beginnt schon damit, wie er die Milliardenbeträge, die das sogenannte BGeschäft
einspielte, verwaltet und verwendet hat. Inder Ära Ulbricht waren die Gelder aus
dem Schacher mit Menschenschicksalen wenigstens noch in den Fiskus gewandert und auch
den Menschen hinter der Mauer zugute gekommen. Die erste Gutschrift über 340.000,-DM,
die 1964 erfolgte, ist nach Auskunft von Vogel für Apfelsinen verwendet worden. Vogel:
„Danach hießen Stange (Vogels Partner von der Rechtsschutzstelle d. Verf.) und ich die Apfelsinenjungs“.
Die erste Gegenleistung war noch bar erfolgt, danach wurde hochwertige Ware
geliefert, die bis 1967 ausschließlich in die Staatsreserve der DDR einging. Ab 1968 wurden
die Naturalien versilbert und dem KoKo-Konto 528 gutgeschrieben.
Unter Honecker jedoch verkam KoKo sehr bald zu einem Geheimunternehmen von Parteispitze
und Stasi. Im September 1972 hatte Mielke das Konto 528, auf dem die Erträge aus
dem Verkauf der Häftlinge landeten, in seine Verfügung gebracht. Die Staatssicherheit produzierte
die politischen Häftlinge, also zog sie auch den Gewinn aus ihrer Vermarktung. In einem
KoKo-Papier aus der damaligen Zeit, das von „Geschäftsoperationen im Sonderbereich“
handelte, hieß es: „Sondergeschäft „B“. Häftlinge usw. Vereinbarungen und Prinzipien legen
wir fest. Beträge werden über Warenlieferungen realisiert und wieder zu Valuta durch Verkauf
und Manipulation gemacht. Die Beträge wurden auf 528 wirksam und durch den Minister
verfügt.“ Ironie dieser Praxis: Das Geld, dem Steuersack der Bundesbürger entstammend,
wurde nicht nur für die technische Ausrüstung des Spitzelheeres der Stasi, sondern auch für
„operative Maßnahrnen“ gegen die westdeutsche Republik eingesetzt. Schalck hat diese Gelder,
wie beispielsweise auch Erträge aus dem Geschäft mit der katholischen Kirche, am DDRFiskus
vorbeigeleitet und deren Zweckendremdung erst ermöglicht.Daran änderte sich kaum etwas,
als Honecker im März 1974 die Einrichtung des sogenannten
Generalsekretärkontos 628 verfügte, auf das nunmehr die Erlöse aus dem Häftlingsfreikauf
abgeführt wurden. Als promovierter Jurist wußte Schalck natürlich, daß Honecker über den
Fonds des Staatschefs hinaus keinerlei Verfügungsbefugnisse über Staatsfinanzen hatte, noch
dazu in konvertierbarer Währung. Während Finanzminister und Planungschef Schürer jede
harte Mark zusammenkrampfen mußte, um wenigstens die schlimmsten Löcher der Planwirtschaft
zu stopfen, sammelte der SED-Chef durch seinen privaten „Treuhänder“ Schalck ein
Milliardenvermögen an. Und es gab keinen einzigen Fall, indem der Kontoführer Bedenken
oder gar Protest anmeldete, wenn der Generalsekretär die begehrten Devisen nach Belieben in
die Welt streute: rund 8O Millionen für die polnischen Brudergenossen, mal 10 Millionen für
Präsident Daniel Ortega, mal 39,5 Millionen für die Getreideversorgung Nicaraguas, und immer
ohne Gegenleistung. Schalck war es gleichgültig, wofür und an wen der Partei- und
Staatschef das Geld verschwendete, seine Sorge erschöpfte sich darin, daß es reichlich zur
Verfügung stand und Honecker das Gefühl gab, auch ein wirtschaftlich mächtiger Mann zu
sein.

Der Handel mit Menschen

Um den Nachschub für das Konto des Generalsekretärs brauchte sich Schalck übrigens keine
Sorgen zu machen. Nachdem Honecker direkte Kontakte zu Herben Wehner aufgenommen
hatte, weiteten sich die Freikäufe politischer Häftlinge, aber auch die Fälle von Familienzusammenführung
sichtlich aus. Von 1975 an überschritten die jährlichen Erlöse die 100-
Miliionen-Schwelle. Zwei Jahre später erreichten die DDR-Unterhändler einen bombastischen
Durchbruch, indem sie die Pro-Kopf-Prämie von 40000 auf 95847 DM hochschrauben konnten
(Anmerkung: Es wurden vom Westen vermutlich glatte 100000 pro Häftling gezahlt. Wer
aber erhielt die Provision von 4153 DM ?). Erst im Wendejahr 1989 ging man von der Bezahlung
des Einzelfalles ab. „Am 31.8.1989 ist zwischen Staatssekretär Dr. Priesnitz“, so Anwalt
Vogel am 30. November an Krenz und Modrow, „und mir eine Pauschalierung vereinbart
worden, um von dem Vorwurf der pro Kopf Rechnung wegzukommen“. Alles in allem haben
die Bundesregierungen von Adenauer bis Kohl für die seit 1963 freigekauften 33.755 Häftlinge
sowie für die über 250.000 Familienzusammenführungen mehr als 3,5 Milliarden gezahlt.
Bis auf ca. 130 Millionen ist diese Summe über die Konten des Alexander Schalck gewandert.
Sein Stellvertreter Manfred Seidel, Offizier im besonderen Einsatz wie er, überwachte Zugänge
wie Abgänge des Kontos. Was die Verwendung des Honecker-Kontos anbetraf, beschönigte
Seidel beträchtlich, als er im Februar 1990 dazu vor der Kripo aussagen mußte. Die Gelder
des Kontos 628, so Seidel, seien „vorwiegend für die Versorgung der Bevölkerung, d.h. Südfrüchte,
Textilien und anderes und auch für Solidaritätszwecke, z.B. Weizen an Nicaragua“
ausgegeben worden. Das stimmte erstens nur in Teilen und unterschlug darüber hinaus, daß
Honecker immer erst dann in sein Füllhorn griff, wenn Werner Krolikowski, der regierungsseits
für die Versorgung der Menschen verantwortlich war, laute Klagelieder im Politbüro anstimmte.
Im übrigen hat Schalck auch ohne Honeckers Wissen mit Geldern dieses Kontos um sich geworfen,
um seine Unentbehrlichkeit für die heile Welt des Politbüros immer wieder unter
Beweis zu stellen. Noch im Krisenjahr 1989 schlug er Mittag vor, für die Creme der DDR 160
Autos vom Typ Citroen BX 19 zu bestellen. Die Finanzierung, so gaukelte er angesichts der
prekären Devisenlage dem Wirtschaftssekretär vor, könnte „aus Wettbewerbsverpflichtungen
seines KoKo erfolgen. In Wahrheit bezahlte er die Staatskarossen vom Konto 628, also auch
mit Geldern, die aus dem Häftlingsfreikauf stammten. Das Gros der Summen, die auf 628
landeten, ließ Schick stehen oder legte es als zinsträchtiges Festgeld an, in der vagen Hoffnung,
damit die Zahlungsunfähigkeit der DDR verhindern zu können. Noch am 5. Dezember
1989 lagen auf dem Generalsekretärkonto über 2,1 Milliarden DM.
(Quelle: Peter Przybylski „Tatort Politbüro“ Band 2, Rowohlt 1992, S. 291 ff.)
Zuletzt geändert von Hans-Peter am 8. Mai 2010, 19:23, insgesamt 1-mal geändert.
Hans-Peter
 

Re: Häftlingsfreikauf: Drei Milliarden D-Mark für Schalcks K

Beitragvon Feliks D. » 8. Mai 2010, 17:36

Zwei Jahre später erreichten die DDR-Unterhändler einen bombastischen
Durchbruch, indem sie die Pro-Kopf-Prämie von 40000 auf 95847 DM hochschrauben konnten
(Anmerkung: Es wurden vom Westen vermutlich glatte 100000 pro Häftling gezahlt. Wer
aber erhielt die Provision von 4153 DM ?)


Niemand, da nicht in Währung sondern Waren gezahlt wurde was auch allgemein bekannt ist.

Bei so einem Geschäft haben immer beide schmutzige Hände am Ende, nicht nur eine Seite. Schlimm...
Zuletzt geändert von Feliks D. am 8. Mai 2010, 17:43, insgesamt 1-mal geändert.
Feliks D.
 

Re: Häftlingsfreikauf: Drei Milliarden D-Mark für Schalcks K

Beitragvon manudave » 8. Mai 2010, 17:41

Ich sehe es wie einen Geiselfreikauf.

Es würde mir nicht im Traum einfallen, den Bankdirektor - der mir das Geld zum Freikauf übergibt, als Menschenhändler bezeichnen.
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Re: Häftlingsfreikauf: Drei Milliarden D-Mark für Schalcks K

Beitragvon Feliks D. » 8. Mai 2010, 17:45

Allerdings gehst du dann davon aus die Geiselnehmer schnell zu verhaften.


Aus moralischer Sicht richtig und wahrscheinlich gab es auch keine Alternative oder keinen besseren Weg, allerdings könnte man auch kritisch hinterfragen wie viele Jahre dieses Geschäft den SED-Bonzen zusätzlich verschafft hat.
Feliks D.
 

Re: Häftlingsfreikauf: Drei Milliarden D-Mark für Schalcks K

Beitragvon manudave » 8. Mai 2010, 18:04

Wieviele Jahre?

Die "SED-Bonzen" wären weiterhin an der Macht geblieben - mit oder ohne diesem Geld.
Das hat - meiner Meinung nach - auch so mancher Entspannungspolitiker gesehen. Ansonsten hätte man ohne diese Geschäfte und West-Kredite die DDR ja einfach auflaufen lassen können.
Allerdings wurde die Staatsführung wohl so eingeschätzt, dass die auch bei einer offensichtlichen Pleite weiterhin an ihren Stühlen kleben werden und dann eben der Lebensstandard der Bevölkerung dran glauben muss.

Aufgehört hätten die ganz sicher nicht - insofern waren die Milliarden schon gerechtfertigt - denn sie nutzten der Bevölkerung in der DDR - sie konnten auf einem gewissen Niveau weiterleben.

Es ist ja nicht so, dass die Kohle aus den Verkäufen komplett im Privatsäckel der Bonzen verschwunden ist.
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Re: Häftlingsfreikauf: Drei Milliarden D-Mark für Schalcks K

Beitragvon Hans-Peter » 8. Mai 2010, 19:02

wolle1978 hat geschrieben:
Zwei Jahre später erreichten die DDR-Unterhändler einen bombastischen
Durchbruch, indem sie die Pro-Kopf-Prämie von 40000 auf 95847 DM hochschrauben konnten
(Anmerkung: Es wurden vom Westen vermutlich glatte 100000 pro Häftling gezahlt. Wer
aber erhielt die Provision von 4153 DM ?)


Niemand, da nicht in Währung sondern Waren gezahlt wurde was auch allgemein bekannt ist.

Bei so einem Geschäft haben immer beide schmutzige Hände am Ende, nicht nur eine Seite. Schlimm...


Moin Wolle, wie kommst Du darauf, dass der Westen für die freigekauften Häftlinge in Waren bezahlte? Lies doch mal Przybylkis Bericht bitte durch. gruß hp
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Re: Häftlingsfreikauf: Drei Milliarden D-Mark für Schalcks K

Beitragvon Zermatt » 8. Mai 2010, 19:05

Das ganze hat einen bitteren Beigeschmack.Geld für Menschenkauf.Aber was hätte der Westen tuen sollen ?
Die Beine hochlegen und sich sagen-Was haben wir damit zu tuen.Sollen die sehen wie sie zurechtkommen.
Wieviel wohl die "Firma" von dem Geld gesehen hat ?
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Re: Häftlingsfreikauf: Drei Milliarden D-Mark für Schalcks K

Beitragvon SkinnyTrucky » 8. Mai 2010, 19:09

Und dabei, Menschenhandel war verboten in Good Old Eastern Germany und mit drakonischen Strafen belegt.... [shocked]

Mara....aus Barberino.... [hallo]
Wenn es heute noch Menschen gibt, die die DDR verklären wollen, kann das nur damit zusammenhängen, dass träumen schöner ist als denken.... (Burkhart Veigel) Bild
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Re: Häftlingsfreikauf: Drei Milliarden D-Mark für Schalcks K

Beitragvon Hans-Peter » 8. Mai 2010, 19:13

Grüß Dich Zermatt, ohne diesen Freikauf hätte ich in Brandenburg meine fünf Jahre und zehn Monate wg. mehrfach versuchter Republikflucht (§ 213 StGB DDR) und staaatsf. Hetze (§ 106 und 108 StGB DDR) absitzen müssen. Dabei wäre ich physisch und psychisch ganz vor die Hunde gegangen, wie es sicherlich vielen anderen freigekauften Gefangenen ebenso gegangen wäre. So musste ich nur zwei Jahre und sieben Monate "sitzen". Und trotzdem schrecke ich noch heute nachts schreiend aus dem Schlaf auf... Der Freikauf kam für mich gerade zur rechten Zeit, so dass ich mit 30 Jahren noch mal eine Chance zu einem Neuanfang hatte, vor allem beruflich. gruß hp
Hans-Peter
 

Re: Häftlingsfreikauf: Drei Milliarden D-Mark für Schalcks K

Beitragvon SkinnyTrucky » 8. Mai 2010, 19:26

Hans-Peter hat geschrieben:Grüß Dich Zermatt, ohne diesen Freikauf hätte ich in Brandenburg meine fünf Jahre und zehn Monate wg. mehrfach versuchter Republikflucht (§ 213 StGB DDR) und staaatsf. Hetze (§ 106 und 108 StGB DDR) absitzen müssen. Dabei wäre ich physisch und psychisch ganz vor die Hunde gegangen, wie es sicherlich vielen anderen freigekauften Gefangenen ebenso gegangen wäre. So musste ich nur zwei Jahre und sieben Monate "sitzen". Und trotzdem schrecke ich noch heute nachts schreiend aus dem Schlaf auf... Der Freikauf kam für mich gerade zur rechten Zeit, so dass ich mit 30 Jahren noch mal eine Chance zu einem Neuanfang hatte, vor allem beruflich. gruß hp


Nur 2 Jahre und sieben Monate.....mein Gott....und dann nur für den Freiheitsdrang....???!!!! Hast du wenigstens nich nur in Iso-Haft gesessen...??? Ich hätte wahrscheinlich bei der Zeit schon die absolute Macke bekommen.... [shocked]

Wie sah denn die Staatsfeindliche Hetze aus Hans Peter....hast du einen kritischen Witz erzählt.... [ich auch]

Ich weiß ja nicht...aber wenn die blöde Mauer nich gefallen wäre, hätt ich auch das Vergnügen eines Aufenthaltes in Staatsgewahrsam machen dürfen....früher oder später.....nein, ich hätt mich ganz sicher nich auf den Deal mit der Stasi eingelassen.....das hatte ich nur, weil das Ende abzusehen war und ich Zeit gewinnen wollte und echt nich nach Schwedt wollte....man hab ich mich dabei Sch***e gefühlt....zum Glück brauchte ich niemand in die Pfanne hauen....

....aber wer weiß wenn's anders gelaufen wäre....

groetjes uit Barberino

Mara
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Re: Häftlingsfreikauf: Drei Milliarden D-Mark für Schalcks K

Beitragvon Hans-Peter » 8. Mai 2010, 19:49

Hallo grüße Dich Mara, für einen politischen Witz bist Du zu Honeckers Zeiten nicht mehr verknackt worden. Mein "Verbrechen" bestand darin, dass ich in öffentlichen Gesprächen die Souveränität der DDR in Frage gestellt und Ulbricht und Honecker "als Kettenhunde Moskaus" bezeichnet habe. Außerdem habe ich die Reisepolitik der SED auf das Korn genommen und mich so ungefähr geäußert: Solange die Menschen gesund seien, müssten sie ihre Arbeitskraft in den Dienst der DDR und des SED-Regimes stellen. Wenn sie später im Rentenalter seien und Anspruch auf ihre verdiente Rente in der DDR hätten, dann könnten sie per Kußhand für immer in den Westen ausreisen, würden als "lästige Kostgänger" abgeschoben. Außerdem habe ich mit Literatur-Interessierten über Alexander Solzshenyzins Roman "Der Archipel Gulag" geredet, in dem der russische Schriftsteller und Nobelpreisträger mit der Verfolgung und unmenschlichen Inhaftierung von Millionen Menschen in sibirischen Gefangenenlagern geschrieben hat. Hunderttauende aber Hunderttausende wurden unter Stalin auch erschossen, unschuldig ermordet. Der Vorwurf gegen die Opfer lautete, angeblich an Komplotten und Verschwörungen gegen den Diktator beteiligt gewesen zu sein, was in kaum einem Fall stimmte. Ich selber habe den "Archipel" in Hörfolgen im Deutschlandfunk gehört, und bei den Diskussionen war eine dabei, die der Stasi berichtete. Aber nun bitte nicht böse sein, Hannover 96 hat heute gegen VfL Bochum 3 : 0 gewonnen, bleibt damit in der 1. Bundesliga - und dass muss gefeiert werden. Wünsche Dir einen schönen Sonntag. gruß hp [wink]
Hans-Peter
 

Re: Häftlingsfreikauf: Drei Milliarden D-Mark für Schalcks K

Beitragvon SkinnyTrucky » 8. Mai 2010, 20:24

Och...laß ma Hans-Peter....Fußball geht mir eh am A... vorbei.....

....und ja, wie bescheuert ist ein Land, was die Wahrheit leugnet und sich ne Neue zurechtbiegt.....und jedem, der sich für die richtige Wahrheit interessiert, so drakonisch verfolgt.....

....mein Respekt haste, das du das alles über dich ergehen lassen hast....das hätten viel mehr Leute machen sollen, so das ihnen die Gefängnisse übergequollen wären und se gute Arbeiter gezwungen wären einzusperren....

....ich hab dazu den Schneit nich gehabt....nur halt im Suff dann....aber da wo et eh schon zu Ende ging.... [muede]

Was mich ja interessieren würde....wie hält man blos die ganze Zeit aus im Stasi-Knast....das war sicher alles andere dann einfach....ich denk da an die Isolation und die psychischen Spielchen seitens des Wachpersonal und des Vernehmers....es ist bestimmt schwer, sich daran erinneren zu müssen....

groetjes uit Barberino

Mara
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Re: Häftlingsfreikauf: Drei Milliarden D-Mark für Schalcks K

Beitragvon Alpha4550 » 8. Mai 2010, 22:29

Guten Abend!

Ich erinnere mich noch gut daran, dass auch im Westen über die Summe für Häftlingsfreikäufe nicht offen geredet wurde.Es war wohl bekannt, dass Gelder flossen, aber die Höhe der Zahlungen war Verschlußsache. Aus heutiger Sicht halte ich es nach wie vor für richtig, dass der Westen gezahlt hat.Vielen Menschen im Osten konnte dadurch geholfen werden.Die Summe von ca. 3 Milliarden DM war für den Westen zur damaligen Zeit überhaupt kein Problem.

Wenn ich an die heutigen Zahlen denke, mit denen man im Bundeshaushalt hantiert, klingen die 3 Milliarden von damals ja geradezu wie Peanuts.Außerdem gehe ich davon aus, dass ein Teil des Geldes wieder in den Westen zurückfloss, um Quellen im Westen zu bezahlen. [grins]

Abschließend noch meinen herzlichen Glückwunsch an alle Hannover Fans zum Klassenerhalt.

Gruß

Alpha4550
Alpha4550
 

Re: Häftlingsfreikauf: Drei Milliarden D-Mark für Schalcks K

Beitragvon Hans-Peter » 9. Mai 2010, 03:41

SkinnyTrucky hat geschrieben:Och...laß ma Hans-Peter....Fußball geht mir eh am A... vorbei.....

....und ja, wie bescheuert ist ein Land, was die Wahrheit leugnet und sich ne Neue zurechtbiegt.....und jedem, der sich für die richtige Wahrheit interessiert, so drakonisch verfolgt.....

....mein Respekt haste, das du das alles über dich ergehen lassen hast....das hätten viel mehr Leute machen sollen, so das ihnen die Gefängnisse übergequollen wären und se gute Arbeiter gezwungen wären einzusperren....

....ich hab dazu den Schneit nich gehabt....nur halt im Suff dann....aber da wo et eh schon zu Ende ging.... [muede]

Was mich ja interessieren würde....wie hält man blos die ganze Zeit aus im Stasi-Knast....das war sicher alles andere dann einfach....ich denk da an die Isolation und die psychischen Spielchen seitens des Wachpersonal und des Vernehmers....es ist bestimmt schwer, sich daran erinneren zu müssen....

groetjes uit Barberino

Mara


Hallo Mara und Guten Morgen [wink] , bin vom Feiern heil und gesund zurück. Möchte noch schnell Deine Frage beantworten: Knast ist immer ein schlimmer Eingriff ins Leben. Beim MfS war ich nur während der sieben Monate U-Haft, und zwar in der Stasi-U-Haftanstalt Frankfurt/Oder. Der Knast in Brandenburg unterstand dem Ministerium des Innern, wurde aber auch durch ein im Zuchthaus "stationiertes" Stasikommando mehrerer Offiziere und deren IMs unter den Gefangenen - Gefangene bespitzelten Gefangene - "kontrolliert". In Brandenburg saßen geschätzt 3000 Gefangene, nur Männer, keine Frauen. Ein Viertel saß dort nach Verurteilung aus politischen Gründen ein, auch westdeutsche und (West-)Berliner Fluchthelfer. Der Rest waren wegen kriminellen Taten Verurteilte vom schweren Einbruch, Raub, Betrug und Vergewaltigung bis zum Mord. Meine "Knastzeit" war mein Preis, den ich zahlen musste, um in Freiheit im Westen ein neues Leben beginnen zu können. Und diese 33 Jahre im Westen, die 32 Jahre mit meiner Ehefrau Angela (denen so Gott will noch weitere glückliche folgen können) und die Erfüllung meines Berufswunsches Journalist haben sich gelohnt. Deshalb hadere ich heute - von dieser Seite betrachtet - nicht mehr mit meinem Schicksal, nur noch mit den gesundheitlich erlittenen Schäden durch die Haft. Bitte nicht böse sein, wenn ich die Schilderung darüber Dir und mir erspare. Alles Gute für Dich Mara. Vor allem, wenn Du Truck fährst, halte bitte Deine Stoßstange sauber und bleibe gesund. Herzliche Grüße [wink]

Falls Dich das Thema "Stasihaft" mehr interessiert, habe ich hier einen interessanten Link:http://www.roter-ochse-zelle48.com/index2.html
Hans-Peter
 

Re: Häftlingsfreikauf: Drei Milliarden D-Mark für Schalcks K

Beitragvon SkinnyTrucky » 9. Mai 2010, 09:08

Buon giorno Hans-Peter

Ich kann verstehen, wenn du über die Zeit in den Knästen nicht sprechen willst und ich merke, ich sollte mehr Bücher kaufen.....

....als ich in Hohenschönhausen in der Bibliothek war, wurde ich fast ersschlagen vom Angebot....am liebsten hätte ich die Bibliothek leergekauft.....aber das mach ich mal in kleinen Schritten....immer mal wieder ein Buch....

....das sollten übrigens viel mehr Menschen tun!

Mich jedenfalls interessieren Geschichten wie deine, da ich auch potenzieller Anwärter einer solchen Knastkarriere war....ich wollte ja auch immer raus aus der DDR und ich hätte wahrscheinlich auch irgendwann einmal Bekanntschaft mit Gefängnismauern in der DDR gemacht....

....mein Glück war nur, das ich später geboren wurde und das die DDR dann irgendwann aufgehört hat zu existieren....

schönen Sonntag noch

Mara
Wenn es heute noch Menschen gibt, die die DDR verklären wollen, kann das nur damit zusammenhängen, dass träumen schöner ist als denken.... (Burkhart Veigel) Bild
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Re: Häftlingsfreikauf: Drei Milliarden D-Mark für Schalcks K

Beitragvon augenzeuge » 9. Mai 2010, 09:40

wolle1978 hat geschrieben: Es wurden vom Westen vermutlich glatte 100000 pro Häftling gezahlt. Wer
aber erhielt die Provision von 4153 DM ?)


Niemand, da nicht in Währung sondern Waren gezahlt wurde was auch allgemein bekannt ist.

Bei so einem Geschäft haben immer beide schmutzige Hände am Ende, nicht nur eine Seite. Schlimm...[/quote]


Mensch Wolle, ich staune ja was du alles in der DDR mitbekommen hast...... [shocked]
Hast du weitere Infos zu diesem Warenaustausch? Würde mich interessieren.

Dann verstehe ich auch nicht, warum jemand, der wegen Republikflucht verurteilten Menschen hilft, schmutzige Hände bekommen kann.
Schon gar nicht dann, wenn er diese Menschen als Bürger einer gemeinsamen Nation betrachtet.....und in einer gewissen Verantwortung damit steht und deren Strafverfolgung nicht unbedingt mit den Menschenrechtsvereinbarungen konform war.

Übrigens, Hans-Peter, ein sehr guter und klarer Artikel, den du hier gebracht hast.
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Re: Häftlingsfreikauf: Drei Milliarden D-Mark für Schalcks K

Beitragvon Hans-Peter » 9. Mai 2010, 10:48

@ wolle1978:
Makaber finde ich angesichts der am Boden liegenden DDR-Wirtschaft und der Not der DDR-Finanzen 1989 folgendes:

"...Noch im Krisenjahr 1989 schlug er (Schalck-Golodkowski ) Mittag vor, für die Creme der DDR 160
Autos vom Typ Citroen BX 19 zu bestellen. Die Finanzierung, so gaukelte er angesichts der
prekären Devisenlage dem Wirtschaftssekretär vor, könnte „aus Wettbewerbsverpflichtungen
seines KoKo erfolgen. In Wahrheit bezahlte er die Staatskarossen vom Konto 628, also auch
mit Geldern, die aus dem Häftlingsfreikauf stammten..."
[muede] [bloed] (Ausschnitt aus Przyczybilskis "Tatort Politbüro", auch in dem von mir eingangs eingestellten Auszug ziemlich zum Textende lesbar.) gruß hp
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Re: Häftlingsfreikauf: Drei Milliarden D-Mark für Schalcks K

Beitragvon Feliks D. » 9. Mai 2010, 12:20

Hans-Peter hat geschrieben:Moin Wolle, wie kommst Du darauf, dass der Westen für die freigekauften Häftlinge in Waren bezahlte? Lies doch mal Przybylkis Bericht bitte durch. gruß hp



Nach dem was ich weiß und gelesen habe wurde nur ganz am Anfang in Währung gezahlt. Danach gab es nur noch Rohstoffe, die die DDR der Volkswirtschaft zuführte oder auf dem Markt dann selbst zu Devisen machte. Die Summe dieser Geschäfte soll sich allerdings insgesamt 3,5 Mrd. DM belaufen haben.

Lediglich am Anfang bezahlte die Bundesregierung noch mit Bargeld,
später wurde der Preis durch Warenlieferungen beglichen. Bis 1989 erfolgten Warenlieferungen
in Höhe von insgesamt rund 3,5 Milliarden DM durch die Bundesrepublik
an die DDR für die Freilassung von 33.775 Häftlingen.

Quelle: Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Bundesunmittelbare Stiftung des öffentlichen Rechts


Sie missachtete die Vorgaben der Bonner Regierung, die den Geldtransfer bald durch Warenlieferungen für die DDR-Bevölkerung ersetzt hatte. Die Waren - Erdöl, Metalle, Industriediamanten, Südfrüchte - kamen nie in der DDR an, sondern wurden gleich vom Ursprungsort weg für Devisen auf den Weltmärkten weiterverkauft: ein Verstoß gegen die Bestimmungen des innerdeutschen Handels, der lediglich Verrechnungseinheiten vorsah, an dem die involvierten "Vertrauensfirmen" aus dem Westen aber keinen Anstoß nahmen, denn sie verdienten mit jeder Lieferung.

Quelle: http://www.welt.de/print-welt/article33 ... klima.html
Feliks D.
 

Re: Häftlingsfreikauf: Drei Milliarden D-Mark für Schalcks K

Beitragvon Feliks D. » 9. Mai 2010, 12:23

Hans-Peter hat geschrieben:@ wolle1978:
Makaber finde ich angesichts der am Boden liegenden DDR-Wirtschaft und der Not der DDR-Finanzen 1989 folgendes:

"...Noch im Krisenjahr 1989 schlug er (Schalck-Golodkowski ) Mittag vor, für die Creme der DDR 160
Autos vom Typ Citroen BX 19 zu bestellen. Die Finanzierung, so gaukelte er angesichts der
prekären Devisenlage dem Wirtschaftssekretär vor, könnte „aus Wettbewerbsverpflichtungen
seines KoKo erfolgen. In Wahrheit bezahlte er die Staatskarossen vom Konto 628, also auch
mit Geldern, die aus dem Häftlingsfreikauf stammten..."
[muede] [bloed] (Ausschnitt aus Przyczybilskis "Tatort Politbüro", auch in dem von mir eingangs eingestellten Auszug ziemlich zum Textende lesbar.) gruß hp


Dies zeigt doch wie verkommen die Führung der SED war, diese hat die Idee pervertiert und lediglich ihren eigenen Vorteil gesucht und befriedigt.
Feliks D.
 

Re: Häftlingsfreikauf: Drei Milliarden D-Mark für Schalcks K

Beitragvon Hans-Peter » 9. Mai 2010, 17:03

Verschiedene Transfer-Arten bei Häftlingsfreikauf / Skandal um schwarze Kasse unter Egon Franke (SPD)

wolle1978 hat nicht Unrecht, wenn er schreibt, dass die Bezahlung für aus DDR-Gefängnissen freigekaufte politische Gefangene per D-Mark-Überweisung aber auch durch Warenlieferung im D-Mark-Wert erfolgte. Die dritte Möglichkeit war der sogenannte Swing, ein Überziehungskredit der DDR, der ihr beim Einkauf von Waren im Westen von der Bundesrepublik eingeräumt wurde und dessen Höhe in Laufe der Zeit zwischen Ost und West mehrfach neu ausgehandelt wurde. Laut nicht amtlich bestätigter Information soll der Swing in Spitzenzeitem bei "mehreren 100 Millionen D-Mark" gelegen haben. Und die DDR verwendete auch oft Erlöse aus dem Häftlingsfreikauf zur Zurückführung ihres Swing-Saldos, mit dem sie in Westdeutschland in der Kreide stand. Klar ist aber, dass keine einzelne dieser drei Verrechnungsarten ausschließlich im Häftlings-Freikaufsgeschäft angewandt wurde.

Und so peinlich wie DDR und Bundesrepublik dieser "humanitäre Freikaufsakt" gleichsam war, weil er den Ruch von Menschenhandel hatte, so wenig gaben beide Seiten Fakten darüber öffentlich preis; und Spekulationen und Gerüchte blühten auch in den Medien. Diese "Geheimhaltung" hat auch im Westen bei Verrechnung und Geldbeschaffung verschlungene Wege in einer Grauzone zwischen Legalität und Illegalität "möglicht gemacht" in der Zeit von Egon Franke (SPD) als Minister für innerdeutsche Beziehung von 1969 bis 1982". Nach dem Ende der sozial-liberalen Koalition 1982 und dem Sturz Helmut Schmidts als Bundeskanzler per konstruktivem Mistrauensvotum flog dieser Skandal auf, mit dem sich sogar die Staatsanwalt befasste. Bei Wikipedia liest sich das so: Nach dem Ausscheiden Egon Frankes aus dem Ministeramt, geriet sein Umgang mit öffentlichen Geldern in die Kritik. Franke und sein Ministerialdirektor Edgar Hirt hatten zwischen 1979 und 1982 knapp 5,6 Millionen Mark, die für humanitäre Maßnahmen in der DDR, insbesondere für den Häftlingsfreikauf bestimmt waren, für andere Zwecke verwendet und durch falsche Deklaration der parlamentarischen Kontrolle entzogen. *Egon Franke starb 1985.

Konkreter wurde das Nachrichtenmagazin Der Spiegel nach ausführlichen Recherchen damals:
Egon Franke war empört, als öffentlich ruchbar wurde, aus den Jahren 1979 bis 1982 fehlten für rund 5,6 Millionen Mark aus dem Etat des Innerdeutschen Ministeriums die Verwendungsnachweise. Der Sozialdemokrat, bis zum Regierungswechsel im Oktober 1982 stolze 13 Jahre Ressortchef, empfand es als "bedrückend", daß seine "erfolgreiche Arbeit zur Linderung menschlicher Not im geteilten Deutschland jetzt im Wahlkampf ins Gerede gebracht worden ist".

Der Genosse bestritt Anfang letzten Jahres gar nicht, das Haushaltsrecht manipuliert zu haben. Die Millionen seien ganz bewußt an den Kontrolleuren des Bundestages vorbeibugsiert worden, denn es sei um so heikle Aktionen für den Freikauf im Osten einsitzender Häftlinge gegangen, daß "jeder weitere Mitwisser immer zuviel" gewesen wäre.

Auf den eigentlichen Mitwisser, seinen Ministerialdirektor Edgar Hirt, wollte Franke damals nichts kommen lassen. Der habe stets alles detailliert abgesprochen, und als Minister übernehme er die "volle Verantwortung".

Nun droht dem Egon Franke die schnelle Solidarität mit Hirt zum Verhängnis zu werden. Nach einjährigen Ermittlungen hat die Bonner Staatsanwaltschaft gegen den Ruhestandsbeamten Anklage wegen Untreue und Urkundenunterdrückung erhoben. Dem Ex-Minister steht eine Anklage wegen Untreue bevor, sobald der Bundestag seine Immunität aufgehoben hat. Als dritter soll der West-Berliner Rechtsanwalt Jürgen Stange wegen Beihilfe zur Untreue vor Gericht.

Auf die Idee, sich eine Art schwarzer Kasse zu schaffen, waren die beschuldigten Herren 1978 gekommen. Bis dahin hatten die Mittel für die sogenannten besonderen Bemühungen der Bundesregierung im Einzelplan 27 Kapitel 02 des Haushaltsplans gestanden.

Die Ansätze wurden niedrig gehalten, um der DDR keinen Hinweis auf die tatsächlich verfügbaren Gelder zu geben. Am Ende eines jeden Haushaltsjahres billigte das Parlament die Ausgaben pauschal. Das änderte sich 1978. Um eine bessere Kontrolle zu gewährleisten, wurde ein Teil der Mittel - so für Häftlingsfreikauf und Hilfe in Notfällen - im Einzelplan 60 02 versteckt. Die Überwachung oblag drei Mitgliedern des Haushaltsausschusses und dem Präsidenten des Bundesrechnungshofs.

Das gefiel Franke und Hirt nicht. Für besonders schwierige Operationen, so rechtfertigten sich die beiden hinterher,

hätten sie freie Hand gebraucht, ohne sich Kontrollen aussetzen zu müssen. Den Spielraum verschafften sie sich über den vertrauten Einzelplan 27 02.

Jürgen Stange, damals schon 17 Jahre als Partner des Ost-Berliner Anwalts Wolfgang Vogel in dem heiklen Geschäft für Bonn tätig, leitete das Manöver Ende 1978 ein. Er schlug dem West-Berliner Caritas-Direktor Heinz-Dietrich Thiel vor, einen Dispositionsfonds für humanitäre Zwecke zu schaffen.

Die Methode war simpel: Das katholische Hilfswerk Caritas sollte Bundeszuschüsse für die Lieferung von medizinischem Gerät in die DDR erhalten und dann einen Teil des Geldes für Sonderzahlungen bei geheimen Ost-West-Transaktionen abzweigen. Franke und Hirt, beteuerte Stange, seien eingeweiht. Thiel holte sich Rat und Zustimmung hoher Kirchenleute, etwa bei dem Ost-Berliner Kardinal Alfred Bengsch.

Die schwarze Kasse wurde reich gefüllt. Von 1979 bis 1982 erhielt die Caritas rund 10,9 Millionen Mark Regierungsgelder; etwa 5,6 Millionen Mark flossen an das Ministerium zurück. In 27 Fällen rückten die frommen Helfer Beträge zwischen 10 000 und 700 000 Mark heraus. Als Geldbriefträger diente in der Regel Stange, der die Scheine im Ministerium für innerdeutsche Beziehungen ablieferte.

Als der Schwindel nach dem Regierungswechsel auffiel, mauerten Franke und sein Intimus Hirt: Einzelheiten könnten sie nicht nennen, es stünden Menschenleben auf dem Spiel. Nur vage erwähnten sie Schmiergeldzahlungen an Geheimdienste etwa beim Agentenaustausch. Schriftliche Unterlagen aber seien nach Abschluß einer Aktion sofort in den Reißwolf gewandert.


[bloed] [sick] [shocked] Und noch dieser Korken - der Fall Schellhorn: Ende der siebziger Jahre meldete sich bei dem Thüringer Wassermeister Dieter Schellhorn der Fluchthelfer "Schäfer". Er bot an, die Familie auszuschleusen. Schellhorn unterschrieb einen Vertrag mit Schuldanerkenntnis. Doch ehe es zur - illegalen - Flucht kam, durfte er im November 1980 mit Hilfe des Anwalts Wolfgang Vogel legal von Sonneberg in den Westen übersiedeln.

Wenig später war "Schäfer" wieder da und verlangte als Ablöse für das entgangene Geschäft 200 000 Mark. Falls Schellhorn nicht zahle, bekämen dessen Verwandte in der DDR Schwierigkeiten.

Hirt sprang, sagt er, ein und händigte Schellhorn am Nachmittag des 17. September 1982 ein Kuvert mit 200 000 Mark aus. Das sei in der Nähe des Bonner Hauptbahnhofes dem Fluchthelfer übergeben worden, der habe dafür den Fluchthilfe-Vertrag verbrannt.

Den Bonner Staatsanwälten kam das wie eine Räuberpistole vor. Mißtrauisch machte sie, daß Schellhorn mit Hirt weitläufig verwandt ist; ein Vetter ist mit der Schwester Hirts verheiratet. Auch wollte den Fahndern nicht einleuchten, warum die Summe überhaupt gezahlt worden war. Pressionen gegenüber Verwandten in der DDR erschienen den Ermittlern eher unwahrscheinlich. Sie vernahmen Schellhorn und durchforsteten seine Konten; sie konnten aber keine Hinweise entdecken.

(Quelle: Der Spiegel)

Ausführlicheres unter Link: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13509271.html

gruß hp
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Re: Häftlingsfreikauf: Drei Milliarden D-Mark für Schalcks Kasse

Beitragvon Dieter1945 » 3. Januar 2011, 10:23

Die Bundesrepublik hat 3,4 Mrd. DM für die Freiheit von 33.775 Häftlingen bezahlt.
Quelle: NDR



"Häftlingsfreikauf" aus der Videokassette "Die DDR im Schulunterricht". Hrsg. Der Landesbeauftragte für die Unterlagen de Staatssicherheitdienstes der ehemaligen DDR mit Unterstützung des NDR Landesfunkhaus Mecklenburg Vorpomern. Weitere Beiträge werde ich vorstellen. Sie wurden auch unter dem Titel "Zeitreise" im NDR gezeigt.

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Re: Häftlingsfreikauf: Drei Milliarden D-Mark für Schalcks Kasse

Beitragvon augenzeuge » 3. Januar 2011, 10:51

Dieter1945 hat geschrieben:Die Bundesrepublik hat 3,4 Mrd. DM für die Freiheit von 33.775 Häftlingen bezahlt.
Quelle: NDR


Mal so ein Gedanke....mussten diese erzielbaren Summen nicht einen Anreiz für die DDR darstellen, möglichst viele Menschen bei "feindlicher" Einstellung zu verkaufen? Oder anders gefragt, wäre die Zahl der politischen Gefangenen kleiner gewesen, wenn es keinen Freikauf gegeben hätte?

Hätte dies womöglich dazu geführt, sich mit den"feindlichen"Einstellungen" konstruktiv befassen zu müssen? Hier würde mich u.a. Merkurs Meinung interessieren...

Ich weiß, es ist sehr fiktiv.....

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Re: Häftlingsfreikauf: Drei Milliarden D-Mark für Schalcks Kasse

Beitragvon karl143 » 3. Januar 2011, 12:24

Wie ein Mensch so ist und denkt, wird dieser Gedanke sicher in die Überlegungen mit eingeflossen sein. Die Verantwortlichen wären ja dumm gewesen, wenn sie diesen Aspekt außer Acht gelassen hätten. Eigentlich war das Angebot zum Freikauf vom Westen ein Angebot mehr Personen einzusperren. Für mich waren das sowieso mehr Geiseln als Häftlinge, mit denen man Geld machen wollte. Das sie keine Unruhe stiften konnten in der Öffentlichkeit war wohl mehr so ein schöner Nebeneffekt.
karl143
 

Re: Häftlingsfreikauf: Drei Milliarden D-Mark für Schalcks Kasse

Beitragvon Interessierter » 16. Mai 2012, 18:55

So betrog die DDR beim Häftlings-Freikauf

– Über 33 000 DDR-Häftlinge wurden zwischen 1963 und 1989 von der Bundesrepublik freigekauft. Ein neu aufgetauchtes Dokument enthüllt jetzt, wie menschenverachtend die DDR-Führung mit den Gefangenen gehandelt und Preise hochgetrieben hat. Zudem durften mehrere Tausend Häftlinge trotz Zahlung nicht in den Westen ausreisen!

Besonders perfide: Die DDR-Führung verheimlichte beim Entlassungsgespräch oft den Freikauf, fragte lediglich, wohin der Häftling entlassen werden möchte. Wölbern: „Viele Inhaftierte interpretierten die Frage misstrauisch als Gesinnungstest und entschieden sich deshalb für die Rückkehr zu ihren Angehörigen.“

Zudem betrog die DDR im großen Stil: Sie erfand Häftlingsnamen, listete Entlassene erneut auf, um mehr zu kassieren!

Der ganze Beitrag aus Aug. 2011 hier:
http://www.bild.de/politik/inland/ddr/s ... .bild.html
Interessierter
 

Re: Häftlingsfreikauf: Drei Milliarden D-Mark für Schalcks Kasse

Beitragvon Edelknabe » 17. Mai 2012, 18:04

Tut mir leid interessierter aber der Link mit dem betrügen....den Westen betrügen? Konnte man da irgendwie im Westen nicht das einfache Einmaleins soll heißen ich zahle soundsoviele Tausend Deutsche Mark und bekomme dann nur die Hälfte der Häftlinge dafür?
Irgendwie fehlt mir wieder die Logik in dem herrlichen Link.

Rainer-Maria bissel schwach was im Rechnen und dann noch in der Nachkontrolle, wieviele harte DM er denn nun überhaupt für welche Menge an politischen Gefangenen überhaupt bezahlt hatte? Und natürlich, da gabs vielleicht ne höhere Mathematik wie die der einfachen Arbeiterklasse, das könnte natürlich auch sein.Oder ich habe nicht aufgepasst in der Schule...denn in Mathe, ich gebs ehrlich zu war ich keine Leuchte.
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Re: Häftlingsfreikauf: Drei Milliarden D-Mark für Schalcks Kasse

Beitragvon SkinnyTrucky » 17. Mai 2012, 18:10

Tja Rainer Maria, ich hab's direkt kapiert, denn für vorzeitig in die DDR Entlassene wurde anscheinend auch gezahlt....für Entlassungen am Strafende weniger....

Bild hat geschrieben:Wer seine Strafe bereits abgesessen hatte, „kostete“ nur 11 000 Mark. Und: Viele mussten trotz Freilassung in der DDR bleiben!

„Zwischen 1964 und 1969 wurden fast 40% der Häftlinge an ihren früheren Wohnort in der DDR entlassen“, so Wölbern. Allein in diesem Zeitraum 2086 Gefangene.


groetjes uit Santena

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Re: Häftlingsfreikauf: Drei Milliarden D-Mark für Schalcks Kasse

Beitragvon Edelknabe » 17. Mai 2012, 19:30

Das muss das Bier am Männertag sein Mara, ich brauche Nachhilfe. Der Staat BRD zahlt als Beispiel für 1000 Politische. Nur 500 kommen im Westen an, der Rest, die Differenz verbleiben in der DDR. Und nun...siehe der Westen? War da keiner der Fragen stellte?
Komm nu sag nich ich habs immer noch nich drauf....

Der Rainer...manchmal doch leicht begriffsstutzig
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Re: Häftlingsfreikauf: Drei Milliarden D-Mark für Schalcks Kasse

Beitragvon SkinnyTrucky » 17. Mai 2012, 19:37

Edelknabe hat geschrieben:Das muss das Bier am Männertag sein Mara, ich brauche Nachhilfe. Der Staat BRD zahlt als Beispiel für 1000 Politische. Nur 500 kommen im Westen an, der Rest, die Differenz verbleiben in der DDR. Und nun...siehe der Westen? War da keiner der Fragen stellte?
Komm nu sag nich ich habs immer noch nich drauf....

Der Rainer...manchmal doch leicht begriffsstutzig


Naja Rainer Maria, anscheinend war es wohl so, das für Freilassungen bezahlt wurde....wenn aber der Häftling sagte, er will in der DDR bleiben, dann kam er halt nicht in den Westen an....die DDR konnte also sagen, ja wir haben ihn freigelassen, er wollte aber in der DDR bleiben....

....ich seh schon Potenzial um dann ein wenig mit Freikaufslisten zu manipulieren um Geld einzustreichen für fiktive Häftlinge oder eventuell doppelt abzurechnen....

groetjes

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Re: Häftlingsfreikauf: Drei Milliarden D-Mark für Schalcks Kasse

Beitragvon Edelknabe » 17. Mai 2012, 19:45

Mensch Mara, sags doch gleich, Schuld war der Westen mit seinem großen Herzen und nicht die Genossen in der DDR, die waren nur die Nutznieser. Weich und inkonsequent war er der Westen, wie heute. Wusst ichs doch, kann doch ganz gut rechnen. Ach was bin ich beruhigt.

Rainer-Maria und Prost
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Re: Häftlingsfreikauf: Drei Milliarden D-Mark für Schalcks Kasse

Beitragvon SkinnyTrucky » 17. Mai 2012, 19:49

Naja Rainer Maria, man könnte natürlich auch sagen, das war eine humanitäre Geste des Westens und sicher keine Investion in Menschenkapital....

groetjes

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