Schikane beim Transit oder der Ein-, Ausreise

Re: Schikane beim Transit oder der Ein-, Ausreise

Beitragvon augenzeuge » 26. September 2025, 16:39

Gerd Böhmer hat geschrieben: Wenn ich es richtig in der Erinnerung habe waren die Motels in Ziesar und auch am Hermsdorfer Kreuz für die Übernachtung von Reisenden im Transit zugelassen.


Das ist falsch!

AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
"Es ist manchmal gefährlich, Recht zu haben, wenn die Regierung Unrecht hat. (Voltaire)"
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 95282
Bilder: 20
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: Schikane beim Transit oder der Ein-, Ausreise

Beitragvon karnak » 26. September 2025, 16:58

Icke46 hat geschrieben:
Gerd Böhmer hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:
Gerd Böhmer hat geschrieben:Ebenso ist mir eine Raststätte bei Naumburg/Osterfeld "nur für Transitreisende" in der Erinnerung.

Ich kenne diese Plätze nur für Busreisende. Aber in Osterfeld bin ich nie ausgestiegen. [denken]
AZ

Das kann im Zusammenhang mit dem von mir genannten Hinweis auf Transitreisende sein. Da sind mir im normalen Verkehr die Raststätten Michendorf, Niemegk, Köckern und auch Ziesar, sowie an der Strecke von Berlin nach Dresden (Ort ist mir entfallen) mehr in der Erinnerung.


Also, in Michendorf habe ich solche nicht gesehen. Bei Ziesar gab es kurz vor der normalen Raststätte tatsächlich noch eine Raststätte mit dem Zusatzschild „nur Busse im Transit BRD-WB“.

Da wir gerade von Raststätten reden: Eins habe ich nie herausbekommen, nämlich, ob man als Transitreisender das Hotel, dass zur Raststätte Börde bei Magdeburg gehörte nutzen durfte. Also etwa analog zu den Tagesbesuchen in Ost-Berlin, wo man, wenn man länger bleiben wollte, einfach im Interhotel eincheckte und an der Rezeption eine Visaverlängerung bekam.

Von dem Hotel Börde habe ich in einem Nachwendefilm nur erfahren, dass es im Dachgeschoss eine Sommersauna gab, in der die Hüter des Sozialismus standhaft mit ihren Feldstechern vor sich hinschwitzten, den Parkplatz mit den Feindbewegungen immer im Blick.

Lag denn dieses Hotel direkt an der Autobahn, also so, dass man Transitstrecke nicht verlassen musste? [denken]
Laie, Experte,Dilettant
(alle Fachrichtungen)
Benutzeravatar
karnak
 
Beiträge: 28900
Bilder: 0
Registriert: 5. Februar 2012, 13:18

Re: Schikane beim Transit oder der Ein-, Ausreise

Beitragvon augenzeuge » 26. September 2025, 16:59

Karnak, das spielte keine Rolle. Solltest du eigentlich wissen. [flash] An der Bundesstraße nach Lauenburg lagen auch Hotels. Übernachtung im Transit verboten.

AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
"Es ist manchmal gefährlich, Recht zu haben, wenn die Regierung Unrecht hat. (Voltaire)"
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 95282
Bilder: 20
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: Schikane beim Transit oder der Ein-, Ausreise

Beitragvon karnak » 26. September 2025, 17:03

augenzeuge hat geschrieben:Karnak, das spielte keine Rolle. Solltest du eigentlich wissen. [flash]

AZ

Natürlich auch, neben dem, in einem gewissen Zeitraum zu befahren, war das Verlassen der Transitstrecke ein wesentlich schwerwiegender Verstoß. Und wenn dieses Hotel nicht unmittelbar auf einem Rastplatz lag wäre dieser Tatbestand des Verlassens der Strecke gegeben.
Laie, Experte,Dilettant
(alle Fachrichtungen)
Benutzeravatar
karnak
 
Beiträge: 28900
Bilder: 0
Registriert: 5. Februar 2012, 13:18

Re: Schikane beim Transit oder der Ein-, Ausreise

Beitragvon Icke46 » 26. September 2025, 17:07

karnak hat geschrieben:
Icke46 hat geschrieben:
Gerd Böhmer hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:
Gerd Böhmer hat geschrieben:Ebenso ist mir eine Raststätte bei Naumburg/Osterfeld "nur für Transitreisende" in der Erinnerung.

Ich kenne diese Plätze nur für Busreisende. Aber in Osterfeld bin ich nie ausgestiegen. [denken]
AZ

Das kann im Zusammenhang mit dem von mir genannten Hinweis auf Transitreisende sein. Da sind mir im normalen Verkehr die Raststätten Michendorf, Niemegk, Köckern und auch Ziesar, sowie an der Strecke von Berlin nach Dresden (Ort ist mir entfallen) mehr in der Erinnerung.


Also, in Michendorf habe ich solche nicht gesehen. Bei Ziesar gab es kurz vor der normalen Raststätte tatsächlich noch eine Raststätte mit dem Zusatzschild „nur Busse im Transit BRD-WB“.

Da wir gerade von Raststätten reden: Eins habe ich nie herausbekommen, nämlich, ob man als Transitreisender das Hotel, dass zur Raststätte Börde bei Magdeburg gehörte nutzen durfte. Also etwa analog zu den Tagesbesuchen in Ost-Berlin, wo man, wenn man länger bleiben wollte, einfach im Interhotel eincheckte und an der Rezeption eine Visaverlängerung bekam.

Von dem Hotel Börde habe ich in einem Nachwendefilm nur erfahren, dass es im Dachgeschoss eine Sommersauna gab, in der die Hüter des Sozialismus standhaft mit ihren Feldstechern vor sich hinschwitzten, den Parkplatz mit den Feindbewegungen immer im Blick.

Lag denn dieses Hotel direkt an der Autobahn, also so, dass man Transitstrecke nicht verlassen musste? [denken]


Der Rasthof Börde lag und liegt immer noch an der Autobahn, war damls ein Komplex noch aus Adolfs Zeiten mit Motel, wie man heute sagen würde, Tankstelle und dem unvermeidlichen Intershop. Ich habe mir übrigens in einer Transitpause an der Rezeption des Hotels einen Souvenir-Wandteller aus Messing von Magdeburg gekauft, war billiger als die Visagebühren für einen touristischen Besuch [flash] . Den Teller habe ich heute noch, in Magdeburg war ich nun auch öfter - aber als Souvenir habe ich ausser Fotos nix mehr mitgebracht....
Benutzeravatar
Icke46
 
Beiträge: 7356
Bilder: 426
Registriert: 25. April 2010, 18:16
Wohnort: Hannover-Peine

Re: Schikane beim Transit oder der Ein-, Ausreise

Beitragvon Icke46 » 26. September 2025, 17:15

karnak hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:Karnak, das spielte keine Rolle. Solltest du eigentlich wissen. [flash]

AZ

Natürlich auch, neben dem, in einem gewissen Zeitraum zu befahren, war das Verlassen der Transitstrecke ein wesentlich schwerwiegender Verstoß. Und wenn dieses Hotel nicht unmittelbar auf einem Rastplatz lag wäre dieser Tatbestand des Verlassens der Strecke gegeben.


Apropos "Verlassen der Transitstrecke": Irgendwann muss den DDR-Behörden ein Planungsfehler unterlaufen sein. Im allgemeinen lag ja links und rechts der Trasse nichts interessantes, und dann lag da auf einmal, direkt an einer Ausfahrt, eine Art Landgaststätte, also kein Mitropa oder HO, sondern so richtig schön mit Biergarten. Da habe ich mich im vorbeifahren jedesmal geärgert, dass man nicht kurz runterfahren konnte. Nach der Wende konnte man sich die Chance natürlich nicht entgehen lassen. Und mein Freund dachte wohl, er wäre bei "Wünsch dir was", und bestellt ein Radeberger [flash] . Darauf die Kellnerin: "Jauche führen wir nicht, wir haben nur Holsten"....
Benutzeravatar
Icke46
 
Beiträge: 7356
Bilder: 426
Registriert: 25. April 2010, 18:16
Wohnort: Hannover-Peine

Re: Schikane beim Transit oder der Ein-, Ausreise

Beitragvon karnak » 26. September 2025, 17:23

Habe von diesem Hotel nie etwas gewusst. Ich gehe aber mal davon aus als Bundesbürger hättest Du beim Einchecken Deine Reisedokumente vorlegen müssen, und wärst Du nicht im allgemeinen Transit, also Polen/ CSSR,oder im Rahmen Einreise DDR, sondern im spezifischen Transit, also BRD- WB unterwegs gewesen, hätte man Dir keine Unterkunft gewährt. Der Knackpunkt an der Sache war nämlich, bei der letztgenannten Reisekategorie gab es in der Regel keine Zollkontrolle, man schaute nicht in den Kofferraum, im Gegensatz zu den beiden anderen Kategorien.
Laie, Experte,Dilettant
(alle Fachrichtungen)
Benutzeravatar
karnak
 
Beiträge: 28900
Bilder: 0
Registriert: 5. Februar 2012, 13:18

Re: Schikane beim Transit oder der Ein-, Ausreise

Beitragvon Ari@D187 » 26. September 2025, 18:34

augenzeuge hat geschrieben:[...]Nach Transitabkommen musste die Durchquerung in der „einfachsten, schnellsten und günstigsten Weise“ erfolgen. Transitreisende hatten die Strecke möglichst ohne Unterbrechungen zurückzulegen[...]

Versteht sich von selbst. Nix wie schnell durch, durch's fremde, graue und ungastliche Land.

Ari
Alles wird gut!
Benutzeravatar
Ari@D187
Deutsche Marine
Deutsche Marine
 
Beiträge: 14527
Registriert: 26. April 2010, 19:58

Re: Schikane beim Transit oder der Ein-, Ausreise

Beitragvon karnak » 26. September 2025, 18:53

[flash] Transit bedeutet, Befahren eines Landes ohne das dort der Start- und Zielpunkt liegt,fernab von grau,ungemütlich und unfreundlich. [flash]
Laie, Experte,Dilettant
(alle Fachrichtungen)
Benutzeravatar
karnak
 
Beiträge: 28900
Bilder: 0
Registriert: 5. Februar 2012, 13:18

Re: Schikane beim Transit oder der Ein-, Ausreise

Beitragvon Gerd Böhmer » 26. September 2025, 19:14

augenzeuge hat geschrieben:
Gerd Böhmer hat geschrieben: Wenn ich es richtig in der Erinnerung habe waren die Motels in Ziesar und auch am Hermsdorfer Kreuz für die Übernachtung von Reisenden im Transit zugelassen.

Das ist falsch !
AZ

wieso falsch, es gab doch nicht nur den Transit von und nach Berlin West. Die Motels In Ziesar und auch dem Hermsdorfer Kreuz lagen direkt neben der Autobahn.
im Motel Hermsdorfer Kreuz habe ich Ende Mai 1987 mit einem Bekannten übernachtet, dabei auch ausländische Gäste beobachten können ...
Merke Transit ist nicht gleich Transit ... deswegen doch auch mein Hinweis bezüglich der entsprechen Wegweiser für den Transitverkehr in der DDR vom gestrigen Abend.

@ icke46
... war damals ein Komplex noch aus Adolfs Zeiten ...

an diese typisierten baulichen Komplexe kann ich mich auch noch erinnern ...
MfG Gerd Böhmer,
Reichsbahninspektor aD
http://www.gerdboehmer-berlinereisenbahnarchiv.de
Benutzeravatar
Gerd Böhmer
 
Beiträge: 4515
Registriert: 30. August 2018, 19:43

Re: Schikane beim Transit oder der Ein-, Ausreise

Beitragvon Icke46 » 26. September 2025, 19:39

Irgendwie ist das mal ein interessantes Thema. Das Argument von karnak wegen der im Normalfall nicht stattfindenden Zollkontrolle im Transit Berlin-Bundesrepublik ist stichhaltig.

Auch das von Gerd Böhmer eingebrachte Argument, dass Transit nicht gleich Transit ist, stimmt auch. Das führt mich zur nächsten Frage: Der Verkehr Berlin-Bundesrepublik war durch das Transitabkommen geregelt. Aber welchen Status hatten die Transitreisenden aus Berlin, die über Sassnitz nach Schweden reisten, wie es mein Onkel und meine Tante (West) praktisch jedes Jahr machten? Ich bin nämlich auf der Googlesuche nach den Hotelübernachtungen darauf gestoßen, dass es an der Ostsee Campingplätze gab, die für Transitreisende freigeben waren. Bloß, ob sich das auf Transitreisende vermutlich aus der CSSR bezog und auf West-Berliner nicht, habe ich nicht rausgefunden. Die Polen hätten wohl eher den direkten Weg über die Ostsee genommen.
Benutzeravatar
Icke46
 
Beiträge: 7356
Bilder: 426
Registriert: 25. April 2010, 18:16
Wohnort: Hannover-Peine

Re: Schikane beim Transit oder der Ein-, Ausreise

Beitragvon Gerd Böhmer » 26. September 2025, 19:53

Icke46 hat geschrieben:Irgendwie ist das mal ein interessantes Thema. Das Argument von karnak wegen der im Normalfall nicht stattfindenden Zollkontrolle im Transit Berlin-Bundesrepublik ist stichhaltig.
Auch das von Gerd Böhmer eingebrachte Argument, dass Transit nicht gleich Transit ist, stimmt auch. Das führt mich zur nächsten Frage: Der Verkehr Berlin - Bundesrepublik war durch das Transitabkommen geregelt. Aber welchen Status hatten die Transitreisenden aus Berlin, die über Sassnitz nach Schweden reisten, wie es mein Onkel und meine Tante (West) praktisch jedes Jahr machten ? Ich bin nämlich auf der Googlesuche nach den Hotelübernachtungen darauf gestoßen, dass es an der Ostsee Campingplätze gab, die für Transitreisende freigeben waren. Bloß, ob sich das auf Transitreisende vermutlich aus der CSSR bezog und auf West-Berliner nicht, habe ich nicht rausgefunden. Die Polen hätten wohl eher den direkten Weg über die Ostsee genommen.

Dem schliesse ich mich erst einmal an, es dürtfte nicht nur Reisende aus der CSSR betroffen haben, wurden doch viele Reisende aus Südeuropa und Skandinavien beobachtet. Bürger aus Berlin West waren ein Thema für sich, das hing aber mit dem Viermächtestatus zusammen.
Und klar doch Reisende aus Polen werden wohl den direkten Weg über die Ostsee genommen haben, so wie auch viele Reisende aus Westeuropa über Flensburg oder die Vogelfluglinie.
MfG Gerd Böhmer,
Reichsbahninspektor aD
http://www.gerdboehmer-berlinereisenbahnarchiv.de
Benutzeravatar
Gerd Böhmer
 
Beiträge: 4515
Registriert: 30. August 2018, 19:43

Re: Schikane beim Transit oder der Ein-, Ausreise

Beitragvon karnak » 26. September 2025, 19:58

Es gab nur eine Form von Transit durch die DDR der ohne Zollkontrolle, von im Verhältnis wenigen Verdachtskontrollen mal abgesehen, stattfand. Im Fachchargon spezifischer Transit genannt. Der von Dir benannte Transit in Richtung Schweden lief unter der Kategorie allgemeiner Transit. Und der wurde bei Befahren und Verlassen des DDR Gebietes ausnahmslos einer Zollkontrolle unterzogen, dass war der große Unterschied. Deswegen hatte die DDR wenig Sorgen was Missbrauch aus ihrer Sicht anging. [grin] Also Personenschleusungen, illegale Ausfuhr und Einfuhr von unerlaubten Dingen. Damit waren Fahrtzeiten, vielleicht sogar Übernachtungen,die auch noch Devisen brachten, oder Einhaltung einer konsequenten Transitstrecke nicht so bedeutsam für das Sicherheitsbedürfnis der DDR. Damit müsste die Sache und der Unterschied eigentlich klar sein. [hallo]
Laie, Experte,Dilettant
(alle Fachrichtungen)
Benutzeravatar
karnak
 
Beiträge: 28900
Bilder: 0
Registriert: 5. Februar 2012, 13:18

Re: Schikane beim Transit oder der Ein-, Ausreise

Beitragvon Gerd Böhmer » 26. September 2025, 20:05

karnak hat geschrieben:Es gab nur eine Form von Transit durch die DDR der ohne Zollkontrolle, von im Verhältnis wenigen Verdachtskontrollen mal abgesehen, stattfand. Im Fachchargon spezifischer Transit genannt. Der von Dir benannte Transit in Richtung Schweden lief unter der Kategorie allgemeiner Transit. Und der wurde bei Befahren und Verlassen des DDR Gebietes ausnahmslos einer Zollkontrolle unterzogen, dass war der große Unterschied. Deswegen hatte die DDR wenig Sorgen was Missbrauch aus ihrer Sicht anging. [grin] Also Personenschleusungen, illegale Ausfuhr und Einfuhr von unerlaubten Dingen. Damit waren Fahrtzeiten, vielleicht sogar Übernachtungen,die auch noch Devisen brachten, oder Einhaltung einer konsequenten Transitstrecke nicht so bedeutsam für das Sicherheitsbedürfnis der DDR. Damit müsste die Sache und der Unterschied eigentlich klar sein. [hallo]

Danke für Deine Anmerkung, in diesem Zusammenhang fiel mir die Serie "Zollfahndung" des DDR-Fernsehens ein, siehe unter https://de.wikipedia.org/wiki/Zollfahndung_(Fernsehserie). Darin kam der von Dir gemachte Unterschied, wenn auch mit einem ideologischen O-Ton zur Sprache und es entspricht auch meinen Beobachtungen auf Auslandsreisen vor 1990. Auf dem Weg nach Südeuropa bin ich auch im Transit durch die CSSR und Ungarn mit den entsprechenden Kontrollen gefahren, Fahrtunterbrechungen waren möglich.
MfG Gerd Böhmer,
Reichsbahninspektor aD
http://www.gerdboehmer-berlinereisenbahnarchiv.de
Benutzeravatar
Gerd Böhmer
 
Beiträge: 4515
Registriert: 30. August 2018, 19:43

Re: Schikane beim Transit oder der Ein-, Ausreise

Beitragvon Icke46 » 26. September 2025, 20:17

Bleibt also festzuhalten, dass es, ich sage mal transittechnisch keinen Unterschied gab zwischen einem Tschechen, der nach Sassnitz zwecks Überfahrt nach Trelleborg fuhr, und einem West-Berliner, der das Gleiche von Drewitz aus machte?
Benutzeravatar
Icke46
 
Beiträge: 7356
Bilder: 426
Registriert: 25. April 2010, 18:16
Wohnort: Hannover-Peine

Re: Schikane beim Transit oder der Ein-, Ausreise

Beitragvon karnak » 26. September 2025, 20:22

Eine Transitfahrt durch irgendein Land beinhaltet ja auch nicht automatisch KEINE Zollkontrolle. Dazu bedarf und bedurfte es gerade in dieser Zeit konkrete zwischenstaatliche Vereinbarungen. So eben wie dieses Transitabkommen von 72 zwischen der BRD und der DDR. Notwendig geworden weil die Zahlen an Fahrzeugbewegungen zwischen der BRD und WB derartige Ausmaße angenommen hatten, dass eine Zollkontrolle von Fahrzeugen und Personen auch nur in Ansätzen einfach nicht mehr möglich war. Die DDR hat sich das schon teuer bezahlen lassen, immerhin 5 DM pro Person und Fahrt. Gleichzeitig hatte sie aber das Problem, dass die Grenze ein gewaltiges Loch bekam, was man versuchte mit solchen Dingen wie der berühmten Gammakanone zu stopfen. [flash]
Laie, Experte,Dilettant
(alle Fachrichtungen)
Benutzeravatar
karnak
 
Beiträge: 28900
Bilder: 0
Registriert: 5. Februar 2012, 13:18

Re: Schikane beim Transit oder der Ein-, Ausreise

Beitragvon karnak » 26. September 2025, 20:26

Icke46 hat geschrieben:Bleibt also festzuhalten, dass es, ich sage mal transittechnisch keinen Unterschied gab zwischen einem Tschechen, der nach Sassnitz zwecks Überfahrt nach Trelleborg fuhr, und einem West-Berliner, der das Gleiche von Drewitz aus machte?

Genauso, beide mussten sich einer Zollkontrolle unterziehen. Der Tscheche vielleicht etwas weniger beim Einfahren in das DDR Gebiet,aber in jedem Fall beim Verlassen in Richtung Schweden. Der Westberliner hingegen durfte in jedem Fall zwei Zollkontrollen genießen. [flash]
Laie, Experte,Dilettant
(alle Fachrichtungen)
Benutzeravatar
karnak
 
Beiträge: 28900
Bilder: 0
Registriert: 5. Februar 2012, 13:18

Re: Schikane beim Transit oder der Ein-, Ausreise

Beitragvon Gerd Böhmer » 26. September 2025, 20:36

karnak hat geschrieben:Eine Transitfahrt durch irgendein Land beinhaltet ja auch nicht automatisch KEINE Zollkontrolle. Dazu bedarf und bedurfte es gerade in dieser Zeit konkrete zwischenstaatliche Vereinbarungen. So eben wie dieses Transitabkommen von 72 zwischen der BRD und der DDR. Notwendig geworden weil die Zahlen an Fahrzeugbewegungen zwischen der BRD und WB derartige Ausmaße angenommen hatten, dass eine Zollkontrolle von Fahrzeugen und Personen auch nur in Ansätzen einfach nicht mehr möglich war. Die DDR hat sich das schon teuer bezahlen lassen, immerhin 5 DM pro Person und Fahrt. Gleichzeitig hatte sie aber das Problem, dass die Grenze ein gewaltiges Loch bekam, was man versuchte mit solchen Dingen wie der berühmten Gammakanone zu stopfen. [flash]

aus meinen Erlebnissen vor 1990:
erste Reise im September 1986 auf dem Rückweg von Budapest nach Berlin im IEx 72 "METROPOL"
Zollkontrolle zwischen Budapest und Sturovo, frage des ungarischen Zolls bezüglich zu verzollender Gegenstände ... von uns ein Schulterzucken ... der ungarische Zöllner "ich will wissen ob Sie gekauft haben ungarisch Traktor oder russisch Atombombe" ... nein, da dann gute Reise ...

zweite Reise Februar 1987 auf dem Rückweg von Budapest nach Berlin im D 370 "PANNONIA"
zwischen Budapest und Komarno - einige Reisende aus sächsischen Landen hatten nichts Besseres im Sinn als sich wegen irgendwelcher Pornoschriften mit dem ungarischen Zoll anzulegen ... mein Begleiter und ich "wetten morgen Vormittag in Bad Schandau ?" ... und richtig der Zoll in Bad Schandau war bestens informiert ... "die Preussen im Nachbarabteil kontrolliert Ihr wohl nicht ?" Antwort des Zöllners "die Preussen haben sich im Gegensatz zu Ihnen ja auch wie Menschen verhalten" ... wird mussten uns echt beherrschen nicht laut loszulachen ...
MfG Gerd Böhmer,
Reichsbahninspektor aD
http://www.gerdboehmer-berlinereisenbahnarchiv.de
Benutzeravatar
Gerd Böhmer
 
Beiträge: 4515
Registriert: 30. August 2018, 19:43

Re: Schikane beim Transit oder der Ein-, Ausreise

Beitragvon augenzeuge » 26. September 2025, 21:02

wieso falsch, es gab doch nicht nur den Transit von und nach Berlin West.


Ok, ich bezog mich nur auf diesen.

Der andere Transit war eigentlich keiner, denn es war eine Ein und Ausreise. Man konnte unterbrechen, von Wegen abweichen.....

Für viele ausgereiste DDR Bürger bestand ein temporäres Einreiseverbot. Das bezog sich auch immer auf Transit in Drittstaaten,aber nicht auf den kontrollfreien Transit.

AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
"Es ist manchmal gefährlich, Recht zu haben, wenn die Regierung Unrecht hat. (Voltaire)"
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 95282
Bilder: 20
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Vorherige

Zurück zu Transit

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Icke46 und 0 Gäste