Am heutigen Dienstag jährt sich zum 70. Mal das schwerste Grubenunglück im Uranbergbau der DDR. In der Nachtschicht des 15. Juli 1955 kam es im Schacht 250 in Niederschlema zu einem Kurzschluss, der einen verheerenden Grubenbrand auslöste. Die Katastrophe forderte 33 Todesopfer und über 100 Verletzte, darunter auch zahlreiche Rettungskräfte.
Schwere Fehler bei der Rettungsaktion kosteten Menschenleben
Historiker und Zeitzeugen berichten von chaotischen Zuständen und Kompetenzgerangel über Tage, während sich Brand und giftige Gase unter Tage ausbreiteten. So fuhren Helfer ohne Atemschutzgeräte ein und starben an einer Kohlenmonoxidvergiftung. Die Bergung der Verschütteten gestaltete sich schwierig. Fünf Bergleute konnten nach über 50 Stunden gerettet werden, nachdem sie sich in einem Schacht eingemauert und durch Klopfzeichen auf sich aufmerksam gemacht hatten.
Uran für das atomare Wettrüsten im Kalten Krieg
Das Erzgebirge verdankt seinen Namen den reichen Bodenschätzen. Mit dem Kalten Krieg rückt die Region in den Fokus der Weltpolitik. Denn hier gibt es Uran, das die damalige Sowjetunion dringend braucht, um wie die USA atomar aufzurüsten. Der Bergbaubetrieb „Wismut“ entwickelte sich zu einem der größten Uranproduzenten weltweit, was jedoch auch enorme Schäden für Umwelt und Gesundheit vieler Menschen mit sich brachte.
Tödliche Risiken unter Tage
Der Historiker Rainer Karlsch spricht in seinem Buch „Uran für Moskau“ von fast 42.000 Unfällen bei der Wismut bis 1990. Darunter seien 916 Unfälle mit 772 Toten. „Unter Berücksichtigung der Dunkelziffern für die Jahre 1946 bis 1953 muss man wohl von mehr als 1.000 Toten durch Unfälle ausgehen.“ Das Unglück in Niederschlema führte zu einer deutlichen Erhöhung der Sicherheitsvorkehrungen bei der Wismut. An die Katastrophe erinnert heute in Bad Schlema ein Gedenkstein auf dem Gelände des früheren Schachts 250. Alljährlich wird dort zum Bergmannstag Anfang Juli der Verstorbenen gedacht.
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