Der Fall Rudi Arnstadt – Eine Geschichte des Kalten Krieges

Die innerdeutsche Grenze. Alles was in das Thema Grenze, Grenztruppen, BGS, Zoll, Fluchten, Teilung, Leben im Sperrgebiet, usw.

Re: Ein Grenzzwischenfall und ein Mord 36 Jahre danach

Beitragvon Thunderhorse » 5. Februar 2011, 21:15

S51 hat geschrieben:Beide Darstellungen haben Schwächen.
Meines Wissens befanden sich weder Arnstadt noch sein Posten freundwärts des Zaunes, sondern bei einer Kontrolle der Grenzmarkierungen feindwärts, also auf dem vorgelagerten Gebiet der DDR.

Der zSz wurde zu jener Zeit dort erst errichtet, an jenem Tag wurden Betonpfosten gesetzt.

Wie schon in einem anderen Beitrag geschildert, war wenigstens seinerzeit der Grenzverlauf eben nicht eindeutig bekannt.

In jenem Bereich war der Grenzverlauf durch Grenzsteine markiert.
In der Lagemeldung des NVA -Kdo Grenze wird von einem Haferfeld auf dem Gebiet der DDR geschrieben.
Ein Augenzeuge Ost spricht dann wieder von einem Roggenfeld.
Dieses Haferfeld befand sich auf Bundesgebiet. Seltsam!!


Vermutlich befanden sich die BGS-Angehörigen tatsächlich auf DDR-Gebiet, vielleicht sogar ohne dass ihnen dies bewußt war. In einer Streßsituation blendet jeder Mensch gerne aus, dass der Andere recht haben könnte.

Mal wieder: vermutlich.

Der BGS-Angehörige P. hat nicht nur einmal geschossen sondern zwei- oder dreimal. Er hat aber einmal getroffen, vermutlich mit dem zweiten Schuß.

P schoß 1 mal.

In der DDR wurde der tödliche Schuß aber nicht ihm (P.) zugeschrieben, sondern K. Ohne P. Äußerung nach der Wende wüßten wir heute gar nicht, dass es anders war. Daher war wohl in der DDR gar nicht mit Sicherheit bekannt, ob und wer sich wofür verantworten musste und wer nicht.

In einem Beitrag zum 40-Jahrestag der GT wird Hpt. M. als Todesschütze benannt.

Dass der DDR-Posten wegen einer Ladehemmung aufgehört habe, zu schießen, wird von bundesdeutscher Seite gerne behauptet.
Von Wem?
Dies war/ist die Aussage eines Zeugen (wimre Landwirt) gewesen.

Gesetzt den Fall, es hat sich bei der Waffe des Postens um eine PPScha oder gar eine Kalaschnikow gehandelt, wie wahrscheinlich mag dies als Grund für die Feuereinstellung sein? Diese Waffen sind nicht für Ladehemmungen bekannt. Es wird wohl einen entsprechenden Befehl gegeben haben. der aber würde damals nicht in die offizielle Linie gepasst haben. Auf beiden Seiten nicht.

Gabs schon, durch einen Major der NVA. Wurde auch westlicherseits nicht vertuscht.

Offensichtlich waren Arnstadt und sein Posten auch nicht allein, sondern auch übergeordnete Offiziere waren vor Ort. Das war bei solchen Kontrollstreifen aus "gegebenem Anlaß" nicht selten. Keiner dieser anderen Grenzer aber war anscheinend beteiligt, außer bei der Feuereinstellung.
Auf DDR-Seite hat man die Schüsse des DDR-Postens wie auch die von Hr. Arnstadt vornehm verschwiegen. Im Gegenteil betont, es wäre bewußt nicht geschossen worden. Vermutlich, weil es für diese Schüsse keine wirkliche Rechtsgrundlage gab. Auf bundesdeutsches Gebiet feuern war verboten.

Wenn es in einem Abschnitt vorher Durchbrüche gab, stand der Offizier, bei dem die Verantwortung lag oder auf den sie delegiert wurde, immer unter extremen Druck. Mängel in der Dienstdurchführung konnten die Karierre böse verhauen. Das Schlimme daran war, dass sogar Mängel konstruiert wurden, weil eben jemand schuld sein musste. Etwa in der Art "mangelhafte politische Weiterbildung war die Ursache für Unaufmerksamkeit der Posten". Gegen solche Gummiargumente kam auch der gelernte DDR-Bürger nicht an.
Für Hr. Arnstadt stand in diesem Moment also alles gefühlt auf Messers Schneide. Vorgesetzte von ihm waren wohl auch vor Ort und Zeugen. Er wollte die bösen bundesdeutschen Grenzverletzer nicht entkommen lassen und seien es auch nur wenige Meter gewesen. Und da kommen Überreaktionen nun mal vor. Gerade, wenn vorher immer alles gut lief und man so keine Erfahrungen mit dieser Art Hammerwerfen sammeln "konnte", kein dickes Fell sinnbildlich vorhanden war.

Was denkt ein BGS-Kollege, der glaubt vollkommen korrekt unterwegs zu sein, wenn die pöse Gegenseite so ausrastet? Das wird wohl irgendwie in die Kategorie "Krieg" gegangen sein. Wer will aber in solchem Fall der zweite Sieger sein? Angst hat da sicher auch hineingespielt. Der BGS wird erst nachher kapiert haben, dass er falsch lief. Dies im kalten Krieg zugeben? Geht gar nicht, Schuld hat immer der Gegner.

Seltsame Logik!!!

Also hat man den, der sich nicht daneben benahm und nicht geschossen hat (K.) belobigt und den anderen (P.) nicht.

Öfter mal was Neues!

Nach DDR-Logik musste also K. der Schütze gewesen sein, nur, weil er belobigt wurde. So werden Irrtümer manifestiert.
Es hat vermutlich niemand auf DDR-Seite richtig realisiert, ob und welche Untersuchungen mit welchem Ergebnis gelaufen sind.

Nach der Logik, Aha!!
Auweia.

So einfach.


Stimmt, so einfach und mal wieder, Vermutlich, Vielleicht, Möglicherweise, etc..
Mit Deinen Worten, Deine Darstellung hat Schwächen.
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Re: Ein Grenzzwischenfall und ein Mord 36 Jahre danach

Beitragvon Thunderhorse » 5. Februar 2011, 21:25

augenzeuge hat geschrieben:Hier mal zwei Darstellungen zum "Arnstadt-Fall".

Aus DDR-Sicht:

Kenne ich inzwischen 10 verschiedene Darstellungen des Ablaufs.

TH

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Re: Ein Grenzzwischenfall und ein Mord 36 Jahre danach

Beitragvon karl143 » 8. Februar 2011, 15:37

@S51,

wenn eine BGS Streife unterwegs war, dann stand die nicht unter Stress. Und auch wenn GAK oder Offiziere vor dem Zaun waren, gab es keinen Anlass zu Stress, warum auch. Wenn einer dort unter Stress stand dann war es der Hauptmann. Wenn schon hier die wildesten Vermutungen geschrieben werden, wie wäre es denn damit, das ihm die Nerven durchgegangen sind, oder er es vielleicht sogar aus Berechnung gemacht hat, nach dem Motto, jetzt kann ich es dem Westen mal zeigen.

Aber zurück zu den Tatsachen, diese ganze Vermutungen bringen uns auch nicht weiter.
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Re: Ein Grenzzwischenfall und ein Mord 36 Jahre danach

Beitragvon augenzeuge » 17. Dezember 2011, 18:06

Wie man heute die Erinnerung an Arnstadt pflegt:

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Re: Ein Grenzzwischenfall und ein Mord 36 Jahre danach

Beitragvon Edelknabe » 17. Dezember 2011, 19:15

Ich habe jetzt nicht nochmal groß nachgeschaut. Plüschke hieß er doch, der Mann von der Gegenseite? Gibt es neue Erkenntnisse mittlerweile über den Mordfall an dem Taxifahrer, wer weiß etwas?

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Re: Ein Grenzzwischenfall und ein Mord 36 Jahre danach

Beitragvon S51 » 20. Dezember 2011, 06:35

Inzwischen wieder Ruhe. Keine neuen Erkenntnisse.
S51
 

Re: Ein Grenzzwischenfall und ein Mord 36 Jahre danach

Beitragvon augenzeuge » 20. Dezember 2011, 08:35

Eins ist klar, bei Arnstadt war es kein Mord, ganz im Gegensatz zum Taxifahrer Plüschke.
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Re: Ein Grenzzwischenfall und ein Mord 36 Jahre danach

Beitragvon S51 » 20. Dezember 2011, 09:37

Himmel, hast du es eilig mit absoluten Behauptungen, wenn eigentlich gar nichts feststeht.
Den Fall Arnstadt sieht der Westen als Notwehr obwohl Totschlag es eher treffen würde. Nach dem DDR-Strafrecht aber war eine bewußte Tötung immer Mord wenn nicht Merkmale für Totschlag oder eine gesetzliche Rechtfertigung wie Notwehr, Notstand oder eine erlaubte Handlung vorlagen. Er hat nun mal gezielt geschossen. Würde ist nicht ist - OK , blöder Spruch aber für so etwas durchaus brauchbar. Natürlich wird Thunder vor Begeisterung Feuer schnauben, wenn ich meine, das aus meiner Sicht damals die Berichte "so geschrieben" wurden, dass eben Notwehr herauskam. Jedoch kenne ich derartige Spielchen von hüben wie drüben. Es ist halt Ansichtssache. Abgegessen rein rechtlich sowieso.
Bei Hr. Plüschke ist der Mord auch noch nicht bewiesen. Schon gar nicht, was für ein Täter das nun war. Lass doch mal einen armen, bekifften Niemand daherkommen, dem der Hr. Plüschke nicht ausreichend hilfsbereit das Portomonaie schenken wollte. Der sich dann genötigt sah, leider mit einer Waffe rumzufuchteln, die bedauerlicherweise losging. So wären wir dann letztendlich bei einer Körperverletzung oder auch "nur" Totschlag. Vorsicht, das ist nun von mir absolute Spekulation jedoch so ähnlich sicher nicht unmöglich.
Nichts genaues weiß man doch nicht.
S51
 

Re: Ein Grenzzwischenfall und ein Mord 36 Jahre danach

Beitragvon augenzeuge » 20. Dezember 2011, 17:25

Mord ist für mich die Umsetzung einer geplanten Tötungsabsicht. Das trifft bei Arnstadt nicht zu, da kann man sich auf den Kopf stellen, aber das klappt nicht.
Gabe es denn irgendwo irgendwann an dieser Grenze einen wirklichen Mord (nach heutigem Rechtsverständnis) eines westdeutschen Beamten an einem DDR-Grenzer oder auch umgekehrt?

Und deine Story zu Plüschke ist fast zum Schmunzeln..... [flash] ...wenn es nicht so traurig wär.
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Re: Ein Grenzzwischenfall und ein Mord 36 Jahre danach

Beitragvon Mike59 » 21. Dezember 2011, 20:46

Nein, nach meiner Kenntnis gab es das nicht.
Die Motive bei Valdemar Estel sind nicht geklärt. Ebenso der Tod von Hans Plüschke. Bei Werner Schmidt und Heinz Janello bin ich mir nicht sicher. Das sind schon Merkmale von Mord.

Mike59

P.S. Sorry hab ich überlesen - klar war der Tod von H. Plüschke ein Mord! war aber nicht an der Grenze.
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Re: Ein Grenzzwischenfall und ein Mord 36 Jahre danach

Beitragvon ex-maja64 » 21. Dezember 2011, 20:56

Hmm, hätte da auch noch was, aber ob es Mord war??

http://books.google.de/books?id=Rnp-UlO ... er&f=false

Bei AZ ist es mit Sicherheit einer! [blush]


Mario
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Re: Ein Grenzzwischenfall und ein Mord 36 Jahre danach

Beitragvon augenzeuge » 21. Dezember 2011, 21:16

ex-maja64 hat geschrieben:Hmm, hätte da auch noch was, aber ob es Mord war??

http://books.google.de/books?id=Rnp-UlO ... er&f=false

Bei AZ ist es mit Sicherheit einer! [blush]


Mario


Das ist schon kein Stöckchen mehr, das ist ein Stamm.... [flash]
Mario, versuch nicht mein Meinungsbild zu deuten. Schon dein Gedanke daran ist zum Scheitern verurteilt. [grin]

Das MfS hat folgendes dazu geschrieben:

Meldung besonderer Vorkommnisse Nr. 178/52, für die Zeit vom 29.7. 6.00 Uhr bis 30.7.52 6.00Uhr
Besondere Vorkommnisse

Am 29.7.52 gegen 16.40 Uhr kam es im Bereich des Kommandos Stedtlingen, Kommandantur Hermannsfeld, Grenzpolizeibereitschaft Meiningen zu einer Provokation des westlichen Zollschutzes mit anschließendem Schusswaffengebrauch durch eine Streife des Kommandos Stedtlingen.
Der Beobachtungsposten des Kommandos Stedtlingen, besetzt mit 4 Grenzpolizisten, beobachteten einen westlichen Zöllner, der den 10-m-Kontrollstreifen überschritt und versuchte, die Grenzpolizisten in ein Gespräch zu verwickeln. Er versprach unseren Grenzpolizisten amerikanische Zigaretten und verwies dabei auf bereits von ihm geführte Gespräche mit anderen Angehörigen des Kommandos vor allem wollte er mit Kameraden sprechen, die kürzlich von der Staatsgrenze zur Demarkationslinie versetzt wurden. Als unsere Grenzpolizisten nun die Festnahme vornehmen wollten, widersetzte sich der Zöllner und zog seine Dienstpistole. Es gelang unseren Grenzpolizisten, ihm diese aus der Hand zu schlagen und ihn zu überwältigen. Kurz danach riss er sich los und stürzte in Richtung Demarkationslinie davon. Hierauf wurden von unseren Grenzpolizisten insgesamt 2 Karabiner- und 3 Pistolenschüsse abgegeben, wodurch der Zöllner durch Kopfschuss tödlich verletzt wurde. Er stürzte 2 m vom Kontrollstreifen entfernt, auf westlichem Gebiet nieder. Der im selben Augenblick eintreffende Offizier der Operativ-Gruppe ordnete an, den Verwundeten auf das Gebiet der DDR zu tragen, um ihn erste Hilfe zu erweisen. Inzwischen war jedoch der Zöllner verstorben, so das er wieder auf westliches Gebiet zurückgetragen wurde.

Sowjetische Kontrollkommission und Operativ-Gruppe Meinigen wurden sofort verständigt. Am Tatort befindet sich: Stabschef der Grenzpolizeibereitschaft Meiningen, Kommandanturleiter, Sowjetischer Bataillonskommandeur und ein Offizier der Operativ-Gruppe.

Nach telefonischer Mitteilung der Grenzpolizeibereitschaft Meiningen befinden sich auf westlicher Seite eine amerikanische Kommission und eine Anzahl Zöllner am Tatort. Weitere Ermittlungen werden getätigt. Nach Aussagen der beteiligten Grenzpolizisten wurde von dem Zöllner ebenfalls ein Pistolenschuss abgegeben. Verletzungen traten hierdurch nicht ein."

Mich würde interessieren, was Thunderhorse zu diesen Angaben sagt. Können sie korrekt sein?
AZ
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Re: Ein Grenzzwischenfall und ein Mord 36 Jahre danach

Beitragvon Mike59 » 21. Dezember 2011, 21:34

augenzeuge hat geschrieben:
ex-maja64 hat geschrieben:Hmm, hätte da auch noch was, aber ob es Mord war??

http://books.google.de/books?id=Rnp-UlO ... er&f=false

Bei AZ ist es mit Sicherheit einer! [blush]


Mario

Das MfS hat folgendes dazu geschrieben:

Meldung besonderer Vorkommnisse Nr. 178/52, für die Zeit vom 29.7. 6.00 Uhr bis 30.7.52 6.00Uhr
Besondere Vorkommnisse
Er versprach unseren Grenzpolizisten amerikanische Zigaretten und verwies dabei auf bereits von ihm geführte Gespräche mit anderen Angehörigen des Kommandos vor allem wollte er mit Kameraden sprechen, die kürzlich von der Staatsgrenze zur Demarkationslinie versetzt wurden.




Verstehe ich nicht.

Mike59
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Re: Ein Grenzzwischenfall und ein Mord 36 Jahre danach

Beitragvon ex-maja64 » 21. Dezember 2011, 21:38

augenzeuge hat geschrieben:Mich würde interessieren, was Thunderhorse zu diesen Angaben sagt. Können sie korrekt sein?
AZ



Joo, könnte im Besitz von Unterlagen zu diesem Fall sein.
WIMRE gab es nach der Wende auch ein Verfahren zu diesem Fall. [wink]


Mario
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Re: Ein Grenzzwischenfall und ein Mord 36 Jahre danach

Beitragvon vs1400 » 21. Dezember 2011, 23:43

Nonkonform hat geschrieben:Das letzte Opfer des Kalten Krieges?

Zum 48. Mal jährte sich im August ein Tag, der zur beklemmenden Realität der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze gehört: Am 14. August 1962 kam es bei Rasdorf (Kreis Fulda) an der Zonengrenze zu einem Schusswechsel zwischen Soldaten des Bundesgrenzschutzes (BGS) und der Nationalen Volksarmee (NVA). Damals kam der junge NVA-Hauptmann Rudi Arnstadt ums Leben. Sein Tod sollte 36 Jahre später Auslöser für Gerüchte und Spekulationen im Fall eines mysteriösen Mordes an einem Taxifahrer werden.

RASDORF. Es ist der 14. August 1962: Zwischen dem hessischen Rasdorf-Setzelbach und Wiesenfeld in Thüringen bauen 200 DDR-Soldaten einen stabilen Grenzzaun. Plötzlich und ohne Vorwarnung - so heißt es später - schießt ein DDR-Offizier in Richtung Westen. Der BGS-Beamte Hans Plüschke, der sich zusammen mit einem Offizier auf Inspektionsgang befindet, schießt zurück und trifft seinen Angreifer Rudi Arnstadt oberhalb des rechten Auges tödlich.

Der 23-jährige Plüschke handelt in Notwehr und rettet sich und dem vorausgehenden Offizier so das Leben, heißt es im Westen. Die DDR sieht das anders: Rudi Arnstadt habe das Territorium der Deutschen Demokratischen Republik verteidigt - er wird zum Volkshelden stilisiert, Plüschke in Abwesenheit von der DDR-Justiz zu 25 Jahren Zuchthaus wegen Mordes verurteilt. Mehrere öffentliche Einrichtungen erhielten Arnstadts Namen.

Auf den Internetseiten der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) wird noch heute dem "Opfer" Arnstadt gedacht, "von einem betrunkenen BGS-Hauptmann feige und vorsätzlich erschossen", heißt es auf der Homepage eines Unbekannten, der an "gefallene Grenzer" erinnert. Acht Jahre nach dem Vorfall an der Zonengrenze scheidet Plüschke aus dem Dienst beim BGS aus und baut später ein Taxiunternehmen im osthessischen Hünfeld auf. Aus Angst vor einem Racheakt der DDR-Staatssicherheit für den Tod Arnstadts trägt der fünffache Vater Plüschke eine Waffe bei sich.

Seine Furcht steigert sich, als die Mauer fällt: "Ich hatte immer die meiste Angst davor, dass die meine Kinder entführen, um mich unter Druck zu setzen, damit ich mich stelle", sagt Plüschke 1997 in einem Fernseh-Interview zum 35. Jahrestag des Schusses auf Arnstadt. Es sei ein komisches Gefühl wenn man gesagt bekomme, man habe einen Menschen getötet. "Ich bin ein Opfer des Kalten Krieges geworden", meint der damals 58-Jährige.

Knapp ein Jahr später, am 15. März 1998, fällt gegen vier Uhr morgens auf der Bundesstraße 84 zwischen Hünfeld und Rasdorf ein Schuss. Ein Autofahrer findet Hans Plüschke ermordet auf der Straße liegend, 70 Meter von seinem Wagen entfernt. Der tödliche Schuss traf den 59-Jährigen über dem rechten Auge - wie bei Rudi Arnstadt. "Hingerichtet mit einem Schuss ins Gesicht", schrieb damals die Fuldaer Zeitung nach dem Mord. Von dem oder den Tätern keine Spur.

Fragen und Spekulationen in Osthessen. Die Geldtasche des Opfers Plüschke fehlt nicht. Es war also kein Raubmord. Oder wurde der Täter noch vor dem Raub von Zeugen gestört und konnte das Geld deshalb nicht mitnehmen? Handelt es sich doch um den späten Rachefeldzug der Stasi oder eines Angehörigen der Familie Arnstadt? Damals wie heute sieht die Polizei, trotz der Übereinstimmung der Todesart bei Arnstadt und Plüschke, keinen Zusammenhang zwischen dem Tod des 59-Jährigen und dem lange zurückliegenden todbringenden Schuss an der Grenze.

Gerüchte, nach denen Plüschke Morddrohungen erhalten haben soll, bestätigten sich nach Angaben des Leiters der Sonderkommission, Eduard Hampl, nicht. "Wenn es ein Rachefeldzug war, woher wusste dann der Täter, dass Plüschke sich in seinem Taxi um vier Uhr morgens an dieser Stelle der B 84 befand", fragt der inzwischen pensionierte Kriminalhauptkommissar.

Eine wichtige Spur war ein etwa 35-jähriger Mann, der in der Nacht am Tatort als Anhalter versucht haben soll, Autos zu stoppen. Es könnte ein wichtiger Zeuge oder auch ein Tatverdächtiger gewesen sein, sagt Hampl. Bis heute hat sich dieser mysteriöse Mann nicht gemeldet.

Zahlreiche Hinweise aus der Bevölkerung gaben keine Aufschlüsse. Ebenfalls keine Erkenntnisse brachte der Sohn von Rudi Arnstadt: Gegen Plüschke hege er keine Rachegelüste, soll er bei einer Vernehmung ausgesagt haben. Die Sonderkommission wurde im Sommer 1998 aufgelöst. Zum aktuellen Stand der Dinge sagte Polizeipressesprecher Martin Schäfer: "Die Akte ist geschlossen, bis es neue weiterbringende Erkenntnisse gibt."

aus : FR


NK


nix für ungut, ... ! [wink]

gruß vs
vs1400
 

Re: Ein Grenzzwischenfall und ein Mord 36 Jahre danach

Beitragvon S51 » 22. Dezember 2011, 16:21

Mike59 hat geschrieben:...]die kürzlich von der Staatsgrenze zur Demarkationslinie versetzt wurden.




Verstehe ich nicht.

Mike59[/quote]

Staatsgrenze = Grenze DDR/BRD
Demarkationslinie = zu diesem Zeitpunkt noch die Grenze Ost- und Westberlin?
S51
 

Re: Ein Grenzzwischenfall und ein Mord 36 Jahre danach

Beitragvon Ari@D187 » 11. März 2012, 12:03

Mich wundert, daß in der Meldung besonderer Vorkommnisse Nr. 178/52 überhaupt mehrmals von der "Demarkationslinie" die Rede ist. Aus DDR-Sicht sollte das doch nur noch die offizielle und endgültig festgelegte Staatsgrenze gewesen sein. [denken]

Ari
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Re: Ein Grenzzwischenfall und ein Mord 36 Jahre danach

Beitragvon augenzeuge » 11. März 2012, 14:29

Ari@D187 hat geschrieben:Mich wundert, daß in der Meldung besonderer Vorkommnisse Nr. 178/52 überhaupt mehrmals von der "Demarkationslinie" die Rede ist. Aus DDR-Sicht sollte das doch nur noch die offizielle und endgültig festgelegte Staatsgrenze gewesen sein. [denken]

Ari


Nein, Ari. 1952 sah man das mit der Staatsgrenze noch viel lockerer als einige Jahre später.....auch die Wiedervereinigung war 1952 aus DDR-Sicht noch nicht ganz vom Tisch....zumindest nicht offiziell.
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Re: Ein Grenzzwischenfall und ein Mord 36 Jahre danach

Beitragvon Thunderhorse » 8. Juli 2012, 22:26

Nonkonform hat geschrieben:
Thunderhorse hat geschrieben:Nein nicht korrekt.


Was bitte ist nicht korrekt ?

Die von dir aufgezählten Eckpunkte können als Ergänzung meines Beitrages gesehen werden, widerlegen ihn aber in der Sache nicht.


NK



Dein Beitrag.
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Re: Ein Grenzzwischenfall und ein Mord 36 Jahre danach

Beitragvon manudave » 9. Juli 2012, 20:59

Hä?

Zeitnah ist irgendwie anders...
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Der Fall Rudi Arnstadt – Eine Geschichte des Kalten Krieges

Beitragvon manudave » 31. Juli 2012, 18:22

Öffentliche Abendveranstaltung in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung
Thüringen am 14. August 2012 um 19.00 Uhr im „Haus auf der Grenze“

Rasdorf / Geisa
Am 14. August 1962 kam es bei Wiesenfeld an der damaligen innerdeutschen Grenze zu einem
Schusswechsel zwischen Beamten des Bundesgrenzschutzes und der Nationalen Volksarmee, bei
dem der NVA-Hauptmann Rudi Arnstadt ums Leben kam.
Zwischen dem hessischen Rasdorf-Setzelbach und Wiesenfeld in Thüringen errichteten ca. 200 DDRSoldaten vor 50 Jahren im Rahmen des Ausbaus der Grenzanlagen durch die DDR einen Grenzzaun.
Plötzlich und ohne Vorwarnung - so hieß es später seitens des BGS - schoss ein DDR-Offizier in
Richtung Westen. Der BGS-Grenzjäger Plüschke, der sich zusammen mit einem Offizier auf
Inspektionsgang befand, schoss zurück und traf seinen Angreifer Rudi Arnstadt tödlich. Die
Staatsanwaltschaft Fulda, die den Fall untersuchte, stellte im Oktober 1962 die Ermittlungen ein und
gestand Plüschke Nothilfe und Notwehr zu. Die DDR-Propaganda hingegen macht Arnstadt zum
Märtyrer und schwor den "Bonner Mördern" Hass und Rache.
Die mysteriöse und bis heute nicht aufgeklärte Ermordung des ehemaligen BGS-Beamten Plüschke im
Jahr 1998 gab Spekulationen Nahrung, dass es einen Zusammenhang zwischen den beiden
Ereignissen gibt und sorgt dafür, dass dieses Kapitel der deutsch-deutschen Geschichte bis heute
nicht abgeschlossen ist.
Der Historiker, Journalist und Publizist Dr. Jan Schönfelder und sein Kollege Dr. Rainer Erices,
Redakteur beim MDR und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geschichte und Ethik der
Medizin an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, stellen ihr neues Buch zum Fall
Rudi Arnstadt vor und gehen dabei akribisch dem Geschehen an jenem Tag und den Folgen zwischen
Aufklärung und Propaganda nach.

Anfragen bitte an: Point Alpha Stiftung, Schlossplatz 4, 36419 Geisa
Telefon: 06651/919030, Fax: 06651/919031
E-Mail: service@pointalpha.com
Internet: www.pointalpha.com

Um eine Voranmeldung wird gebeten unter service@pointalpha.com bzw. telefonisch unter
06651/919030.

Ich habe das Manuskript seit einiger Zeit daheim - naja, viel Drama und nix Neues würde ich sagen
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Re: Der Fall Rudi Arnstadt – Eine Geschichte des Kalten Krieges

Beitragvon augenzeuge » 14. August 2012, 07:31

Tod eines Grenzschützers
13.08.2012 · Der Fall ist rätselhaft: Ein Bundesgrenzschützer erschießt vor 50 Jahren einen DDR-Soldaten. Die Identität des Schützen bleibt 35 Jahre lang geheim. Als er sich dann offenbart, wird er 1998 getötet.
http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/g ... 54980.html
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Re: Der Fall Rudi Arnstadt – Eine Geschichte des Kalten Krieges

Beitragvon augenzeuge » 14. August 2012, 17:01

"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
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Re: Der Fall Rudi Arnstadt – Eine Geschichte des Kalten Krieges

Beitragvon augenzeuge » 14. August 2012, 20:45

"Mit Unterstützung der "Gesellschaft zur rechtlichen und humanitären Unterstützung", einem Zusammenschluss von ehemaligen Stasi-Leuten und DDR-Grenzern, fordert der Berliner Rechtsanwalt Frank Osterloh, ebenfalls ein Ex-Stasi-Offizier, 1996 Akteneinsicht im Fall Arnstadt. Osterloh und seine Leute gehen zu diesem Zeitpunkt davon aus, dass Arnstadt von Koch getötet wurde.

Den Akten entnimmt Osterloh, dass nicht Koch, sondern Plüschke der Schütze war. Osterloh erreicht, dass die Berliner Staatsanwaltschaft gegen Plüschke ermittelt. Es ist bereits das vierte Ermittlungsverfahren gegen Plüschke: Nach der Staatsanwaltschaft Fulda hatte auch die Zentrale Erfassungsstelle Salzgitter, die für Straftaten im Zusammenhang mit der DDR zuständig ist, Ermittlungen aufgenommen, nach der Wiedervereinigung außerdem die Staatsanwaltschaft im thüringischen Meiningen - stets folgenlos. Die Berliner Ermittlungen werden 1998 eingestellt."


Meine Meinung: Etwas seltsam erscheinen die zeitl. Zusammenhänge. 1996 kennt der Herr Osterloh- Ex-MfS Offizier noch nicht die Wahrheit. Man strengt ein Ermittlungsverfahren an. Als das eingestellt wird, dauert es nicht mehr lange bis zum Mord..... [denken]
Und wenn man heute liest, dass es MfS-Mitarbeiter gibt, die sich heute noch an ihren Eid gebunden fühlen, kommt man ins Zweifeln....
Zufälle gibts nicht, sagte mal jemand zu mir.
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Re: Der Fall Rudi Arnstadt – Eine Geschichte des Kalten Krieges

Beitragvon S51 » 15. August 2012, 06:01

augenzeuge hat geschrieben:Tod eines Grenzschützers
13.08.2012 · Der Fall ist rätselhaft: Ein Bundesgrenzschützer erschießt vor 50 Jahren einen DDR-Soldaten. Die Identität des Schützen bleibt 35 Jahre lang geheim. Als er sich dann offenbart, wird er 1998 getötet.
http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/g ... 54980.html
AZ


Mit den Rätseln ist es so eine Sache.
Da stellt sich doch nun heraus, das Hptm. Arnstadt höchstwahrscheinlich selbst gar nicht geschossen hat (wie behauptet wurde) und somit seitens des BGS gar keine Notwehrsituation vorlag. Zu keinem Zeitpunkt, weil der BGS zu dieser Zeit örtlich doch ein bischen "unzuständig", weil am falschen Ort war? Was den Leuten zu dieser Zeit vielleicht sogar klar war, vielleicht auch nicht. Denn der Verlauf der Grenze und wo sich der BGS befand wurde offensichtlich im Laufe der Ermittlungen ein wenig (entscheidend) "verändert". Weil auch der GT Posten nur in die Luft und wohl erst nach den Schüssen des BGS geballert hat (was in der DDR allerdings auch verschwiegen wurde)? Der Posten aber wurde vom BGS nicht beschossen, nur Arnstadt. Dass dies bekannt war und als Beweismittel noch in den 90-er Jahren unterdrückt wurde. Von bundesdeutscher Seite.
Und nun? Drehen wir das ganze auf Putativnotwehr? Oder gab es vielleicht, abgesehen vom "Angst essen Seele auf" gar keine Rechtfertigung für den oder die Schüsse auf Hptm. Arnstadt? War es doch Totschlag? Getürkte Geschichte mal anders?
Dumm mit die Akten, wenn sie mal nicht nur von einer Seite hochkochen?
In der Sache P. Neues? Na, doch eher Fehlanzeige, sieht man von der Offenbarung möglicher Ermittlungsinterna ab. Auf die Prüfung persönlicher Umstände wird überhaupt nicht eingegangen. Vielleicht jedoch auch wieder nicht grundlos...
Denn die Ermittlungen werden immer mal wieder aufgenommen, wenn sich irgendeine Spur auch nur ergeben könnte. Und auf die Frage, ob da nicht die plötzliche Aufmerksamkeit genutzt wurde um irgendeine ganz anders gelagerte "Rechnung" zu "begleichen", die bleibt bei aller Spekulationiererei ganz offensichtlich außen vor. Bewußt vielleicht? Soll man nicht dorthin gucken?
S51
 

Re: Der Fall Rudi Arnstadt – Eine Geschichte des Kalten Krieges

Beitragvon manudave » 15. August 2012, 11:05

http://www.hna.de/nachrichten/politik/p ... 59920.html

Unsere Einlasskontrolle war ein Geschichtsstudent, der aktuell auf Point Alpha tätig ist. Dem mussten wir schnell zur Seite springen, sprich unsere stellv. Museumsdirektor und Ich, denn es drohten regelrechte Ausschreitungen. Es waren wohl noch knapp 30-40 Personen ohne Anmeldung erschienen, das brachte richtig Ärger mit sich - wir hatten dann sicherheitshalber auch noch zwei Polizisten angefordert. Leider haben nicht alle Medien die Presseerklärung vom Museum komplett gelesen und haben die Anmeldebitte nicht abgedruckt. Aber wenn man selbst dort steht, trifft man wenigstens die bekannten Gesichter wie Lehmann, Wagner, Busch etc. - es war herzallerliebst.

Bereits im Vorfeld traf sich diese Fraktion in Dermbach um ihr Vorgehen in Rasdorf abzustimmen. Man wollte den Autoren (ohne das Buch übrigens gelesen zu haben) Einseitigkeit etc. vorwerfen. Diesen Wind nahmen die Schreiberlinge schon im Vorfeld aus den Segeln, da sie sehr sachlich argumentieren werden - so wie sie ihr Buch auch sehen. Würde ich auch so bestätigen.
Kurz vorher trafen sich die Veteranen natürlich noch am Ehrenmal von Arnstadt und legten Grünzeugs etc. nieder - u.a. war auch etwas von der "GRH" dabei, wie ich erkennen konnte.

Drinnen blieb es tatsächlich relativ harmlos, es wurden verschieden Möglichkeiten und Beispiele genannt, wie der damalige Hergang gewesen sein könnte. Das Buch stellt dies gegenüber und man kann sich selbst einen Reim aus den Vorfällen machen. Was die Autoren jedoch abschließend klar äußerten: Es hat sich natürlich nicht so abgespielt, wie in der DDR-Propaganda dargestellt, was Wagner u. Co. auch gar nicht abstritten. Aber es wurde auch deutlich, dass die Aussagen der BGS-Leute nicht zum ungefähren Tathergang passen.

Im Publikum waren sicher knapp 10-12 GT-Angehörige höheren Ranges und nochmal ähnlich viele BGS-Beamte. Ein damaliger Ermittler der GT (er war der Schreibhengst) gab noch zum Besten, wie sehr er sich freue, diesen Personenkreis in einem vereinten Deutschland sitzen zu sehen - das gab reichlich Applaus.
Ein Zeuge, der sich nicht angemeldet hatte, fiel mir schon an der Tür auf. Er meinte, dass er wohl ein wenig zur Aufklärung beitragen könnte, er komme aus Zwickau. Wir ließen in hinein und es stellte sich tatsächlich heraus, dass er damals 10 Meter entfernt dabei war. Auch war er kurz vorher bei der Flucht des ATS-Fahrzeuges dabei und gab sogar einen Schuss ab, bis seine MP versagte - was von den GT-Angehörigen mit einem Grinsen vernommen wurde - die konnten die Anfälligkeit der damaligen Waffen bestätigen. Im Fall Arnstadt lief er mit diesem um ein Fahrzeug herum (er hatte Fahrdienst) und Arnstadt sprach "Hier fang ich mir heute noch einen weg". Er kommandierte den Fahrer zurück in die Kompanie o.ä. und als dieser mit dem Rücken am abschüssigen Hang zur Arnstadt und seinem Postenkollegen stand, knatterte es. Scheinbar hat unser Zwickauer die Hosen voll gehabt (was er aber so nicht zugab) und hat sich in´s Fahrzeug gesetzt und ist abgedüst. Ein Tag Vernehmung und einmonatige Versetzung in eine andere Gegend waren die Folge. Als Zeuge durfte er auch nicht zu den Gedenkveranstaltungen. Schon irre, dass so jemand auf einmal in einer solchen Veranstaltung auftaucht.

Was eigentlich mittlerweile und auch schon vorher klar gewesen sein dürfte: Natürlich hat Arnstadt nicht zuerst geschossen, das war Rosner - sein Postenkollege.
Für mich persönlich hört sich die ganze Situation als großes Pech und auch als Überreaktion beider Seiten an.

Das soll es erstmal gewesen sein.
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Re: Der Fall Rudi Arnstadt – Eine Geschichte des Kalten Krieges

Beitragvon S51 » 15. August 2012, 12:08

manudave hat geschrieben:...Was eigentlich mittlerweile und auch schon vorher klar gewesen sein dürfte: Natürlich hat Arnstadt nicht zuerst geschossen, das war Rosner - sein Postenkollege.

Für mich persönlich hört sich die ganze Situation als großes Pech und auch als Überreaktion beider Seiten an.
...


Oder Arnstadt hat gar nicht geschossen...

Mit dem letzten Satz gehe ich jedoch voll mit. Gilt für beide Seiten und kräftig geklittert haben beide Seiten danach auch.
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Re: Der Fall Rudi Arnstadt – Eine Geschichte des Kalten Krieges

Beitragvon Mike59 » 15. August 2012, 18:19

Also mal ehrlich "Dave Boy" du hast Voraufklärung betrieben? Du bist extra nach Wiesenfeld und hast dort beobachtet wer was am Gedenkstein macht bzw. dort ist?

Kurz vorher trafen sich die Veteranen natürlich noch am Ehrenmal von Arnstadt und legten Grünzeugs etc. nieder - u.a. war auch etwas von der "GRH" dabei, wie ich erkennen konnte.


So wichtig wäre es mir persönlich nicht gewesen! Das mit dem bis dato unbekannten "Zeugen" habe ich auch schon gehört. Gibt sicher wieder Stoff für neue Geschichten.

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Re: Der Fall Rudi Arnstadt – Eine Geschichte des Kalten Krieges

Beitragvon Edelknabe » 15. August 2012, 18:39

Ist ja ein richtiger Krimi was man so im Nachhinein über die Sache liest.Irgendwann stirbt auch mal der "Taximörder" von dem ...wars der Plüschke und hinterlässt sein Tagebuch, dann wirds noch spannender.

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Re: Der Fall Rudi Arnstadt – Eine Geschichte des Kalten Krieges

Beitragvon manudave » 15. August 2012, 19:24

Gerüchte über den Taximörder kenne ich ja zur Genüge. Am Vorabend auf einer Veranstaltung habe ich noch eines zum Besten gegeben und unserem stellvertretenden Stiftungsdirektor davon berichtet, dass besagter Täter bereits verstorben sei.
Gestern sprach ein BGS-Beamter davon, dass der Täter noch irgendwo auf der Welt sei und gefasst werden müsse. Da wurde Wagner wach und murmelte laut vor sich hin "...wer sagt denn, dass der noch lebt?"...
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