Westalgie - die Sehnsucht der westdeutschen Mittelschicht nach der alten BRD

Alles was in den Zeitraum nach der Wende gehört. Das Zusammenwachsen von zwei grundverschiedenen Systemen, Probleme, Erwartungen, Empfindungen usw.

Westalgie - die Sehnsucht der westdeutschen Mittelschicht nach der alten BRD

Beitragvon Sirius » 29. Februar 2012, 08:48

Deutschland hat die besten Jahre hinter sich

Stetig abwärts, besser wird's nicht mehr. Offenbar hat sich die Mitte in dem Gefühl eingeigelt, dass ihre guten Zeiten vorbei sind und dass im Umkehrschluss früher alles besser war. Zwei Drittel der Westdeutschen sagten schon vor zwei Jahren, Deutschlands beste Zeit sei die vor 1990 gewesen.

Tatsächlich gab es in den 80ern viele Themen nicht, mit denen man sich heute auseinandersetzen muss. Der Systemwettbewerb mit dem Ostblock zügelte die Marktwirtschaft im Westen. Die Renten waren höher, kamen früher. Die nationalsozialistische Vergangenheit zog noch als Argument dafür, dass kein deutscher Soldat seinen Fuß in Gegenden jenseits der Grenzen setzen konnte. Die Welt war ordentlich und berechenbar.
...
Unmut über die Gegenwart wächst

Sicher, Globalisierung und elektronische Revolution der vergangenen 30 Jahre sind eine Zeitenwende. Aber in Deutschland kommt noch etwas hinzu, das die Unsicherheit verstärkt: das verdrängte Ende der alten Bundesrepublik.

Denn der Unmut über die Gegenwart wächst, fast unbemerkt, seit der Wiedervereinigung. Lebhaft debattiert wurde die Ostalgie, die Sehnsucht der Ostdeutschen nach ihrem untergegangenen Staat. Aber der Mauerfall beendete eben nicht nur die realsozialistische Spießerdiktatur, sondern auch die „BRD“. Kaum jemand sagte das je laut.

So kommt es, dass all die kapitalismuskritischen „Forderungen“ dieser Tage kaum Forderungen sind. Vielmehr werden sich Dinge weggewünscht: Weg mit Hartz, weg mit der Rente mit 67, mit der Bundeswehr in Afghanistan, mit dem Euro, weg mit den „Spekulanten“.

Mehrheit wollte nicht ein anderes Land

Auch die „Occupy“-Gruppe nimmt im Grunde nur diesen Faden auf. Die Bewegung der Mittelschichtkinder des alten Westens will in erster Linie entfernen, was seit den 80ern das Leben verkompliziert hat.

Im Kern entspricht das dem Selbstverständnis von Nach-Wende-Deutschland. Helmut Kohl sprach von „blühenden Landschaften“ im Osten – über den Westen sagte er wenig. Und als Gerhard Schröder 1998 Kanzler wurde, wünschte sich die Mehrheit der Menschen zwar eine andere Politik, gleichsam modernere Umgangsformen.

Aber was sie nicht wollte, war ein anderes Land. Erst als Schröder mit der Agenda 2010 ernst machte, dämmerte der Neuen Mitte, dass die Wiederherstellung des alten Status quo nicht auf dem Programm stand. Dafür wandte sie sich vom Reformkanzler ab.

http://www.welt.de/kultur/article138936 ... r-BRD.html
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Re: Westalgie - die Sehnsucht der westdeutschen Mittelschicht nach der alten BRD

Beitragvon Berliner » 29. Februar 2012, 12:28

Ich finde den Gedanken etwas "zurueckzuwuenschen" aeusserst gefaehrlich.

Nostalgie, Ostalgie oder auch jetzt "Westalgie" setzen sich vermeintlich mit der Gegenwart und der Vergangenheit auseinander, dabei lassen sie die Zukuenft auf der Strecke.

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Re: Westalgie - die Sehnsucht der westdeutschen Mittelschicht nach der alten BRD

Beitragvon Interessierter » 29. Februar 2012, 14:15

Ich lebe Heute - nicht Gestern und auch nicht Morgen. Das möchte ich erst einmal vorweg bemerken.
Hier wird doch etwas aufgebauscht was seit Generationen schon so ist. Nämlich, daß die ältere Generation sagt: " Früher war dieses und jenes besser " !
Ich kann mich gut daran erinnern dieses als Kind von meinen Großeltern gelegentlich gehört zu haben und dann später von meiner Mutter auch.
Seinerzeit fiel dann auch hier und da der unpassende Spruch: " Das hätte es bei Adolf nicht gegeben " !
Ich persönlich sehe die Ursachen für die heutigen Mißstände völlig losgelöst von der Wiedervereinigung und finde da schon eher die Ursachen beispielsweise in der Globalisierung oder darin, daß der Markt immer mehr die Politik zu beherrschen scheint.

Das aber ist für mich noch lange kein Grund nach einem demokratischen Sozialismus/Kommunismus zu rufen, sondern vielmehr diese Fehler oder Übel zu beheben. Wir sind doch schon auf einem guten aber leider wohl auch langem Weg (siehe Occupy-Bewegung ) . Woran es uns im Moment leider mangelt sind fähige und mutige Politker, die diese Probleme energisch anpacken.

Das alles hat meiner Meinung nach überhaupt nichts damit zu tun, dass man sich die alte BRD wieder zurückwünscht.
Jedenfalls sehe ich das ganz persönlich so. Ich bin froh und glücklich endlich wieder in einem vereinten Deutschland zu leben und denke: Packen wir es an, denn gemeinsam sind wir stark !

[rose]
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Re: Westalgie - die Sehnsucht der westdeutschen Mittelschicht nach der alten BRD

Beitragvon karnak » 29. Februar 2012, 14:41

Interessierter hat geschrieben: daß der Markt immer mehr die Politik zu beherrschen scheint.

[/b]

[rose]

Wieso scheint?Ist das nicht DAS zentrale Problem,der ungezügelte Finanzmarkt.Die Illusion mit Geld, Geld verdienen zukönnen?In einem immer größeren Rahmen,nicht etwa mit der Herstellung von Gütern und der Bereitstellung von Dienstleistungen?
Dem eigentlichen Sinn von jeder Ökonomie,ob privatwirtschaftlicher oder gesammtgesellschaftlicher?
Könnte es sein, daß das Verhältnis einfach nicht mehr im Lot ist?
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Re: Westalgie - die Sehnsucht der westdeutschen Mittelschicht nach der alten BRD

Beitragvon Interessierter » 29. Februar 2012, 18:16

Richtig, das Wort scheint kann ich auch problemlos weglassen. Aber das man mit Geld auch Geld verdienen kann ist keine Illusion sondern seit Ewigkeiten Realität auf der ganzen Welt. Nur die pervertierten Konstruktionen, das Ausmaß und Spekulanten, die mit dem Unglück und Elend anderer spekulieren, sind meiner Meinung nach das Übel.

Aber wir geraten vom eigentlichen Thema ab.
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Re: Westalgie - die Sehnsucht der westdeutschen Mittelschicht nach der alten BRD

Beitragvon Luchs » 1. März 2012, 12:21

Natürlich hat sich die Welt verändert. Das ist nun mal so, wenn sie sich weiterentwickelt. Ob die Entwicklungsrichtung nun gut ist, oder nicht, das wird von den verschiedenen Menschen sicher auch verschieden beantwortet werden.

Interessierter hat geschrieben:Ich lebe Heute - nicht Gestern und auch nicht Morgen. Das möchte ich erst einmal vorweg bemerken.
Hier wird doch etwas aufgebauscht was seit Generationen schon so ist. Nämlich, daß die ältere Generation sagt: " Früher war dieses und jenes besser " !
Ich kann mich gut daran erinnern dieses als Kind von meinen Großeltern gelegentlich gehört zu haben und dann später von meiner Mutter auch.
Seinerzeit fiel dann auch hier und da der unpassende Spruch: " Das hätte es bei Adolf nicht gegeben " !
Ich persönlich sehe die Ursachen für die heutigen Mißstände völlig losgelöst von der Wiedervereinigung und finde da schon eher die Ursachen beispielsweise in der Globalisierung oder darin, daß der Markt immer mehr die Politik zu beherrschen scheint.

Das aber ist für mich noch lange kein Grund nach einem demokratischen Sozialismus/Kommunismus zu rufen, sondern vielmehr diese Fehler oder Übel zu beheben. Wir sind doch schon auf einem guten aber leider wohl auch langem Weg (siehe Occupy-Bewegung ) . Woran es uns im Moment leider mangelt sind fähige und mutige Politker, die diese Probleme energisch anpacken.

Das alles hat meiner Meinung nach überhaupt nichts damit zu tun, dass man sich die alte BRD wieder zurückwünscht.
Jedenfalls sehe ich das ganz persönlich so. Ich bin froh und glücklich endlich wieder in einem vereinten Deutschland zu leben und denke: Packen wir es an, denn gemeinsam sind wir stark !

[rose]


Das kann ich so unterschreiben. Auch ich hatte des häufigeren rechtes Gedankengut um die Ohren gehauen bekommen. Ob das der Klassenkamerad war, dessen Großvater wohl ein Altnazi gewesen sein muss, der ab und an den von dir genannten Spruch, dass es bei Adolf etwas nicht gab, zum Besten gab, oder ob es der Vergleich zwischen Juden und Geiz war.

Was mich immer ärgerte, war der Satz: "Die Jugend heutzutage". Wenn ich ihn hörte, war ich immer etwas bedrückt. Wie muss es doch früher toll gewesen sein. Erst später kam mir der Gedanke, dass früher ja die Zeit war, als ganz Deutschland mit gestrecktem rechten Arm durch die Gegend gerannt war. Ist es nicht pervers, diese (Nazi)-Jugend als die Bessere hinzustellen?

Denke ich an heute, fallen mir viele Dinge ein, die jetzt schlechter sind, als früher. Überwiegend haben sie mit der Gier der Wirtschaft nach Geld zu tun.

Aber es gibt auch, wie ich finde, echte Fortschritte. So ist es für mich eine Errungenschaft, dass zum Beispiel gleichgeschlechtliche Ehen geschlossen werden können. Oder das die Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern einen inzwischen hohen Stand erreicht hat. Obwohl da noch sehr viel zu korrigieren wäre, aber ein wenig macht es mich schon stolz, in einer derartigen Gesellschaft zu leben.

Die deutsche Wiedervereinigung hat sicher viele Probleme mit sich gebracht, Aber Alles in Allem ist unsere derzeitige Jugend damit sehr gut aufgewachsen. Die Probleme sehe ich überwiegend bei den alten Säcken, wie uns, die in ihrer Vergangenheit schwelgen und es nicht wahr haben wollen, dass, selbst wenn die Wiedervereinigung nicht gekommen wäre, sich die Welt trotzdem weiterentwickelt hätte. Wer weiß, wie es dann ausgesehen hätte.

Natürlich vermisse ich einige Dinge, die früher besser waren, aber wenn ich daran festhalte, werde ich nie im heute ankommen. Schon gar nicht im Morgen. Dann wird man vielleicht auch irgendwann von mir den blöden Spruch hören können: "Die Jugend heutzutage!"
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Re: Westalgie - die Sehnsucht der westdeutschen Mittelschicht nach der alten BRD

Beitragvon Wosch » 1. März 2012, 14:03

Luchs hat geschrieben:.............Erst später kam mir der Gedanke, dass früher ja die Zeit war, als ganz Deutschland mit gestrecktem rechten Arm durch die Gegend gerannt war. Ist es nicht pervers, diese (Nazi)-Jugend als die Bessere hinzustellen?..........

Viele Grüße [hallo]
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Wer behauptet denn überhaupt daß die "(Nazi)-Jugend" die Bessere gewesen wäre?? Besser als welche Jugend?? In der DDR zum Beispiel gab es auch eine "gleichgeschaltete" Jugend, die Kleinen mit dem Dreieckstuch um den Hals und die Größeren mit dem Blauhemd. Die liefen zwar nicht mit gestrecktem rechten Arm in der Gegend rum, dafür repräsentierten sie, genauso wie ihre jugendlichen Vorgänger einen Staat der, zumindesten was die Menschenrechte betraf, auch keinerlei Skrupel besaß. Das "früher war Alles besser" muß nicht unbedingt immer in Verbindung mit der NS-Zeit gebracht werden und in Bezug auf die Jugend nicht auf deren politischen Zwänge. Zumindestens hatte man "Früher" die Hände aus den Taschen genommen wenn man mit einem Erwachsenen sprach, beim Grüßen die Mütze abgenommen und einen "Diener" oder "Knicks" gemacht und die Wörter "Bitte" und "Danke" des öfteren verwand als heutzutage.
Wer altersmäßig nicht in den "Genuß" gekommen war um mit erhobenen rechten Arm rumlaufen zu müssen, sollte nachträglich darüber froh sein und vielleicht mal darüber nachdenken, wie er, wenn er seinerzeit schon gelebt und im entsprechenden Alter gewesen wäre, sich dieser (Nazi)-Jugend entziehen können hätte.
Ist aber nicht einfach, sich in etwas hineinzusetzen was man selber nicht erlebt hatte.
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Re: Westalgie - die Sehnsucht der westdeutschen Mittelschicht nach der alten BRD

Beitragvon Sirius » 1. März 2012, 16:53

Interessierter hat geschrieben:Ich lebe Heute - nicht Gestern und auch nicht Morgen. Das möchte ich erst einmal vorweg bemerken.
Hier wird doch etwas aufgebauscht was seit Generationen schon so ist. Nämlich, daß die ältere Generation sagt: " Früher war dieses und jenes besser " !


Man sollte sich keinen Illusionen hingeben - die sechziger, siebziger und und teilweise die achtziger Jahre waren eindeutig besser als die heutige Zeit. Arbeitslosigkeit, Hartz IV, prekäre Beschäftigungsverhältnisse, Generation Praktikum, Staatsschuldenkrise, Währungskrise, Deindustrialisierung, ein bröckelndes Sozialsystem, wie z.B. schrumpfende und unsichere Altersvorsorge, Vergreisung der westlichen Gesellschaften, schrumpfende Regionen u.s.w. waren damals kein Thema und lassen sich auch statistisch belegen. Die angesprochenen Problemfelder hängen alle miteinander zusammen.

Interessierter hat geschrieben:Ich persönlich sehe die Ursachen für die heutigen Mißstände völlig losgelöst von der Wiedervereinigung und finde da schon eher die Ursachen beispielsweise in der Globalisierung oder darin, daß der Markt immer mehr die Politik zu beherrschen scheint.

Das aber ist für mich noch lange kein Grund nach einem demokratischen Sozialismus/Kommunismus zu rufen, sondern vielmehr diese Fehler oder Übel zu beheben. Wir sind doch schon auf einem guten aber leider wohl auch langem Weg (siehe Occupy-Bewegung ) . Woran es uns im Moment leider mangelt sind fähige und mutige Politker, die diese Probleme energisch anpacken.


Die Globalisierung ist sicherlich der Hauptgrund für die heutigen Missstände, aber nicht völlig losgelöst vom Untergang des Sozialismus/Kommunismus. Letzterer hat die Globalisierung verschärft. Den Satz im Zeitungsartikel der Systemwettbewerb mit dem Ostblock zügelte die Marktwirtschaft im Westen halte ich für sehr diskussionswürdig. Peter Scholl-Latour spricht von einem "Kasinokapitalismus", der jegliche Hemmungen fallen lässt, und ich halte den Journalisten nicht für einen "Linken". Interessant ist, welche Blüten diese Kasinokapitalismus hervorbringt:

In Großbritannien etwa, dem Land, dessen Arbeitsmarkt lange Zeit als Vorbild an Fairness und Flexibilität galt, müssen junge Menschen bis zu 100 Pfund am Tag zahlen, um ein Praktikum machen zu dürfen. Für besonders heiß begehrte Stellen zahlen gut betuchte Studenten in speziellen Auktionen sogar deutlich höhere Summen - so etwa 85.000 Dollar für Gratisarbeit bei Sir Richard Branson, dem Gründer des Virgin-Konzerns.
http://www.manager-magazin.de/politik/a ... -6,00.html


In dem Artikel aus dem Manager-Magazin geht es um die abgehängte Generation in "westlichen" Ländern, die sozialen Sprengstoff in sich birgt. Der Schweizer Wirtschaftsexperte Marc Faber rechnet mit einem Zusammenbruch der Sozialsysteme wegen der Vergreisung der Länder. Ich halte weder das Manager-Magazin noch das Handelsblatt für "linke" Zeitungen.

Ich stimme Dir zu, dass man deshalb nicht gleich den Kommunismus einführen muss, aber die Missstände korrigieren muss. Ich sehe es auch so, dass es an fähigen und mutigen Politikern mangelt. Das liegt möglicherweise auch am politischen System, denn Politiker denken immer nur in Legislaturperioden und an sich selbst. Zudem zählt nicht Können und Qualifikation sondern Parteibuchbesitz.
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Re: Westalgie - die Sehnsucht der westdeutschen Mittelschicht nach der alten BRD

Beitragvon Ganzunten » 1. März 2012, 18:28

Sag mal Lux, [frown]
hast du etwa zu den anderen und mir "Alter Sack" gesagt? [mad]
Schämst du dich denn gar nicht du Junger Beutel. [wut]
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Re: Westalgie - die Sehnsucht der westdeutschen Mittelschicht nach der alten BRD

Beitragvon Wosch » 1. März 2012, 19:42

Bergmensch hat geschrieben:Sag mal Lux, [frown]
hast du etwa zu den anderen und mir "Alter Sack" gesagt? [mad]
Schämst du dich denn gar nicht du Junger Beutel. [wut]




Man ist immer nur so alt wie man sich fühlt!!!
Schönen Gruß aus Kassel. [hallo]
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Re: Westalgie - die Sehnsucht der westdeutschen Mittelschicht nach der alten BRD

Beitragvon Luchs » 2. März 2012, 13:14

Bergmensch hat geschrieben:Sag mal Lux, [frown]
hast du etwa zu den anderen und mir "Alter Sack" gesagt? [mad]
Schämst du dich denn gar nicht du Junger Beutel. [wut]


Na klar Reiner. Bis auf Karen, Mara, Kerstin, Susanne und die paar Frauen, die seltener hier sind, haben wir - äh sind wir ja wohl alle alte Säcke hier im Forum. [grins]
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Re: Westalgie - die Sehnsucht der westdeutschen Mittelschicht nach der alten BRD

Beitragvon Edelknabe » 2. März 2012, 19:32

Wenn das Jemand realisieren könnte, ich bin nicht so der Macher mit dem Computerkram? Danke im voraus. In der FAZ vom Dienstag, 14.Februar 2012, ein Textbeitrag unter "Freiheit ist die Freiheit der Schlechtergestellten".
Nichts passt besser hierher wie dieser Beitrag. Ich hätte ihn gerne abgeschrieben und hier eingestellt aber mir fehlt etwas die Zeit.

Rainer-Maria, ein Sittenbild der alten BRD und der Vergleich zu Heute, wieder im Vergleich der älteren Generation zu ihren Kindern... eine Bestandsaufnahme, einfach köstlich.
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Re: Westalgie - die Sehnsucht der westdeutschen Mittelschicht nach der alten BRD

Beitragvon augenzeuge » 2. März 2012, 19:35

Edelknabe hat geschrieben:In der FAZ vom Dienstag, 14.Februar 2012, ein Textbeitrag unter "Freiheit ist die Freiheit der Schlechtergestellten".
Nichts passt besser hierher wie dieser Beitrag.


Na gerne doch..... [wink] . Wird mit dem Bier beim nächsten Treffen verrechnet....ok?
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/d ... 48203.html
AZ
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„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
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Re: Westalgie - die Sehnsucht der westdeutschen Mittelschicht nach der alten BRD

Beitragvon Edelknabe » 3. März 2012, 20:28

Mit Verlaub liebe Gemeinde im Forum, ich würde morgen einmal über den Link aus der FAZ im Vortext von Jörg etwas texten. Voraussetzung dazu, man muss den Link gelesen haben, wo dieser Daniel Weis sein Leben leben möchte in der heutigen Gesellschaft.

Rainer-Maria also wenn es eure Zeit zulässt...bitte lesen.
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Re: Westalgie - die Sehnsucht der westdeutschen Mittelschicht nach der alten BRD

Beitragvon SkinnyTrucky » 3. März 2012, 22:28

Nich nur die Mittelschicht sehnt sich nach dem Westen zurück, der er einmal war....

....als ich 1989 in den Westen ging, da konnte ich mir noch einige Jahre aussuchen wann ich arbeiten ging und wann ich mal kein Bock drauf hatte....ich hab mir öfters mal 'ne Auszeit genommen und nich schlecht gelebt von all der Stütze die man noch bekam....so hab ich ab und an mich kündigen lassen in der Zeit in der ich in Deutschland gelebt habe und hab mal richtig das Leben genossen für einige Monate....Arbeit fand man immer wieder, da gab es nie Probleme....meistens hab ich mir somit den kompletten Sommer *frei* genommen....

....und ja, ich bin genau auf den Tag genau nach Holland gegangen als mein damaliger Arbeitgeber in Halver 1992 im Sauerland pleite ging....ich habe noch vom Büro der Firma in Holland angerufen und zwei Stunden später wurde ich abgeholt und blieb bis heute dort....die erste Zeit dort habe ich mit meiner damaligen Freundin einen ewigen Urlaub erlebt, wir waren jedes Wochenende auf Tour, oft zu Festivals, oft auf Konzerte....'ne Zeit lang war ich selber Mitveranstalter von Konzertouren, rein auf schwarz ganz ohne Vertrag....es ging um Underground-Industrial-Bands, für die wir Auftritte bzw Touren organisierten und betreut hatten....war eine schöne Zeit....sehr sorgenlos, ich war viel mit dem Auto unterwegs und der Sprit war bezahlbar, der Kühlschrank voll mit Beträgen die echt nicht wehtaten....ich sag euch, das war wirklich eine Zeit in der man ordendlich leben konnte und auch mal selbst wenn es nich so dicke lief trotzdem in's Auto steigen konnte und mal spontan ein Wochenende nach England fahren und da noch ordendlich Party feiern konnte....

....wenn ich es mit heute vergleiche, wo ich so dermassen an meine Arbeit geklammert bin....wenn ich heute einfach mal in den Sack hauen würde, dann würden mir die Finanzen doch weitaus engere Grenzen setzen....ich hab's das letzte Mal vor 6 Jahren gemacht als ich dem damaligen Österreichischen Arbeitgeber nach 9 Jahren treuen Dienst zu teuer wurde und kann somit mit der Zeit von Anfang 90 vergleichen....seit 5 1/2 Jahre bin ich nun wieder voll am arbeiten und wäre eigendlich mal wieder Zeit für einen längeren *Urlaub* aber ich werd's wohl nich mehr hinkriegen....alles is so schweine teuer geworden....

....oder ich sollte es so tun wie zwei Arbeitskollegen von mir....die kommen ein halbes Jahr arbeiten bei uns und das andere halbe Jahr is der eine auf den Phillipinen und der andere zieht durch die Welt....im Moment ist er glaub ich in Australien, wollte da mal 'ne Zeit jobben....aber naja, die zwei haben auch keinerlei laufende Kosten so wie Miete und so in Europa und bekommen auch nichts vom Staat....sind Holländer aber der eine lebt das halbe Jahr komplett im Truck und der andere ist dann noch ab und an bei seinen Eltern....jedes Mal wenn ich selber mal in Thailand bin, wünsch ich mir auch, dort länger zu bleiben, aber dann müsste ich meine Bleibe in Holland auch kündigen unbd wieder in einen Null-Stunden-Kontrakt mit der Firma....und jedes Mal denk ich daran, was noch alles wird mit dieser Welt, denn wenn der Trent so weiter geht, bleibt mir garnichts weiter übrig als fleissig durch zu arbeiten, das mir später noch was bleibt, längere Pausen in der Rentenkasse sind einfach nich mehr drin....und naja, ich hoffe drauf, das wenn ich mal die Rente erreiche, mit dem Geld was ich dann krich, mir den Schritt nach Thailand noch leisten kann....

....jetzt bin ich abgeschwänkt, weil ich diesen Winter wieder nich geflogen bin aber dafür näxtes Jahr, das steht nun fest aber leider nur wieder nur zwei Wochen....und naja, es zeigt, das man sich immer mehr Sorgen machen muss und einfach nich mehr spontan Dinge tun kann....irgendwie ist die Freiheit die man einst hatte immer mehr beschnitten....

....und ja, nich nur für die Mittelschicht, nein auch für die kleinen Leute, so wie mich....und ja, ich hab den Westen erst nach der Wende kennengelernt, die ersten Jahre waren fantastisch, da krichteste noch wat für'n paar Makk....ich kann mir vorstellen das es vor der Wende noch 'ne Spur besser war, vorallem für Menschen mit Unternehmergeist....da gab es noch flächendeckende Kaufkraft....heut dreht beinahe das gesamte Volk drei bis vier mal den Euro um, bevor er ihn letzendlich doch nich ausgibt....

groetjes

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Re: Westalgie - die Sehnsucht der westdeutschen Mittelschicht nach der alten BRD

Beitragvon Ameisenferdinand » 4. März 2012, 20:30

Hallo Mara,
ich kann dich auch gut verstehen, man arbeitet nur noch um auf Arbeit zu fahren wenn man sich gerade die Spritpreise anschaut, Urlaub kann ich mir dieses Jahr nicht leisten und dann kamen noch bei mir gewisse gesundheitliche Probleme hinzu, so das ich permanent Medikamente nehmen muss, die für mich fast lebensnotwendig sind. Und diese haben nun Nebenwirkungen , die bei mir eine OP erfordern würden, aber das bezahlt die Krankenkasse nicht. Es wäre ja nur eine kosmetische OP ansonsten bin ich ja organisch gesund. Ich könnte jetzt auf psychische Probleme machen damit die OP bezahlt wird aber erstmal kann ich nicht so gut schauspielern und zweitens bin ich eigentlich gegen kosmetische OPs , ich lass mich nur operieren wenn es medizinisch erforderlich ist. Und nur weil es nun gerade mich betrifft werfe ich nicht meine Grundsätze über den Haufen, ich lass mich nicht verbiegen, das hat ein ganzer Staat mit seinem Unterdrückungsapperat nicht geschafft da würde ich jede Selbstachtung verlieren.Naja, ich hab mich jetzt bewusst gegen diese OP entschieden und muss nun versuchen mein Leben so in den Griff zu bekommen.
Sorry das ich mich hier so ausgekotzt habe, aber machmal muss man sich mal was von der Seele reden. Falls es dich interessiert was das für Nebenwirkungen und was für eine OP da gemeint ist kannst mir ja eine PN schicken dann kann ich das ja erzählen nur hier so im Forum will ich das nicht direkt breittreten. Ich dachte nur das du mich da am ehesten verstehen kannst. Wenn nicht, ist auch nicht so schlimm, irgendwann muss ich mich auch so meinen Problemen stellen.

Andreas
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Re: Westalgie - die Sehnsucht der westdeutschen Mittelschicht nach der alten BRD

Beitragvon SkinnyTrucky » 4. März 2012, 20:53

Tja Andreas, das Leben ist für viele nicht mehr so sorgenfrei, wie es mal war und da wir ja jetzt alle irgendwie nur noch Wessies sind, dürfen wir alle in Westalgie schwelgen, denn in den letzten 20 Jahren hat sich sehr viel verändert....

....und ja, über persönliches Leid darf man ruhig auch mal sprechen, ich weiss selber genug, was alles aus den Paketen der Kassen verschwunden ist und wie es ist, wenn man grosse Teile seines Einkommens dazu verwenden muss psysisch und psychisch halbwegs gesund zu bleiben....

....die Tendenz ist erschreckend, die das Ganze annimmt....

groetjes

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Re: Westalgie - die Sehnsucht der westdeutschen Mittelschicht nach der alten BRD

Beitragvon Ameisenferdinand » 4. März 2012, 21:04

Trotzdem Danke für deine Worte.

Andreas
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Re: Westalgie - die Sehnsucht der westdeutschen Mittelschicht nach der alten BRD

Beitragvon SkinnyTrucky » 4. März 2012, 21:30

Ameisenferdinand hat geschrieben:Trotzdem Danke für deine Worte.


Andreas, eine PN ist unterwegs zu dir....

groetjes

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Re: Westalgie - die Sehnsucht der westdeutschen Mittelschicht nach der alten BRD

Beitragvon Edelknabe » 5. März 2012, 05:41

Da wollte ich über diesen 29 jährigen Habenichts Daniel Weis (siehe den Link von Jörg aus der FAZ, Dienstag, 14.Februar) etwas texten doch mir fehlt etwas die Zeit denn gerade sein Beispiel ist wirklich und ehrlich der Diskussion wert aber später, verschieben wir es eben auf später.

Rainer-Maria der noch meint, der Begriff Mittelschicht ist hier im Fred irgendwie unpassend denn mittlerweile ist es ein Problem vom westdeutschen Proll mit Hartz IV (ehemals Sozialhilfe) Status bis....
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