„Keiner von uns wird das Ende des Verbrennungsmotors erleben“
Im Namen der Nachhaltigkeit werden in Deutschland viele hitzige Diskussionen geführt. Eine davon: Das Ende des Verbrennungsmotors und immer mit dabei – die E-Mobilität als Allheilmittel. Prof. Michael Bargende von der Universität Stuttgart befindet sich mittendrin in diesem Spannungsfeld. Er postuliert unter anderem, dass es kein Ende des Verbrenners geben wird – wohl aber eine CO2-neutrale Lösung.
Prof. Bargende, zum Thema Verbrenner sagen Sie „Am Ende kommt es anders als man denkt.“
Richtig, dabei spreche ich als Ingenieur, nicht als Politiker. Die energieneutrale Zukunft basiert ganz offensichtlich auf regenerativer Energie. Für Deutschland heißt das, dass wir diese als chemisch gebundene Energieträger importieren müssen. Um diese anschließend im batterieelektrischen Fahrzeug einsetzen zu können, müssen sie zurückverstromt werden – energetisch wäre es viel besser, sie direkt im Verbrenner einzusetzen! Meiner Einschätzung nach wird „das Ende des Verbrennungsmotors“ faktisch nicht stattfinden: Kraftstoffe werden zukünftig ohnehin synthetisch sein, weil Energie sich auf diese Weise am einfachsten transportieren lässt. In Saudi-Arabien bereitet man sich massiv auf die Herstellung und den Export synthetischer Kraftstoffe vor.
Unternehmen wie Audi verkünden, dass 2026 „das Ende des Verbrennungsmotors“ sei und werden dafür gefeiert. Dabei heißt die Ankündigung nur, dass ab dann keine neuen Modelle aufgelegt werden.
Zum einen das, denn soweit ich weiß, wird sich der Abverkauf bestehender Modelle bis zirka 2035 hinziehen. Zum anderen muss man bei solchen Aussagen sofort nachfragen, auf welche Region dieser Welt sich das bezieht. Das Audi-Statement hat den klaren Hintergrund, dass in Europa die CO2-Grenzwerte gesenkt werden. Man kann de facto nicht absehen, was nach 2035 die Rahmenbedingungen für die Branche sein werden. Die aktuellen Grenzwerte der EU liegen für 2030 bei 60 Gramm CO2 pro Kilometer, das ist mit rein verbrennungsmotorischen Antrieben praktisch nicht mehr zu schaffen.
Im Rest der Welt sieht das ganz anders aus. China beispielsweise erwartet 2030 seinen CO2-Peak und will bis 2060 CO2-neutral sein. Der Verbrennungsmotor wird dort also deutlich positiver gesehen. Daher wundert es nicht, dass Unternehmen wie Traton sich offiziell Richtung China orientieren. Auch wenn man in den News hört, dass sich dort einzelne Städte für elektrische Busse im ÖPNV entschieden haben – das Land ist enorm groß und ist vom Gütertransport her ohne Verbrennungsmotor nicht zu bewältigen.
Hierzulande ist die E-Mobilität bei weitem noch nicht etabliert. Wer ist hauptverantwortlich für den Ausbau der Ladesäulen und wieso stockt er?
Im Wesentlichen Wirtschaftsunternehmen. Den Ausbau betreiben sie schrittweise, weil sie die Investitionen durch den Stromverkauf nicht amortisiert bekommen und sich so die Bilanzen verschlechtern. Die Verantwortung auf Privatpersonen abzuschieben, ist jedoch auch keine Lösung. Dazu gehört die heimische Ladesäule: Hätte jeder E-Fahrzeugbetreiber eine zuhause, hätten wir deutlich mehr Ladeinfrastruktur, offiziell zumindest. Faktisch darf man sich aber immer noch weniger als die Hälfte der theoretischen Reichweite von der eigenen Ladesäule entfernen. Die Politik hat das Problem erkannt, aber die Finanzierung ist unklar. Außerdem gibt es einen Kapazitätsmangel in Sachen Erdausbau, was sich auch stark auf den Ladeinfrastrukturausbau auswirkt.
mfG ratata
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