Wie Frankreich in der Energiepolitik versagt
Deutschland sollte sich beim Ausbau der Atomkraft kein Beispiel an Frankreich nehmen, dafür aber bei den erneuerbaren Energien einen Zahn zulegen.Während Bürgerinnen und Bürger sowie Wirtschaft europaweit von hohen, inflationstreibenden Preisen bei Strom, Erdgas, Heizöl und Sprit gebeutelt sind, behauptet Präsident Emmanuel Macron einen Ausweg gefunden zu haben: Neue, kleine, angeblich besonders sichere Nuklearreaktoren sollen Frankreich fit für die Zukunft machen. Binnen eines Jahrzehnts sollen sie marktreif entwickelt und in Serie gebaut werden, um CO2-neutrale Energie verlässlich und günstig zu liefern. Das sei die „Neuerfindung“ der Kernenergie tönte der Präsident.
Atomlobby lockt mit Versprechen: Atomkraftwerke „billig und supersicher“Fakt ist: Zu den Klein-Reaktoren gibt es allenfalls Forschungs- oder Demonstrationsprojekte, die, wenn überhaupt, nur sehr teuren Strom produzieren. Trotzdem verbindet die Atomlobby sie mit Versprechen, die stark denen ähneln, mit denen schon die erste AKW-Generation in den 1950er und 1960er Jahren beworben wurden, vor Harrisburg, Tschernobyl und Fukushima: billig und supersicher.
Dass nun Macron auf diesen Zug auf aufspringt, hat vor allem zwei Ursachen. Einmal will Frankreich Atommacht mit Zugriff auf die Nukleartechnologie bleiben, ein Grund übrigens, wegen dem sich auch Großbritannien so vehement gegen ein Auslaufen der Atomkraft stemmt.Energiepolitik in Europa: Frankreich hat Ausbau der erneuerbaren Energien stark vernachlässigtZweitens hat Frankreich den Ausbau der erneuerbaren Energien und der dafür nötigen Infrastruktur sträflich vernachlässigt. Ankündigungen des früheren Präsidenten François Hollande und auch Macrons, den hohen Atomstromanteil herunterzufahren, hätten nur umgesetzt werden können, wenn gleichzeitig die Erneuerbaren entsprechend gepusht worden wären. Das wurde versäumt. Ihr Anteil ist weit geringer als in Deutschland, obwohl auch hierzulande seit 2010 viel zu wenig getan wurde.
Stattdessen setzte „La Grande Nation“ auf eine neue Generation von Mega-Reaktoren, EPR genannt. Nur: Der erste Prototyp entpuppte sich als dreimal so teuer wie geplant, es traten immer wieder Probleme beim Bau auf, und fertig ist die angebliche Wundermaschine auch nach über zehn Jahren Bauzeit-Überschreitung immer noch nicht.
https://www.fr.de/meinung/kommentare/re ... 50265.htmlUnd nun bitte wieder zu den E-Autos.