augenzeuge hat geschrieben:Selbst vor Kindern und Jugendlichen habe man sich gefürchtet und ein buntes Treiben auf dem Marktplatz organisiert, das ausschließlich aus extra herbeordeten Stasi-Leuten bestand. "Der gesamten Delegation war völlig klar, dass diese ganzen jungen Menschen in Anoraks nicht irgendwelche Normalbürger sind, sondern Angestellte von Herrn Mielke".
Zur Abreise Schmidts habe es laut eines Gedächtnisprotokolls aus dem zentralen Operativstab gar die Anweisung an die bestellten Schaulustigen gegeben, auf keinen Fall "Auf Wiedersehen" zu sagen. "Das ist im Prinzip lächerlich, aber es ist auch bezeichnend: Schmidt sollte nicht wiederkommen", sagte Brunner. Darüber hinaus habe es auch genaue Anweisungen gegeben, ob und wann geklatscht werden durfte.
So geschehen z.B. beim Staatsbesuch von Nicolae Ceaușescu in der DDR 1988: In Erfurt wurde die der Straße zugewandte Seite des Erfurter Opernhauses gestrichen, während die nicht sichtbaren Seiten der Oper in ihrem schlechten Zustand verblieben.
Im Dezember 1981 besuchte Bundeskanzler Helmut Schmidt anlässlich eines Staatsbesuchs in der DDR zusammen mit Erich Honecker Güstrow. Die Staatschefs wurden durch Stasi-Mitarbeiter von den Bewohnern Güstrows völlig abgeschirmt. Gemäß den Vorstellungen Honeckers wurde das Bild „eines glücklichen Volkes in heimeliger Adventsstimmung“ inszeniert.[3] Die meisten „Besucher des Weihnachtsmarktes“ waren in Zivil gekleidete Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit mit dem Auftrag, eine festliche Atmosphäre zu verbreiten und Erich Honecker zuzujubeln. 35.000 Sicherheitskräfte waren im Einsatz: 14.000 vom MfS, 21.000 von der Volkspolizei. Es gab 81 Haftbefehle, 11.000 Personen standen drei Tage lang unter Kontrolle, 4.500 Wohnungsuntersuchungen wurden durchgeführt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Potemkinsches_Dorf
Edelknabe hat geschrieben:Geht doch einfach einmal in die heutige Zeit. Dazu fällt mir nur der Ami ein, wenn der hier irgendwo aufschlägt, sowas ist doch paradox.
Aber Augenzeuge wie immer...die ach so böse DDR, immer schön drauf herumgetreten.
Rainer-Maria der bei solchen Freds immer nur müde lächelt, weil einfach die Gegenwart auch nur nicht sonderlich anders aussieht.Mit einem Unterschied, der Schmidt hatte bestimmt keine Angst um sein Leben und der Rumäne ebenfalls nicht.
augenzeuge hat geschrieben:Mich würde mal interessieren, wie ehemalige Teilnehmer des MfS heute über diesen Tag denken.
AZ
Sirius hat geschrieben:augenzeuge hat geschrieben:Mich würde mal interessieren, wie ehemalige Teilnehmer des MfS heute über diesen Tag denken.
14.000 MfS-Mitarbeiter wurden eingesetzt. Die müssen aus verschiedenen Bezirken dorthin beordert worden sein. Die Mitarbeiter eines Bezirks dürften da bei weitem nicht ausgereicht haben.
CaptnDelta hat geschrieben:Sirius hat geschrieben:augenzeuge hat geschrieben:Hatten die eine Stummfilmrolle in diesem Laienspiel? Anders waere das doch sicher schief gelaufen...
-Th
augenzeuge hat geschrieben:Die Sicherheitsvorkehrungen beim Besuch Helmut Schmidts in Güstrow im Dezember 1981 waren nach Ansicht des Historikers Detlev Brunner nahezu grotesk.
AZ
Merkur hat geschrieben: Die Sicherheitsorgane hatten den umfassenden Schutz der führenden Repräsentanten der DDR und ihrer (ausländischen) Gäste jederzeit und unter allen Umständen zu gewährleisten. Und das haben sie gem. Aufgabenstellung auch in Güstow getan.
CaptnDelta hat geschrieben:"Drei Stunden Guestrow", Videoreportage des NDR von 1995, welche den Schmidt-Besuch in Guestrow mittels Zeitzeugen und Aktenmaterial nachstellt.
http://www.videogold.de/drei-stunden-guestrow-helmut-schmidts-ddr-staatsbesuch-1981/
"Verkrampfungen vermeiden!"
-Th
Edelknabe hat geschrieben:Und heute, so da einer kommt und dem Ami mal schön seine Meinung erzählen möchte, so richtig ins Angesicht?
augenzeuge hat geschrieben:Der Film spricht Bände. Man hatte eben große Angst davor, das Güstrow ein zweites Erfurt wird.
Ganz interessant ist, dass es ein Bürger mit Tricks geschafft hatte, bis zum West-Reporter vorzudringen. Und als er sagte, dass er gern überall in Deutschland reisen möchte, nicht nur in der DDR, bekam er vom ausgesuchten nebenstehenden DDR-Bürger gesagt: "Das kann man doch"!
Ob das der Flüchtling aus der DDR der fast gleichzeitig durch die SM-70 schwer verletzt wurde nicht wusste?
Es ist für mich nach wie vor unglaublich, wie sich manche Leute damals zu Marionetten einer lächerlichen Politik gemacht haben. Später wohnt einer von Ihnen (Ex-Mitglied der SED Kreisleitung) bei Hamburg und sagt in die Kamera:"Man kann sich hier im Westen wesentlich besser verwirklichen, als man das in der DDR je konnte...." Na sowas....
AZ
94 (OvA) hat geschrieben:Na wenn ich schon direkt angesprochen werde, möchte ich nach dem ersten weichmolchigem Axion (dürfte Dir als ehemaliger Forumtroll ehrenhalber ja noch geläufig sein *breitgrins*) auch brav dem Zwang zur Antwort genüge leisten. Auch wäre es sehr unhöflich, ein Dankschön nicht zur Kenntniss zu nehmen. Problematisch für mich ist allerdings, Dir den Wunsch nach den Kosten offenzulegen. Heutzutage kein Problem, guckst Du ... http://www.olev.de/p/pers-kosten.htm
Doch damals, hmm?
Dein Beispiel mit Kassel und Stoph überrascht mich jetzt aber doch. Ich zitiere mal, Jeder Kasseler konnte an diesem Tag genauso bewegen wie an jedem Anderen. Na das war doch in Güstrow nix anderes! Hä?! höre ich Dich jetzt empört aufmucken. Nun, laut Regiowiki werden nur Zugezogene so bezeichnet, Du Kasseler!
Eine Anmerkung noch, leider hab ich erst nach dem Erstellen des Thread bemerkt, das Güstrow bei euch schon seit Tagen ein Thema ist. Sonst hätte ich es gleich gelassen, *tschuldschung*. Nun hatten sich die Antworten schon 'überschlagen', also zu spät zum 'Zurückrudern'. Eigentlich meide ich http://de.wikipedia.org/wiki/Crosspost wie der Gottseibus den Schnaps, ähm das Weihwasser. Nun hat's auch mich mal erwischet *bedröppeltguck*
augenzeuge hat geschrieben:
Es ist für mich nach wie vor unglaublich, wie sich manche Leute damals zu Marionetten einer lächerlichen Politik gemacht haben. Später wohnt einer von Ihnen (Ex-Mitglied der SED Kreisleitung) bei Hamburg und sagt in die Kamera:"Man kann sich hier im Westen wesentlich besser verwirklichen, als man das in der DDR je konnte...." Na sowas....
AZ
94 (OvA) hat geschrieben:... leider hab ich erst nach dem Erstellen des Thread bemerkt, das Güstrow bei euch schon seit Tagen ein Thema ist. Sonst hätte ich es gleich gelassen, *tschuldschung*.
vs1400 hat geschrieben:...ich denke es ist schwerer einen fehler und hier noch öffentlich zu zugeben, als ewig der gestrige zu bleiben.
augenzeuge hat geschrieben:vs1400 hat geschrieben:...ich denke es ist schwerer einen fehler und hier noch öffentlich zu zugeben, als ewig der gestrige zu bleiben.
Ohne Zweifel, vs...das ist wohl so. Leider. Übrigens, es war nur eine Feststellung von mir... mir fällt es heute manchmal immer noch schwer, diese Nachplapperei wie im genannten Fall zu verstehen.
AZ
Merkur hat geschrieben:
Merkur hat geschrieben:...aber wer kann angesichts der Gefahren für Politiker und der damals angespannten Situation in Polen sagen, dass sie unangemessen waren ?
Merkur hat geschrieben:Ich hatte bereits geschrieben, dass die Sicherheitsorgane den Auftrag hatten, den Schutz der führenden Repräsentanten und ihrer ausländischen Gäste unter allen Lagebedingungen zu gewährleisten. Das schloss insbesondere auch Persönlichkeiten des Auslands ein, bei denen das lagebedingte reale Sicherheitsbedürfnis den zuverlässigen Schutz ihrer Person bei Aufenthalten in der DDR erforderte. Folgende Aufgaben waren dabei u. a. zu realisieren:
- Durchführung von Maßnahmen der Nahabsicherung
- Aufklärung, vorbeugende Verhinderung und wenn erforderlich Bekämpfung von Terror und Gewaltakten
- Sicherung der ungehinderten Bewegung.
Natürlich wurden die dazu erforderlichen Maßnahmen auch in Güstrow umgesetzt. Die getroffenen Sicherheitsmaßnahmen waren umfangreich, aber wer kann angesichts der Gefahren für Politiker und der damals angespannten Situation in Polen sagen, dass sie unangemessen waren ?
Wosch hat geschrieben:...
PS: Im AF ließ der Thread-Eröffner den über Güstrow" schließen, Felix machte dafür gleich einen Neuen auf.
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