Ein zeitgeschichtlicher Bericht aus dem Jahr 2009:
„Er sollte sterben“Der Dutschke-Attentäter Josef Bachmann gilt bis heute als Einzelgänger. Jetzt zeigen bislang unbekannte Stasi-Akten, dass er Kontakte zur radikalen Neonazi-Szene hatte.Am Morgen nach der Tat lagen Opfer und Täter unter Narkose im selben Berliner Krankenhaus. Wer das Opfer war, wusste fast jeder in Deutschland. Wer der von der Polizei angeschossene Täter war, wusste niemand.
Josef Bachmann, der am Gründonnerstag, dem 11. April 1968, den Studentenführer Rudi Dutschke in Berlin auf offener Straße niederschoss, blieb bis heute eine farblose Gestalt. Ein schmächtiger 23-jähriger Anstreicher, ein mehrmals vorbestrafter Einbrecher, der Kommunisten wie Dutschke hasste.
Viel mehr ist öffentlich nie bekanntgeworden. Auch das Gericht, das ihn 1969 verurteilte, stufte ihn eher als unpolitischen Kriminellen ein, ein wenig rechts, aber mehr noch ein Sozialfall, der seine Minderwertigkeitsgefühle durch ein Attentat ausgleichen wollte.
Bachmann selbst hat wenig zur Aufhellung beigetragen. Im Februar 1970 beging er Selbstmord, in seiner Zelle zog er sich eine Plastiktüte über den Kopf und erstickte.Seither gilt Bachmann als Einzeltäter, der von den Kampagnen der Springer-Presse aufgehetzt worden war. Nach dem Attentat setzten Demonstranten die Kleintransporter des Verlags in Brand, um die Auslieferung der "Bild"-Zeitung zu verhindern. Die Bundesrepublik erlebte eine heftige Zerreißprobe in ihrer jungen Geschichte.
Nun werfen, rechtzeitig zu Dutschkes 30. Todestag am 24. Dezember, Stasi-Akten ein neues Licht auf den Attentäter. Sie zeigen, dass er sich in der Zeit vor dem Mordversuch in der militanten Neonazi-Szene seines Wohnorts Peine bewegte. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-68073953.html