Zeitzeugen berichten 2

Wie waren die politischen Systeme der beiden deutschen Staaten zur Zeit des Kalten Krieges? Wo waren die Unterschiede? Gab es Gemeinsamkeiten?
Wie wurde die Politik auf beiden Seiten vermittelt?

Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon manudave » 12. Januar 2021, 14:34

Lese ich da negative Äußerungen über die Luft im Arbeiter- und Bauernstaat? [raus]
Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein!
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Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon augenzeuge » 12. Januar 2021, 14:40

manudave hat geschrieben:Lese ich da negative Äußerungen über die Luft im Arbeiter- und Bauernstaat? [raus]


Man hatte weniger vor den Gerüchen Angst, eher davor, dass jemand nachfragt, sich darüber beschwert und man so eine indirekte Relevanz zu den Arbeitsbedingungen im Sozialismus erkennen könnte. Der größte Dreck wurde zugelassen, wenn man nur nichts sagte. [denken]
https://www.google.com/search?q=silbers ... gpEIAkG58M
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Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon Nostalgiker » 12. Januar 2021, 16:40

augenzeuge hat geschrieben:
manudave hat geschrieben:Lese ich da negative Äußerungen über die Luft im Arbeiter- und Bauernstaat? [raus]


Man hatte weniger vor den Gerüchen Angst, eher davor, dass jemand nachfragt, sich darüber beschwert und man so eine indirekte Relevanz zu den Arbeitsbedingungen im Sozialismus erkennen könnte. Der größte Dreck wurde zugelassen, wenn man nur nichts sagte. [denken]
https://www.google.com/search?q=silbers ... gpEIAkG58M
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Deine Interpretationen grenzen mal wieder an etwas sehr Zwanghaftes .....
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
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Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon augenzeuge » 12. Januar 2021, 17:40

Nostalgiker hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:
manudave hat geschrieben:Lese ich da negative Äußerungen über die Luft im Arbeiter- und Bauernstaat? [raus]


Man hatte weniger vor den Gerüchen Angst, eher davor, dass jemand nachfragt, sich darüber beschwert und man so eine indirekte Relevanz zu den Arbeitsbedingungen im Sozialismus erkennen könnte. Der größte Dreck wurde zugelassen, wenn man nur nichts sagte. [denken]
https://www.google.com/search?q=silbers ... gpEIAkG58M
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Deine Interpretationen grenzen mal wieder an etwas sehr Zwanghaftes .....


Dir grenzen an gar nix. Die schildern die Fakten der damaligen Zeit, die ich erlebt habe. Möchtest du mehr darüber wissen?
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Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon Werner Thal » 13. Januar 2021, 13:40

manudave hat geschrieben:Lese ich da negative Äußerungen über die Luft im Arbeiter- und Bauernstaat? [raus]



https://web.archive.org/web/20100927224 ... -64/06404/

Und hier mal ein Auszug aus Wikipedia:
Die Umweltprobleme, die die Bitterfelder Industrie aufgrund einer stark überalterten Ausstattung ohne Umweltmaßnahmen
verursachte, sind legendär. Plakativ, aber nicht ganz ohne Anlass wurde Bitterfeld daher als "schmutzigste Stadt Europas" bezeichnet.
(Monika Maron: "Flugasche")

Ende des Zitats.

W. T.
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Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon augenzeuge » 13. Januar 2021, 14:39

Ja, Werner, ich kenne das dort. Noch 1984 bin durch Bitterfeld mit dem Motorrad gefahren, es gab dort oft Ersatzteile, die es in Halle nicht gab.
Ohne Licht ging das selten.

Aber ich weiß auch, dass im Gürtel von Bitterfeld von vielen Menschen Camping gemacht wurde. Bis so 1972. Da gab es noch Seen, in denen man baden konnte.
Die viel sauberer als die Saale in Halle waren. In der konnte man so 1955 auch noch baden.

Wer 1980 diese Umstände publik machen wollte, war Feind der Stasi und wurde verfolgt. Wohin das geführt hätte, wenn die DDR Bestand gehabt hätte, muss man nicht erklären.
Das "giftige" Gebiet wäre immer größer geworden.

Hier zwei Links: Die Goitzsche früher und heute......

Früher:
https://www.google.com/search?q=goitzsc ... xeE34OD1HM

Heute:
https://www.google.com/search?q=goitzsc ... 41&bih=832
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Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon Volker Zottmann » 13. Januar 2021, 16:28

Bitterfeld heute, vom Bitterfelder Bogen aus zu sehen, ist eine wahre Pracht. Es erschein unvorstellbar, was Menschen und Geld dort bewirkten.

Gruß Volker
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Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon Interessierter » 10. Februar 2021, 11:01

Im Schatten der Mauer

Thalia Gigerenzer trifft eine Treptow-Familie, die buchstäblich von der Berliner Mauer eingeklemmt wurde.

Ihren Bericht ( in englischer Sprache ) und vielen interessanten Fotos gibt es hier:
http://www.slowtravelberlin.com/in-the- ... rlin-wall/
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Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon augenzeuge » 10. Februar 2021, 16:25

Interessierter hat geschrieben:Im Schatten der Mauer



Das Fahrrad war im Stacheldraht gefangen. [shocked]

Ich kenne die Ecke gut. Dunkel wurde es dort nie.

Übrigens gab es dort einige gelungenen Tunnelfluchten. Und im Eckhaus Schmollerstraße5/Bouchéstraße 33 gelang 1983 die bekannte Flucht mit Pfeil, Bogen und Drahtseil.

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Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon Interessierter » 6. Juli 2021, 15:54

Einladung zum Geschichtskaffee - Zonengrenze Wahrenberg

Die Elbe im schönen Storchendorf Wahrenberg ist ein malerischer Anblick - bis vor 30 Jahren war sie jedoch eine oft tödliche Zonengrenze. Heute zieht sich entlang des innerdeutschen Sperrgebiets der größte Biotop-Verbund Deutschlands, das Grüne Band, das Gedenkorte und Naturerlebnisse, aber auch Menschen miteinander verbindet. Wie lebte es sich direkt an der Zonengrenze? Wir luden auf einen "Geschichts-Kaffee" und zum Austausch mit Zeitzeug/innen aus der Region ein.

Bild
Auf einen Geschichts-Kaffee in Wahrenberg an der Elbe Abbildung: André Kehrer

Gemeinsam mit dem Elbehof und dem Café ANNE~ELBE haben wir am 13. Juli 2019 zu einer Veranstaltung am Deichcafè geladen und sprachen mit Zeitzeug/innen darüber, wie es sich direkt an der innerdeutschen Zonengrenze lebte und wie sich die friedliche Revolution auf Wahrenberg und die gesamte Altmark ausgewirkt hat.

https://www.boell.de/de/2019/07/26/einl ... g-der-elbe
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Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon Interessierter » 7. Juli 2021, 10:55

Der Kommandeur

Franz Benndorf diente fast 30 Jahre bei den Raketentruppen nahe Seeligstadt. Am 11. Mai 2014 führte er Interessierte zu Schauplätzen jener Zeit.

Von den Mauern blättert der Putz, von den Eisentoren der Rost. Fensterscheiben sind eingeworfen. Ein Stuhl liegt herrenlos im Gelände herum. Von militärischer Ordnung, wie sie einst hier mitten im Masseneiwald herrschte, keine Spur. „Die Gebäude können nur noch abgerissen und die Flächen rekultiviert werden“, sagt Franz Benndorf betroffen. Es ist das erste Mal seit über 20 Jahren, dass er den einstigen Militärstützpunkt der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR zwischen Seeligstadt und Großröhrsdorf besucht. Jahrzehntelang hatte dieser sein Leben geprägt.

Historischer Hintergrund des Frühlingsspazierganges ist die Militärgeschichte des Forstes. Ab 1960 war ein 360 Hektar großes Waldgebiet in der Massenei zum Sperrgebiet erklärt worden, um dort einen Militärstützpunkt einzurichten. Zur Sicherung des Luftraumes der DDR war Ende der 1950er-Jahre begonnen worden, Flugabwehrraketen, die Fla-Raketen, zu stationieren. Am 1. September 1963 wurde die Fla-Raketenabteilung 314 in der Massenei, eine Abteilung des in Straßgräbchen stationierten Fla-Raketenregimentes 31 „Jaroslaw Dombrowski“, in das diensthabende System (DHS) des Warschauer Vertrages der Ostblockländer übernommen.

Die Einheit war von nun an rund um die Uhr in Bereitschaft. Im Masseneiwald war ein Kasernenbereich mit Funktions- und Unterkunftsgebäuden errichtet worden. Ergänzt durch den eigentlichen Gefechtsstand am Kleinen Stern und einer Radaranlage nahe dem Schenkberg. Zur Bewaffnung wurden 36 Boden-Luft-Raketen bereitgestellt, die sich im Bunker, auf Transportfahrzeugen und Startrampen befanden. Bis zu 150 Soldaten und Offiziere versahen hier ihren Dienst. Und Franz Benndorf weiß, dass von der Massenei aus, wie von allen anderen dieser Einheiten in der DDR, niemals eine Rakete abgeschossen wurde. Der Ernstfall blieb den Soldaten und den Bürgern des Landes zum Glück erspart. Und Übungsschießen mit den Raketen wurden nur in der Sowjetunion durchgeführt.

Die Einrichtung der Fla-Raketenabteilung war ein gut funktionierendes, in sich geschlossenes Gebilde. Indes war man auf regionale Dienstleistungen angewiesen wie mit der täglichen Verpflegung oder der Arbeit von örtlichen Handwerkern. „Die Verbindung zur Bevölkerung wurde gesucht und genutzt“, erinnert sich der jetzt 74-jährige Franz Benndorf. Vorträge in Schulen, Betrieben und Einrichtungen oder Besichtigungen des Objektes wurden organisiert. Manche technische Hilfe konnten die Soldaten außerhalb der Kaserne leisten. Höhepunkte waren öffentliche Vereidigungen, denn auch in die Fla-Abteilung 314 wurden Wehrpflichtige einberufen, die dort die Grundausbildung erhielten.

Franz Benndorf führte die Einheit bis zum 30. August 1990. Wenige Wochen später, am 3. Oktober, dem Tag der deutschen Vereinigung, wurde sie von der Bundeswehr übernommen. Bei einem Treffen mit Angehörigen der Bundeswehr sagte einer der Übernahme-Offiziere: „Ein Glück, dass wir uns militärisch nie begegnet sind und damit einem Krieg aus dem Weg gingen.“ Aber Benndorfs Hoffnungen der Nachnutzung des Areals vielleicht für eine Ferienanlage, ein Altenheim oder ein Sanatorium erfüllten sich nicht. Nach 1992 wurden zeitweise Kriegsflüchtlinge und Asylbewerber untergebracht.

Dass die Sperrung des Masseneiwaldes bei den meisten Einwohnern in der Umgebung keine Freude auslöste, war verständlich. Spaziergänge waren nicht mehr möglich und auch die Pilzsucher mussten sich andere Gebiete suchen. Dennoch gab es Verwegene, die ihren Rotkappenstandort aufsuchten und in das militärische Sperrgebiet gingen, obwohl es verboten war. Wer dabei ertappt worden ist, wurde zur Wache gebracht. Dort wurden die Personalien aufgenommen und der zuständige Abschnittsbevollmächtigte der Volkspolizei (ABV) hinzugezogen. „Bestrafungen erfolgten nicht“, sagt Franz Benndorf. Und wahr ist auch, als einmal ein junger Mann völlig nackt vor der Wache stand. Die ganze Geschichte und noch mehr wird Franz Benndorf den Teilnehmern der „Frühlingswanderung“ erzählen.

Einige Fotos dazu findet man im nachstehenden Link:
https://www.saechsische.de/plus/der-kom ... 30194.html
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Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon Interessierter » 11. Juli 2021, 08:37

Sigrid Otto: Überquerung der Zonengrenze 1945

Schon mal etwas über regelmäßige Fluchten in Kohleloren gegen Bezahlung gehört?

Den interessanten Zeitzeugenbericht gibt es hier:
https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q ... 8d6Zd8361A
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Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon Interessierter » 19. Juli 2021, 11:10

Een Geschich von Soljanka und nen flotten Otto up platt

Wi weern wedder in Dresden. Uterdem harrn wi unsen Hochtietsdag. — Eegentlich will man dat gor nich, doch bi jeedeen Kilometer kümmt dat erinnern.

Jo, dor weer dat. Noch fief Kilometer bit no de Grenz. Hartklabastern. Bremsen: 50 — 40 — 30 — 20 km/h — STOP — Utwies rut.
De Kerl in de griese Uniform steiht al dor. He snackt sächsisch. Klor, de ut de Neegde köönt jo villicht wat rutfinnen, wo un wie dat över de Grenz geiht.
"Fahren Sie rechts an die Seite!", "Den Kopf nach links drehen!", "Langsam weiterfahren!"


Een no'n anner zuckelt dörch den Beton. Keeneen snackt. Dat süht meist so ut, as hangen wi alltosamen an en groot Tüdelband, un vörn is een, de treckt de Karawane dörch de Grenz.
In so'n oole Baracke kunnst denn DM-West in DM-Ost tuuschen.

Un wieder geiht dat mit Tempo 100 op'n Tacho no Dresden. Dadumm, dadumm, dadumm. De Beton vun Hitler hett dat in sik. So an de 500 km, dat duert.
Sinnig, suutje, nix verkehrt moken. De Vopos sünd scharp op DM-West.


"Des Deutschen Reiches Streusandbüchse" = aha, de Märkische Heid hebbt wi achter uns.

Bi dat Restaurant op'n Parkplatz keken sik de Lüüd ut Oost un West n' beten wat vörsichtig an. Musenstill is dat, un jedeen hett 'n Töller mit "Soljanka" op'n Disch to stohn.

In de 1960er Johr'n güng dat bloots bit Berlin un ok bloots mit een Pinkelpaus. Jümmers mit den Blick no de Klock un den Vopo. De weet, wannehr du in Gudow över de Grenz un wolang du al ünnerwegens büst. Technik allerbest...

Un doch, wenn du 40 Johr no Dresden fohrt büst, is dat allens in dien Kopp. Se köönt dor hensetten, wat se wüllt, ik weet hüüt noch, wo de Grenz weer un wo dat dor utsehg.

Eenmol hebbt wi de Vopos ansmeert. As wi de Wohnung vun Swiegermudder oplööst hebbt. De "Antiquitäten" harr ik op'n Finger un in de Ohren. Op den Rosenthal-Töller leeg en wunnerboren Streuselkoken.
Jeedeen Ünnerbüx wullen se anfoten. Dat heff ik jem ober verboden. Nu ober an miene Handtasch! Ik stoh intwüschen dicht bi ene Dör. Un de geiht no buten op ene Fohrspoor mit allerlei Schikanen, un op de Streck is so ungefähr veer Weeken vörher en Malör passeert, dor is nämlich en Mannsbild vör luder Opregung dood bleven.

As de Mannslüüd nu so een Stück no dat annere ut miene Handtasch sehn wulln, leeg dor en Tampon. Keen vun de Kerls kunn dormit wat anfangen.
Ik heff dat Ding in de Hand nohmen, kreeg enen "Swinnelanfall", japs no Luft, "Wasser, bitte ein Glas Wasser, meine Herztablette, ich muss mich setzen!", un goh so ganz sinnig no de bewusste Döör. (Schietbüdel, mien Mann, wuss gor nich, wat los weer.)


As ik den Drücker in de Hand harr, harr ik op eenmol enen Stohl, miene Handtasch, de Kuffers weern all to un wi dröffen no de annere Siet no buten.
In't Auto heff ik eerstmol würklich no Luft snappt.
Wenn een vun de Kerls nu würklich vun mi verlangt harr, "miene Tablette" to slucken!

Smuustert hebbt wi eerst tohuus. Söss Maand loter weer de Grenz op.

Un: Soljanka kümmt mi nich mehr op'n Töller!!
Een Deern ut mien Plattdüütsch-Krink wull mi enen Gefallen dohn un hett Soljanka kookt… De flotte Otto weer nich ohne.


https://plattpartu.de/gott/erinn/zonengrenze.htm

Und ich habe mich köstlich amüsiert. Endlich mol werrer platt.
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Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon Interessierter » 23. Juli 2021, 10:09

Elke Huhn, Hötensleben

Bild

Es muss 1974 oder 1975 gewesen sein, 4 junge Männer, die irgendwo über die Grenze abgehauen sind. Die haben uns dann gefragt, ob sie schon im Westen sind. Wir haben dann immer den Zoll oder so angerufen, die wurden dann abgeholt. Und da war das Problem, zwei von denen waren unter 18 Jahre, und sie mussten wieder zurück.

Weil angeblich die Eltern einen Brief geschrieben hatten, dass sie zurück sollten. Und da haben sie die beiden wieder zurückgeschickt, über Helmstedt. Und eine Woche später waren sie wieder hier, mit einem Brief ihrer Eltern, dass sie hierbleiben dürfen. Die sind dann noch einmal abgehauen, über den gleichen Weg. Aber wo weiß ich nicht. Aber hier ganz in der Nähe. Das war 74 oder 75. Nachts um 4 Uhr war das. Mein Mann wollte gerade zur Arbeit. Und dann kam der Zoll und hat sie abgeholt.

Viel früher waren auch mal Fluchten. Da war mal ein Grenzsoldat abgehauen. Das war Anfang der 60er Jahre. In voller Montur, im Nebel ist er hier rüber über die Aue. Hier bei uns war alles offen, früher hat man hier nicht abgeschlossen. Meine Eltern waren am schlafen, auf einmal stand er vorm Bett, in voller Montur. Und da hat er auch gefragt, ob er im Westen sei.

Und der hatte sein Motorrad dagelassen, und wollte er dann wieder zurück um das zu holen. Den mussten wir richtig zurückhalten, damit er es nicht holt. Der hat im Nebel unter dem Holzturm gesessen, obwohl da oben zwei drauf waren. Und dann hat er solange gewartet, bis die weggingen.

Da war wirklich ganz dichter Nebel in der Nacht. Und dann ist er über die Brücke dahinten, über diese Eisenbahnbrücke, da ist er dann abgehauen. Der hat sich dann auch noch mal gemeldet, dass es ihm gut gehe, der ist weiter in den Westen irgendwohin. In den 70er Jahren hat er sich dann gemeldet. Sonst haben wir keine Rückmeldungen bekommen, von denen die hier abgehauen sind.

Der unter dem Holzturm saß, der hat sich dann auch noch bedankt, das wir ihn zurückgehalten haben, als er sein Motorrad holen wollte. Nun, die waren dann aber auch immer ganz aufgeregt wenn sie hier ankamen. Wenn man sich heute überlegt, dass die das überhaupt gewagt haben. Es gab ja etwas weiter oben auch eine Kanalröhre, da sind auch welche durchgekommen.
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Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon zoll » 23. Juli 2021, 14:03

Einmal etwas zu dem plattdeutschen Artikel. Als gebürtiger Niedersachse habe ich als Dorfbewohner am Harz platt gelernt. Also lesen konnte ich, mit der Schrift hätte ich heute allerdings Probleme.

Zu Elke Huhn. Sie und ihre Eltern kenne ich aus meiner Zeit in der Ausbildung an der GASt Schöningen-Nord. Damals war sie noch ein Kind und ziemlich schüchtern.
Noch etwas authentisches zu den Wohnverhältnissen dort im Fährturm. Eigentlich für Menschen nicht mehr zumutbar. Aber die Heyers lebten nur von einer kleinen Rente und den gelegentliche Einahmen durch Besucher am Übersichtspunkt gegenüber Hötensleben.
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Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon Interessierter » 24. Juli 2021, 07:25

Hallo und Moin zoll,

dass du die Augenzeugin sogar persönlich kennst, finde ich toll. Da kann man mal wieder sehen, wie klein die Welt ist.

Gruß
Wilfried
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Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon Interessierter » 24. Juli 2021, 08:33

Detlef R., ehemals Grenzkompanie Dedeleben

Bild

Ich habe eine skurrile Geschichte zu berichten, die sich im April/Mai 1984 ereignet hat. Wir vom Grenzaufklärungs- zug der Grenzkompanie Dedeleben waren feindwärts ( d. h. vor dem Zaun) am Hessendamm eingesetzt, dort wo sich damals die F 79 und die B 79 trafen. Wir sollten Material für einen Ausbildungsfilm über die Britische Rheinarmee drehen und waren so längere Zeit täglich am Hessendamm. Nach einiger Zeit bekamen wir Gesellschaft, einige Jugenliche fanden sich regelmäßig ein.

Sie kamen immer mit einem VW-Golf, das Kennzeichen war WF - WE 23, und gefahren wurde der Golf von einem Mädchen, das von den anderen “Silke” genannt wurde. Nach einigen Tagen hat mir Silke, nachdem sie sich bei einer BGS-Streife nach meinem Dienstgrad erkundigt hatte, mitgeteilt, das sie mich mag, zuerst auf der Barriere und dann mittels eines Briefchens, das sie über die Grenze geschoben hatte. Die ganze Angelegenheit hatte sich schon zu einem regelrechten Event entwickelt, und die Zahl der Besucher war immer größer geworden.

Schließlich tauchte auch noch regelmäßig ein PKW mit SZ - Kennzeichen (SZ = Salzgitter) auf und blieb stundenlang direkt vor der Barriere stehen. Das Briefchen von Silke hatte ich pflichtschuldigst abgeliefert, und bei uns hatte die ganze Sache den Status einer lustigen Begebenheit, bis ich einige Tage später nach Halberstadt zum Regimentsstab beordert wurde.

Dort hatte ich mich bei der Verwaltung 2000 (Min. für Staatssicherheit) zu melden und musste noch einmal haarklein alles erzählen, was ich ohnehin bereits gemeldet hatte. Einen Tag später wieder hin, und dort traf ich einen leibhaftigen General, der mir nach einiger Zeit “nur so reden” die Frage stellte, ob ich mir vorstellen könnte, an einer “spezifischen Maßnahme” beteiligt zu sein, für die die “Silke”-Angelegenheit der Ausgangspunkt sein würde. Ich war wohl nicht übermäßig begeistert, denn der Ton der anschließenden Gespräche veränderte sich zusehends.

Plötzlich wurde ich auch daran erinnert, das ich bereits 1975 ein Ermittlungsverfahren wegen Verrats militärischer Geheimnisse am Halse gehabt hatte. (Ein Verfahren, das für die Militärstaatsanwaltschaft ausging wie das Hornberger Schießen, aber vergessen war es offensichtlich nicht.) Schließlich wurde mir gesagt, das so ein Mädel nicht einfach von sich aus eine Kontaktaufnahme unternimmt, sondern das es von meiner Seite ganz sicher irgendeine Ermunterung dazu gegeben haben müsse, dass ich vermutlich der ideologischen Diversion erlegen sei usw. usw.

Das alles wurde schließlich so widersinnig, das ich am 7. Oktober 1984, genau am 35. Jahrestag der DDR, ein Entlassungsgesuch abgegeben habe. Es hat dann noch bis zum 01. März 1985 gedauert, und ich war Zivilist und verantwortlich für die Sekundärrohstoff- erfassung im Kreis Querfurt, weit weg von der Grenze. Dort wurde ich nach einem Jahr fristlos entlassen - wegen Nichteignung für eine Tätigkeit im sozialistischen Staatsapparat und Versuches der Negierung der führenden Rolle der Partei. Eigentlich habe ich es dieser unbekannten “Silke” zu verdanken, dass ich mir die DDR beizeiten kritisch angeschaut habe und sie mir so vergleichsweise langsam abgewöhnen konnte. Wie gesagt - eine skurrile Geschichte...


Fotos dazu im Link:
http://www.grenzstreife.de/Grenze/Zeitz ... e_d-r.html

Diese SED - Diktatur war eben total bescheuert.
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Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon Interessierter » 27. Juli 2021, 07:47

H. F., ehemals Grenzkompanie Sommersdorf

Der nachstehende Zeitzeugenbericht bezieht sich auf den Suizid eines Bundesbürgers zwischen dem eMGZ und Schutzstreifenzaun am 29. September 1987 bei Völpke, gegenüber dem westdeutschen Abbaugebiet für Braunkohle (nordostwärts Schöningen. Den ausführlichen Bericht zu dem Ereignis [hier].

Am 29.09.1987 hatte ich der 7. Grenzkompanie Sommersdorf um 6.00 Uhr meinen Dienst als UvD (Unteroffizier vom Dienst) angetreten. Um 07.10 Uhr meldete sich mit ruhiger Stimme der KGSI bei mir über Telefon (HSS16). Er sagte wörtlich zu mir: “H..., ich habe vermutlich eine Festnahme am Tuskulum. Kompanie Grenzalarm!” Dann legte er auf.

Nun ging alles in Sekundenschnelle. Kippschalter von der Alarmhupe betätigt (GRENZALARM WAREN 3 MINUTEN DAUERTON); Waffenkammer aufgeschlossen. Als nächstes bin ich ohne Anzuklopfen in den Offiziersspeiseraum gerannt, wo der KC gemütlich beim Frühstück saß. “Genosse Hauptmann, man hat vermutlich eine Festnahme am Tuskulum.” Der Hauptmann hoch und im Laufschritt in sein Dienstzimmer.

Was war passiert ? Hier die Aufzeichnung von einem Offizier, der damals die Führung auf der FüSt übernommen hatte:

Der Vorfall hat sich am 29.09.1987 gegen 07.00 Uhr im Grenzabschnitt Sommersdorf abgespielt. Der Grenzverletzer Sch., Falk, geb. in Radebeul, wohnhaft in Dülmen, passierte zwischen den Grenzsäulen 780 und 782 die Staatsgrenze der DDR. Er schnitt eine Öffnung in den Streckmetallzaun und ließ ca. 200 m in Richtung Grenzsignalzaun. Dabei verteilte er 224 Flugblätter. Durch eine Kradstreife wurde er um 07.14 Uhr aufgefordert, eine gezogene Pistole abzulegen. Der Grenzverletzer ging rückwärts in Richtung DDR und richtete die Pistole auf die Kradstreife, die in Stellung ging und den Grenzverletzer nicht mehr sah, da dieser hinter eine Geländeerhebung ging. Dort erschoss sich der GV mit einen Schuss in die Brust.

Gegen 09.00 Uhr kamen dann Personen mit schwarzen langen Mänteln und Sonnenbrillen aus Berlin. Wann die 2 Grenzer in die Grenzkompanie zurück kamen weiß ich nicht mehr. Jedenfalls gaben sie bei dann ihre Waffen in der Waffenkammer ab und verschwanden gleich wieder in den Zimmern, wo die Leute mit den schwarzen Mänteln waren.

Als die 2 Grenzer wieder aus dem Zimmer kamen waren sie fix und fertig. Die beiden versahen ihren Grenzdienst bis zum Schluß in der 7. Grenzkompanie “Eberhard Knospe”.

http://www.grenzstreife.de/Grenze/Zeitz ... en_hf.html
Interessierter
 

Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon Interessierter » 30. Juli 2021, 10:27

Anonym, ehemals Angehöriger der Pionierkompanie 24 - Holzhausen

Dieser Zeitzeugenbericht ist identisch mit dem Gästebucheintrag vom 08. Oktober 2014 des Verfassers.

In den Monaten Mai/Juni 1978 wurde eine kleinere Truppe der Pionierkompanie PIK24 aus dem Kreis Salzwedel nach Barneberg abkommandiert. Uns wurde die Aufgabe übertragen, direkt südlich und nördlich an der A2 die Grenzanlagen zu erneuern. Zu den Arbeiten gehörten: Pfähle setzen, Streckmetall montieren und Kolonnenweg bauen. Auf dem Foto sehen wir drei Pioniere die Streckmetall anbringen und zwei „Bewacher“. Der Fotograf befindet sich auf der B1, die damals eine Sackgasse gewesen war. Ich kann mich noch gut an den maroden Staketenzaun erinnern, der wohl in den 50iger Jahren eine gewisse Barriere darstellen sollte. 1978 war er größtenteils bereits umgerissen. Wir Pioniere der GT wurden an dieser Stelle oftmals gefilmt oder fotografiert, war doch der Ort unmittelbar an der A2 von besonderer Bedeutung. Manchmal wurden wir von den Beamten der BRD angesprochen. Das Antworten war uns strikt verboten. An einer Aufforderung von BGS oder Zoll kann ich mich noch gut erinnern: „Lasst uns gemeinsam Picknick machen! Wir besorgen Hühnchen und den Schnaps habt Ihr sicherlich dabei.“ Wir konnten nur schmunzeln, mehr war wie schon erwähnt nicht erlaubt.

http://www.grenzstreife.de/Grenze/Zeitz ... nonym.html

2 Fotos dazu kann man im vorstehenden Link betrachten.
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Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon Interessierter » 31. Juli 2021, 09:27

Unterwegs mit einem ehemaligen DDR-Grenzsoldaten

An die Glücksmomente nach dem Mauerfall im November 1989 wird oft erinnert. Aber wie geht es jenen, die als Soldaten der DDR-Grenztruppen jeden Fluchtversuch verhindern sollten? Wie kommen sie mit ihren Erinnerungen klar?

Signalzaun, Kontrollstreifen, Beobachtungsturm, Streckmetallzaun - sie sind Teil des Museums im Grenzhus in Schlagsdorf. Hier befindet sich das Informationszentrum zur innerdeutschen Grenze im Norden, zu dem auch die nachgebauten Grenzanlagen am Ortsrand gehören.

Bild
Der wiederaufgebaute Grenzstreifen vermittelt einen Eindruck von der ehemaligen Grenze.

Beim promovierten Historiker Reno Stutz werden hier Erinnerungen wach. Von 1980 bis 1982 war er Soldat der DDR-Grenztruppen und hat oft erlebt, dass am sogenannten Signalzaun Alarm ausgelöst wurde. Allerdings nicht von Menschen, sondern von Wild. Kamen Rehe, Wildschweine oder Kaninchen zu nah an den Zaun, wurde ein unangenehmer Ton beziehungsweise eine Signallampe ausgelöst. "So konnte man schon von Weitem erkennen, wo möglicherweise Kontakt mit dem Signalzaun war", erklärt Stutz, der in Pötenitz stationiert war.

Umgang mit der eigenen Vergangenheit

Bild
Der Historiker Reno Stutz war als Soldat an der innerdeutschen Grenze stationiert.

Das Informationszentrum im Grenzhus in Schlagsdorf versteht Museumsleiter Andreas Wagner als einen Ort, an dem sich Menschen mit ganz unterschiedlichen Sichtweisen austauschen können. Auch ehemalige DDR-Grenzsoldaten sollen mit ihren Geschichten zu Wort kommen. Aber nur wenige seien bereit, sich zu äußern. Reno Stutz ist es mittlerweile wichtig, über den Alltag zu berichten, wie er ihn als junger Wehrpflichtiger bei den Grenztruppen erlebt hat. Das war jedoch auch schon anders. Als einer der profiliertesten Historiker im Land, wenn es um die Geschichte Mecklenburg-Vorpommerns geht, sparte er seine eigene Geschichte dabei lange aus.

Hier geht es weiter:
https://www.ndr.de/geschichte/grenzenlo ... er100.html
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Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon Verratnix » 31. Juli 2021, 12:21

Von Ratzeburg oder vom Grenzhus Schlagsdorf werden Radtouren angeboten, Ziele liegen an der ehemaligen Grenze.

Es geht z.B. nach Dutzow zur Gedenkstätte Harry Wentzin. Die Tour geht über ca 28 km.

Eine weitere Tour geht über die geschleiften Gehöfte und Dörfer wie Neuhof.

Länge der Tour weiß ich nicht. E Rad wird dringend empfohlen! Begleitet wird die Tour meistens von einem Ex BGS Mann und/ oder Herr Dr Wagner fährt mit, Erklärungen werden bei Halt gegeben.

Näheres auf der Seite http://www.grenzhus.de
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Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon Volker Zottmann » 1. August 2021, 14:39

Ich bin dicht am Dassower Grenzwachturm vorbeigefahren. Angeblich rund um die Uhr offen, findet man den Turm doch versperrt, verschlossen. Nicht zugänglich. Der Turm ist in der Seitenlänge 4 x 4 m. Somit kein normaler Turm von 2 x 2 m.
damals war der gesamte Dassower See abgesperrt. Ringsum. Wasserseitig nur von Holsteiner Seite erreichbar. Wie mag es den Kindern ergangen sein, stets den See eingezäunt vor Augen zu haben und nie darin baden dürfen? Abartig war diese innerdeutsche deutsche Grenze in jeder Beziehung.
Auf meiner Urlaubsrücktour bin ich auch durch Glöwen. Dort war die "Ertüchtigungsanstalt für zukünftige Grenzwächter".
Ich wollte aber davon nichts mehr sehen. Also Gas geben und durch...

Gruß Volker
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Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon Verratnix » 1. August 2021, 15:51

Der Turm Dassow war noch nie offen. Ich war schon einige Male dort.

Es gibt noch Reste des Bunkers unmittelbar daneben. Zuerst stand dort ein runder Turm, BT 11 (?), dazu gehörte der Bunker als Führungststelle. Die wurden dann gegen die BT 4 X 4 ersetzt.

In Pötenitz steht die Führungsstelle auch noch. Man muss aber wissen wo. Findet man sonst nicht.

Barendorf gab es eine techn Beobachtungskompanie. Wurde platt gemacht. Fundament des BT 11 ist noch sichtbar. Das "Abhörhaus" der Stasi wurde zurück gebaut und ist wieder in der Hand des Alteigentümers bzw der Erben.

Der BT 9 am Priwall ist weg. Nichts mehr zu sehen (ist jetzt Schafsweide). Der Turm stand unmittelbar neben der jetzigen Strandzuwegung.

Am Strand im Gebüsch östlich Barendorf steht noch eine völlig zugewachsene Grenzsäule.

Bist Du Harkensee vorbei gekommen? Liegt 1 km vor Barendorf. 3 km vom Strand entfernt.

Baden durften die nicht in der Ostsee. Man baute ein Schwimmbad! Man stelle sich das vor, einfach unglaublich...wurde seinerzeit von der LPG gebaut.

Nach der Wende zugeschüttet. Die Gebäude der Umkleide sind jetzt eine Cafe...
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Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon Icke46 » 1. August 2021, 16:16

Volker Zottmann hat geschrieben:
(...)

damals war der gesamte Dassower See abgesperrt. Ringsum. Wasserseitig nur von Holsteiner Seite erreichbar. Wie mag es den Kindern ergangen sein, stets den See eingezäunt vor Augen zu haben und nie darin baden dürfen? Abartig war diese innerdeutsche deutsche Grenze in jeder Beziehung.

(...)



Wenn ich mich recht erinnere, stand am Ufer des Sees an der Ortsdurchfahrt Dassow (F105 bzw. B105) nicht nur ein Zaun, sondern eine Mauer. Ich bin da 1988 im Rahmen einer Bildungsurlaubsfahrt, von Lübeck/Selmstorf kommend, in Richtung Wismar durchgefahren. Nach dem Besuch in Wismar ging es nach Schwerin, danach wieder zurück, diesmal aber über Schönberg. Der Ort wirkte damals recht wohlhabend, also etwas von den Müllgebühren ist wohl auch vor Ort angekommen.
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Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon Volker Zottmann » 1. August 2021, 16:30

Pötenitz hat mir 2 mal zum Parken gedient.
Übern Priwall und Fähre, geradelt, bis fast nach Timmendorfer Strand. Hermannshöhe schön Kaffee getrunken und am g`gedenkstein der Seebestatteten gedacht.
Wir sind mit Rädern nach Harkensee, Kalkhorst, Schwansee. Dann von Boltenhagen aus nach Klütz undd an die Ostsee. Dann alle Radwege abgefahren von Boltenhagen runter zur Wohlenberger Wiek.
Das nächste mal vom Hotel in Zierow den ganzen Zipfel zwischen Wohlenberg und Wismar.
In Poel, Kirchdorf parkten wir auch und haben die Insel umrundet, also landmäßig mit Rädern.

An besagten Turm sind wir nur vorbeigefahren. Kennt man einen, kennt man alle.
Auf und an runden Türmen stand ich in Kühlungsborn vor einiger Zeit und in Börgerende.

Gruß Volker
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Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon Verratnix » 1. August 2021, 17:38

Wo hast Du in Pötenitz geparkt? Ich parke immer in der Sackgssse mit Verbindung zur Str Richtung Priwall.

Richtig, in Dassow gab es auch eine Mauer. Hmm...ob in Schönberg was von den Müllgebühren hängen blieb weiß ich nicht. Mir erzählte ein damals 14 Jähriger das sie bis zum Schutzstreifen in den Gräben liefen und die Westzeitungen sammelten. Es wurde auch in das Gelände nachts eingebrochen und der Müll durchsucht...

Er lebte in Schönberg. Der Vater war Major der Grenztruppen und wohnte in der Tagebaggerburg direkt an der 105.
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Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon Werner Thal » 1. August 2021, 19:17

Da-1.jpg
Da-2a.jpg
Da-3.jpg


...und noch einmal zur Erinnerung: die Kleinstadt Dassow wurde zum Dassower See ab Ende der 1970er Jahre
durch eine Betonmauer zum Wasser hin abgeschnürt.

W. T.
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Wer einen Rechtschreibfehler findet, darf ihn behalten.
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Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon Volker Zottmann » 1. August 2021, 21:35

Da haben dann in Dassow 30-Jährige gewohnt, die noch nie zuvor in ihrem Leben den Dassower See betreten haben. Die letzten Jahre nicht mal sehen können. War das nicht abartig?

Ja Verratnix, in Pötenitz bin ich ahnungslos auf (kostenlose) Parkplatzsuche in diese Sackgasse gefahren. Am Ende dieser herrliche Wendeplatz. Und ganz allein dort.
https://www.google.com/maps/place/P%C3% ... 10.9244599

Am letzten Montag bei der Rückradelei, sind wir bereits auf der Personenfähre vom Regen überrascht worden. Runter und unter die Bäume am Priwall. Keine 5 Minuten später pitschnass, da zwischen 20 und 40 l binnen kürzester Zeit runterkamen. Wir sind dann die strammen 2 km neben der Mecklenburger Straße bis Pötenitz zurück. Der Kies-Radweg, fest, war nicht mehr zu sehen, soviel Wasser kam uns entgegen. Straße auch überflutet. Und entgegenkommende Autos haben uns richtig vollgespritzt. Nass waren wir ja schon. Dann die Räder zusammengeklappt und ins Auto. Danach erst habe ich bemerkt, dass überall Sand war. Die hätte ich besser 1 Stunde sauber regnen lassen.... Im Auto haben wir uns erst mal nackig gemacht. Dann trockene Klamotten angezogen. In unseren Schuhen war sogar alles voller Sand. Soetwas haben wir noch nie erlebt.
Das Hochwasser in der Eifel war aber schlimmer. Man kann das dann aber richtig nachvollziehen, dass solche Massen an Wasser plötzlich da sind. An unserem Hotel in Zierow blieb alles trocken.
Obwohl wir nach grober Radsäuberung noch viele km radelten, habe ich heute die Dinger erstmal gründlichst abgekärchert.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon Volker Zottmann » 1. August 2021, 21:59

Zeitzeugen berichten....
Zur Ostsee hin habe ich das Grab meines Schulfreundes erstmals in Warin besucht.
Er war Oberstleutnant der NVA (Raketentruppen)
Nach einem Herzinfarkt war er außer Gefecht gesetzt und ist letztlich 2009 verstorben. Nach der Wende, so erfuhr ich nun, hat er erfolgreich noch umgeschult. Er wollte im Verkehrswesen irgendwie einsteigen.... Dann der Infarkt unmittelbar danach. Alle Zukunftspläne waren schlagartig erledigt.
Seine Witwe sagte mir, dass er in der DDR auch gern Chemie studiert häte, doch das Militär gewann letztendlich.

Hätte, hätte...
Als Chemiefachmann wär sein Umbruch mit der Wende sicher nicht so drastisch verlaufen. Es hätte wohl auch nie einen Infarkt gegeben.... Sie bestätigte auch etliche Todesfälle innerhalb dieser Truppe, die an der Strahlenkrankheit verstarben. So war sein Berufswunsch letztlich auch tödlich.
Das bewegt mich im Nachgang der letzten Tage ganz gewaltig.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon Verratnix » 2. August 2021, 04:12

Ich parke da auch immer. Hatte an dem Tag geschaut als Du schriebst das Du hin wolltest. Keinen Renault mit Kennzeichen Harz oder Ecke Harz gesehen...

Kärcher und Fahrrad verträgt sich schlecht. Noch schlechter ist E Fahrrad. Durch den hohen Druck pustest Du Wasser in die Lager. Gammelt. Und Dreck, Sand kommt mit in die Lager...war keine gute Idee...

Ich habe meine Räder auf einem Träger auf der Hängerkupplung. Will den Dreck nicht im Auto...vielleicht ist Dir meine Karre aufgefallen? Weißer Sportsvan mit WL und Fahrradträger?

Entschuldigung für o.T.

Die Kneipe in Pötenitz, rechts in Fahrtrichtung Harkensee, gab es schon zu DDR Zeiten. Die Grenzsoldaten waren im Ausgang dort zu finden. Mehr gab es nicht, erzählte der Wirt.
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