Parallel zur Internierung von Belasteten machten sie sich daran, die deutsche Bevölkerung über die Verbrechen der Nationalsozialisten aufzuklären und ihr ihre Mitschuld vor Augen zu halten.
Durch Plakate, Wandzeitungen und Kino-Wochenschauen wurden die Deutschen mit Bildern und Berichten aus den befreiten Konzentrationslagern konfrontiert. Zudem zwangen die Besatzer – ähnlich wie in Dachau oder Buchenwald – auch an einigen westfälischen Orten die Anwohner, sich die Opfer von NS-Verbrechen selbst anzusehen: So im Arnsberger Wald bei Suttrop, wo mehrere tausend Menschen an den exhumierten Leichen der von SS und Wehrmacht ermordeten Zwangsarbeiter vorbeimarschieren mussten. Ob diese Schockform der Umerziehung wirklich ein Umdenken auslöste oder eher Abwehrreaktionen hervorrief, ist umstritten; kein Zweifel kann jedenfalls daran bestehen, dass durch das Bekanntwerden des Holocausts das Dritte Reich zwar desavouiert, aber noch lange nicht bewältigt war.
Die Menschen des Jahres 1945 zogen – wie hätte es auch anders sein können – „mit alten Köpfen in die neue Zeit“. Ein Moment der Befreiung war das Kriegende für Hunderttausende von Ausländern, die als Kriegsgefangene oder sogenannte zivile Fremdarbeiter über Jahre hinweg Zwangsarbeit in Landwirtschaft und Industrie Westfalens hatten leisten müssen. In elenden Fußmärschen wurden viele von ihnen in den letzten Kriegswochen noch von der herannahenden Front weg gen Osten getrieben, andere warteten in ihren Lagern zum Schluss oft ohne jede Verpflegung auf das Herannahen der alliierten Truppen. Besonders bedrückende Bilder sind von der Befreiung der beiden größten westfälischen Kriegsgefangenenlager Stukenbrock und Hemer überliefert. Dort starben zwischen 1941 und 1945 zusammen vermutlich über 120.000 zumeist sowjetische Zwangsarbeiter an Hunger, Kälte, Krankheiten und Misshandlungen. Umso größer war die Erleichterung über das Ende dieser Leiden. Sie äußerte sich sowohl in offiziellen Feiern als auch in spontanen Freudenfesten. Die Schattenseite der Befreiung aus jahrelanger Sklavenarbeit war ein Ausbruch von Gewalt, der sich nicht nur gegen ehemalige Peiniger richtete, sondern sich auch in Plünderungen, Raubüberfällen, Vergewaltigungen und Morden Luft machte.
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