Urlaub in der DDR

Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Interessierter » 26. September 2020, 09:15

Urlaub auf Zuteilung
Ostseezeltplätze vergab die DDR nur alle zwei Jahre


Bild
Strand in Prerow: DDR-Urlaub Anfang der 1980er-Jahre
Quelle: picture-alliance/ ZB/dpa-Zentralbild/dpa Picture-Alliance / Jürgen Sindermann


Die Schriftstellerin Antje Rávic Strubel erinnert sich an den Urlaub in der DDR – und an Campingpullis aus dem Westen.

Die Sommer meiner frühen Kindheit spielen sich in Kiefernwäldern ab. In einem Zelt. Auf einem Klappbett mit Schlafsack. Kienäpfel drücken sich durch die dünne Haut des Zeltbodens. Die Haut ist blau, als schlafe ich auf dem Meer, und in den gelben Zeltwänden ist es auch nachts sonnig. Es riecht nach aufgeheiztem Sandboden und Sonnencreme. Nur weiß ich nicht mehr, wie ostdeutsche Sonnencreme roch. Oder wie sie aussah. Roch sie überhaupt? Oder war Sonnencremegeruch schon Mangelware?

Es muss Anfang der 80er-Jahre sein, aber die Badehose meines Vaters ist aus den frühen 70ern. Ihr schwarz-grauer Stoff liegt nicht ganz an, sodass sie ein wenig schlabbert. Es ist ein Abend, an dem meine Eltern unruhig sind, wie getrieben. Sie haben wie immer den Klapptisch mit der geblümten Wachstuchdecke vor das Zelt gestellt und eine Waschschüssel darauf. Aber schon zum Abendessen gibt es nur Spaghetti mit Büchsenfleisch. Mein Vater schneidet sich an dem schmalen Metallchip mit Haken, der als Büchsenöffner dient, in den Finger.

Er sieht verwegen aus und abwesend. Achtlos stellt er das in der Geliermasse zusammengepresste Fertigfleisch in der offenen Büchse aufs Fseuer, wo es sich im Wasserbad erhitzt. An den Geruch kann ich mich nicht erinnern, an das Würgen im Hals schon. Meine Eltern benutzen einen Propangasherd, der auf Aluminiumfüßen steht und aussieht wie ein umgestülptes Tablett mit Kratern. Die Propangasflasche ist ein kleines rotes Fass. Sie steht dicht am Zelt und ist voll aufgedreht. Auch in den Nachbarzelten wird das so gemacht. Wohnwagen gibt es kaum.

Mit dem längeren Bericht geht es hier weiter:
https://www.welt.de/kultur/article90476 ... Jahre.html
Interessierter
 

Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 26. September 2020, 16:42

Himmel, dieses Bild ist ja grauselig. Aber so dicht kluckten die Ostseehungrigen nunmal bei Prerow aufeinander. Für Geld und gute Worte wollten wir das nicht. Dann lieber auf der Boddenseite in Born zelten und über den Darß laufen.


Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Edelknabe » 26. September 2020, 17:12

Na klar Volker Zottmann, musstest deinen dummen Kommentar auch noch zu dem Mädel im Vortext zusteuern. Eh wenn ich solchen Pingelkram lese, du hast doch irgendwie vollkommen vergessen, wo du herkommst.

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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 26. September 2020, 18:39

Edelknabe hat geschrieben:Na klar Volker Zottmann, musstest deinen dummen Kommentar auch noch zu dem Mädel im Vortext zusteuern. Eh wenn ich solchen Pingelkram lese, du hast doch irgendwie vollkommen vergessen, wo du herkommst.

Rainer Maria

Ich, der seit seinem 2. Lebensjahr fast ununterbrochen Zelt- bzw. Campingurlaube verlebte, kann das sehr wohl einschätzen. Es geht um die Dichte der Zelte. Da kommt keine Romantik auf. Es ist egal, wer den Artikel schrieb. Am Bodden hattest Du Gras unter den Füßen und zudem genug Platz vorm Zelt.
Ich frage mal in die Runde, wer als nächster nölt, dass ich meine Meinung kund tue?
Edelknabe, dass mach ich so, wie ich will.

Gruß Volker
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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Edelknabe » 26. September 2020, 18:52

Was war denn daran verkehrt, an der Dichte der Zelte? Mann Volker, das war ne ganz andere Zeit wie heute, da wurde auch noch Klartext geredet wenn sich da Einer in der Masse permanent daneben benommen hätte, des Abends oder schon am Tag auch. Da waren Familien mit Kleinkindern und die sorgten schon dafür, das Abends einigermaßen Ruhe für die Kinderlein herrschte. Und so liese sich das nahtlos fortsetzen.

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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon augenzeuge » 26. September 2020, 18:53

Edelknabe hat geschrieben:da wurde auch noch Klartext geredet ....
Rainer Maria


Muss ich mal lachen. [laugh]

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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Edelknabe » 26. September 2020, 18:57

Genau Jörg, das war nicht wie heute das alles kuscht, wenn Radaubrüder die Sau rauslassen. Da gab es unter Garantie nen "sozialistischen Blockwart" Der war gut was?

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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon pentium » 26. September 2020, 19:03

Edelknabe hat geschrieben:Was war denn daran verkehrt, an der Dichte der Zelte? Mann Volker, das war ne ganz andere Zeit wie heute, da wurde auch noch Klartext geredet wenn sich da Einer in der Masse permanent daneben benommen hätte, des Abends oder schon am Tag auch. Da waren Familien mit Kleinkindern und die sorgten schon dafür, das Abends einigermaßen Ruhe für die Kinderlein herrschte. Und so liese sich das nahtlos fortsetzen.

Rainer Maria


Beim Anblick dieses Bildes, weiß ich warum ich die Ruhe und Abgeschiedenheit der Berge schon damals in der DDR bevorzugt habe.
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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 26. September 2020, 19:05

Du schreibst permanenten Unsinn Edelknabe.
Wir haben überall auf den Zeltplätzen zusammen gesessen und geredet. Laute wurden und werden zurechtgewiesen. Das Bild zeigt aber, dass nicht mal Platz war, vor dem Zelt zu sitzen oder zu liegen. Da fehlt jede kuschelige Idylle.
Ich zumindest habe bei der Standortsuche auch darauf geschaut und nicht nur auf Nachbarins Möpse.

Desweiteren war so ein Zugestelle der Fluchtwege wegen auch in der DDR verboten. Lass es da mal brennen...

Gruß Volker
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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Nostalgiker » 26. September 2020, 19:31

Wer sich das Bild etwas genauer ansieht wird eventuell feststellen das es a) mit Teleobjektiv und b) mit Weitwinkel aufgenommen wurde.
Da kommt so eine optische Verdichtung zustande welche in Wirklichkeit so nicht existierte.
Wenn man sich bei G*** Maps das Areal ansieht wird man feststellen das die Zelte nicht dicht gedrängt stehen, da ist es auf dem Zeltplatz Zingst (Nebenort) wesentlich enger .....

Allerdings muß ich sagen das ich den Zeltplatz in Prerow nicht so kenne, jedenfalls nicht in der Hochsaison.
Ich war einmal 1975 im September vor Ort als im dortigen zentralen Pionierlager für die Studenten der Universitäten, Hoch- und Fachschulen des Bezirkes Rostock das obligatorische ZV Lager stattfand.
Das Reservistenlager für die Studenten im Bezirk Rostock fand im zentralen Pionierlager in Markgrafenheide statt. .....
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon OaZ » 26. September 2020, 21:12

Urlaub in meinen Kindertagen mit meinen Eltern fand fast jährlich an der Ostsee statt. Ich erinnere mich an Boltenhagen, Zempin, Binz, Heringsdorf, Sellin, Ahlbeck, Bansin. Waren sicher noch mehr. Wenns geklappt hatte, dann mit FDGB-Urlaubsplatz, ansonsten haben wir es auch privat versucht. Auch Bad Saarow und Werder haben wir bereist. Und 1x Chomotov und 1x Balaton. Kurzurlaube in Görlitz, im Harz und Berlin. Waren alles sehr schöne Erlebnisse.

Ich erinnere mich, dass ich lieber im August statt im Juli gefahren bin. Vermutlich wegen der Wassertemperaturen.
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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 26. September 2020, 21:27

Wir zelteten 2 Jahre in Born, 1964 und 1965.
Den Prerower FKK-Platz sind wir aber mehrmals damals abgelaufen. Natürlich ist das Bild gestaucht, trotzdem stehen die Zelte selbst im Vordergrund dicht bei dicht. Damals war der Platz kleiner als heute und der riesig breite Strand hatte die halbe Breite von heute, war aber auch schon riesig. Dort lagert sich all der abgespülte Weststrandsand ab. Soviele Zelte, damals oft etwas primitiver, einfacher, standen dennoch schon in der Masse beieinander. Schlimmer aber waren die Lokusse, wo immer Menschen anstehen mussten, obwohl keine Bananen verteilt wurden. Einen Zingster Platz gab es damals noch nicht.
Ich habe mir aber dieses Jahr das Prerower Regenbogencamp Textil und FKK angesehen. Scheußlich. Das war nach der Wende mit dem Neubeginn wesentlich gepflegter und sauberer und bei weitem nicht so maßlos überlaufen. Die Versorgung aber hat gewonnen.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Interessierter » 9. Februar 2021, 11:09

Keine Reisefreiheit - Wie konnten DDR - Bürger Urlaub machen

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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Beethoven » 10. Februar 2021, 10:03

Nun ja, campen war nicht so mein Ding. Ich musste oft genug im Wald schlafen und sogar ohne Zelt dafür aber bei Schnee und Eiseskälte.

Aber gerade auf der Insel (Rügen) war ich in der Urlaubssaison so einige male über Nacht, zu Besuch, in Zelten [cool] . Ich fand es immer sehr schnuckelig.

Die Eltern einer meiner Schwiegertöchter sind aber seit vielen Jahren glasharte Camper und haben sich, so ersieht man auf Urlaubsfotos, stark weiter entwickelt. Vom kleinen Zelt zu einem großen Wohnzelt bis zum fahrbaren Camper, mit dem sie heute ganz Europa bereisen.
Aber sie berichten eben auch, dass man sich auf den Zeltplätzen ziemlich lange vorher anmelden muss, nur wenig Platz ums Zelt oder den Hymer (MLT mit irgend einer Nummer - für den der Ahnung hat) bereit steht und das man, wenn man nicht selber kochen möchte, Schlange stehen muss am Kiosk, der Gaststätte und den Sanitäranlagen.
Deshalb reisen sie kaum noch in der Saison sondern fahren in den Zeiten, wo die Kinder in der Schule sind, in den Süden oder nach Skandinavien.

Gerade Skandinavien begeistert sie sehr. Man muss zwar mal aufs Schiff aber ansonsten soll es dort im Norden, in fast allen Belangen, besser sein, als in den südlichen Ländern von Deutschland.

Freundlichst
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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 11. Februar 2021, 11:05

Beethoven hat geschrieben:Nun ja, campen war nicht so mein Ding.. Ich fand es immer sehr schnuckelig.


Freundlichst


Ja was denn nun?
Solche Widersprüche habe ich nie erlebt. Hier um 1982...

Gruß Volker
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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Kumpel » 11. Februar 2021, 12:31

Was für eine unerträgliche Idylle. [flash]
Kumpel
 

Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 11. Februar 2021, 14:34

Kumpel hat geschrieben:Was für eine unerträgliche Idylle. [flash]

War es da gefühlt auch noch. Doch 2 Jahre später bekam der Zeltplatz eine bisher überflüssige Betreuung. Eine hauptamtliche Zeltplatzwartin samt mithelfendem Ehemann, einem pensionierten NVA(?)-Offizier aus Neubrandenburg. Sogleich wurden dann Zeltbeiräte "gewählt". Eine Wahl gab es aber nie. ABV Harry aus Neustrelitz war nun einer der "Zeltplatz-Ratten".... Und die Spitzel-und Berichtetruppe stand!
So war es bis zur Wende und die Überwachung von Ausreisewilligen ging seinen sozialistischen Gang. Ohne deren offenes Schnüffeln hätten wir niemals gewusst, wer in den Westen wollte.

Kaum war die Zeltplatzchefin im Amt, mussten wir und alle damaligen "Nur"-Zeltbesitzer von unserer angestammten Wiese, wo wir seit 1966 standen und neue Plätze suchen. Dieser Platzteil wurde nur noch Caravanbesitzern zugestanden.
Die Idylle kam dann nochmals nach deren Ablösung bis 1965 auf. Dann tauschte der inzwischen "importierte" Westbesitzer den ca 30ha-Platz gegen die stillgelegte Gänsefarm in Fleether Mühle, auch am Rätzsee.
Heute ein feiner Platz (Fleether Mühle bei Motte). Kann ich nur empfehlen.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Werner Thal » 11. Februar 2021, 14:53

Ich habe gerade bei Google Maps nachgeschaut: ganz in der Nähe ist Mirow, wo wir 2008 am See ein
Familientreffen organisiert hatten.
Und um die Verwirrung an anderer Stelle in diesem Forum zu erhöhen. Auch dort in der Gegend gibt
es ein Wustrow, an der Bundesstraße 122 am Plätlinsee. Gehört gerade noch zu Mecklenburg.

Na so was aber auch! [grins]

W. T.
Wer einen Rechtschreibfehler findet, darf ihn behalten.
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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Interessierter » 31. Juli 2021, 10:25

Markgrafenheide Zelten an der Ostsee

Markgrafenheide war schon zu DDR-Zeiten ein legendärer Zeltplatz. Hinter dem breiten Sandstrand konnte man sein Zelt im Schutz vieler Bäume aufbauen. Ein schattiges Plätzchen war garantiert. Es gab sogar ein gesondertes Areal für Camper aus dem "sozialistischen Ausland". - Eine Wiese direkt in Ostseenähe, aber weder fließend Wasser noch Toiletten.

Bild
Bildrechte: dpa

Die ersten Camper nach dem Krieg kamen 1955. Sie schlugen ihre Zelte im Küstenwald wild auf, ohne Erlaubnis. Sanitäre Anlagen gab es nicht. Die Camper kamen wieder, Jahr für Jahr und wurden geduldet. Zelturlaub galt damals in der DDR als kapitalistisch dekadent. Peter Camps, seit 40 Jahren auf dem Zeltplatz zu Hause und ab 1974 Chef der Anlage, erinnert sich:

In den Anfangsjahren gab es hier überhaupt kein Wasser, es war kein Strom vorhanden, die Trafostation wurde 1971 gebaut, Toilettenanlagen waren nicht vorhanden, sodass man davon ausgegangen ist: Die paar Urlauber versorgen sich selbst und betreuen sich ganz alleine im Wald.
Platzchef Peter Camps


Es gab eine Holzschranke und eine Pförtnerbude, einen Platzwart, seine Ehefrau und einen Handwerker - das war alles. Trotzdem kamen jedes Jahr immer mehr Camper.

Der vollständige Beitrag hier:
https://www.mdr.de/zeitreise/urlaub-ost ... de100.html
Interessierter
 

Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 14. September 2021, 18:44

Mich würde doch einmal interessieren, ob es Tatsachenberichte zu Volkers Kindheitserinnerungen mit den "Seegurken" an der östlichen Ostsee gibt? Schriftlich irgendwo erwähnt? Ob in damaliger Zeit oder eben nach 1990?

Rainer Maria


1960 war ich 9 Jahre alt, das zweite mal an der Ostsee. Hier mal ein paar aufgeschriebene Erinnerungen:
Im Jahr 1960 wiederholte sich in den großen Ferien, den Urlaub betreffend, fast alles. Nur Jutta fuhr nicht wieder mit, und es ging diesmal nach Kühlungsborn. Also wieder zur Ostsee. Dieser Urlaub wurde mit Ilse Sch. einer HO-Dekorateurin und Kollegin meines Vaters, und ihren Kindern Ina und Rainer verbracht. Frau Sch. lag in Scheidung, doch ahnte keiner, dass wir sie dort letztmalig sahen. Nach dem Urlaub sind die drei über Westberlin in den Ruhrpott nach Essen geflüchtet. Meine Schwester bekam zuvor noch Inas todschickes Nylonkleidchen geschenkt. Doch nicht deswegen habe ich diese Ferien in schlechter Erinnerung.
Gleich nach dem Zeltaufbau begann es für 3 Tage in Strömen zu regnen. Als endlich die Sonne wieder hervorlugte, trat ich am 4. Tag in eine riesige Glasscherbe. Meine linke Hacke war trotz getragener Sandalen zerschnitten und hing fast daneben. Verbandszeug hatten wir nicht in ausreichender Menge, und so wurde mir rollenweise Klopapier drumherum gewickelt. Ab in die örtliche Poliklinik. Hier wurde meine Hacke wieder angeklammert. Schön soweit, besonders weil sich beide Elternteile nun nur um mich sorgten. Das war der beste Aspekt bei allem Übel.
Nur ans Baden war trotz neuer Gummi-Badeschuhe nicht mehr zu denken.
Scheiß-Ferien!


Dadurch hatte ich sehr viel Zeit zum Beobachten. Wir waren am westlichen Ende des damaligen Kühlungsborn. Die Bebauung war noch nicht so dicht wie heute. Am Ortsende begann der damals so genannte "Internationale Zeltplatz". Genau am Ortsende schob sich damals eine mindestens 50m lange Steinmole in die Ostsee. Ihr einziger Grund war, die zentrale Fäkalienleitung in die Untiefen der Ostsee zu kaschieren. In aller Regel hatte Kühlungsborn meist ablandigen Wind, Unterströmungen, ähnlich wie am Darßer Weststrand. So wurden normalerweise die Fäkalien unter Wasser weit ins Meer gezogen.

Als wir Urlaub machten, war jedenfalls jeden Tag starke Brandung und die Würste schwammen zum rettenden Ufer. Dass ausgerechnet dort der Zeltplatz ist, lieber Edelknabe, haben die sicher auch nicht gedacht. Jedenfalls lag täglich neue Scheiße sichtbar am Strand.
Ob Dir das nun gefällt, ob Du das glaubst oder nicht, ist mir herzlich egal.
Bei Zweifeln könntest Du dort ja nachfragen, wo 1960 die Kläranlage von Kühlungsborn war. Wirst sicher Auskunft bekommen.
Ich brauche nicht fragen, habe ja erlebt, was passierte.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 14. September 2021, 19:14

Und der nächste Urlaub war 1961 "Ecktannen" bei Waren/Müritz.
Total kalt und verregnet war dieser Sommer. Damals haben die paar Ausflugsschiffe der Weißen Flotte ihren Toilettenballast grundätzlich abgelassen. Genauso, wie in der Reichsbahn durch die Toilettentrichter auf die Schwellen gekackt wurde. Beim Angeln auf dem Riesensteg des Zeltplatzes, Wienpietsch-Brücke genannt, kamen auch die Würste der "Seereisenden" angeschwommen.
Edelknabe, auch dort kannst Du gerne nachfragen. Heute gibt es das nicht mehr. Garantiert schon nicht mehr seit den 1980er Jahren.

Gruß Volker

PS: Übrigens gab es das nicht nur in der DDR. Wer den Film"man spricht deutsch" mit Gerhard Polt gesehen hat, weiß dass es das früher auch in Rimini gab. Dort ist es sogar im Film zu sehen.
Volker Zottmann
 

Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Verratnix » 15. September 2021, 06:36

Auf die Bahngleise ging es m.W. nach auch bei der DB sehr lange bis Tanks montiert waren.

Schiffe/ Freizeitschiffe bis vor 5 Jahren? Ein rüstete vor wenigen Jahren den Tank nach. Hatte bis dahin eine Handpumpe.
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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Beethoven » 15. September 2021, 07:27

Volker Zottmann hat geschrieben:
Beethoven hat geschrieben:Nun ja, campen war nicht so mein Ding.. Ich fand es immer sehr schnuckelig.


Freundlichst


Ja was denn nun?
Solche Widersprüche habe ich nie erlebt. Hier um 1982...

Gruß Volker


Man Volker, muss ich Dir das wirklich erklären?

Campen fand ich ätzend, weil ich, wie gesagt, genug unter freiem Himmel schlafen musste.
Mit "schnucklig" meine ich, dass es da viele junge Frauen auf den Zeltplätzen gab, wo man gerne mal usw. Der Rest ist schweigen.
Kapiert ?

Freundlichst
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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Edelknabe » 15. September 2021, 07:35

Volker mit dem hier:

"Dadurch hatte ich sehr viel Zeit zum Beobachten. Wir waren am westlichen Ende des damaligen Kühlungsborn. Die Bebauung war noch nicht so dicht wie heute. Am Ortsende begann der damals so genannte "Internationale Zeltplatz". Genau am Ortsende schob sich damals eine mindestens 50m lange Steinmole in die Ostsee. Ihr einziger Grund war, die zentrale Fäkalienleitung in die Untiefen der Ostsee zu kaschieren. In aller Regel hatte Kühlungsborn meist ablandigen Wind, Unterströmungen, ähnlich wie am Darßer Weststrand. So wurden normalerweise die Fäkalien unter Wasser weit ins Meer gezogen.

Als wir Urlaub machten, war jedenfalls jeden Tag starke Brandung und die Würste schwammen zum rettenden Ufer. Dass ausgerechnet dort der Zeltplatz ist, lieber Edelknabe, haben die sicher auch nicht gedacht. Jedenfalls lag täglich neue Scheiße sichtbar am Strand.
Ob Dir das nun gefällt, ob Du das glaubst oder nicht, ist mir herzlich egal.
Bei Zweifeln könntest Du dort ja nachfragen, wo 1960 die Kläranlage von Kühlungsborn war. Wirst sicher Auskunft bekommen.
Ich brauche nicht fragen, habe ja erlebt, was passierte." Textauszug ende

Interessant wäre ja einmal, ob deine Beobachtungen als damals Neunjähriger heute überhaupt der Wahrheit entsprechen? Humor ein, also nee Volker, du warst wahrscheinlich schon im Krabbelalter der kritischste Beobachter des jungen Arbeiter und Bauernstaates. Und es wäre eigentlich eine Sache für einen guten Lokalreporter zu recherchieren, ob Kühlungsborn in die 6oer Jahre seine Fäkalien in die Ostsee laufen ließ? Wenn ja, dann müsste dies schon vor 1945 so gehandhabt worden sein.

Rainer Maria

PS: Und gut, der Vaterlandsverräter(im anderen Thema von mir so formuliert) war völlig falsch gewählt, den nehme ich somit gerne zurück. Ein Nestbeschmutzer des Staates DDR, eben wo du hineingeboren wurdest bleibst du meiner Ansicht nach trotzdem.
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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 15. September 2021, 10:16

Edelknabe hat geschrieben:Interessant wäre ja einmal, ob deine Beobachtungen als damals Neunjähriger heute überhaupt der Wahrheit entsprechen? Humor ein, also nee Volker, du warst wahrscheinlich schon im Krabbelalter der kritischste Beobachter des jungen Arbeiter und Bauernstaates. Und es wäre eigentlich eine Sache für einen guten Lokalreporter zu recherchieren, ob Kühlungsborn in die 6oer Jahre seine Fäkalien in die Ostsee laufen ließ? Wenn ja, dann müsste dies schon vor 1945 so gehandhabt worden sein.

Rainer Maria

PS: Und gut, der Vaterlandsverräter(im anderen Thema von mir so formuliert) war völlig falsch gewählt, den nehme ich somit gerne zurück. Ein Nestbeschmutzer des Staates DDR, eben wo du hineingeboren wurdest bleibst du meiner Ansicht nach trotzdem.


Wenn man am Strand sitzt und die Würste anlanden, ist es doch egal wie alt man ist oder war. Wichtig ist doch nur, sich später erinnern zu können. Du kannst mit Sicherheit von ausgehen, dass es in Kühlungsborn vor DDR-Zeiten auch so war, sofern nicht Plumklos benutzt wurden. Es war überall so. Und was hat das mit Kritik zu tun? Das sind simple beobachtete Abläufe gewesen. Ich verstehe nicht, was Du für ein Geschrei deshalb machst.
Ebenso habe ich Dich auch beim ersten Mal schon verstanden, dass Du den Verräter auf die DDR bezogen hast. Wenn Du das so meinst, meinetwegen. Ist aber besser genau zu berichten, als rosarot zu beschönigen. Nun müsstets Du uns nur noch berichten, dass all die Tagebaue um Leipzig nur ausgebaggert worden, um mal schöne Seen zu haben.... Dann stimmt Dein DDR-Bild wieder.

Gruß Volker
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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Edelknabe » 15. September 2021, 17:33

Jedes andere neunjährige Kind am Ostseestrand sammelt schon immer, seit Jahrzehnten Muscheln. Bei dir Volker müssen das damals mit Salzwasser geschwängerte Kackwürste gewesen sein? Anders kann ich mir deine doch so klaren Erinnerungen nicht erklären. Soll heißen es gab, gibt wichtigeres für ein Kind, als gerade solche Erinnerungen. Deswegen sind mir deine Schilderungen immer etwas....na wie zum Schaden des Staates wo du hineingeboren wurdest, gemacht.

Entschuldige meine Ironie, aber bestimmt galt dein erster Tritt nach verlassen der Fruchtblase deiner Mutter. Eben weil Sie dich nicht im anderen Teil Deutschlands geboren hatte.

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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon karnak » 15. September 2021, 17:51

Also ich war EINMAL und NIE WIEDER an der Ostsee zum Camping. Steilwandzelt ausgeliehen, Kinderbett, alles im Hänger mitgenommen.
Den ganzen Krempel dort aufgebaut, am nächsten Tag fing es an zu schütten. Auf einer kleinen Anhöhe in unmittelbarer Nähe stand ein Bungalow. Die Folge des Regens war, die Grube lief über ein Ende eines Fallrohres über und die Brühe bewegte sich den Hang hinunter, einschließlich der Würste und den Papierresten. [flash] Ich habe dann das Fallrohr mittels eines aufgefundenen alten Bademantels verstopft, einen Damm gebaut und die Flut in Richtung anderer , nicht besetzter Stellplätze geleitet. [flash] Das war mein erstes und letztes Erlebnis mit den Freuden des Camping, von da an habe ich Stasiheime vorgezogen. [flash]
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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon pentium » 15. September 2021, 17:59

Ich war nie an der Ostseeküste im Urlaub und auch nicht als Camper. Nach den letzten Beiträgen war das sicher auch gut so....
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 15. September 2021, 18:16

Armer Pentium, kann ich da nur sagen.
1959 war sehr schön in Rerik/Meschendorf, auch wenn dann bald der Zeltplatz wegen versehentlichen Beschuss doch geschlossen wurde. 1960 wäre mir ganz anders in Erinnerung geblieben, wenn ich mir nicht so scharf die Hacke aufgeschlitzt hätte. Dann wäre Baden angesagt gewesen. Und mit Sicherheit wäre mein Vater mit uns 100 oder 200m weiter westlich gelaufen, ehe es ins Wasser gegangen wäre.
So etwas begreift aber ein Edelknabe nicht, auch dass einem beschissene Ferien lange bis immer im Gedächtnis bleiben.
Das Einzige was stimmt, dass Kinder Muscheln sammeln.

So, dann gab es für mich zu DDR-Zeiten nur noch 2 Urlaube auf dem Darß am Saaler Bodden in Born. Jeden Tag gings an den Weststrand und das waren die absolut herrlichsten Ostseewochen in meinem Leben. Wenn ich heut mal da bin, kann es damals nicht toppen. Warum? Weil heute gefühlt 100 mal mehr Menschen dort sind. Damals, 1964 und 1965 waren die Strände zwischen Ahrenshoop und Darßer Ort menschenleer.
Ich habe mit 13 dort meinen ersten und bisher allerschönsten versteinerten Seeigel gefunden. Inzwischen werden es neben vielen Versteinerungen gut 50 gewesen sein. Daher stammt wohl auch mein Suchfieber nach Sauerierknochen in Bayern und Canada.

Gruß Volker
Zuletzt geändert von Volker Zottmann am 15. September 2021, 18:23, insgesamt 1-mal geändert.
Volker Zottmann
 

Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon augenzeuge » 15. September 2021, 18:19

1980 in Caputh zum Zelten. Mit Motorrad... [flash] Einmalig.

Der August des Jahres war nass, irgendwann tropfte es ins Zelt... Das Beste woran ich mich erinnere, ein Kumpel hatte die Gitarre dabei und wir komponierten den Song Streets of London einfach um. In Ostberlin.

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„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
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Flucht und Ausreise
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