Was sind "gefährliche Orte"?
Seit Dezember 2018 steht auch der Königsplatz deswegen unter besonderer Aufsicht, 15 Kameras hat die örtliche Polizei aufgebaut. Damit ist er der am zweitbesten elektronisch überwachte Platz in Bayern – nach der Königstorpassage in Nürnberg, die mit 28 Videoeinrichtungen ausgestattet ist. Mittlerweile nutzen laut Anfragen mindestens zehn Bundesländer und die Bundespolizei die erweiterten Befugnisse für Einsatzkräfte an diesen Stellen, die auch "kriminalitätsbelasteter Ort", "Kriminalitätsschwerpunkt" oder "Kontrollort" heißen können.
Diese Orte müssen nicht unbedingt im sprichwörtlichen Sinne gefährlich sein oder als "No Go-Areas" gelten. Örtliche Polizeibehörden benennen "gefährliche Orte" in Eigenregie, befristen diese Klassifikation oft zeitlich und heben sie nach kurzer Zeit wieder auf. Jedoch dürfen Polizisten auf den fraglichen Plätzen, in Straßenzügen oder ganzen Stadtteilen ohne direkten Verdacht Identitäts- und Ausweiskontrollen durchführen. Sie können Personen durchsuchen oder Personen zur Feststellung mitnehmen. Das ist anderswo nicht möglich.
Wo sind diese "gefährlichen Orte"?
Es ist nur eingeschränkt bekannt, wo genau die örtlichen Polizeibehörden die "gefährlichen Orte" vermuten. In Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen veröffentlichen die Landesregierungen weder Anzahl noch konkreten Standpunkt dieser Orte. Sie werden teils gar nicht landesweit erfasst, teils nur wenig kommuniziert. Der Königsplatz in Augsburg findet sich in der Aufstellung des Landtags nur, weil dort Videoüberwachung installiert wurde.
Andere Länder gehen mit diesen Informationen offener um. Bei jeder Zahl und jedem Standort allerdings "handelt es sich um Momentaufnahmen", sagte ein Experte t-online.de. Deshalb können die folgenden Angaben nur Größenordnungen wiedergeben.
Berlin und Hamburg
Die Bundeshauptstadt Berlin listet mit Stand von Frühjahr 2019 sieben Straßen, Plätze und Gebiete als "gefährliche Orte" auf. Sie umfassen die Bereiche Alexanderplatz, Görlitzer Park, Warschauer Brücke, Kottbusser Tor, Teile der Hermannstraße, den Hermannplatz sowie Teile der Rigaer Straße. In Hamburg legt die Innenbehörde die Zonen größer aus. Sie nennt in diesem Zusammenhang die Stadtteile St. Georg und St. Pauli.
Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Sachsen-Anhalt
In Nordrhein-Westfalen sind – Stand 2018 – in den Städten Dortmund, Essen, Hagen, Köln, Mettmann, Mönchengladbach, Oberhausen und Wuppertal insgesamt 22 Bereiche "gefährlicher und verrufener Orte" gelistet. 14 dieser Zonen sind allein für Köln angegeben. Die von den NRW-Behörden dort festgestellten Straftaten reichen von Betäubungsmitteldelikten bis zu gesteigerter Gewalt.
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