Die DDR war für den überzeugten Kommunisten das bessere Deutschland. Leidenschaftlicher Kommunist war er schon als kaum 20-Jähriger im England der 70er-Jahre. Nach einem Besuch in Ost-Berlin 1979 entschloss er sich, „herauszufinden, wie das Leben in Ostdeutschland wirklich ist“.
Das Leben im Osten gefiel ihm. Er hatte einen großen Freundeskreis, reiste durch die DDR. Seine Arbeitgeber stellten ihm Telefon und Wohnung, am Ende sogar ein Apartment an der Ecke Unter den Linden und Friedrichstraße.
Anm.: Das hätte mir auch gefallen.
Zwei Jahre blieb er bei dem Sender Radio Berlin International und produzierte ein wochentägliches Programm. Reportagen über alle möglichen Themen, vom Braunkohletagebau bis zur Eröffnung einer Konzerthalle. Er machte Interviews mit englischsprachigen Politikern oder Gewerkschaftern, die Ost-Berlin besuchten.
Laut Historiker Glees „ein nützlicher Idiot der DDR-Führung, weil er ihrer Propaganda ein internationales Image gab“.
Was aber war mit den Leuten, die das sozialistische Regime nicht unterstützten? Was wusste und berichtete er über jene, die von der Stasi überwacht wurden, ins Gefängnis kamen, gefoltert wurden? Hamilton schaut ehrlich überrascht. Auch 40 Jahre nach seiner Zeit in Ost-Berlin scheint er diesen Teil der DDR-Wirklichkeit entweder nicht zu kennen oder zu ignorieren.
„Mir war nicht bekannt, dass es politische Gefangene gab“
Hamiltons Überraschung über die Abgründe der DDR ist auch deswegen erstaunlich, weil der überzeugte Kommunist selbst Opfer der Stasi geworden ist. Seine Dutzende Seiten dicke Akte, deren Kopie er zu Hause in London verwahrt, belegt die ausgiebige Überwachung. Heimliche Fotos im Radiosender, abgefangene Briefe an Freunde.
Wenige Monate später, am 17. Januar 1988, geriet das traditionelle Gedenken am Todestag von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht zur ersten großen Herausforderung des Regimes. Demonstranten hielten Banner hoch mit Luxemburgs Ausspruch „Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden“. Stasi-Mitarbeiter nahmen 120 Demonstranten fest, mehrere Teilnehmer wurden in die Bundesrepublik abgeschoben. Angesichts der zu erwartenden Proteste im Westen ließ das Zentralkomitee eine Pressemitteilung zu dem Vorfall auf Englisch herausgeben. „Da habe ich mich zum ersten Mal geweigert, mit meinem Namen die Abnahme einer Übersetzung abzusegnen“, sagt Hamilton.
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AZ