Am Tag vor Weihnachten fuhren wir in die DDR. Wir betraten unsere Neubauwohnung, die wir vier Monate zuvor verlassen hatten. Es lag kein Korn Staub. Jemand hatte den Überbau von der Schlafzimmergarnitur abmontiert. Im Wohnzimmer lagen zwei Stapel mit Briefen. Auf dem einen stand: "Briefe von Herrn K. an Frau K.". Auf dem anderen: "Briefe von Frau K. an Herrn K.".
Vielleicht hätte die DDR noch eine Chance gehabt, wenn Ende der 70er Jahre andere, offenere Menschen an ihrer Spitze gekommen wären. Leute, die das Recht der Bürger auf eine eigene Meinung ernst genommen hätten und die sich bemüht hätten, die Wirtschaft zu reformieren. Wären die 5-Jahres-Pläne abgeschafft, Privatbetriebe zugelassen und der Handel mit dem westlichen Ausland intensiviert worden, wären die positiven Seiten der DDR, die soziale Absicherung ihrer Bürger, vielleicht finanzierbar gewesen. Wahrscheinlich aber hätte Leonid Breschnew, der große Bruder in Moskau, eine solche Entwicklung nicht zugelassen. Insofern hatte das Land schon damals keine Zukunft mehr.
Interessierter hat geschrieben: Das meiste Hab und Gut ging verloren, zehn Pakete pro Person waren mitzunehmen erlaubt
„Er hakte das Abschleppseil aus und ließ uns auf der Straße der sowjetischen Befreiung stehen.“
Auf der Autobahn mussten sie wieder auf dem Standstreifen halten: Die beiden Männer hatten sich im Leipziger Ratskeller den Magen verdorben und übergaben sich über die Leitplanke.
....und gleich von der ersten Klasse an wurden wir politisch geschult. Es gab nur ein Motto: “Der Imperialismus will Krieg, und die Amerikaner sind Imperialisten”.
(War später auch noch so)
Schließlich mussten wir jeden Monat eine Petition unterschreiben, in der wir erklärten, nicht nach Westberlin zu fahren, keinen Kontakt mit Westberlinern zu haben oder aufzunehmen. Also auch keine Post aus dem feindlichen Teil des Landes und keine Besuche zu Verwandten im Westen. Wir hatten aber Verwandte drüben die wir auch regelmäßig besuchten.
Uns wurde auferlegt alle zu melden die sich nicht daran hielten. Auch Familienangehörige, wie Eltern, Oma, Tante, sollten wir denunzieren.
In der Schule mussten wir dann einen Aufsatz schreiben, warum es in der Deutschen Demokratischen Republik kein Obst außerhalb der Saison gibt. Es wurden die Wetterverhältnisse vorgeschoben. Ich schrieb dann voller Frust, dass es im Westen alles gibt und hier nichts. Außerdem wäre in Westberlin das Wetter nicht anders als bei uns. Das war dann auch eine glatte Fünf, meine Eltern wurden in die Schule bestellt und zur Rede gestellt, was mein Vater aber noch lachend hinnahm.
Interessierter hat geschrieben:Der menschliche Geist ist ein unzuverlässiger Zeuge. Er vergisst, er verdrängt, er formt und färbt. Das gilt um so mehr für Zeiten geschichtlicher Umwälzungen. Was habe ich gedacht, als 1989 die Mauer fiel? Was gehofft? Vieles gerät in der Rückschau durcheinander.
Kumpel hat geschrieben:Ein Zeitzeuge der nach bestem Wissen und Gewissen erzählt ist allerdings allemal glaubwürdiger wie manch selbst ernannter Historiker bei dem eine gewisse ideologische Prägung durch schimmert.
Nostalgiker hat geschrieben:Kumpel hat geschrieben:Ein Zeitzeuge der nach bestem Wissen und Gewissen erzählt ist allerdings allemal glaubwürdiger wie manch selbst ernannter Historiker bei dem eine gewisse ideologische Prägung durch schimmert.
---> siehe Hubertus Knabe als exzellentes Beispiel für diese Behauptung.
Volker Zottmann hat geschrieben:Das ist mal wieder ein neuer Baustein der Erinnerungen, genau nach meinem Geschmack!
Gruß Volker
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