„Mein wagemutiger Großvater hat ein bisschen Ost-Berlin für sich genommen“

Hier bitte ausschließlich Themen die sich mit der Berliner Mauer beschäftigen.

Wo ist der Junge, den mein Vater aus der DDR gezaubert hat?

Beitragvon Interessierter » 10. September 2019, 10:38

Ein Fluchthelfer-Sohn sucht einen DDR-Flüchtling von 1955.

September 2017: Ein Mann klingelt bei der B.Z. Er hat alte Fotos dabei – und eine unglaubliche Geschichte. Er sucht ein Kind aus einer vergilbten Zeitung, 9 Jahre alt, Bernd. Bernd muss heute 70 sein.

„Es war 1955, noch vor dem Mauerbau, aber Flucht war schon bei Lebensgefahr verboten“, berichtet Frank Stienz (61), „da wurde mein Vater zum Fluchthelfer. Nun hoffe ich so, dass ich diesen Jungen finde!“

Der Vater, Erwin Kasch, war damals in Berlin kein Unbekannter, sondern ein berühmter Zauberer: Unter dem Künstlernamen Marno trat er sogar mit Marlene Dietrich auf. Doch in dieser Fluchtgeschichte zauberte er als Privatmann.

1955 flohen 22.910 Ost-Berliner in den Westen. So auch eine Familie namens Schmidtke. Sie kam im Flüchtlingsheim Stauffenbergstraße unter. Am 31. November war Mutter Johanna mit Sohn Bernd am Potsdamer Platz, es war sein neunter Geburtstag.

Plötzlich kamen DDR-Vopos und eine DDR-Schalterbeamtin, ergriffen auf West-Berliner Gebiet Mutter und Sohn, schleppten sie die S-Bahn-Treppe runter. Passanten versuchten einzugreifen – vergeblich.

Zufällig war ein Fotograf in der Nähe – so stand die Geschichte am nächsten Tag auf Seite 1 der B.Z. „Ein Kind wird geraubt!“


Frank Stienz: „Das muss mein Vater gelesen haben. Als Charlottenburger durfte er ja frei reisen. Er nahm Kontakt zu der Familie auf. Dann fuhr er nach Zernikow in der Uckermark, holte Bernd dort bei dessen Großeltern ab und nahm ihn mit nach West-Berlin, er muss ihn als seinen eigenen Sohn ausgegeben haben. Die Mutter konnte alleine fliehen, ohne Familie fiel sie ja nicht auf. So waren alle schließlich im Westen vereint!“

Und die B.Z. berichtete abermals, mit einem Foto von Zauberer Marno und seinem Schützling auf der West-Seite des Brandenburger Tors.

Heute steht Frank Stienz hier. Verkehr rauscht, Touristen machen Fotos. „Ich würde so gerne erfahren, was aus dem kleinen Bernd von damals geworden ist. Vielleicht meldet er sich, wenn er das liest?

https://www.bz-berlin.de/berlin/wo-ist- ... aubert-hat
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Re: Wo ist der Junge, den mein Vater aus der DDR gezaubert hat?

Beitragvon Sperrbrecher » 10. September 2019, 12:34

Interessierter hat geschrieben:„Es war 1955, noch vor dem Mauerbau, aber Flucht war schon bei Lebensgefahr verboten“, berichtet Frank Stienz (61),

Wo war denn da "Lebensgefahr"?

Die S- und U-Bahnen verkehrten zwischen dem Ost- und Westsektoren und es
standen auch nicht an jeder Straße, die von Ost- nach West-Berlin führte, die
Vopos herum, um die Leute zu kontrollierten.

So befuhr z.B. die S-Bahn vom Haltepunkt Friedrichstraße in Ost-Berliin in Richtung Norden mehrfach die die Sektorengrenze und bediente die Haltestellen in West-Berlin,
bevor sie wieder nach Ost-Berlin und weiter in die Zone (nach Oranienburg) fuhr.

Diese Linie hätte man ungefährdet nutzen könne, wenn man abhauen wollte. Man
hätte dann einfach an einer Haltestelle im West-Sektor aussteigen können.
http://s-bahn-galerie.de/S_Bahn_Berlin/ ... Berlin.htm

Ich habe bei meinen Aufenthalten in Berlin des Öfteren die Sektoren gewechselt
und habe mich dabei nie in Lebendgefahr gefühlt. Mit meiner damaligen Freundin,
die in Ost-Berlin wohnte, sind wir fast täglich nach West-Berlin gefahren oder
gelaufen, um dort ins Kino zu gehen. Da konnte man nämlich mit DDR-Geld zahlen
zum Kurs 1:1.
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Re: Wo ist der Junge, den mein Vater aus der DDR gezaubert hat?

Beitragvon Interessierter » 10. September 2019, 13:40

Plötzlich kamen DDR-Vopos und eine DDR-Schalterbeamtin, ergriffen auf West-Berliner Gebiet Mutter und Sohn, schleppten sie die S-Bahn-Treppe runter. Passanten versuchten einzugreifen – vergeblich.


Kommentarlos nur das Zitierte dazu.

Der Artikel zeigt wieder einmal überdeutlich auf, dass damals sogar Menschenraub von West-Berliner Gebiet aus praktiziert wurde und das nicht nur einmal. Deine Sichtweise bleibt dir unbenommen; aber ändert überhaupt nichts an den von der BZ geschilderten Fakten.
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Re: Wo ist der Junge, den mein Vater aus der DDR gezaubert hat?

Beitragvon Merkur » 10. September 2019, 13:53

Interessierter hat geschrieben:Der Artikel zeigt wieder einmal überdeutlich auf, dass damals sogar Menschenraub von West-Berliner Gebiet aus praktiziert wurde


Gab es das eigentlich auch in umgekehrter Richtung?
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: Wo ist der Junge, den mein Vater aus der DDR gezaubert hat?

Beitragvon Interessierter » 10. September 2019, 14:10

Sei doch bitte so freundlich und eröffne einen entsprechenden Thread. Zum hier geschilderten Fall hast du ja anscheinend leider nichts zu sagen und das Thema zerschießen wolltest du doch sicher auch nicht, oder?
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Re: Wo ist der Junge, den mein Vater aus der DDR gezaubert hat?

Beitragvon Olaf Sch. » 10. September 2019, 14:11

Na klar - der Mitropa Koch mit Menthol Zigarette betäubt!
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Re: Wo ist der Junge, den mein Vater aus der DDR gezaubert hat?

Beitragvon Icke46 » 10. September 2019, 14:11

Mal ganz unabhängig von der Geschichte:

Der S-Bahnhof Potsdamer Platz lag, soweit ich weiss, im Osten, wenn auch annähernd auf der Grenzlinie, weshalb der Bahnhof nach dem August 1961 ein sogenannter "Geisterbahnhof" war.
Davon abgesehen muss ich mich dem Sperrbrecher anschliessen: Wo war da die Lebensgefahr? Wenn das schon vor dem 13.08.61 so war, war ja die Mauer eigentlich überflüssig...
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Re: Wo ist der Junge, den mein Vater aus der DDR gezaubert hat?

Beitragvon augenzeuge » 10. September 2019, 15:40

Info:

Mit dem verschärften Passgesetz von 1957 (§8) wird jede unerlaubte Ausreise aus der DDR ("Republikflucht") unter Strafe gestellt. Das Strafmaß umfasste eine Haftstrafe bis zu drei Jahren. Auch die Vorbereitung und der Versuch einer Flucht aus der DDR werden verfolgt und bestraft. Personen, welche die DDR vor dem 11. Dezember 1957 „illegal“ verlassen hatten, wurden aufgrund einer Direktive über die Anwendung des novellierten Passgesetzes strafrechtlich nicht verfolgt. Seit 1968 wurden Flüchtlinge nach §213 des Strafgesetzbuches der DDR wegen "ungesetzlichem Grenzübertritts" verurteilt. Im Juni 1979 wurde der Paragraph durch ein Gesetz neugefasst: Mit dem im Absatz 3 geregelten "schweren Fall" konnten Flüchtlinge eine Haftstrafe von bis zu acht Jahren erhalten.

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Re: Wo ist der Junge, den mein Vater aus der DDR gezaubert hat?

Beitragvon Icke46 » 10. September 2019, 15:55

Nun ist die Geschichte ja von 1955, das ist das eine. Und ohne Deine Argumentation hinsichtlich des Strafrechts anzuzweifeln:

In Berlin war das soweit ich das aus Erzählungen weiss, überhaupt nicht praktikabel - man hätte jeden Fahrgast, der über Friedrichstraße Richtung Zoo oder unten Richtung Gesundbrunnen bzw. Anhalter Bahnhof fuhr, verhaften und verurteilen müssen. Das wären dann im Wortsinne Hunderttausende gewesen....
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Re: Wo ist der Junge, den mein Vater aus der DDR gezaubert hat?

Beitragvon Werner Thal » 10. September 2019, 16:25

S-B-Treppe.jpg


Das Fotos zeigt den einzigen S-Bahn-Aufgang, der am Potsdamer Platz in den britischen Sektor führte.

Quelle: "Der Abend, Archiv S-Bahn-Museum

W..
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Re: Wo ist der Junge, den mein Vater aus der DDR gezaubert hat?

Beitragvon Werner Thal » 10. September 2019, 16:35

Aufg..jpg


Der selbe Aufgang - am Sonnabend, 19. August 1961

Quelle: Landesbildstelle Berlin

W. T.
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Re: Wo ist der Junge, den mein Vater aus der DDR gezaubert hat?

Beitragvon Werner Thal » 10. September 2019, 16:40

Potsd. P.jpg


Die selbe Stelle - frühe 1960er Jahre.

Quelle: Landesbildstelle Berlin

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Re: Wo ist der Junge, den mein Vater aus der DDR gezaubert hat?

Beitragvon Sperrbrecher » 11. September 2019, 09:33

augenzeuge hat geschrieben:Info:
Mit dem verschärften Passgesetz von 1957 (§8) wird jede unerlaubte Ausreise aus der DDR ("Republikflucht") unter Strafe gestellt.

In diesen Gesetz ist allerdings immer nur vom Ausland bzw. von Westdeutschland
die Rede. West-Berlin findet darin keine Erwähnung, denn es war kein Bestandteil
der Bundesrepublik und unterstand wie ganz Berlin, dem Viermächtestatus.

Im Februar 1945 war unter anderem vereinbart worden, Deutschland in vier Besatzungszonen und die Reichshauptstadt Berlin in vier Sektoren aufzuteilen.
Die Freizügigkeit des Personenverkehrs innerhalb der Stadt wurde von der
Teilung Berlins in einen Ost- und Westteil nicht berührt,

Die Errichtung der Hauptstadt der DDR in Ost-Berlin stand eigentlich im Widerspruch zu diesen Viermächtestatus und war illegal.
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Re: Wo ist der Junge, den mein Vater aus der DDR gezaubert hat?

Beitragvon zonenhasser » 11. September 2019, 10:07

Sperrbrecher hat geschrieben:Im Februar 1945 war unter anderem vereinbart worden, Deutschland in vier Besatzungszonen und die Reichshauptstadt Berlin in vier Sektoren aufzuteilen.


Ja, auf der Konferenz von Jalta vom 2. bis 11. 2. 45 - https://de.wikipedia.org/wiki/Geschicht ... %80%931990)
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Re: Wo ist der Junge, den mein Vater aus der DDR gezaubert hat?

Beitragvon Ari@D187 » 11. September 2019, 11:08

icke46 hat geschrieben:Mal ganz unabhängig von der Geschichte:

Der S-Bahnhof Potsdamer Platz lag, soweit ich weiss, im Osten, wenn auch annähernd auf der Grenzlinie, weshalb der Bahnhof nach dem August 1961 ein sogenannter "Geisterbahnhof" war.
[...]

Auch ganz unabhängig von der Geschichte und den "Fakten"...

Soweit ich das recherchieren konnte, lagen damals sämtliche Zugänge zum Bahnhof auf ostberliner Gebiet, auch wenn einige Zugänge vom "Westen" frei zugänglich waren. Der exakte Verlauf der Sektorengrenze war damals höchstwahrscheinlich ebensowenig sichtbar wie auch 1988, als ich genau in diesem Bereich an der Mauer (unbewusst auf ostberliner Gebiet) entlangging.

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Re: Wo ist der Junge, den mein Vater aus der DDR gezaubert hat?

Beitragvon Werner Thal » 11. September 2019, 13:19

Potsd. Pl-Mai 1949.jpg


Potsdamer Platz-Sektorengrenze zum britischen Sektor. Mai 1949.
"Das Ende der Berliner Blockade". Hier ist die Bordsteinkante eindeutig als Sektorengrenze markiert.

Quelle: almy stock photo

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Re: Wo ist der Junge, den mein Vater aus der DDR gezaubert hat?

Beitragvon Sperrbrecher » 11. September 2019, 13:44

Ari@D187 hat geschrieben:Soweit ich das recherchieren konnte, lagen damals sämtliche Zugänge zum Bahnhof auf ostberliner Gebiet, auch wenn einige Zugänge vom "Westen" frei zugänglich waren.

Es gab zumindest einen Ausgang, der direkt nach West-Berlin, in den britischen Sektor führte.
@Werner Thal hatte die entsprechenden Bilder doch eingestellt.
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Re: Wo ist der Junge, den mein Vater aus der DDR gezaubert hat?

Beitragvon Ari@D187 » 11. September 2019, 14:06

Sperrbrecher hat geschrieben:
Ari@D187 hat geschrieben:Soweit ich das recherchieren konnte, lagen damals sämtliche Zugänge zum Bahnhof auf ostberliner Gebiet, auch wenn einige Zugänge vom "Westen" frei zugänglich waren.

Es gab zumindest einen Ausgang, der direkt nach West-Berlin, in den britischen Sektor führte.
@Werner Thal hatte die entsprechenden Bilder doch eingestellt.

Und woran erkennt man, dass der Ausgang sich in dem britischen Sektor befindet? Bin 1988 genau dort vorbei-/drübergelaufen und befand mich unbewusst im sowjetischen Sektor.

Die Eingänge zur U- und S-Bahn am Potsdamer Platz wurden u.a. hier diskutiert (hoffe, Link in ein anderes Forum ist ok)
-> Link

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Re: Wo ist der Junge, den mein Vater aus der DDR gezaubert hat?

Beitragvon augenzeuge » 11. September 2019, 16:38

Sperrbrecher hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:Info:
Mit dem verschärften Passgesetz von 1957 (§8) wird jede unerlaubte Ausreise aus der DDR ("Republikflucht") unter Strafe gestellt.

In diesen Gesetz ist allerdings immer nur vom Ausland bzw. von Westdeutschland
die Rede. West-Berlin findet darin keine Erwähnung, denn es war kein Bestandteil
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Es geht um Republikflucht. Da spielt es keine Rolle wohin die erfolgt.

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Re: Wo ist der Junge, den mein Vater aus der DDR gezaubert hat?

Beitragvon zonenhasser » 11. September 2019, 16:47

augenzeuge hat geschrieben:Es geht um Republikflucht. Da spielt es keine Rolle wohin die erfolgt.


Kommt ein Trabant vor der Irrenanstalt zum Stehen und springt nicht wieder an. Ruft einer vom Fenster: "Die Kerzen, die Kerzen!" Der Autofahrer zeigt ihm den Vogel. Doch vom Fenster erschallt wieder: "Die Kerzen, die Kerzen!" Schließlich wechselt derr Fahrer doch die Zündkerzen - der Motor läuft wieder rund.

"Woher wussten Sie das?"

"Ich bin Autoelektriker!"

"Warum sind Sie hier?"

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Re: Wo ist der Junge, den mein Vater aus der DDR gezaubert hat?

Beitragvon Werner Thal » 11. September 2019, 19:25

Ari@D187 hat geschrieben:
Sperrbrecher hat geschrieben:
Ari@D187 hat geschrieben:Soweit ich das recherchieren konnte, lagen damals sämtliche Zugänge zum Bahnhof auf ostberliner Gebiet, auch wenn einige Zugänge vom "Westen" frei zugänglich waren.

Es gab zumindest einen Ausgang, der direkt nach West-Berlin, in den britischen Sektor führte.
@Werner Thal hatte die entsprechenden Bilder doch eingestellt.

Und woran erkennt man, dass der Ausgang sich in dem britischen Sektor befindet? Bin 1988 genau dort vorbei-/drübergelaufen und befand mich unbewusst im sowjetischen Sektor.

Die Eingänge zur U- und S-Bahn am Potsdamer Platz wurden u.a. hier diskutiert (hoffe, Link in ein anderes Forum ist ok)
-> Link

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P.S.: Wir können diesbezüglich auch gern ein eigenes Thema eröffnen und die Beiträge dahin verschieben, um das Thema hier nicht zu zerschiessen.


Als Erklärung wie, wo und überhaupt habe ich 4 Fotos in den Thread ==> Die Berliner Mauer - Unterpunkt ==> Historische Bilder und Dokumente gestellt.

Somit habe ich einen Fotonachweis meiner Behauptung erbracht. Für mich ist an dieser Stelle das Thema erledigt - Danke!

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Re: Wo ist der Junge, den mein Vater aus der DDR gezaubert hat?

Beitragvon Sperrbrecher » 12. September 2019, 00:36

Ari@D187 hat geschrieben:Und woran erkennt man, dass der Ausgang sich in dem britischen Sektor befindet?

Weil ich diesen Ausgang vor dem Mauerbau etliche male genutzt habe, es war allerdings der Ausgang von der S-Bahn. Ob es da eine unterirdische Verbindung zwischen S- und U-Bahn
gab ist mir allerdings nicht mehr erinnerlich? Nach dem Mauerbau wurde diese S-Bahnstrecke allerdings m.W. nicht mehr bedient. Aber als ich in West-Berlin wohnte, habe ich wie viele andere, die S-Bahn auch nie benutzt.
Bin 1988 genau dort vorbei-/drübergelaufen und befand mich unbewusst im sowjetischen Sektor.

Wohl kaum, denn der befand ich auf der westlichen Seite der Mauer und 88 stand die Mauer
noch in voller Pracht. Wenn er auf östlicher Seite gelegen hätte, hättest Du nur als Grenzer
der DDR vorbei-/darüberlaufen können, denn der Potsdamer Platz war DDR-Grenzsperrgebiet, da kam kein Normalbürger hin.
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Re: Wo ist der Junge, den mein Vater aus der DDR gezaubert hat?

Beitragvon Icke46 » 12. September 2019, 06:47

Also, die S-Bahnlinie der Nord-Süd-S-Bahn nach Lichtenrade bzw. Wannsee wurde auch nach dem Mauerbau weiter betrieben, allerdings wurde der Bahnhof Potsdamer Platz in der Tunnelstrecke ohne Halt passiert, genauso wie die Stationen Nordbahnhof, Oranienburger Straße und Unter den Linden, einzige Tunnelstation im Westen war der Anhalter Bahnhof, die nächste Station Richtung Süden hinter Potsdamer Platz.

Was den S-Bahn-Zugang auf der westlichen Seite der Mauer angeht: Es war (und ist) scheinbar ein unausrottbarer Irrtum, zu glauben, dass Ost-Berlin bzw. die DDR an der Mauer zuende war. Die wirkliche Grenzlinie war fast immer (Ausnahme zb. Bernauer Straße) ein Stück vor der Mauer - im Normalfall hätte jeder, der dort direkt lang ging bzw. sich seinen künstlerischen Ambitionen in Bezug auf Mauerverschönerung nachging, als Grenzverletzer festgenommen werden können.
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Re: Wo ist der Junge, den mein Vater aus der DDR gezaubert hat?

Beitragvon Nostalgiker » 12. September 2019, 07:16

Das ist fast richtig icke46, du hast den Bahnhof Friedrichstrasse "vergessen".

Die letzte Station im Norden war Humboldthain, dann fuhr die S-Bahn ohne Halt; außer Bahnhof Friedrichstrasse; bis Anhalter Bahnhof durch in Süden durch.
Die Eingänge der geschlossenen Bahnhöfe Nordbahnhof, Oranienburger Strasse, Unter den Linden und Potsdamer Platz waren alle erhalten. Allerdings ohne Hinweis das das ein S-Bahnhof ist ....
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
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Re: Wo ist der Junge, den mein Vater aus der DDR gezaubert hat?

Beitragvon Icke46 » 12. September 2019, 07:35

Den Bahnhof Friedrichstraße habe ich nicht vergessen, sondern deshalb weggelassen, weils erstens kein Geisterbahnhof war und zweitens ich davon ausging, dass der eine oder andere schon von ihm gehört hat [wink] . Aber für die Vollständigkeit wärs besser gewesen.

Am S-Bahnhof Humboldthain habe ich große Teile meiner Kindheit verbracht, aus dem Fenster der Wohnung im vierten Stock hatte ich den Bahnsteig immer im Blick. Für mich als Kind war das ungeheuer spannend, und von daher rührt auch meine "S-Bahn-Macke" [grins] .
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Re: Wo ist der Junge, den mein Vater aus der DDR gezaubert hat?

Beitragvon Nostalgiker » 12. September 2019, 08:02

Das ist natürlich ein Aspekt.
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

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Re: Wo ist der Junge, den mein Vater aus der DDR gezaubert hat?

Beitragvon Ari@D187 » 12. September 2019, 09:58

Sperrbrecher hat geschrieben:
Ari@D187 hat geschrieben:Und woran erkennt man, dass der Ausgang sich in dem britischen Sektor befindet?

Weil ich diesen Ausgang vor dem Mauerbau etliche male genutzt habe, es war allerdings der Ausgang von der S-Bahn. Ob es da eine unterirdische Verbindung zwischen S- und U-Bahn
gab ist mir allerdings nicht mehr erinnerlich? Nach dem Mauerbau wurde diese S-Bahnstrecke allerdings m.W. nicht mehr bedient. Aber als ich in West-Berlin wohnte, habe ich wie viele andere, die S-Bahn auch nie benutzt.
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Wohl kaum, denn der befand ich auf der westlichen Seite der Mauer und 88 stand die Mauer
noch in voller Pracht. Wenn er auf östlicher Seite gelegen hätte, hättest Du nur als Grenzer
der DDR vorbei-/darüberlaufen können, denn der Potsdamer Platz war DDR-Grenzsperrgebiet, da kam kein Normalbürger hin.

Hmm, ggf. unterlagen die geflüchtete Mutter mit ihrem Sohn auch dem Irrtum, sich noch im britischen Sektor zu befinden, obwohl sie sich bereits im sowjetischen Sektor befanden. Das mit den S-Bahn-Zugängen sollte sich klären lassen.

Zu 1988: Das die Mauer in diesem Bereich nicht auf der Sektorengrenze stand, hatte Icke ja bereits erläutert.

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Re: Wo ist der Junge, den mein Vater aus der DDR gezaubert hat?

Beitragvon Ari@D187 » 12. September 2019, 11:06

Bin gerade bei HistoMap Berlin fündig geworden.
-> Link

In der Übersichtskarte zum Potsdamer Platz hineinzoomen/scrollen, dann die Karte mit der linken Maustaste markieren. Es werden dann links die für den Bereich verfügbaren Karten angezeigt.

K4 4233 von 1950 zeigt z.B. alle S- und U-Bahneingänge. Sie liegen alle im sowjetischen Sektor.

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Re: Wo ist der Junge, den mein Vater aus der DDR gezaubert hat?

Beitragvon augenzeuge » 12. September 2019, 12:36

Kann gar nicht anders sein. [laugh]

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Re: Wo ist der Junge, den mein Vater aus der DDR gezaubert hat?

Beitragvon Sperrbrecher » 12. September 2019, 13:40

Ari@D187 hat geschrieben:Bin gerade bei HistoMap Berlin fündig geworden.
-> Link


Vielen Dank für den Link.

Wenn diese rosa eingezeichnete Linie den genauen Grenzverlauf bezeichnet, hast Du recht. Allerdings glaube ich mich zu erinnern, dass die Grenzschilder (Ende des demokratischen Sektors) bereits auf östlicher Seite, etliche Meter vor diesen Zugängen standen und dort
auch keine Vopos mehr standen, welche die Passanten anhalten oder kontrollieren konnten.
So nah an den bösen Westen trauten sie sich dann wohl doch nicht.

https://www.google.de/search?q=Ende+des ... 7150&vet=1

Da hat dann wohl die DDR auch beim Mauerbau einige Quadratmeter ihres Territoriums an den Westen verschenkt.
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