Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten

Hier bitte ausschließlich Themen die sich mit der Berliner Mauer beschäftigen.

Re: 55 Jahre Mauerbau

Beitragvon Interessierter » 13. August 2019, 08:23

Auch nach jetzt 58 Jahren muss man an dieses unmenschliche Bauwerk der Kommunisten erinnern.

Wir müssen erinnern, was Mauern mit Menschen machen

Der Tag des Mauerfalls rückt näher. Doch erinnern muss man auch an den Mauerbau vor 58 Jahren. Er zerriss eine Stadt und eine Welt in zwei Teile.

Sie teilte Bürgersteige, Familien, Träume. Und sie trennte unsere Stadt, das ganze Land, die halbe Welt. In diesem Herbst feiern wir, dass unsere Welt seit 30 Jahren wieder eine ist – auch wenn sich Deutschland längst nicht einig ist, auch wenn die Welt wieder in neue Teile zerfasert. Einigkeit herrscht in einem: Die Mauer, die Schreckliche, musste weg. Sie kostete allein in Berlin mindestens 140 Menschen das Leben. Schon diesen Menschen, aus unserer Stadtmitte gerissen, sind wir es schuldig, an den Tag des Mauerbaus zu denken.

Heute, am 13. August, jährt sich der schrecklich historische Moment zum 58. Mal. Heimlich herbeigeschaffte Mauersteine wurden in einer sonntäglichen militärischen Nachtaktion zum angeblich „antifaschistischen Schutzwall“ aufgetürmt, der nur eine Funktion hatte: Menschen, die sich nach der großen Freiheit und einem kleinen Wohlstand sehnten, in der DDR einzumörteln. Durchgesetzt mit Schießbefehl. Geplant von der kommunistischen DDR-Führung unter sowjetischer Kuratel. Toleriert auch von den Westalliierten. Die Freiheit West- Berlins, auch sie war nur eine kleine.

Weiter hier:
https://www.tagesspiegel.de/berlin/jahr ... 96460.html
Interessierter
 

Re: 55 Jahre Mauerbau

Beitragvon Nostalgiker » 13. August 2019, 08:49

Was für ein demagogischer Artikel, gespickt mit Halbwahrheiten, Verdrehungen und auch mit kleinen Lügen.

Das "Land" und die "Stadt"waren 1961 bereits seit fast 15 Jahren geteilt und die bösen Kommunisten führten als ersten sichtbaren Schritt der Teilung in der TriZone und den Westsektoren von Berlin eine separate Währung ein ........

Der City Song Berlin war natürlich "zensiert" wie sonst wäre der Schreiberling auf die von ihm zitierte Textzeile gestoßen ......

Und sowas kommt aus der Feder eines; wahrscheinlich selbsternannten " Experten zur deutschen Einheit".
Es macht die Sache nicht besser das er fast 15 Jahre in der DDR aufwuchs .......
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

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Re: 55 Jahre Mauerbau

Beitragvon Kumpel » 13. August 2019, 08:58

Geile Mugge der Song. Zensiert war der wohl nicht.
Erstaunlich war der Text aber schon.
Gab ja genug andere Sachen zu zensieren und 87 fühlten sich die Genossen noch sicher im Sattel.
Der hieß aber nicht Berlin.
Ansonsten eher eine Petitesse im Bezug zur Mauer und dem ganzen Drum und Dran.
Der Mauerbau war schon die absolute Zäsur und es gab ab diesem Zeitpunkt ein davor und danach.
Kumpel
 

Re: 55 Jahre Mauerbau

Beitragvon Nostalgiker » 13. August 2019, 09:36

Natürlich war das ein Test für Text- und Titelsicherheit .....

Der Song heißt; "z. B. Susann", stammt vom Album 'Casablanca' von 1987.
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Re: 55 Jahre Mauerbau

Beitragvon Kumpel » 13. August 2019, 09:46

Nostalgiker hat geschrieben:Natürlich war das ein Test für Text- und Titelsicherheit .....


Ach hieß das damals so?
Kumpel
 

Re: 55 Jahre Mauerbau

Beitragvon Nostalgiker » 13. August 2019, 09:56

Ja, der Song heißt auch Heute noch so.
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

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Re: 55 Jahre Mauerbau

Beitragvon Kumpel » 13. August 2019, 09:59

Menno.
Ich meinte den Ausdruck Titel- und Textsicherheit.
Kumpel
 

Re: 55 Jahre Mauerbau

Beitragvon zonenhasser » 13. August 2019, 10:04



Codierte Kritik. Zu „z.B. Susann“ von City

https://deutschelieder.wordpress.com/20 ... -b-susann/
Die “Rote Fahne” schrieb noch “wir werden siegen”, da hatte ich mein Geld schon in der Schweiz.
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Re: 55 Jahre Mauerbau

Beitragvon Werner Thal » 9. Oktober 2019, 12:46

Auch solche Auswüchse gab es vor dem 13. August 1961 im Ostsektor von Berlin:
Grenzgänger.jpg


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Re: 55 Jahre Mauerbau

Beitragvon Werner Thal » 17. Oktober 2019, 15:30

Durch ein Zaunloch in den Osten und zurück

In der Serie "50 Jahre Mauerbau" berichten Zeitzeugen über ihre Erlebnisse im geteilten
Berlin. Monika Schönickes Vater besaß im Westen in einer Gartenkolonie ein Häuschen. Zehn Mal
musste die damals 13-jährige mit ihrer Schwester durch ein Loch im Zaun zurück in den Osten, um Hausrat zu holen.

Als die Welt den Atem anhält, liegt die 13-jährige Monika Jandek in einer Neukölln Gartenkolonie und schläft. Zwischen Schrebergärten und Holzhütten besitzt ihre Familie im "Helmutstal"
kleines Steinhaus für die Sommermonate. Gerade anderthalb Zimmer groß, niedrige Decken, davor ein kleiner Garten.

Am 13. August 1961 werden die Jandeks um sieben Uhr morgens aus dem Schlaf gerissen. Ein
lautes, durchdringendes Klingeln. Dreimal, viermal. Vor der Tür steht ein Nachbar aus der Kolonie. "Kommt raus, die DDR riegelt die Grenze ab, eure Tochter steht noch im Osten",
ruft er panisch. Die Gartenkolonie liegt direkt an der Kiefholzstraße, entlang der die
Sektorengrenze verläuft. Vom Grundstück der Jandeks sind es knapp 200 Meter bis nach Ost-
Berlin. Monikas Vater greift nach den Kleidern und rennt an die Sektorengrenze. Auf der
Straße patrouillieren die Volkspolizisten, an einigen Stellen ist Stacheldraht verlegt. Der
Blick des Vaters schweift über die skurrile Szene vor ihm. Und da stehen sie: Monikas
18 Jahre alte Schwester, daneben ihr Ehemann. Auf dem Arm hält sie die gemeinsame Tochter.
Als sie hörten, dass die DDR die Grenze schließt, sind sie sofort gekommen. Monikas Vater
entschließt sich: Er muss ihnen helfen. Sofort.

Flucht in den Westen

Aus eigener Erfahrung weiß der Vater, wie das Leben in der DDR organisiert ist. Bis 1958 war
er auch ein Teil der sozialistischen Gesellschaft. Die Familie stammt aus Ost-Berlin. Die
jüngste Tochter Monika wurde im Prenzlauer Berg geboren und verbrachte dort ihre Kindheit.
Ihre Eltern hatten ein Friseur-Geschäft. 1957 zwingt der Staat die Jandeks den Laden aufzugeben. Ein Jahr später flieht der Vater in den Westen und lässt seine Familie zurück.
Er wird als politischer Flüchtling anerkannt. Noch ahnt die Familie nicht, dass einmal ein
"antifaschistischer Schutzwall" Berlin teilen könnte. So oft es geht, besuchen Mutter und
Kinder den Vater im Westen. In der Sonnenallee in Neukölln hat er eine Wohnung gemietet.
Das Friseurgeschäft, das er in Prenzlauer Berg aufgeben musste, baut er im Westen wieder
auf. Im Sommer wohnt die Familie wie selbstverständlich für einige Wochen in der Garten-
kolonie. Ein Stück Idylle im Kalten Krieg. Bis zu jenem Sonntag, dem 13. August 1961.

...und hier gehts mit der Geschichte weiter........

https://www.morgenpost.de/berlin/berlin ... rueck.html

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Re: 55 Jahre Mauerbau

Beitragvon Werner Thal » 17. Oktober 2019, 16:39

Das kurze Ende der Sonnenallee

Die Sonnenallee gibt es seit über 130 Jahren. Allerdings hat sie bereits mehrere Namen und richtig bekannt
wurde sie erst 1999 in dem gleichnamigen Film.

Die Sonnenallee verbindet den Hermannplatz in Neukölln mit der Baumschulenstraße. Sie ist rund fünf
Kilometer lang, nur 400 Meter davon liegen in Treptow-Köpenick. Für die Anwohner war die Welt deshalb
bis 1989 schon wenige Schritte nach Beginn der Straße zu Ende.

Bereits kurz nach dem Mauerbau 1961 hatten DDR-Grenzer hier einen der innerstädtischen Übergänge
eingerichtet. Abfertigungsbaracken standen am Straßenrand, Autos mussten zur Erschwerung von Flucht-
versuchen im Salon um Betonblöcke fahren. Mitten in das erst ein Jahr vor dem Mauerbau fertig gewordene
Wohngebiet wurde ein Grenzwachturm gesetzt. Die Anwohner der direkt an der von der Bezirks- zur Sektoren-
grenze gewordenenTrennlinie brauchten Passagierscheine. Direkt vor ihren Wohnzimmern verlief 28 Jahre
lang die Mauer.

Vor Ort findet sich nichts mehr, was an der kleinen Brücke, unter der Heidekampgraben die Sonnenallee unter-
quert, an das DDR-Grenzregime erinnert. Nur die zum zehnten Jahrestag des Mauerfalls eingelassene
Pflasterreihe im Asphalt und eine Metallplakette im Gehweg zeigen den früheren Grenzverlauf. Die einst für
die Mitarbeiter der Gewerkschaftszeitung "Tribüne" gebauten Viergeschosser - heute Wohnungsbaugesellschaft
Treptow Nord - wurden nach der Wende mit neuen Fassaden und frischer Farbe versehen. Zwei Fernrohre an
der früheren Trennlinie gehören zu einer vom Senat 1999 veranstalteten Kunstaktion. Unter dem Titel
"Übergänge" erinnerte die Künstlerin Heike Ponwitz damit an die einstmals sieben innerstädtischen Grenzübergänge.

Als die heutige Sonnenallee ab 1880 von Nixdorf aus in Richtung Baumschulenweg angelegt wurde, hieß sie laut
Bebauungsplan zuerst Straße 84. Erst 1893 wurde sie in Kaiser-Friedrich-Straße benannt. Im April 1920 erhielt der
Stadtteil in Neukölln dann den Namen Sonnenallee, der Teil in Baumschulenweg wurde erst 1928 so benannt.
Die Nationalsozialisten verpassten ihr zehn Jahre später den Namen Brauner Straße, nach dem Geburtsort von
Adolf Hitler. Erst gut zwei Jahre nach Kriegsende, am 31. Juli 1947, wurde daraus wieder die Sonnenallee.

Wer von Baumschulenweg aus in Richtung Neukölln pilgert, der findet gleich am Anfang der Sonnenallee ein
Kuriosum. An einer Fassade findet sich der Schriftzug "Kupferkessel". Dahinter befand sich das gleichnamige, vor
rund fünf Jahren geschlossene Restaurant. Zu DDR-Zeiten geriet es sogar mal in den Gerichtsbericht der
"Wochenpost". Hatte man doch tatsächlich das beliebte Hundefutter "Goldie" zu Ragout fin verarbeitet. Aufgefallen
war das nur, weil sich im Hof die leeren Hundefuttergläser stapelten.

Für den Film "Sonnenallee"wurde übrigens keine einzige Einstellung in der Straße gedreht,
1999 waren alle Grenzanlagen bereits verschwunden. Grenzanlagen und Wohnhäuser wurden damals in die
Kulisse Berliner Straße in Babelsberg eingebaut. Die Schulszenen entstanden in Köpenick in der heutigen Müggel-
schlößchen-Grundschule im Allende-Viertel.

https://www.berliner-woche.de/baumschul ... ee_a140166

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Re: 55 Jahre Mauerbau

Beitragvon Werner Thal » 9. Juni 2020, 15:23

augenzeuge hat geschrieben:Wer weiß wo und wann das ist?

Bild

AZ



Diese Art von Demos am Checkpoint Charlie fanden in den 1980er Jahren meistens am jeweiligen 13. August statt.
Bei Youtube unter "Checkpoint Charlie" existiert immer noch ein Kurz-Video vom 13. August 1987, in dem ein
Stabsoffizier von ehemaligen Flüchtlingen verbal hart angegangen wird.

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Re: „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten…“ (Walter Ulbrichts Lüge)

Beitragvon augenzeuge » 26. Januar 2021, 10:25

Beethoven hat geschrieben:ich habe mich in der DDR nicht eingesperrt gefühlt und ich weiß, dass es in meiner Familie und bei meinen Freunden genauso war.


Nun Beethoven, der eine erkannte dieses Gefühl eben später als der andere. Fakt ist: Die Masse fühlte sich eingesperrt, was man am 9.11.89 deutlich erkennen konnte.
Heute würdest du es womöglich wie auch Karnak erkennen, wenn es wieder so wäre. Der fühlt sich ja schon durch Corona eingesperrt.... [flash]

Zum Thema:

Ist eigentlich hier jedem bekannt, dass die Mauer schon 9 Jahre früher hätte kommen sollen? Wenn es nach Ulbricht gegangen wäre....aber der scheiterte an Stalin.

1952 wird die Grenze der DDR zur Bundesrepublik geschlossen, um Flüchtlingen den Weg zu versperren. Die Berliner Sektorengrenzen bleiben offen. Ulbricht will auch diese schließen, er will die Mauer. Moskau weigert sich - 1952.

Am 1. April 1952 verlangte Stalin von den SED-Führern Wilhelm Pieck, Walter Ulbricht und Otto Grotewohl, sie sollten die seit 1948 unter der Bezeichnung „Volkspolizei-Bereitschaften“ aufgestellten Militärkader zu einer Massenarmee von 30 Divisionen mit 300 000 Mann erweitern. An die Stelle des seit 1945 propagierten Pazifismus solle der Wille zur „Verteidigung des sozialistischen Vaterlandes“ treten, schließlich seien Streitkräfte im Sozialismus etwas ganz anderes als Streitkräfte im Kapitalismus: Sie unterstützten das Lager des Friedens, nicht des Krieges.

Die SED-Spitze war sich der Schwierigkeiten bewusst, die dieser Kurswechsel mit sich bringen sollte. Vor allem war sie sich darüber im Klaren, dass infolge der Aufrüstung mehr Menschen die Flucht in den Westen ergreifen würden. 1951 hatten 188 000 Personen der DDR den Rücken gekehrt, darunter viele qualifizierte Fachkräfte und Jugendliche. Wenn jetzt eine Armee aufgestellt würde, so war zu erwarten, dass sich junge Männer in großer Zahl dem Dienst mit der Waffe durch „Republikflucht“ entziehen würden.

Die Anwerbung militärischen Personals erwies sich als schwierig, denn offiziell war nur von der Bildung polizeilicher Organe und einer nur allgemein-demokratischen Entwicklung die Rede. Rekruten protestierten, wenn sie sich wider Erwarten in einer militärischen Truppe vorfanden. Ebenso macht die Kollektivierung Probleme, den Mitgliedern der Produktionsgenossenschaften war nicht klarzumachen, wieso sie auf bäuerliche Selbständigkeit verzichten sollten.

Zur Überzeugung der Bevölkerung verkündete Ulbricht den „Aufbau der Grundlagen des Sozialismus“. Man stehe an einem „Wendepunkt der Entwicklung Deutschlands“.
Ulbricht: „Infolge der doppelten Versklavung in Westdeutschland durch das amerikanische und deutsche Monopolkapital wird der Lebensstandard der Bevölkerung sinken, während in der Deutschen Demokratischen Republik und im demokratischen Sektor von Berlin durch den Übergang zum Sozialismus die materiellen und kulturellen Lebensbedingungen des werktätigen Volkes planmäßig verbessert werden.“

Ende 1952 sprachen Ulbricht, der Chef der SKK, Armeegeneral Tschuikow, in Personalunion Oberbefehlshaber der sowjetischen Besatzungstruppen, und sein Politischer Berater, Semjonow, über die kritische Lage und ihre Gründe. Ulbrichts Problem war die offene Sektorengrenze in Berlin. Wie aus dem Bericht der SKK und der Antwort des sowjetischen Außenministers Molotow hervorgeht, die beide bislang in der Diskussion über die erste Staatskrise der DDR keine Rolle spielten, da unbekannt, verlangte der ZK-Generalsekretär nichts weniger als die Schließung der Grenze zwischen dem Westen und dem Ostteil der Stadt. Nach Ansicht Ulbrichts bot sich im Januar oder Februar 1953 eine gute Gelegenheit „zur Durchführung von Maßnahmen zum Schutz der Sektorengrenzen Berlins“. Tschuikow hieß das Begehren Ulbrichts gut und leitete es weiter an Außenminister Wyschinskij.

Jetzt kam Stalins Tod dazwischen. Ende März antwortete dann Außenminister Molotow:
"Die Durchführung dieser Maßnahmen würde in Berlin „unausweichlich zur Zerstörung der gewohnten Ordnung des städtischen Lebens führen, eine Desorganisation in die städtische Wirtschaft hineintragen und sich dadurch auf die Interessen der Bevölkerung nicht nur West-, sondern auch Ost-Berlins auswirken“. Es würden „Erbitterung und Unzufriedenheit gegen die Regierung der DDR und die sowjetischen Behörden“ entstehen, „was von den drei Westmächten gegen die Interessen der DDR und der UdSSR ausgenutzt werden würde“. Auch erschiene dann „die Aufrichtigkeit der Politik der Sowjetregierung und der DDR-Regierung“ für die deutsche Einheit und den Abschluss des Friedensvertrags zweifelhaft. Das würde „den politischen Erfolgen ernsten Schaden zufügen, die in Westdeutschland als Ergebnis der Verwirklichung dieser gerechten Politik erzielt worden sind“. Die Errichtung eines Grenzregimes in Berlin würde zum „Schaden der Länder des Lagers des Friedens und der Demokratie“ die Beziehungen der Sowjetunion zu den Westmächten „komplizieren“, was zu vermeiden sei."

In der Zwischenzeit hatte sich die Lage in der DDR zugespitzt. Eine Warnung des Vorsitzenden der Staatlichen Plankommission, Rau, vor Überforderung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit war ignoriert worden. Die Kollektivierung der Landwirtschaft und die Zerschlagung des privaten Einzelhandels verschärften die Lage. Die Fluchtwelle schwoll an. Bald fehlte es überall an Fach- und Arbeitskräften.

Der Beitrag der Justiz zum „Klassenkampf“ fand auch Ausdruck in der Entwicklung der Zahl der Straf- und Untersuchungshäftlinge. Deren Zahl erreichte nach amtlichen Angaben im Mai 1953 mit 61 400 Häftlingen in der DDR (ohne Ost-Berlin) den Höhepunkt. Das war der Hintergrund, vor dem bei dem Volksaufstand des 17. Juni 1953 annähernd 70 Haftanstalten in der DDR belagert und 1500 Häftlinge befreit wurden.

Den Höhepunkt der Abwanderung bildete das erste Quartal 1953, als 84 034 Personen, darunter 1836 SED- und 1781 FDJ-Mitglieder, der DDR den Rücken gekehrt hatten.

Die sowjetische Führung stellte als „Hauptursache“ fest, dass die SED mit den Beschlüssen der II. Parteikonferenz „fälschlicherweise Kurs auf einen beschleunigten Aufbau des Sozialismus genommen“ habe, ohne dass die „dafür notwendigen realen sowohl innen- als auch außenpolitischen Voraussetzungen“ bestanden hätten.

Die angekündigten Veränderungen waren so tiefgreifend, dass in der DDR vielfach der Eindruck entstand, die Sowjetunion habe dem kommunistischen Regime die Unterstützung entzogen. Erstmals schien es möglich, sich der SED-Führung zu widersetzen. Damit trat ein Akteur auf dem Plan, mit dem die kommunistische Führung weder in Moskau noch Ost-Berlin gerechnet hatte: das Volk. Es folgte der 17. Juni 1953.

https://www.faz.net/aktuell/politik/die ... ageIndex_7

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Re: 55 Jahre Mauerbau

Beitragvon Interessierter » 8. Juni 2021, 10:33

Fotogalerie
Berliner Mauer in Bildern: So sah’s damals aus – und so heute


Wir zeigen euch die Berliner Mauer in Bildern – und wie dieselben Orte heute aussehen. Der Mauerbau begann am 13. August 1961, bis 1989 war Berlin eine geteilte Stadt. Seither hat sie sich rasend verändert. Das wird auch in unserer Bildergalerie deutlich: Manche Orte haben sich Erinnerungen an die ehemalige Grenze als historisches Souvenir bewahrt. Andere hingegen sind kaum wiederzuerkennen.

Die Galerie gibt es hier:
https://www.tip-berlin.de/stadtleben/ge ... ddr-heute/
Interessierter
 

Re: 55 Jahre Mauerbau

Beitragvon Volker Zottmann » 8. Juni 2021, 15:57

Interessante Sichten, Wilfried!
Gerade aber die Bebauung des Pariser Platzes, wo das Brandenburger Tor dazugehört, ist aber mehr als scheußlich.
Von "Unter den Linden" kommend, Richtung Tiergarten, ziert das Tor nicht mehr. Rechts und links daneben die Betonklötze verhunzen den Gesamteindruck. Ich hätte mir da ein grüne offenere Atmosphäre gewünscht. Das wirkt heute noch trutziger und bedrohlicher als die Mauer bis 1989, obwohl man nun durchs Tor fahren oder laufen kann.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: 55 Jahre Mauerbau

Beitragvon 02_24 » 9. Juni 2021, 14:27

Werner Thal hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:Wer weiß wo und wann das ist?


AZ



Diese Art von Demos am Checkpoint Charlie fanden in den 1980er Jahren meistens am jeweiligen 13. August statt.
Bei Youtube unter "Checkpoint Charlie" existiert immer noch ein Kurz-Video vom 13. August 1987, in dem ein
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W. T.


Hi, wo ist denn auf dem Foto die genaue Grenzlinie?
Mit freundlichem Gruß aus dem Harz

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Re: 55 Jahre Mauerbau

Beitragvon Kumpel » 9. Juni 2021, 15:09

Unbenannt.JPG


Hier sieht man es.
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Kumpel
 

Re: 55 Jahre Mauerbau

Beitragvon augenzeuge » 9. Juni 2021, 16:42

Kumpel hat geschrieben:
Unbenannt.JPG


Hier sieht man es.


Ich hab sie mal gelb markiert. Die stehen also fast alle im Osten. [flash]

AZ
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Re: 55 Jahre Mauerbau

Beitragvon 02_24 » 10. Juni 2021, 12:24

Dankeschön, auch an den Poster des Bildes „mit Linie“. [super]
Mit freundlichem Gruß aus dem Harz

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Der Spiegel-Mauerbau vor 60 Jahren

Beitragvon Werner Thal » 13. August 2021, 16:40

Mauerbau vor 60 Jahren

"Ich wollte nicht, dass mein Hoffnungsland DDR ausläuft wie ein durchrosteten Eimer"


Die Berliner Mauer trennte Familien und sperrte die DDR-Bürger ein. Dennoch rechtfertigten
viele das Monsterwerk - auch Wolf Biermann, der am 13. August 1961 als Student zur Agitation
gerufen wurde.

https://www.spiegel.de/geschichte/mauer ... ef99ab0193

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Re: Der Spiegel-Mauerbau vor 60 Jahren

Beitragvon augenzeuge » 13. August 2021, 18:13

Guter Artikel!
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"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
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Re: 55 Jahre Mauerbau

Beitragvon Werner Thal » 6. Oktober 2021, 16:20

DER SPIEGEL 46/1961 - Nach dem Abmarsch der Panzer

https://www.spiegel.de/politik/nach-dem ... 0043367353

CC-1JPG.jpg
CC-2.jpg


Ernst Lemmer am Checkpoint Charlie am Sonnabend, 28. Oktober 1961, nachdem sowohl die US-Tanks, als auch
die sowjetischen Panzer abgezogen worden waren. Der Panzerabzug war keine spontane Aktion, sondern diplomatisch
von "langer Hand" in Ost und West vorbereitet.

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Zuletzt geändert von Werner Thal am 6. Oktober 2021, 16:30, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: 55 Jahre Mauerbau

Beitragvon Volker Zottmann » 6. Oktober 2021, 16:25

Inzwischen ist der unsägliche Mauerbau 60 Jahre her.
Der Thread hat es aber nicht so mit Zahlen. Als er von @dieter1945 eröffnet wurde, war die Mauererrichtung gerade 50 Jahre her und nicht 55.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: 55 Jahre Mauerbau

Beitragvon Werner Thal » 7. Oktober 2021, 08:41

C.C.jpg


Nachtrag zum darüber befindlichen Spiegel-Artikel:

Dieses Foto stammt von der Checkpoint Charlie-Seite, vom Sa, 28. Oktober 2021,
gilt als offizielles Foto. [mundzu]

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Re: 55 Jahre Mauerbau

Beitragvon HPA » 7. Oktober 2021, 09:23

Und die SED Nachfolgepartei so:
HPA
 

Re: 55 Jahre Mauerbau

Beitragvon Volker Zottmann » 7. Oktober 2021, 09:38

Ausgerechnet die Linken propagieren jetzt dieses Menschenrecht? Makaber, wo doch immer noch SED drinnen steckt. Abkehr gab es bis heute keine!
Ich würde sagen: Flucht ist letztes Mittel. Normal wäre, dass jeder Erdenbürger sich auf unserem Planeten frei bewegen kann. Grenzen sind lediglich irre Kunstgebilde.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: 55 Jahre Mauerbau

Beitragvon HPA » 7. Oktober 2021, 09:52

Indirekt gibt man ja damit zu , dass man in der Zone jahrzehntelang gegen elementarste Menschenrechte verstoßen hat.

[grin]
HPA
 

Re: 55 Jahre Mauerbau

Beitragvon Volker Zottmann » 7. Oktober 2021, 09:59

HPA hat geschrieben:Indirekt gibt man ja damit zu , dass man in der Zone jahrzehntelang gegen elementarste Menschenrechte verstoßen hat.

[grin]

Wir wissen das, aber ob ein Beethoven das auch versteht, für den ja heute noch Gruppenfotos mit Grenztotschlägern zum Programm gehören?

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: 55 Jahre Mauerbau

Beitragvon Werner Thal » 7. Oktober 2021, 10:59

Werner Thal hat geschrieben:
C.C.jpg


Nachtrag zum darüber befindlichen Spiegel-Artikel:

Dieses Foto stammt von der Checkpoint Charlie-Seite, vom Sa, 28. Oktober 2021,
gilt als offizielles Foto. [mundzu]

W. T.


Korrektur: Sonnabend, 28. Oktober 1961!

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