Der Osten wollte mit VW einen Stahl-Trabi bauenZwickau/Wolfsburg – Der Trabi, der Liebling der Ostdeutschen. Über drei Millionen Mal lief der „Trabant“ zwischen 1957 und April 1991 in Zwickau vom Band. Sein Markenzeichen: die Kunststoff-Karosserie. „Rennpappe“ oder „Duroplast-Bomber“ nannten die DDR-Bürger den Kleinwagen auch liebevoll.
Doch jetzt belegen Unterlagen aus dem Archiv der Stasiunterlagen-Behörde: Das SED-Politbüro wollte den Plastik-Trabi abschaffen – und hatte geheime Pläne für einen Trabant aus Blech und Stahl!
Am 31. Januar 1989 bekam DDR-Außenhandelsminister Beil den Auftrag, das Projekt „Ganzstahlkarosserie Pkw Trabant“ vorzubereiten. Er führte Geheimverhandlungen mit VW in Wolfsburg.„Im Ergebnis von Gesprächen mit dem Vorstand der Volkswagen AG erfolgte am 8. Mai 1989 durch VW eine interne Vorführung eines Karosseriemodells in der Hauptstadt der DDR“, heißt es in einem Stasi-Vermerk.
Carl Hahn (92), damals Vorstandsvorsitzender bei VW, bestätigt gegenüber BILD: „An das Projekt einer Stahlkarosserie für den Trabant in der DDR kann ich mich noch sehr gut erinnern. Wir engagierten dafür den italienischen Designer Giorgetto Giugiaro aus Turin. Er hatte für VW unter anderem den Golf und den Scirocco und vieles mehr designt.“
Sogar ein Modell für einen Prototyp des neuen Trabants gab VW laut Stasi-Unterlagen in Auftrag. Carl Hahn: „Giugiaro entwarf ein konventionelles und bildhübsches Auto. Der Wagen sah völlig anders aus als der Trabant und war auch nicht so winzig.“ Der ehemalige VW-Boss weiter: „Etwa Mitte 1989 kam Gerhard Beil, DDR-Minister für Außenhandel, zur Vorstellung des Modells im Maßstab 1:1 nach Wolfsburg. Beil nickte den Entwurf für den neuen Trabi mit berechtigter Begeisterung ab.“9,5 Milliarden DDR-Mark sollte der Blech-Trabi mit VW-Hilfe bis 1995 kosten. Für die notorisch klamme DDR eine gewaltige Summe. Doch Honecker und seine Genossen waren unter Zugzwang. Die Duroplastfertigung im VEB Sachsenring sei auf dem wissenschaftlich-technischen Stand der 50er-Jahre und der Verschleißgrad der Produktionsanlagen hoch, heißt es in den Stasi-Unterlagen.
Doch bevor der erste Trabant mit neuer VW-Karosserie vom Band rollen konnte, fiel die Mauer und verschwand die DDR. Und was wurde aus dem Prototyp des neuen VW-Trabis? Er sollte 1989 Erich Honecker in Ost-Berlin vorgestellt werden.
Carl Hahn: „Ab diesem Zeitpunkt verliert sich die Spur. Was aus dem Modell des Prototyps geworden ist, weiß ich leider nicht.“
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