Görlitz- eine Stadt in Bewegung oder wie Polizeioberkommissar Wippel für die AfD Bürgermeister werden möchteWippel, ein Hüne, akkurater Kurzhaarschnitt, graue Schläfen, kommt an bei vielen Leuten. Wenn man sich umhört in der Stadt, bescheinigen ihm das auch Menschen, die seine Positionen nicht teilen. Tenor: Wippel könne Junge und Ältere erreichen. Im Wahlkampf gebe er sich gemäßigt, als "Schwiegermutterliebling".
Wippel selbst bekommt am Stand aber auch anderes zu hören. Eine Frau gesteht, sie würde ihn ja wählen, aber die AfD sei ihr "ein bisschen zu braun, da sind doch immer so viele Sachen mit Hitler und Verleumdungen der Juden". Wippel hört zu, schüttelt ein bisschen mit dem Kopf. Schließlich sagt er knapp, dass ihm auch nicht alles an seiner Partei gefalle. "Und wir haben doch ein sehr gutes Verhältnis zu den Juden, wir haben ja auch welche in der AfD."
Der 36-Jährige arbeitet noch immer als Polizeioberkommissar in Teilzeit. Außerdem ist er sächsischer Landtagsabgeordneter, mit Fokus auf Polizei-Themen. Eine seiner Initiativen nebenbei: In einem Verein vernetzt er sich mit AfD-Politikern und extremen Rechten, um an Schulen politische Bildung zu betreiben.
Nicht vergessen in der Stadt sind allerdings auch andere Aktionen. Etwa Wippels Auftritt beim Zuckerfest von muslimischen Migranten im vergangenen Jahr. Während des Fests verteilte er Postkarten, Aufschrift: "Syrien vermisst Dich!", mit denen er die Migranten aufforderte, in ihre Heimat zurückzukehren. Zu dieser Aktion steht Wippel bis heute.
Trauboth ist einer von vielen Pensionären aus Westdeutschland, die sich im tiefsten Osten niedergelassen haben. Der Westfale, früher Marketingunternehmer, schwärmt von erstklassigen Lebensbedingungen, von seiner Wohnung in einer der schönsten Straßen, 140 Quadratmeter, Jugendstil, herrlicher Stuck, das alles für nur 800 Euro Kaltmiete. "Man kann hier viel günstiger leben als in München oder Köln", sagt er. Doch nicht nur darum sei es ihm beim Umzug gegangen. Trauboth engagiert sich für Willkommensbündnisse und die örtliche SPD. "Es gibt viele Möglichkeiten, sich in Görlitz einzubringen." Der Rentner könnte zufrieden sein mit seinem Leben. Doch die Politik macht ihm Sorgen. Nicht ausgeschlossen, dass er irgendwann wieder seine Koffer packt und wegzieht. "An einem Ort, der nach rechts driftet, möchte ich jedenfalls nicht leben."
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