AfD-Spendenskandale: Frust und Wut an der BasisDie Affären hochrangiger Funktionäre demotivieren Mitglieder, die eigentlich Wahlkampf machen sollen, und sie schrecken Wähler ab. Meuthen, Weidel und Reil geraten mehr und mehr in die Kritik.Es ist der Gründungsmythos der Partei: Ganz anders als die „Altparteien“ zu sein, behauptet die AfD seit nun sechs Jahren. Bayerns AfD-Obere versuchten sich kürzlich gar an einer Neuauflage der alten Erzählung. In einer „Resolution freiheitlicher Grundwerte“ hielten sie fest, was die AfD und was die Konkurrenz leite. Die „Altparteien“ stünden für Lobbyismus, abgehobene Eliten, Zensur und Überwachung, blinde Gefolgschaft von Parteiführern, Vetternwirtschaft und Korruption, las man dort. Die AfD stehe hingegen für: die Bürger, direkte Demokratie, Basisdemokratie, Eintreten für die Ideale der Partei, etc. pp.
Unglaubliche Gehässigkeiten über „Parteifreunde“Doch der schöne Populistenschein ist längst Vergangenheit. In keiner anderen Partei befehdet man einander mit einer solchen Hingabe und Aggressivität wie in der AfD. Wer die Gehässigkeiten liest, mit denen in nichtöffentlichen Ecken angeblich sozialer Medien über „Parteifreunde“ hergezogen wird, mag zunächst nicht glauben, dass die Streithähne tatsächlich der Besitz des gleichen Mitgliedsausweises eint. „Ideale der Partei“ sind kaum auszumachen, wenn jeder „Flügel“ und jede so genannte „Alternative Mitte“ ihre ganz eigenen Vorstellungen proklamieren. Auch mit der Basisdemokratie ist es erkennbar nicht weit her, wenn Ergebnisse von Mitgliederbefragungen übergangen werden, weil ihre Ergebnisse den Parteioberen nicht behagen könnten. Vollends absurd wird die bayerische Gegenüberstellung von AfD und „Altparteien“ aber vor dem Hintergrund der diversen Spendenaffären, die die AfD derzeit erschüttern.
Spenden-Begünstigte sollen für die materiellen Schäden geradestehenUnterschrieben haben alle, die in der bayerischen AfD Rang und Namen haben: der Landesvorsitzende Martin Sichert, der stellvertretende Vorsitzende der Bundestagsfraktion, Peter Felser, der Vorsitzende der Landesgruppe im Bundestag, Rainer Kraft, der AfD-Kandidat für das Amt des Bundestagsvizepräsidenten, Gerold Otten, AfD-Bundesvorstandsmitglied Stephan Protschka sowie die AfD-Fraktionschefin im Bayerischen Landtag, Katrin Ebner-Steiner.
Tatsächlich ist der Frust in den Kreis- und Ortsverbänden der Partei massiv. Groß ist die Sorge, die Begünstigten obskurer Spenden könnten sich am Ende mit der Übernahme einer unverbindlichen „politischen Verantwortung“ herauswinden. Zahlen sollen sie stattdessen und für die von ihnen verursachten materiellen Schäden persönlich geradestehen. „Es gibt an der Basis großen Unmut, dass die Partei eine Million Euro für mögliche Strafzahlungen zurückgelegt hat und diese Strafen womöglich aus Mitgliedsbeiträgen gezahlt werden“, zitierte das „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ Otten.Drei Monatsbeiträge jedes Mitglieds für die StrafzahlungsrücklageDie Mitglieder rechnen nach und stellen fest, dass jedes von ihnen durchschnittlich drei Monatsbeiträge für jene Strafzahlungsrücklage aufbringen muss. Noch größer und bedrohlicher wird die Lage, weil der AfD ein Vertrauensentzug an den Wahlurnen droht. Der „Spiegel“ zitierte am Wochenende aus einer Befragung, die der AfD-Bundesvorstand bei den Demoskopen von Insa in Auftrag gab. Das Ergebnis: Die Spendenskandale haben „ein hohes Besorgnispotenzial bei AfD-Wählern“. 39 Prozent stören sich der Befragung zufolge an den Affären. Bei den „AfD-affinen Wählern“, jenem weiter gezogenen Kreis der Bürger, die sich vorstellen könnten, AfD zu wählen, seien es sogar 45 Prozent.
https://www.bnr.de/artikel/hintergrund/ ... -der-basisAuch als Spendenempfänger waren die Alternativlosen unfähig....