Ostdeutschland- Alles so schön rückständig hier

Alles was in den Zeitraum nach der Wende gehört. Das Zusammenwachsen von zwei grundverschiedenen Systemen, Probleme, Erwartungen, Empfindungen usw.

Ostdeutschland- Alles so schön rückständig hier

Beitragvon Interessierter » 5. März 2019, 09:28

Die Wirtschaft in Ostdeutschland reicht nicht ans Westniveau heran, warnen Experten. Ostdeutsche Politiker wollen davon nichts hören - und noch weniger von den nötigen, harten Gegenmaßnahmen. Das ist ihnen zu unbequem.

Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee war der erste, der öffentlich sein Missfallen mit den Ergebnissen der Hallenser Ökonomen bekundete. "Nichts Neues", bürstete er die Forscher ab. Und: Die vorgeschlagenen Rezepte seinen überwiegend längst bekannt und wenig hilfreich.

Der Grund für Tiefensees Missvergnügen: Der Chef des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung in Halle (IWH) hatte wieder einmal Bilanz gezogen, wie weit die ostdeutsche Wirtschaft denn nun vorangekommen ist mit ihrem Aufholprozess. Mit ernüchterndem Ergebnis: Nach einem Zwischenspurt in den Neunzigerjahren stockt der Aufholprozess. Die neuen Bundesländer können seitdem gerade noch Schritt halten mit dem allgemeinen Produktivitätsfortschritt im übrigen Deutschland und den G7-Staaten.

Selbst diese Tatsache könnte man noch einigermaßen nüchtern betrachten und über Lösungsmöglichkeiten nachdenken - wenn die Ursachen-Analyse der Ökonomieprofessoren nicht ein paar äußerst unbequeme Erkenntnisse liefern würde. Würde man umsetzen, was die Forscher vorschlagen, wäre wohl Feuer unterm Dach in den ostdeutschen Parlamenten.

Scheu vor Fremden

Denn die IWH-Experten plädieren dafür,

Subventionen nicht mehr zu verwenden, um überkommene Strukturen zu erhalten, vielmehr solle man sie stattdessen in aussichtsreiche Zukunftsregionen investieren.

Außerdem müsse man den Ostdeutschen die Scheu vor Fremden nehmen, denn ohne ausländische Arbeitskräfte lasse sich angesichts des demografischen Wandels schon in naher Zukunft kein Produktivitätsfortschritt mehr erzielen.

Und, drittens, es müssten Wege gefunden werden, um die ostdeutschen Schüler zu motivieren, ihren Schulabschluss zu machen. Die Zahl der Schulabbrecher ist hier nämlich signifikant hoch.


Dass Politiker wie Tiefensee insbesondere vor Wahlen empfindlich auf Analysen dieser Art reagieren, kann man im Prinzip verstehen. Denn für einen Gutteil der Probleme tragen sie die Verantwortung. Statt den Wählern von vornherein die unangenehme Wahrheit und anstrengende Maßnahmen zu verkünden, glichen die Landesregierungen die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit von Industrie- und Landwirtschaftsbetrieben immer wieder mit Subventionen aus. In der Landwirtschaft zum Beispiel befinden sich sieben der zehn am stärksten geförderten Regionen in Ostdeutschland.

Bildungspolitik vernachlässigt

Auch ihre einstige Paradedisziplin, die Bildungspolitik, haben die ostdeutschen Politiker zu lange vernachlässigt. Nirgendwo ist die Anzahl der abgebrochenen Schulkarrieren so hoch wie hier. Die Gründe dafür sind sicher vielfältig und sehr komplex. Doch fest steht auch: Nirgendwo ist der Mangel an qualifizierten Lehrkräften so groß wie im Osten der Republik. Dabei lässt sich leicht langfristig voraussehen, wie viele Schüler in die Schulen strömen werden und wie viele Lehrer in den Ruhestand gehen.

Auch die Rezepte, die die IWH-Forscher präsentieren, um der ostdeutschen Wirtschaft auf die Sprünge zu helfen, hören Tiefensee und Co. nicht gerne. Denn sie müssten ihren Wählern in der Provinz erklären, warum sie lange gewohnte Zuwendungen streichen.

Und sie müssten ihnen erklären, dass sie sich mit neuen Nachbarn mit ausländischen Namen werden arrangieren müssen, wenn die Betriebe in ihrer Region die Wachstumschancen in der Zukunft wahrnehmen wollen. Und all das müssten sie erklären gegen den Chor der Populisten, die mit Vereinfachungen, Verdrehungen und Diffamierungen arbeiten, um ihre rückwärtsgewandten Ziele durchzusetzen. Da beschwichtigen sie lieber. Ist ja bald Wahl.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/sozial ... 56219.html
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Re: Ostdeutschland- Alles so schön rückständig hier

Beitragvon karnak » 5. März 2019, 10:40

Interessierter hat geschrieben:[b]Die Wirtschaft in Ostdeutschland reicht nicht ans Westniveau heran, warnen Experten.

Das ist einfach nur lächerlich, ich glaube diesen " Experten" kein Wort. Es soll mir keiner erzählen, dass es im Osten nach fast 30 Jahren auch nur ein Unternehmen geben würde wenn es nicht mit der Arbeitsproduktivität im Westen mithalten könnte. Dieser Mist wird nur verbreitet um so lange als möglich Lohndrückerei betreiben zu können.
Es muss doch diesen Leuten klar sein, dass sie mit solchem Zeug, dass Land weiter spalten.
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Re: Ostdeutschland- Alles so schön rückständig hier

Beitragvon Volker Zottmann » 5. März 2019, 11:30

Diese Aussage, dass die Arbeitsproduktivität im Osten rund 20 % hinterher hinkt, empfinde ich auch als absurd.
Wer will behaupten, dass ein Bäcker, ein Friseur, ein Klempner, ein Maurer oder ein Werkzeugmacher/Mechatroniker hier langsamer werkelt?
Es gibt zwar weniger Betriebe und Hauptfirmensitze im Osten, aber seit 1990 wird konstant neu aufgebaut.
Die Druckgussgießerei hier im Ort stellt präziseste Bauteile für die Fahrzeugindustrie her. Die Fertigungsstraßen sind allesamt weltführend. Sämtliche neuen Gewerbebetriebe im Ort, die nach 1990 entstanden, haben mindestens gleichhohe Leistung und Kapazität wie im Westen.
Dass dann die Arbeitsproduktivität geringer sei, ist ein Ammenmärchen. So will man weiter eine Berechtigung herbeizaubern, die Löhne im Osten weiterhin niedrig zu halten.
Schlimm ist nur, dass diese Aussagen im Westen bei vielen Menschen für bar genommen werden und so der Ostdeutsche immer noch als arbeitscheues Ossilein wahrgenommen wird. Die vorgefertigte Meinung "Ihr da drüben müsst das Arbeiten erst noch lernen" habe ich selbst schon vernommen und das Vorurteil hält sich bis heute.
Es wird von solchen "Wissenschaftlern und politischen Klimaverpestern" bewusst geschürt.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Ostdeutschland- Alles so schön rückständig hier

Beitragvon HPA » 5. März 2019, 11:53

Hier hat man mal versucht, es aufzudröseln. Und ganz so unrecht haben sie nicht:

http://www.spiegel.de/wirtschaft/sozial ... 56174.html
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Re: Ostdeutschland- Alles so schön rückständig hier

Beitragvon pentium » 5. März 2019, 11:58

Ragnitz: "An den Realitäten vieler Menschen vorbei"
Wirtschaftsforscher Joachim Ragnitz hält nichts von der Idee, bei der Förderung den ländlichen Raum zu vernachlässigen.

Schwache Regionen auf dem Land aufgeben und dafür die Städte im Osten finanziell fördern? Der Vize-Leiter des Dresdner Ifo-Instituts, Joachim Ragnitz, hält den Vorschlag seines Kollegen Reint Gropp vom IWH in Halle für falsch. Alessandro Peduto hat mit Ragnitz gesprochen.

Freie Presse: Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) plädiert in einer neuen Studie dafür, im Osten verstärkt in die Städte zu investieren. Der ländliche Raum ist aus Sicht der Forscher eher zweitrangig. Teilen Sie diese Ansicht?

Joachim Ragnitz: Natürlich sind Städte produktiver. Da ließe sich im ostdeutschen Aufholprozess sicher noch einiges erreichen. Trotzdem ist die Vernachlässigung des ländlichen Raumes keine gangbare Option. Alleiniges Ziel kann nicht sein, in den urbanen Zentren die Produktivität zu steigern. Wir müssen schauen, dass dies auch in den Regionen stattfindet. Natürlich ist das im ländlichen Raum schwieriger, aber deswegen können wir nicht sagen, wir lassen es ganz sein.

Also kein "Entweder - oder", sondern ein "Sowohl als auch"?

Ja, wir brauchen beides. Wir können diese Regionen nicht einfach aufgeben. Viele Menschen entscheiden sich bewusst, dort zu leben. Für sie müssen wir auch etwas tun. Und Städte und Umland kann man auch nicht isoliert sehen, da gibt es ja eine Arbeitsteilung.

An welcher Stelle würden Sie Ihrem Kollegen Reint Gropp, dem Chef des IWH, am stärksten widersprechen?

Er liegt falsch, wenn er sagt, dass die geringere Produktivität im Osten überwiegend auf die Subventionspolitik der Vergangenheit zurückzuführen ist und dass auch wenig rentable Unternehmen gefördert wurden, um vor allem Arbeitsplätze zu sichern. Das ist seit vielen Jahren nicht mehr so. Zudem würde ich ihm entgegenhalten, dass seine Schlussfolgerungen politisch an den Realitäten vieler Menschen vorbeigehen. Die Städte stärker zulasten des Landes zu fördern - da gehe ich absolut nicht mit.

Ist es ein Rückgriff auf Konzepte der sogenannten Leuchtturmpolitik, die davon ausging, dass die Wirtschaftskraft starker Zentren ins Umland ausstrahlt?

Ja, so könnte man es sehen. Wir brauchen aber - um im Bild zu bleiben - drum herum auch Leuchtbojen für die entfernteren Gebiete. Wir müssen daher zumindest auch mittelgroße Städte unterstützen.

Kann der Landwirtschaft eine neue Perspektive zukommen, um für Arbeitsplätze auf dem Land zu sorgen?

Das Problem der Zukunft werden nicht zu wenige Arbeitsplätze sein. Im Gegenteil, wir können froh sein, wenn wir noch die nötigen Leute finden. Zwar ist die Landwirtschaft im Osten ziemlich stark im Vergleich zum Westen und hat auch eine höhere Wertschöpfung. Aber sie ist nicht personalintensiv. Die Automatisierung, etwa durch Roboter, ist weit fortgeschritten. Als Jobmotor taugt die Landwirtschaft daher kaum. Aber die Weiterverarbeitung von Agrarprodukten vor Ort könnte durchaus neue Chancen bieten.

https://www.freiepresse.de/nachrichten/ ... el10460284

Thüringer Regierungschef @bodoramelow wütend über IWH-Forscher. Ihre Forderung, die Wirtschaftsförderung im Osten auf Städte zu konzentrieren sei "verantwortlungslos". Dann würde die große Entwicklung von Firmen im ländlichen Raum abbrechen.
https://twitter.com/bodoramelow/status/ ... -864487658

Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) schloss sich der Kritik an. „Das sind Vorschläge vom wirtschaftstheoretischen Reißbrett, die in der Praxis kaum helfen“, sagte er in einer Mitteilung. Es sei keine Option, ganze Landstriche links liegen zu lassen.

Der Minister lehnte die Studie ab. „Der Befund ist nicht neu und die vorgeschlagenen Rezepte sind überwiegend längst bekannt und wenig hilfreich“, erklärte Tiefensee . Wenn man Nord- und Süddeutschland miteinander vergliche, erhielte man einen ganz ähnlichen Befund.

....
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
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Re: Ostdeutschland- Alles so schön rückständig hier

Beitragvon augenzeuge » 5. März 2019, 13:18

Der Befund ist bekannt. Damit wurde alles zugegeben.
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Re: Ostdeutschland- Alles so schön rückständig hier

Beitragvon Grenzwolf62 » 5. März 2019, 13:48

Am rückständigsten hier ist jedenfalls wieder die gewählte Überschrift.
Meine persönliche ostdeutsche Wirtschaft ist produktiv und boomt.
Das reicht mir.
Alles wird, vielleicht, gut.
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Re: Ostdeutschland- Alles so schön rückständig hier

Beitragvon augenzeuge » 5. März 2019, 13:54

Grenzwolf62 hat geschrieben:Am rückständigsten hier ist jedenfalls wieder die gewählte Überschrift.
Meine persönliche ostdeutsche Wirtschaft ist produktiv und boomt.
Das reicht mir.

Oh? Brauchst du noch ne Fachkraft? Oder ne Niederlassung im Hochproduktivitätsbereich? [grins]

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Re: Ostdeutschland- Alles so schön rückständig hier

Beitragvon Grenzwolf62 » 5. März 2019, 13:59

augenzeuge hat geschrieben:
Grenzwolf62 hat geschrieben:Am rückständigsten hier ist jedenfalls wieder die gewählte Überschrift.
Meine persönliche ostdeutsche Wirtschaft ist produktiv und boomt.
Das reicht mir.

Oh? Brauchst du noch ne Fachkraft? Oder ne Niederlassung im Hochproduktivitätsbereich? [grins]

AZ


Wieso?
Hab doch geschrieben, alles schick bei mir. [hallo]
Alles wird, vielleicht, gut.
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Re: Ostdeutschland- Alles so schön rückständig hier

Beitragvon augenzeuge » 5. März 2019, 16:04

Eben, da will man doch anfangen. [grin]
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Re: Ostdeutschland- Alles so schön rückständig hier

Beitragvon Sperrbrecher » 5. März 2019, 17:11

Zitat: Ostdeutschland- Alles so schön rückständig hier.

Anfang des Monats war ich eine Woche in Dresden, ich war angenehm überrascht.
Keine beschmierten Häuserwände, alles blitzsauber, auch der Hauptbahnhof. Nirgendwo lagen Zigarettenstummel oder Papierfetzen herum. Straßenbahnen und Busse fahren pünktlich, da kann man die Uhr danach stellen. Auch diese Verkehrsmittel waren klinisch sauber, nicht beschmiert oder zerkratzt wie hier in Frankfurt.

Direkt gegenüber meines Hotels trafen sich am Montag sich die PEGIDA-Anhänger. Alles lief friedlich und zivilisiert ab. Mit den diensttuenden Polizisten kam ich vor meinem Hotel ins Gespräch und fragte sie, ob es sie nicht nervt, deshalb Montag für Montag aufzumarschieren? Übereinstimmend antworteten sie mir: "Wegen den PEGIDA-Leuten brauchten wir das eigentlich nicht, denn die benehmen sich ordentlich, die Randale geht immer nur von den Gegendemonstranten aus!" Nach meiner Zählung handelt es sich bei denen um ein jämmerliches Häufchen von etwa 20 gammligen Figuren, die herumgrölten und von der Polizei in Schach gehalten wurden, auch um ihnen das Eindringen in den Bahnhof zu verwehren. Normale Personen (so wie auch mich) lies man hingegen anstandslos passieren.
In der DDR wussten 90% der Bevölkerung, dass sie verarscht werden.
In der Bundesrepublik haben es 90% der Wähler immer noch nicht gemerkt.
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Re: Ostdeutschland- Alles so schön rückständig hier

Beitragvon Interessierter » 30. April 2019, 09:36

Wo man in Deutschland gut und gerne lebt - und wo nicht

Mehr als 13 Millionen Deutsche leben in einer strukturschwachen Region. Eine neue Studie zeigt die Lebensqualität in jedem Kreis der Republik - vom Gehalt über die Zu- und Wegzüge bis zur Entfernung zum nächsten Arzt.

Bericht und Karte hier:
https://www.spiegel.de/wirtschaft/sozia ... 65031.html
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Re: Ostdeutschland- Alles so schön rückständig hier

Beitragvon Interessierter » 5. Mai 2019, 15:12

Ostdeutschland ist nicht so arm wie es scheint

Eine Deutschlandkarte der Hans-Böckler-Stiftung zeigt die Einkommensschere zwischen Ost- und Westdeutschland. Das greift zu kurz.

Es sollte plakativ sein, und das ist es auch: Die jetzt von der Hans-Böckler-Stiftung präsentierte Deutschlandkarte, die die durchschnittliche Einkommenshöhe aus den rund 400 Landkreisen farblich darstellt, zeigt schon auf den allerflüchtigsten Blick, dass das Land in Fragen des Geldes geteilt ist. Und zwar genau da, wo bis 1990 die innerdeutsche Grenze verlief. Im Westen überwiegen die dunkleren Flecken für die höheren Einkommen, im Osten sieht es blass aus: Da leben diejenigen mit den niedrigeren Einkommen.

So weit, so schlecht, so bekannt. Und: so riskant. Denn im Herbst wählen drei ostdeutsche Bundesländer, in denen eine rechtspopulistische Partei mit – zumindest behaupteter – Elitenverdrossenheit auf Stimmenfang geht. Kann die sich nicht jetzt eigene Ideen für Plakataktionen sparen und die Grafik an Laternen hängen? Sagt die nicht, was zu sagen ist? Die alten Eliten im Westen, dicke Gehälter, dicke Villen – und der Ostler, kleine Löhne, kleine Datschen, auf Lichtjahre von einem Gleichziehen in der Gehaltsfrage entfernt? Die Antwort muss heißen: Nein, die Grafik sagt nicht alles. Sie setzt auf Effekt. Und schürt den Affekt.

Die niedrigste Kategorie der durchschnittlich verfügbaren Einkommen, quasi die ärmste, umfasst ein Jahreseinkommen von null bis 20.000 Euro pro Kopf in privaten Haushalten. Verfügbar heißt: Einkommen abzüglich Steuern und Sozialabgaben. Mieteinnahmen oder Einkünfte aus Kapitalanlage gehören nicht dazu. Die höchste Kategorie, also die reichste, beginnt bei 24.500 Euro pro Jahr. Das ergibt an der engsten Stelle eine Differenz von 4500 Euro pro Jahr – also 375 Euro pro Monat. Die macht kaum den Unterschied zwischen Arm und Reich. Schon gar nicht, wenn man einen Blick auf den Kostenpunkt wirft, der für etwas mehr als die Hälfte der Menschen in Deutschland die größte monatliche Belastung sein dürfte: die Miete.

Die ist zuletzt gerade in den Gegenden, die in Einkommensvergleichen gut abschneiden, in atemberaubendem Tempo gestiegen. Ein Vergleichsportal für Lebenshaltungskosten rechnet fröhlich vor, dass man für das, was man sich in Brandenburg mit einem Jahreseinkommen von 38.000 Euro leisten kann, in München 57.000 Euro benötigt.

Einkommenszuwächse im Osten

Was die Grafik nicht sagt, wohl aber die dazugehörige Untersuchung: dass alle fünf ostdeutschen Bundesländer von 2000 bis 2016 Einkommenszuwächse verzeichnet haben, und zwar im Schnitt um fast 16 Prozent. Das habe einerseits mit Geldern aus der Rentenkasse zu tun, was West-Ruheständler im Osten sein können, mit Lohnsteigerungen und mit Einkommen aus Vermögen. Hier sei ein minimaler, aber stetiger Anstieg zu beobachten, stellten die Forscher fest.

Schlimmer dagegen stelle sich die Situation in einigen Ruhrgebietsgegenden dar, wo es vom niedrigen Niveau aus seit Jahren immer weiter bergab geht. Für ein Land, in dem die sogenannte „soziale Mobilität“, also Aufstieg, immer noch schwer ist und sich soziale Handicaps quasi vererben, sind das auf alle Fälle alarmierende Befunde. Aber eben keine, die allein auf einen Ost-West-Konflikt reduziert werden sollten.

Der Osten hat andere Probleme

Und Geld ist, was die Frage nach Lebensumständen angeht, eben auch nicht alles. Die wichtigen Nachteile, die es im Osten gibt, sind vielleicht eher immaterieller Art: die schlechte Erreichbarkeit mancher Gegenden, sei es per Bahn oder Auto. Die zum Verzweifeln geeignete Situation, was die Internetverbindungen angeht. Die größer werdenden Räume, in denen es an Infrastruktur fehlt.

Wie hatte Bundesinnenminister Horst Seehofer im November im Bundestag zum Thema „Gleichwertige Lebensverhältnisse“ richtig gesagt: dass es dabei um die Lebensverhältnisse vor Ort geht, wo die Menschen leben, Arbeit haben, Kita oder Schule besuchen oder im Sportverein sind. Aber was, wenn das alles nicht mehr da ist? Dagegen wurde in seinem Ministerium ebenfalls höchst plakativ eine Heimatabteilung gegründet. Man darf gespannt sein, wann diese ihre versprochenen „Antworten und Lösungen“ liefert.

https://www.tagesspiegel.de/politik/gel ... 53948.html
Interessierter
 

Re: Ostdeutschland- Alles so schön rückständig hier

Beitragvon augenzeuge » 5. Mai 2019, 15:33

Interessierter hat geschrieben:Ostdeutschland ist nicht so arm wie es scheint



Es erscheint auch nicht arm!

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Re: Ostdeutschland- Alles so schön rückständig hier

Beitragvon Volker Zottmann » 5. Mai 2019, 15:57

Auferstanden aus Ruinen und der Zukunft zugewandt! (Seit 1990)
Im wahrsten Sinne des Wortes. Man sollte sich mal objektiv umsehen.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Ostdeutschland- Alles so schön rückständig hier

Beitragvon Interessierter » 5. Mai 2019, 16:16


Es erscheint auch nicht arm!

AZ


Richtig, besser müßte es heißen: Wie es gerne gemacht wird !
Interessierter
 

Re: Ostdeutschland- Alles so schön rückständig hier

Beitragvon Grenzwolf62 » 5. Mai 2019, 17:20

Der Westen ist die neue Armetei, in verschiedene Richtungen, für die Wessis ist das nur noch nicht im Inneren angekommen.
Trotzige Verweigerungshaltung quasi [smile]
Alles wird, vielleicht, gut.
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Re: Ostdeutschland- Alles so schön rückständig hier

Beitragvon Edelknabe » 5. Mai 2019, 17:50

Weil Grenzwolf, uns Wessi wurde noch nie auf den Kopf gestellt(sinngemäß bitte lesen), so wie wir Ossis nach 1989.

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Re: Ostdeutschland- Alles so schön rückständig hier

Beitragvon augenzeuge » 5. Mai 2019, 21:10

Edelknabe hat geschrieben:Weil Grenzwolf, uns Wessi wurde noch nie auf den Kopf gestellt(sinngemäß bitte lesen), so wie wir Ossis nach 1989.

Rainer-Maria


Was? Heym sagte, wir beginnen den aufrechten Gang zu lernen....das hört sich an, als ob einige auf die Füße gestellt wurden....

Sei froh, dass es jemanden gab, der das tat, was der Ossi wollte. (Beitritt)
Noch schlimmer wäre es doch gewesen, wenn man so weiter hätte machen müssen,oder?
AZ
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Re: Ostdeutschland- Alles so schön rückständig hier

Beitragvon Volker Zottmann » 5. Mai 2019, 21:36

Edelknabe hat geschrieben:Weil Grenzwolf, uns Wessi wurde noch nie auf den Kopf gestellt(sinngemäß bitte lesen), so wie wir Ossis nach 1989.

Rainer-Maria

Weshalb sollte man denn 1990 die Bundesrepublik auf den Kopf stellen? Warum sollte ein Gesunder operiert werden?
Edelknabe, freu Dich lieber, dass der DDR Hilfe gegeben wurde, bei allen Fehlern. Nur ist bei den Fehlern auch zu bedenken, dass niemals zuvor weltweit ein komplettes Land vom Nachbarn friedlich aufgefangen wurde. Es fehlten sämtliche Erfahrungen. Das ist immer noch eine historische Meisterleistung.
Dass heute dringend Veränderungen anstehen und die Regierenden unfähig sind, ist bekannt.

Gruß Volker
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Re: Ostdeutschland- Alles so schön rückständig hier

Beitragvon Edelknabe » 6. Mai 2019, 07:12

Nur, das was ihr da Beide ansprecht Jörg und Volker, das hatte der Grenzwolf nicht gemeint, in seinem Text vor meinem.Der hatte nämlich genau das hier gemeint:

"Der Westen ist die neue Armetei, in verschiedene Richtungen, für die Wessis ist das nur noch nicht im Inneren angekommen.
Trotzige Verweigerungshaltung quasi "
textauszug ende

Das menschliche geistige war gemeint, das im Wessikopp. Und dann die Sperre im Kopp selber. Nächstes Mal bitte genauer lesen.

Rainer-Maria

Und allen einen guten Morgen ins Form
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Re: Ostdeutschland- Alles so schön rückständig hier

Beitragvon Grenzwolf62 » 6. Mai 2019, 07:34

Ich hab für dieses Jahr schon wieder einen Sack mit "Danke" voll gemacht, werd mal gegen Ende des Monats nach Berlin fahren und den abgeben.
Ist nicht so das ich undankbar bin, aber nach 30 Jahren geht mir dieses "du musst aber brav danke sagen" langsam auf, oder halt in den Sack.
[wink]
Ich selber hab noch nie einen müden Rubel von D. zugesteckt bekommen und das hier schöne Straßen sind, nochmal danke dafür.
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Re: Ostdeutschland- Alles so schön rückständig hier

Beitragvon Zicke » 6. Mai 2019, 08:02

Heym sagte, wir beginnen den aufrechten Gang zu lernen


du glaubst ja auch heut noch jeden Quark, der vorgelesen wird.
Menschen, die keinen Arsch in der Hose haben, müssen nicht zwangsläufig schlank sein.

Meine Rechtschreibfehler könnt Ihr Samstags ab 17 Uhr bei Rewe gegen eine lecker Senfgurke tauschen.
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Re: Ostdeutschland- Alles so schön rückständig hier

Beitragvon Grenzwolf62 » 6. Mai 2019, 08:45

Als Hilfsneuwessi hat man das eventuell nicht so mitbekommen, aber als ich so manchen Vollhonk gesehen habe der da aus Westdeutschland einsickerte, also da war ich im Club der Aufrechtgeher [wink]
Am schlimmsten waren die aus der Gruppe der Erstgenannten die drüben nix geworden waren und dann als erfahrene Marktwirtschaftler zurückkehrten um dir zu zeigen wo der Hammer hängt.
Ich habe noch echte Schwaben und Franken im Kollegenkreis die jetzt Sachsen ehrenhalber sind und da schmunzeln wir oft bei einem Bierchen über die wilden Goldgräberzeiten damals.
Zuletzt geändert von Grenzwolf62 am 6. Mai 2019, 09:06, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Ostdeutschland- Alles so schön rückständig hier

Beitragvon Interessierter » 6. Mai 2019, 09:03

Heym sagte, wir beginnen den aufrechten Gang zu lernen.


Was Heym sagte, haben manche Neubürger der Bundesrepublik anscheinend auch nach 30 Jahren noch nicht verstanden... [denken]
Interessierter
 

Re: Ostdeutschland- Alles so schön rückständig hier

Beitragvon Grenzwolf62 » 6. Mai 2019, 09:08

Interessierter hat geschrieben:
Heym sagte, wir beginnen den aufrechten Gang zu lernen.


Was Heym sagte, haben manche Neubürger der Bundesrepublik anscheinend auch nach 30 Jahren noch nicht verstanden... [denken]

Eben und drum ist es gut solche Koryphäen aus dem Altbestand wie dich zu haben.
[wink]
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Re: Ostdeutschland- Alles so schön rückständig hier

Beitragvon Interessierter » 6. Mai 2019, 10:14

Da es millionen Bürger aus der Ex- DDR gibt, die Heym völlig richtig verstanden haben, bedarf es keiner Bürger aus den alten Ländern.
Wünschenswert wäre es. wenn dir deine Argumentation beim nächsten Versuch besser gelingen würde.

[hallo]
Interessierter
 

Re: Ostdeutschland- Alles so schön rückständig hier

Beitragvon Grenzwolf62 » 6. Mai 2019, 10:20

Interessierter hat geschrieben:Da es millionen Bürger aus der Ex- DDR gibt, die Heym völlig richtig verstanden haben, bedarf es keiner Bürger aus den alten Ländern.
Wünschenswert wäre es. wenn dir deine Argumentation beim nächsten Versuch besser gelingen würde.

[hallo]


Ich geb mir Mühe.
Versprochen.
[hallo]
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Re: Ostdeutschland- Alles so schön rückständig hier

Beitragvon Interessierter » 6. Mai 2019, 11:38

Ich sage es doch: Eigentlich bist du ein ganz Netter mit dem man bei Bier und Grillfleisch viel Spaß haben kann.

[super]
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Re: Ostdeutschland- Alles so schön rückständig hier

Beitragvon Grenzwolf62 » 6. Mai 2019, 11:45

Hallihallo, doch nochmal ich, der Schlechtargumentierer.
Wenn es gar keine Ur-BRDler braucht um Ex-DDRlern das mit dem aufrechten Gang zu erklären, warum kommt da genau einer von den BRDlern im Brustton der Überzeugung darauf das Millionen der Letzteren schon das Kreuz durchdrücken und paar immer noch geknickt umherwandern?
Irgendwie auch sonderbar in der Argumentationskette.
[denken]
Aber egal, ich könnte mir durchaus vorstellen dir ein schönes Stück vom guten fetten Ostschwein zuzubereiten.
Und nebenher trommeln dazu noch paar, aber maximal drei und keine dreihundert.
[wink]
Zuletzt geändert von Grenzwolf62 am 6. Mai 2019, 11:52, insgesamt 2-mal geändert.
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