Aktion Rose - Als die DDR die Ostsee-Villen stahl
Fleiß und Sparsamkeit waren ihre Verbrechen: Weil sie Obst und Kartoffeln als Vorrat für Gäste lagerte, wurde Hotelbesitzerin Edith Heinrich vor sechzig Jahren bei der Aktion Rose verhaftet und enteignet. Der Staats-Sturm zerstörte ihr Ostsee-Paradies.
Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Maurer Wilhelm Never das imposante weiße Gebäude Stück für Stück aufgebaut. Seine Enkelin Christine Heinze (63): „Damit wollte er die Zukunft seiner Tochter sichern.“ Die zerstörte die DDR im Februar 1953 mit der „Aktion Rose“, der Enteignung und Verstaatlichung von Hotels und Pensionen an der Ostsee.
Volks- statt Privateigentum war Staatsziel, über 400 Objekte, Bargeld und Wertsachen wurden beschlagnahmt. Historiker Falco Werkentin (68): „Die Aktion Rose war Teil der systematischen Strategie, Unternehmer in Überschuldung zu treiben.“
Mit dem Vorwurf nicht genehmigter Vorratshaltung wurde Edith Heinrich beim Urlaub im Harz festgenommen. Ein Jahr Gefängnis in engen überbelegten Zellen, wenig und schlechtes Essen, große Kälte im Winter folgte. Ihre Freundin Ilse Friedrich (93): „Weil sie so furchtbar litt, versuchte sie, sich umzubringen.“
1955 wurde Edith Heinrich als gebrochener Mensch mit einer lebenslangen Lungenkrankheit freigelassen. Aus dem Kinderheim kam Tochter Christine, damals erst drei Jahre alt. „Ich sprach lange nicht, so hatte mich die Trennung traumatisiert.“
Vorbestraft fand Edith Heinrich schwer Arbeit. Jahre später Rückkehr ins Hotel, das jetzt ausschließlich an den FDGB vermieten durfte. Ihre Tochter: „Was der FDGB für die Unterbringung der Gäste zahlte, war so gering, dass kein Geld für Reparaturen blieb.“
1972 Zwangsverkauf an den FDGB. „35.000 Mark, die über Jahre in Raten ausgezahlt wurden.“ Die Zukunftshoffnungen der Familie auf sichere Versorgung und Wohlstand waren endgültig zerbrochen.
Heute lebt Christine Heinze in einer kleinen Wohnung im Friedrichshainer Hinterhof. Das macht die Schauspielerin nicht so traurig, wie das Leiden ihrer Mutter bis zum Tod 2005. „Sie lebte in einer Wohnung im Hotel. Zu DDR-Zeiten musste sie mitansehen, wie es durch schlechte Pflege immer mehr zerfiel. Und nach der Wende, wie ein Fremder damit sein Glück schaffte.“
https://www.berliner-kurier.de/news/pan ... l--4957618
Das ist einfach erschütternd und geht mir total unter die Haut.