Als Kampfgruppen zu Demonstranten wurden

Alle Themen die eine Bezug zur Wende und Grenzöffnung haben. Persönliche Erlebnisse, Gedanken aus dieser Zeit, Dokumente und ähnliches.

Als Kampfgruppen zu Demonstranten wurden

Beitragvon Interessierter » 19. Januar 2019, 14:10

Ein Sammelband der Potsdamer Militärhistoriker beleuchtet die Rolle der Nationalen Volksarmee beim Mauerfall 1989/90

Die Situation war brenzliger als bisher angenommen. Als vor 25 Jahren das DDR-Regime zusammenbrach und friedliche Demonstranten klarmachten, dass der sozialistische Staat keinen Rückhalt im Volk der DDR hatte, hätte es zu einer gewaltsamen Eskalation kommen können. Das legen die Autoren eines Sammelbandes nahe, der sich mit der Rolle des Militärs in der Wendezeit 1989 befasst. Eine halbe Million DDR Bürger hätten zu den Waffen und zum Einsatz gegen Nachbarn und Kollegen gerufen werden können, hat der Initiator des Bandes , der Militärhistoriker Rüdiger Wenzke, herausgefunden. Weitere etwa 200 000 Mann, die als besondere Kampfgruppe für den Einsatz im Innern ausgebildet waren, standen ebenfalls bereit.

„Es gab Betonköpfe, das hätte auch ein Bürgerkrieg werden können“, stellt Wenzke zur Buchvorstellung fest. „Wäre der Befehl zum Einsatz gekommen, wären wir marschiert“, sagt ein ehemaliger Kommandant der damaligen Streitkräfte der DDR. Aber nicht alle wären marschiert. Viele Bürger der DDR hatten für sich entschieden, dass sie an der gewaltsamen Aufrechterhaltung des sozialistischen Status quo nicht mitwirken wollten. So erschienen nur etwa 40 Prozent der Kampfgruppen, die gegen die Montagsdemonstrationen eingesetzt wurden. Der Rest blieb zu Hause, oder lief gleich bei den Demonstranten mit. Dass ein Kampf gegen das eigene Volk auf Dauer nicht durchzuhalten war, muss irgendwann in den 90er-Jahren auch den Oberen der DDR aufgefallen sein.

Hatte es jahrzehntelang den Schießbefehl an der DDR Grenze gegeben, der etliche Flüchtlinge das Leben kostete, so fehlten in der Umbruchzeit 1989 klare Regelungen, an denen sich die Grenzsoldaten hätten orientieren können. Harald Jäger und Edwin Görlitz von der Passkontrolleinheit am Grenzübergang Bornholmer Straße handelten nach eigenem Gutdünken, als sie am 9. November 1989 als Erste den Weg in den Westen freigaben. „Wir fluten jetzt“, hieß es, als sie die Grenzschranken öffneten, damit die vorne Stehenden nicht von den Nachdrängenden an der Schranke zerquetscht wurden. Als Medien Jäger später zum Helden erklären wollten, winkte der ab. Helden seien die Demonstranten gewesen.

Wie unvorbereitet die DDR-Führung auf den Ansturm des Volkes letztlich war, zeigt ein Vorfall, von dem Hans-Peter Bartels, der Vorsitzende des Bundesverteidigungsausschusses berichtet. Als 1989 bei einer Demonstration in Plauen Wasserwerfer eingesetzt werden sollten, mussten diese von der örtlichen Feuerwehr geordert werden. Damit waren die Feuerwehrleute vor Ort allerdings nicht einverstanden und legten im Nachhinein gegen die Zweckentfremdung ihrer Fahrzeuge Protest ein.

Wie es um die Moral der Truppe im Oktober 1989 tatsächlich stand, schildert Wenzke anschaulich anhand des Luftsturmregiments 40, das mit Schlagstöcken und Schilden ausgerüstet gegen Demonstranten vorgehen sollte. Es kam nicht zum Einsatz, zudem war die Truppe schon reichlich demoralisiert, was sich bei der Rückverlegung in die Unterkünfte zeigte. Kollektives Rowdytum in Verbindung mit Alkohol hätten zu einer Einschränkung der Gefechtsbereitschaft geführt, schildert eine Militärchronik im Bundesarchiv. „Die Fallschirmjäger zertrümmerten die Einrichtungen ihrer Unterkünfte“, so Wenzke.

https://www.pnn.de/wissenschaft/als-kam ... 58294.html

So etwas sollen die immer so hochgelobten Fallschirmjäger gemacht haben? Na wenn da man nicht die Potsdamer Nachrichten sich wieder als Lügenpresse betätigt haben.. [wink] [grins]
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Re: Als Kampfgruppen zu Demonstranten wurden

Beitragvon Volker Zottmann » 19. Januar 2019, 14:47

Da kann man in Lehnin nachfragen... oder einfach Beethoven bemühen.

Gruß Volker
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Re: Als Kampfgruppen zu Demonstranten wurden

Beitragvon Dr. 213 » 19. Januar 2019, 15:09

Fallschirmjäger sind dazu konditioniert, jeden Befehl ohne Hinterfragen auszuführen.
Schon alleine die Tatsache, daß man sich in die Nähe der großen Protestdemos hinverlegen lassen hat zeigt,
daß man immer noch dazu bereit war, auf Befehl und mit Gewalt gegen die Demonstranten vorzugehen.

Das die Fallschirmjäger ihr Quartier zerlegt haben, war keine Solidarisierung mit den protestierenden Bürgern.
Es war, wie auch bei Teilen der Stasis, die Wut über die Führung, weil der entscheidende Befehl ausblieb.
Wie gerne hätte man doch für die geliebte SED die Revolution mit dem Knüppel in der Hand beendet.

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Re: Als Kampfgruppen zu Demonstranten wurden

Beitragvon Volker Zottmann » 19. Januar 2019, 15:37

Ich glaube kaum, dass der Beethoven das so klar und deutlich formuliert hätte!
Selbst bin ich da auch bei Deiner klaren Einschätzung dieser damaligen Truppen. Die wären auch fürs Grobe bereit gewesen.

Gruß Volker
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Re: Als Kampfgruppen zu Demonstranten wurden

Beitragvon Spartacus » 19. Januar 2019, 15:46

Die wären auch fürs Grobe bereit gewesen.


Na ja, das schreibt sich so leicht Volker. Aber im entscheidendem Augenblick hätten vielleicht doch viele den Befehl verweigert?
Ich hatte auch nie Probleme mit meinen Einsätzen, hatte aber den bösen Traum, der Russe würde Europa angreifen. Die NVA wäre
dann natürlich involviert gewesen und mein Bruder war Mitte der 80iger in der NVA. Wir hätten als "Speerspitze" den Auftrag gehabt,
in Westdeutschland gegen die angreifenden Truppen anzutreten und da hätte ich dann erhebliche Bauchschmerzen gehabt.

Keine Ahnung ob ich dann gekämpft hätte.

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Re: Als Kampfgruppen zu Demonstranten wurden

Beitragvon pentium » 19. Januar 2019, 15:53

Spartacus hat geschrieben:
Die wären auch fürs Grobe bereit gewesen.


Na ja, das schreibt sich so leicht Volker. Aber im entscheidendem Augenblick hätten vielleicht doch viele den Befehl verweigert?
Ich hatte auch nie Probleme mit meinen Einsätzen, hatte aber den bösen Traum, der Russe würde Europa angreifen. Die NVA wäre
dann natürlich involviert gewesen und mein Bruder war Mitte der 80iger in der NVA. Wir hätten als "Speerspitze" den Auftrag gehabt,
in Westdeutschland gegen die angreifenden Truppen anzutreten und da hätte ich dann erhebliche Bauchschmerzen gehabt.

Keine Ahnung ob ich dann gekämpft hätte.

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Na ja es geht ja mehr um den Herbst 89....
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Re: Als Kampfgruppen zu Demonstranten wurden

Beitragvon karnak » 19. Januar 2019, 16:17

Dr. 213 hat geschrieben:Es war, wie auch bei Teilen der Stasis, die Wut über die Führung, weil der entscheidende Befehl ausblieb.
Wie gerne hätte man doch für die geliebte SED die Revolution mit dem Knüppel in der Hand beendet.

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Einfach nur lächerlich, werden wohl eher besoffen gewesen sein, [flash] dass muss natürlich in einer in den Zeitgeist passenden Geschichtsschreibung etwas " aufgehübscht" werden. Diese Art von Fanatismus ist in den Reihen der bewaffneten Organe schon lange vor 89 abhanden gekommen, von ein paar Spinnern und ein paar von den Alten mal abgesehen. In Wahrheit hatte sich auch dort längst Resignation breitgemacht, man hatte klammheimlich aufgegeben, hat das Beste daraus gemacht und sich " eingerichtet " . Wenn ich es nicht selbst erlebt hätte, die Stasi ist einfach auseinandergerannt, jeder der irgendwie konnte und sich noch eine Chance ausrechnete hat sein Heil in der Flucht gesucht. Übriggeblieben sind ein paar Alte und andere Chancenlose, die haben sich dann noch an ihre " Bockigkeit " geklammert und sich als die " letzten der Mohikaner " gefühlt. Aus dem kläglichen Rest wurde dann die Legende von dem " Die Stasi lebt " gestrickt, das ist die nüchterne Realität wenn man es runterrechnet.
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Re: Als Kampfgruppen zu Demonstranten wurden

Beitragvon Dr. 213 » 19. Januar 2019, 17:11

Da große Aufwachen hat bei der Stasi erst begonnen, als der Chef im Fernsehen öffenlich ausgelacht wurde.
Und erst ab da war der Drops dann gelutscht.

Bis dahin und bis weit in den Dezember 1989 hinein waren die Privatgefängnisse der Stasi gut belegt.
Das Überlaufen und die Klage "wo sind wir bloß hingekommen" kamen erst ganz am Ende.
Und dann war es keine große Heldentat mehr, sich von dem entmachteten Laden abzusetzen.

Ich erinnere an die die berüchtigte Demonstration vom 17. Januar 1988.
Da wurde brutal von Stasis in Ziviel dazwischen gegangen.
Die Bilder von dem einen Stasi mit Motorradhelm und dem herunterreißen der Spruchbänder bleibt unvergessen.

Die Stasi hat wirklich bis zum Schluß ihre Repression gegen Andersdenkende betrieben.
Sogar in der Zeit der geduldeten Selbst- Abwicklung hat man sich nicht gesträubt, brisantes Material
vor der Vernichtung zu bewahren. Im Gegenteil, wahrscheinlich galt es in den Kreisen als besonders
tschekistische Finte, brisante Akten und Beweise vor den Bürgerkommitess zu verheimlichen.

Du lieber Karnak kannst es vielleicht nicht so mitbekommen haben, warst ja verkleidet an die GüSt ausgeliehen.

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Re: Als Kampfgruppen zu Demonstranten wurden

Beitragvon pentium » 19. Januar 2019, 17:17

Da muss sicher die Geschichte der Wende neu geschrieben werden....
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Re: Als Kampfgruppen zu Demonstranten wurden

Beitragvon Nostalgiker » 19. Januar 2019, 17:22

Nicht 'muß', sie wird es bereits. Jedenfalls hier im Forum von einigen besonderen Experten, Insidern und glaubwürdigen Zeitzeugen.
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
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Re: Als Kampfgruppen zu Demonstranten wurden

Beitragvon karnak » 19. Januar 2019, 17:27

Was hat das denn mit einem privaten, tief verinnerlichten Fanatismus zu tun? Bist Du in so einem militärisch organisierten Staatsorgan angesiedelt führst Du unter Umständen sehr lange Befehle aus, Deine privaten Überzeugungen bis hin zu Bauchschmerzen haben da ERSTMAL in den Hintergrund zu treten, dass war zu jeder Zeit und in jedem System so und ist vom Prinzip her ERSTMAL nur so in Vorbereitung des Personals auf solche Krisensituationen aus Sicht des politischen Systems zu organisieren.
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Re: Als Kampfgruppen zu Demonstranten wurden

Beitragvon karnak » 19. Januar 2019, 17:33

pentium hat geschrieben:Da muss sicher die Geschichte der Wende neu geschrieben werden....

In Teilen, besser wäre es [flash] , aber wir haben verloren und da schreiben nun mal die Sieger die Geschichte. Das nun solche Leute wie eine Vera Lengsfeld oder eine Bild Zeitung die Gelegenheit bekommen haben diese Geschichte zu schreiben ist natürlich bedonders bedauerlich und wenig förderlich für die Geschichtsbücher.
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Re: Als Kampfgruppen zu Demonstranten wurden

Beitragvon Dr. 213 » 19. Januar 2019, 17:48

Frau Lengsfeld darf das, so übel wie ihr mitgespielt wurde.
Die war schon zu DDR- Zeiten der SED ein Ärgernis. So sehr, daß man sie nach London zum Studieren gelassen hat.
Also ein sehr schlechtes Beispiel und als Beweis für so etwas wie Siegerjustiz völlig ungeeignet.

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Re: Als Kampfgruppen zu Demonstranten wurden

Beitragvon karnak » 19. Januar 2019, 17:52

Dr. 213 hat geschrieben:Frau Lengsfeld darf das, so übel wie ihr mitgespielt wurde.


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Sicher war das so, dass rechtfertigt aber auf Dauer nicht immer dümmeres Zeug in die Welt zu setzen bis hin zu extrem rechten und rassistischen Positionen. Ich will da zugute halten, ganz offensichtlich ist da mit der Psyche irgendwas nicht in Ordnung.
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Re: Als Kampfgruppen zu Demonstranten wurden

Beitragvon augenzeuge » 19. Januar 2019, 17:54

karnak hat geschrieben:
Dr. 213 hat geschrieben:Frau Lengsfeld darf das, so übel wie ihr mitgespielt wurde.


Herzlichst
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Sicher war das so, dass rechtfertigt aber auf Dauer nicht immer dümmeres Zeug in die Welt zu setzen bis hin zu extrem rechten und rassistischen Positionen. Ich will da zugute halten, ganz offensichtlich ist da mit der Psyche irgendwas nicht in Ordnung.

Genau so ist es. Was ihr geschah, kann kein unlimitierter Bonus für ihr heutiges hetzerisches Verhalten sein.

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Re: Als Kampfgruppen zu Demonstranten wurden

Beitragvon Dr. 213 » 19. Januar 2019, 21:32

Sie ist eine bekennende Gegnerin des Systems Merkel und auch da meldet Sie sich mit deutlichen Worten.
Natürlich gerät man da schnell in die Schmuddelecke von AfD und Co. und wird darum angegriffen.
Ihre Kritik an der Flüchtlingspolitik der Frau Merkel ist kein braunes Geschwätz sondern hat Hand und Fuß.

Das trenne ich aber etwas von ihrer Rolle damals im Widerstand und heute in der Aufarbeitung der SED- Diktatur.
Im Verband der Opfer des Stalinismus genießt sie jedenfalls große Anerkennung.
Auch damit macht man sich bei den alten Systemanhängern schnell Feinde. Katrin Sass geht es auch so.

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Re: Als Kampfgruppen zu Demonstranten wurden

Beitragvon karnak » 19. Januar 2019, 21:48

Dr. 213 hat geschrieben:Im Verband der Opfer des Stalinismus genießt sie jedenfalls große Anerkennung.


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[flash] Na nu, dafür bedarf es nun nicht viel, nur eine völlig undifferenzierte Betrachtungsweise zum Thema DDR.
Und sich zu beiden Frauen und ihren in Teilen merkwürdigen Verhalten keine Gedanken zu machen halte ich wenigstens für etwas bedenklich.
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Re: Als Kampfgruppen zu Demonstranten wurden

Beitragvon augenzeuge » 19. Januar 2019, 21:58

Katrin Sass zeigt ein ganz anderes Verhalten.

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Re: Als Kampfgruppen zu Demonstranten wurden

Beitragvon karnak » 20. Januar 2019, 04:02

Wenn ich sie nun nicht bei einer Buchvorstellung zu " Drachentöter" gemeinsam mit Vera Lengsfeld erlebt hätte, dass Verhalten war schon recht grenzwertig. [flash] Bei allen Frust den ich ihr zugestehen will, man hat sich dabei noch nicht mal einen Gefallen getan, die Stasimänner hatten bei dem furchtbaren Gekeife vernab von einer sachlichen und nüchternen Diskussion leichtes Spiel.
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Re: Als Kampfgruppen zu Demonstranten wurden

Beitragvon Dr. 213 » 20. Januar 2019, 04:46

Da wäre ich auch gerne dabei gewesen. Ich kenne es nur vom Video und dem Bericht eines anwesenden Protestlers.
Bei der Veranstaltung hat die Stasifraktion am Ende nach Punkten deutlich verloren. Das ist meine eigene Meinung.

Die Dame mit den "Södfröschten" und der Held auf seinem Gurkeneimer konnten da auch nichts reißen.
Der Stasi- Vernehmer mit seinem Buch war sowieso ein ganz schlimmer Zeitgenosse.
So viele "Kunden" wie der in's Unglück gestürzt hat, selbst oder durch Anstiftung mit seinen Schriften,
das dieser Mann bis an sein Lebensende frei rumlaufen konnte, es ist für mich ein Makel unserer Justiz.

Frau Lengsfeld und Frau Sass haben bei der Veranstaltung genau die richtigen Fragen gestellt.
Über die Lautstärke und den Umgangston kann ich da mal locker hinwegsehen.
Bei solchen Verklärungsversuchen wie die von Herrn Kierstein kann der Protest garnicht laut genug ausfallen.

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Re: Als Kampfgruppen zu Demonstranten wurden

Beitragvon Beethoven » 20. Januar 2019, 07:22

Zu Zeiten der Demonstrationen war ich nicht mehr im Fallschirmjägertruppenteil habe jedoch so einiges vom damaligen Kommandeur und seinem Stellvertreter erfahren.

Richtig ist, dass Fallschirmjäger nach Leipzig verlegt wurden und dort in einer Kaserne eines Artillerieregimentes untergebracht wurden. Der Kommandeur (Norbert S.) und sein Stellvertreter (Frank L.) beobachteten die Situation sehr genau. Die Soldaten verließen Leipzig jedoch nach einigen Tagen.

Was die Jungs aufgeregt hat war, dass die Partei- und Staatsführung zu diesem Zeitpunkt offensichtlich nicht mehr die Wahrheit über die Situation sagte.
Viele der Fallschirmjäger hatten Familie und Freunde unter den Demonstranten und keinem war wohl bei dem Gedanken, dort mit körperlicher Gewalt, denn nichts anderes war vorgesehen, einzuschreiten.

Als die Männer wieder in der Kaserne Lehnin waren, kam es zu einem Vorkommnis im dritten Dienstjahr. Der Kompaniechef gab einem Stabsgefreiten einen Befehl, den dieser nur widerwillig ausführte. Da entblödete sich der KC dem Stabsgefreiten eine Maulschelle zu geben. Wie das genau ablief und warum der KC die Beherrschung verloren hat, weiß ich nicht mehr. Jedenfalls soll der Stabsgefreite den KC an die Wand gedrückt haben.

Darauf hin kam es zu einem Tumult in der Unterkunft des dritten Dienstjahres, die ja nur wenige Tage vor ihrer Entlassung standen. Die Jungs machten sich Luft und zerbröselten ihre Sanitäranlagen, kippten Betten und Schränke um und ein paar Scheiben gingen zu Bruch. Erst der herbei gerufene Führungsoffizier (Peter Jä.) konnte weiteres eskalieren verhindern und es zog wieder Ruhe ein. Das gesamte dritte Dienstjahr wurde am kommenden Tag in den Urlaub geschickt und nach Rückkehr aus dem Urlaub sofort aus der NVA entlassen. Die Dienstzeit dieser Jäger war um.

Also, dieser Krawall war in einer Kompanie und nicht im gesamten Truppenteil, wo es zu diesem Blödsinn kam.
Eine Untersuchung ergab dann, dass der Kompaniechef (wie ich hörte sowieso nicht die hellste Kerze am Baum) ursächlich Schuld an der Auslösung dieser Handlungen hatte. Sicherlich auch der allgemeinen moralischen Einstellung der Jäger in jener Zeit geschuldet. Wer wollte schon gegen Zivilisten vorgehen? Eigentlich KEINER.

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Mir ist nicht bekannt, dass die Kampfgruppen der Arbeiterklasse alarmiert wurden, was aber nicht bedeutet, dass dies nicht geschehen ist. Die KGdAK wurden ja durch die Polizei und nicht durch die NVA befehligt. Ich kann mir aber sehr gut verstellen, dass es zu mindestens Teilalarmierungen gegeben hat. In vielen Betrieben die Kampfgruppenhundertschaften oder - Bataillone im Bestand hatten, hatten auch die Waffen in gesonderten Bereichen der Betriebe eingelagert. Diese galt es auf jeden Fall vor unbefugtem Zugriff zu sichern. Und wenn die Polizei auf den Straßen war, mussten das die Kämpfer der KGdAK selber übernehmen.

Ich denke, dass die Männer der KGdAK nicht gegen ihre eigenen Familien und Freunde hätten eingesetzt werden können. Deshalb fällt es mir schwer zu glauben, dass diese Herren überhaupt in Gänze alarmiert worden sind. Aber wie gesagt, ich weiß es nicht.

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Re: Als Kampfgruppen zu Demonstranten wurden

Beitragvon augenzeuge » 20. Januar 2019, 08:55

Die Revolte wäre wenige Jahre zuvor vermutlich nicht so einfach erledigt gewesen.

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Re: Als Kampfgruppen zu Demonstranten wurden

Beitragvon karnak » 20. Januar 2019, 09:22

Natürlich nicht, wäre ja auch unhaltbar für eine militärische Einheit, nicht nur das Verhalten des Vorgesetzten hätte ihn sehr wahrscheinlich in Schwierigkeiten gebracht ,auch die Reaktion der Truppe war nicht zu akzeptieren. Sowas ist auch nur in irgendwelchen Endphasen von irgendwas möglich und denkbar. Ich weiß doch was sich in einer kurzen Zeit der Wendephase so alles abspielte. Man genoss eine Forn der Anarchie, konnte denen da oben mal sagen und zeigen was eine Harke ist, in Teilen mit inakzeptablen Verhaltensweisen und Aktivitäten.
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Re: Als Kampfgruppen zu Demonstranten wurden

Beitragvon Interessierter » 20. Januar 2019, 09:31

Eine Untersuchung ergab dann, dass der Kompaniechef (wie ich hörte sowieso nicht die hellste Kerze am Baum) ursächlich Schuld an der Auslösung dieser Handlungen hatte.


Solche Menschen gibt es wohl in jeder Armee der Welt. Nur in der NVA gab es wohl besonders viele davon, wenn ich den Aussagen von Freunden und Bekannten aus der Ex - DDR und Zeitzeugenschilderungen in den Medien Glauben schenken kann.
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Re: Als Kampfgruppen zu Demonstranten wurden

Beitragvon Beethoven » 20. Januar 2019, 09:43

augenzeuge hat geschrieben:Die Revolte wäre wenige Jahre zuvor vermutlich nicht so einfach erledigt gewesen.

AZ


Da hast Du 100% -ig recht.

Der Stabsgefreite hätte vermutlich den KC nicht so zur Weißglut gebracht. Aber schlagen von Unterstellten - das ging gar nicht.
Dafür gab es die Nahkampfausbildung, wo sich der KC den Stabsgefreiten hätte greifen können und "vormachen . vormachen und erklären - üben - Korrekturen" dem Stabsgefreiten einen auf den Solarplexus geben können,
sofern der Staber nicht besser war als der KC. [hallo] Immerhin kurz vor Ende des dritten Dienstjahres. Da waren die Jäger durch die Bank sehr gut drauf und kannten so manchen fiesen Trick und ließen sich solch dämliches Tun sowieso nicht mehr gefallen.

So wäre der Kompaniechef sofort seiner Funktion entbunden worden, wenn er einen Unterstellten geschlagen hätte.

Die Jäger hätten wahrscheinlich auch anders reagiert und kein Randori mit dem Mobiliar gemacht.

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Re: Als Kampfgruppen zu Demonstranten wurden

Beitragvon Volker Zottmann » 20. Januar 2019, 11:17

Interessierter hat geschrieben:
Eine Untersuchung ergab dann, dass der Kompaniechef (wie ich hörte sowieso nicht die hellste Kerze am Baum) ursächlich Schuld an der Auslösung dieser Handlungen hatte.


Solche Menschen gibt es wohl in jeder Armee der Welt. Nur in der NVA gab es wohl besonders viele davon, wenn ich den Aussagen von Freunden und Bekannten aus der Ex - DDR und Zeitzeugenschilderungen in den Medien Glauben schenken kann.



Genau dieses habe ich ja mehrfach erlebt. Also mit den "hellsten" Kerzen....
Interessant, dass nun der Mann, der mein Beschreiben damals in Fage stellte, nun gleiche Feststellungen trifft. Die prozentualen Verhältnisse mögen zwischen Baupionieren und Fallschirmjägern unterschiedlich gewesen sein, doch wird nun bestätigt, dass ungeeignete Offiziere auch dort Befehlsgewalt und Leitungsfunktionen hatten. Also Leute, die unfähig waren, zu führen. Wir sagten dazu pauschalierend Idioten. Und davon hatten wir reichlich, aber eben nicht nur!

Gruß Volker
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Re: Als Kampfgruppen zu Demonstranten wurden

Beitragvon Nov65 » 20. Januar 2019, 11:46

Zu Alarmierungen von Kampfgruppen. Mir erzählte in den 90-erjahren der Kommandeur der betrieblichen Kampfgruppe, dass alle Kommandeure des Kreises bewaffnet im Keller des VPKA(Volkspolizeikreisamtes) saßen (Zeitdauer unbekannt) und auf den Einsatzbefehl warteten. Der kam aber nicht. Ich meine, dass war eine kluge Passivität, geschuldet der aktuellen Situation im Lande.
Andreas
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Re: Als Kampfgruppen zu Demonstranten wurden

Beitragvon Volker Zottmann » 20. Januar 2019, 15:15

In QLB waren die Kampfgruppen zur größten und mächtigsten Demonstration auch im Warteeinsatz. Dei lauertern zum Glück in einigen Gebäuden ohne eingesetzt zu werden.
Heute aber nach 30 Jahren zu zweifeln, dass die Kampfgruppen Einsatzbefehle hatten, ist nicht zu bestreiten. Dass die dort nicht mehr vollzählig waren, ändert nichts an dem Versuch, noch tatkräftig eingesetzt zu werden.


Gruß Volker
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Re: Als Kampfgruppen zu Demonstranten wurden

Beitragvon Olaf Sch. » 20. Januar 2019, 16:15

Wir hatten hier einen total Durchgeknallten, der wollte in den Krieg ziehen, gegen die eigen Bevölkerung, nur hatte er keine Truppen mehr... [laugh]
Olaf Sch.
 

Re: Als Kampfgruppen zu Demonstranten wurden

Beitragvon augenzeuge » 20. Januar 2019, 16:23

AkkuGK1 hat geschrieben:Wir hatten hier einen total Durchgeknallten, der wollte in den Krieg ziehen, gegen die eigen Bevölkerung, nur hatte er keine Truppen mehr... [laugh]


Boah, habt ihr ihn vor sich selbst schützen können? [shocked]

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