Petra Köpping ist in den vergangenen Jahren durch all diese Orte in Sachsen gereist und hat mit Ost-Männern gesprochen. Die SPD-Politikerin ist sächsische Staatsministerin für Gleichstellung und Integration und hat gerade ein Buch veröffentlicht: „Integriert doch erst mal uns!“
In Brandenburg, Sachsen und Thüringen wird in diesem Jahr gewählt. Die Ergebnisse werden sich von denen im Westen stark unterscheiden.
Denn jeder vierte (26 Prozent) stimmte für die AfD. Die ostdeutsche Frau wählte sie nur zu 17 Prozent, der westdeutsche Mann zu 13 Prozent und die Frauen im Westen nur zu 8 Prozent. Dieses Land wäre ein anderes, wenn es nach dem Kopf der Männer aus den östlichen Bundesländern ginge.
Dann gibts große Unterschiede zu ostdeutschen Frauen. 50 Prozent der Frauen schließen die Schule häufiger mit Abitur ab als Jungen.
„Junge Männer sind zwar etwa im gleichen Ausmaß abgewandert wie Frauen“, so Klingholz, „aber sie sind häufig nach wenigen Monaten zurückgekehrt, weil sie dort schlechter Fuß gefasst haben. Das wiederum haben sie oft mit Diskriminierungserfahrungen begründet.“ Während Ostfrauen meist berichteten, sie seien in ihrem neuen Arbeitsumfeld willkommen und ernst genommen, gaben die männlichen Rückkehrer oft genau das Gegenteil zu Protokoll.
https://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q= ... Gwh8dpbtKh
Aus einem Zeit Interview wird ein Unterschied zum Westen deutlich:
Kluger: Ich bin 1970 geboren. In meinem Leben habe ich 19 Jahre Unfreiheit und Diktatur kennengelernt, das unterscheidet mich, uns Ostdeutsche, von Westdeutschen. Ich bin sogar froh, dass ich diese Unfreiheit erlebt habe. Andauernd mussten Männer wie ich mich fragen: Wie muss ich mich verhalten, wenn ich einen Platz in der Erweiterten Oberschule bekommen will? Welche Konsequenzen hat die Entscheidung, wie lange ich zur Armee gehe, für meinen späteren Lebensweg? Solche Fragen musste sich kein Westdeutscher meiner Generation stellen.
Kluger: Ich hatte 1989, beim Mauerfall, zumindest das Gefühl, auf der falschen Seite der Geschichte zu stehen. Aber um das zu erklären, müsste ich ausholen.
ZEIT: Wir haben Zeit.
Kluger: Mein Vater ist 1959 als sehr junger Mann für zwei Jahre im DDR-Knast gelandet, weil er angeblich staatszersetzende Sätze gesagt hatte. Einer dieser Sätze lautete: "Das DDR-Wohnungsbauprogramm wird nicht funktionieren, weil man von den niedrig subventionierten Mieten die Häuser nicht instand halten kann." Sie können sich vorstellen, dass diese Haftstrafe die Art prägte, wie mein Vater noch viele Jahre später uns Kinder erzog.
ZEIT: Wie genau?
ZEIT: Er hat uns Kindern sehr detailliert den Unterschied erklärt zwischen "Was sagen wir zu Hause?" und "Was sagen wir in der Schule?". Das war typische DDR-Erziehung, aber noch verschärft: Du hast bitte in Staatsbürgerkunde eine Eins zu schreiben, aber zu Hause schauen wir uns jeden französischen Film an, den das DDR-Fernsehen bringt – um zu sehen, was für wunderschöne Städte es außerhalb des Sozialismus gibt. Wir hörten auch Deutschlandfunk, auf Mittelwelle konnte man das empfangen. Mache ich heute mit meinen Kindern zum Frühstück immer noch.
Pegida war damals etwas ganz anderes als heute. Die Leute haben sich seit 2015 radikalisiert. Bis ins Frühjahr 2015 war ich bei den Kundgebungen. Schon damals habe ich nicht alles gut gefunden, was ich dort gesehen habe.
Interessant geht es weiter:
https://www.zeit.de/2017/50/ostdeutsche ... ettansicht
AZ