von pentium » 9. Januar 2019, 12:24
Mit dem Beitrag "Als der Winter zur Katastrophe wurde" hat "Freie Presse" bei vielen Lesern Erinnerungen an den Jahreswechsel 1978/79 geweckt. Hier eine Auswahl der Zuschriften.
An die Besonderheit des Wetterumschwungs zum Jahreswechsel 1978/ 79 kann ich mich noch gut erinnern. Ab dem 26. Dezember 1978 waren wir in Zöblitz zu Besuch. Im Norden der DDR herrschten bereits ab 27./28. Dezember winterliche Bedingungen, während im Erzgebirge Temperaturen bis plus zehn Grad Celsius gemessen wurden. Am Tag der Rückfahrt nach Karl-Marx-Stadt mit dem Pkw am 30. Dezember gegen 12 Uhr hatte Berlin laut Wetterbericht bereits minus zehn Grad. Während der Fahrt in nördliche Richtung gefror zunehmend der Regen auf der Frontscheibe, die Fahrt musste mehrfach unterbrochen werden. Bei Ankunft im Beimlergebiet war es dann schließlich winterlich. Zur Silvesterfeier in der Heideschänke war die Temperatur auf unter minus 20 Grad gefallen. Außerdem hatte es stark geschneit. Am 1. Januar 1979 betrug nach dem Mittagessen im "Pappelhain" beim Spaziergang die Höchsttemperatur auch minus 20 Grad. Am folgenden Tag galt es, das Auto freizuschaufeln, die Batterie auszubauen und zu laden. Skifahrten waren gleich auf dem benachbarten Katzenbuckel in Adelsberg möglich. Erst am Sonntag, dem 7. Januar 1979, trat eine Frostmilderung ein. Klaus Thürmer
Silvester 1978, in Familie feierten wir im ganz kleinen Kreis. Stromausfall - halbe Spannung im Haus, die Glühlampen glühten nur noch düster, dann war alles finster. Wir schauten kurz zum Fenster raus, alles finster in den Häusern, nur die Straßenlampen leuchteten, weil es Gaslampen waren. Und es schneite wunderschön, es war sehr heimelig bei Kerzenschein und Kofferradiomusik, denn da waren Batterien drin. Wir erkundigten uns bei den Hausbewohnern, ob jemand Probleme hat. Nein, es war alles o.k. Jeder hatte genügend Kohlen im Keller ... Der Strom wird schon bald wieder zugeschaltet werden, dachten wir. Also Prosit Neujahr! Bei Kerzenlicht den Jahreswechsel begehen, das war doch schön, ein Glas Sekt und ein bissel Tischfeuerwerk ... Aber am Morgen schneite es immer noch, Strom war keiner da, das verwunderte uns dann schon. Wir frühstückten, denn mit dem Gaskocher konnten wir ja Kaffee kochen und Brötchen aufbacken. Da ich in der Nähe unserer Wohnung an der Friedrich-Engels-Straße im VEB Tisora arbeitete und wir Handwerker für die Schneeberäumung auf den Fußwegen verantwortlich waren, bin ich am 1. Januar 1979 in den Betrieb. Der Heizer war schon da und schippte den Hof, heizen konnte er nicht, denn die Ölheizung brauchte Strom, den wir nicht hatten. Nach und nach kamen andere Kollegen und guckten nach dem Rechten, Abteilungsleiter, Direktor, Kraftfahrer kamen in den Betrieb, ohne dass sie gerufen wurden. Unsere Fische im Aquarium im Frühstücksraum der Handwerker machten mir Sorgen, die Wassertemperatur sank. So bin ich nach Hause und hab auf dem Gaskocher heißes Wasser bereitet, das ich im Eimer in den Betrieb getragen und fast schluckweise ins Aquarium gegeben habe, damit die Temperatur wieder steigt. Das Prozedere hab ich mehrere Tage früh und abends wiederholt.
Schnell wurde ein Krisenstab gebildet, der sich um die Gefahrenlage zu kümmern hatte. Viele Ingenieure waren sowieso zum Schneedienst am Bahnhof Hilbersdorf eingeteilt. Der Zug der Zivilverteidigung wurde ebenso zu Hilfeleistungen eingesetzt. Verhandlungen mit der Energieversorgung brachten uns wenigstens die Gewissheit, dass wir die Heizungsanlage nicht leeren mussten. Wir bekamen immer mal für drei Stunden Strom, den wir sofort nutzten, um die Ölheizung anzufeuern. Immer unter Kontrolle der Zimmertemperaturen, damit wir nicht zuviel heizten, sondern nur so, dass die Heizung nicht einfrieren konnte. Wolfgang Aurich
Ich war damals 17 Jahre alt, wohnte in Rabenstein und war Lehrling im ersten Lehrjahr. Ich wollte mit meinen neuen Mitlehrlingen zusammen in der sogenannten Villa in Gablenz Silvester feiern. Bei der Veranstaltung kannte ich kaum jemanden und war so auf mich alleine gestellt. Alkohol floss dort reichlich, ich hatte keine Erfahrung mit den harten Sachen und merkte, ziemlich typisch in dem Alter, viel zu spät, dass alle Grenzen längst überschritten waren. Um mich nicht völlig zu blamieren, schlich ich mich noch vor Mitternacht davon. Ich hatte ganz in der Nähe, im Neubau-Block, Verwandtschaft, dorthin wollte ich mich retten. In meinem Zustand verwechselte ich den Block, wollte in die Wohnung, es war ja inzwischen saukalt, klopfte, wohl ziemlich heftig, die Tür ging auf, ich stand drin und wunderte mich: Nanu, gar keiner da? Ich hatte das Schließblech mit abgerissen. In dem Moment kam der Wohnungsinhaber, ein großer, starker Mann, zurück. Er war mit seiner Frau kurz draußen gewesen. Ohne Vorwarnung verprügelte er mich als mutmaßlichen Einbrecher nach Strich und Faden. Erst seine Frau wies ihn darauf hin, dass ich praktisch hilflos war. Daraufhin wurde die Polizei geholt, das dauerte eine Weile, und als der Streifenwagen ankam, war ich zumindest wieder ansprechbar. Vor dem Revier Carl-von-Ossietzky-Straße stand ich gegen 2 Uhr morgens alleine auf der bitterkalten Straße, ohne genau zu wissen, wo ich war. Also bin ich Richtung Zentrum gewandert, in der Hoffnung, dort einen Anschluss zu erwischen. Es schneite, wurde immer kälter, ich war nur mit einer Jeans und Studenten-Kutte bekleidet. Ich kam an der Zenti an, keine Bahn ... Okay, dachte ich, lauf ich in Richtung Zwickauer Straße, sollte die Linie 1 kommen, höre ich die und kann unterwegs noch aufspringen. Das wäre nicht das erste Mal gewesen, bei der damaligen Funkenkutsche war das noch möglich. Es kam natürlich keine Bahn und so bin ich immer weiter gelaufen, immer die Zwickauer Straße lang bis Siegmar und dann die Oberfrohnaer Straße bis Rabenstein. Früh, 5Uhr, war ich zu Hause, völlig kaputt. Axel Lederer
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*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther
Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
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