DDR - Diktatur - Schikanen

Wie waren die politischen Systeme der beiden deutschen Staaten zur Zeit des Kalten Krieges? Wo waren die Unterschiede? Gab es Gemeinsamkeiten?
Wie wurde die Politik auf beiden Seiten vermittelt?

Re: DDR - Diktatur - Schikanen

Beitragvon Interessierter » 24. Oktober 2018, 07:29

Als ich den Namen Waltraud Krüger in die Suchfunktion eingab, war das Resultat: " Kein Ergebnis "! Trotzdem möchte ich einmal die Möglichkeit nutzen, dir dafür zu danken, dass du immer so eifrig die von mir eingestellten Beiträge liest... [grins]
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Re: DDR - Diktatur - Schikanen

Beitragvon zonenhasser » 24. Oktober 2018, 13:22

Waltraut Krüger hat geschrieben:Am allerschlimmsten waren die Spritzen und Tabletten, die uns vor den Verhören ein Stasi-Arzt verabreichte - man wurde willenlos, ich wollte mir sogar das Leben nehmen...
Das habe ich zuvor noch nie gehört.

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Re: DDR - Diktatur - Schikanen

Beitragvon augenzeuge » 24. Oktober 2018, 15:36

In der Zwangseinweisung des Amtsarztes hieß es dazu u.a.: "Aufgrund ihrer seit Wochen auffälligen Verhaltensweise ergab sich der Verdacht auf das Vorliegen einer seelischen Störung" und weiter: "Wer den sozialistischen Staat DDR verlassen will, kann nicht normal sein."


Ohne Witz, diese Meinung habe ich auch gehört. So ähnlich haben sich tatsächlich einige Leute in den Pflichtgesprächen mit Ausreiseantragstellern geäußert. [flash]

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Re: DDR - Diktatur - Schikanen

Beitragvon andr.k » 24. Oktober 2018, 16:16

zonenhasser hat geschrieben:
Waltraut Krüger hat geschrieben:Am allerschlimmsten waren die Spritzen und Tabletten, die uns vor den Verhören ein Stasi-Arzt verabreichte - man wurde willenlos, ich wollte mir sogar das Leben nehmen...
Das habe ich zuvor noch nie gehört.


Was wollten die "Vernehmer" eigentlich mit den "Willenlosen" bei den Verhören erreichen?

Interessierter hat geschrieben:Als im Betrieb meines Mannes die Ofensetzer fürs gleiche Geld in kürzerer Zeit immer mehr Öfen setzen sollten, kam es zu einer "Aussprache" im Betrieb - und in der Folge dieser "Aussprache" zur Verhaftung durch die Stasi.


Dafür war die böse Stasi nun wirklich nicht zuständig.

Interessierter hat geschrieben:Sie schickten uns über Umwege Lebensmittelpakete, die kamen vor allem aus Bayern und Baden-Württemberg. Ohne diese Hilfe hätten wir Hunger leiden müssen - denn wir hatten nichts mehr...


[mundzu]

Interessierter hat geschrieben:Das Buch ist leider vergriffen. Eine Neuauflage dieses brisanten Werkes ist zwar geplant, aber leider hat sich bisher noch kein neuer Verlag finden lassen... Warum wohl...? Somit ist dieses wertvolle Dokument bedauerlicherweise nur noch antiquarisch erhältlich.


Ja, warum wohl? [denken]
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Re: DDR - Diktatur - Schikanen

Beitragvon Volker Zottmann » 24. Oktober 2018, 17:38

andr.k hat geschrieben:Dafür war die böse Stasi nun wirklich nicht zuständig.

Interessierter hat geschrieben:Sie schickten uns über Umwege Lebensmittelpakete, die kamen vor allem aus Bayern und Baden-Württemberg. Ohne diese Hilfe hätten wir Hunger leiden müssen - denn wir hatten nichts mehr...


[mundzu]



Andr.k, Du hast anscheinend keine Ahnung, wie Ausreisewillige schikaniert wurden. Dass einige Ausreisewillige ohne fremde Unterstützung nichts zum Leben mehr hatten, war ja gewollt, um sie dann einer Straftat (Beschaffungskriminalität) zu überführen, einlochen und verkaufen zu können.
In Harzgerode haben wir solchen Fall leider erleben müssen.

Gruß Volker
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Re: DDR - Diktatur - Schikanen

Beitragvon andr.k » 24. Oktober 2018, 17:46

@Volker Zottmann, träum weiter. [grin]
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Re: DDR - Diktatur - Schikanen

Beitragvon Interessierter » 25. Oktober 2018, 06:10

Nicht nur bei den Vopos, sondern in allen Berufen und Schichten der DDR, soll es ja Menschen gegeben haben, die sich gerne als Handlanger einer menschenverachtenden Diktatur betätigt haben.

Wenn gerade solche Charaktere heute ihre Aufgabe darin sehen, geschehenes DDR - Unrecht überwiegend zu bestreiten, dann verwundert das doch schon lange niemanden mehr.
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Re: DDR - Diktatur - Schikanen

Beitragvon Dr. 213 » 25. Oktober 2018, 13:38

Volker Zottmann hat geschrieben:
andr.k hat geschrieben:Dafür war die böse Stasi nun wirklich nicht zuständig.

Interessierter hat geschrieben:Sie schickten uns über Umwege Lebensmittelpakete, die kamen vor allem aus Bayern und Baden-Württemberg. Ohne diese Hilfe hätten wir Hunger leiden müssen - denn wir hatten nichts mehr...


[mundzu]



Andr.k, Du hast anscheinend keine Ahnung, wie Ausreisewillige schikaniert wurden. Dass einige Ausreisewillige ohne fremde Unterstützung nichts zum Leben mehr hatten, war ja gewollt, um sie dann einer Straftat (Beschaffungskriminalität) zu überführen, einlochen und verkaufen zu können.
In Harzgerode haben wir solchen Fall leider erleben müssen.

Gruß Volker


Ist doch längst bekannt das der User kein besonders guter Kenner solcher Details ist.
Das ist mir schon bei der Diskussion zum PM12 aufgefallen.

In zahlreichen Überlieferungen von Antragstellern wird sehr oft berichtet, wie sich die Staatsorgane darum bemühten,
etwas strafrechtlich relevantes "herauszuarbeiten". Routienemäßig bei heimlichen Wohnungseinbrüchen und auch
durch das unterschieben von verbotener Literatur, die dann bei Verkehrskontrollen "zufällig" gefunden werden sollte.
An der Stelle waren auch die VP, Trapo oder Feuerwehr willige Helfer bei solchen Zersetzungsmaßnahmen.

Etwas herauszuarbeiten oder nachzuweisen, und sei es nur auf Vorrat für später, war Tagesgeschäft bei der Behandlung
von Antragstellern. Hauptsache man hatte was in der Hand gegen solche Feinde der Sozialistischen Gesellschaft.

Wenn Antragsteller ihre guten Posten verloren und dann etwa als Heizer arbeiten mußten, war das aus Sicht der
DDR- Machthaber verständlich, aber solche Gehässigkeiten waren in der Nachbetrachtung doch nur kontraproduktiv.
Die DDR ist ja nicht per Zufall untergegangen sondern auch, weil sich der Staat mit Menschen angelegt hat, die sowieso
nicht mehr für die DDR zu begeistern waren.


Herzlichst
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Re: DDR - Diktatur - Schikanen

Beitragvon Interessierter » 10. November 2018, 10:40

Gefährlicher Schülerprotest - "Wir wollten der DDR mal richtig in die Parade fahren"

1956 erhoben sich die Ungarn gegen die Sowjetunion, in der DDR probte eine Schulklasse aus Solidarität den Aufstand. Die Folge waren unerbittliche Verhöre und Erpressung. Dietrich Garstka war einer der Betroffenen.


Herr Garstka, 1956 bekamen Sie und Ihre Klassenkameraden den geballten Zorn der DDR-Staatsmacht zu spüren. Was war geschehen?

Dietrich Garstka: Wir hatten im Radiosender RIAS von der Niederschlagung des ungarischen Volksaufstands durch die sowjetische Armee erfahren. Deshalb haben wir beschlossen, am 29. Oktober 1956 zu Beginn der Schulstunde für fünf Minuten zu schweigen. Als Zeichen der Solidarität mit den gefallenen Ungarn.

Das bedeutete in der DDR quasi Verrat. Hatten Sie die Idee dazu?

Ein Schüler kam in die Klasse und behauptete: "Im RIAS spricht man von Schweigeminuten wegen der vielen Toten!" Mit drei Jungs haben wir das dann vorn im Klassenraum spontan entschieden. Wir sagten: "Bitte fünf Minuten schweigen, gebt das jetzt nach hinten durch!" Der Geschichtslehrer, der zugleich FDJ- und Parteisekretär der SED war, stand schon in der Tür. Die Situation war etwas chaotisch, aber so ist es eben mit einer Rebellion, die aus dem Augenblick entsteht. Hoffentlich, dachte ich damals, ist jetzt keine Pflaume dabei, die meint, die Aktion stören zu müssen.

Haben alle Schüler durchgehalten?

Die ganze Klasse hat eisern geschwiegen. Fünf Minuten können aber sehr, sehr lang sein. Wir guckten immer wieder auf die Uhr an der Wand gegenüber. Der Lehrer verstand erst mal gar nicht, was da ablief. Sie müssen wissen, dass die ersten fünf Minuten jeder Unterrichtsstunde damals in der DDR sehr wichtig waren. Da wurde die Leistung überprüft, man konnte sich schnell eine Fünf einhandeln. "Welche Machtorgane hatten sich auf Initiative des Spartakusbundes gebildet?", fragte uns der Lehrer. Jeder wusste die Antwort. Aber keiner sagte etwas. Der Lehrer war völlig perplex. Als die fünf Minuten rum waren, ging eine ungeheure Entspannung durch die Sitzreihen, das weiß ich noch genau.

Wie alt waren Sie damals?


Ich war 17 Jahre alt. Ich besuchte die Abiturklasse der Kurt-Steffelbauer-Oberschule im brandenburgischen Storkow, einer Kleinstadt, etwa eine Zugstunde von Berlin-Mitte entfernt.

Für die fünf Minuten Schweigen sollten Sie noch büßen müssen.


Die Geschichte machte irgendwie die Runde. Dann kamen die ersten Verhöre, der Kreisschulrat erschien in der Schule. Fünf von uns mussten ins Direktorenzimmer zum Verhör. Mit allen möglichen Tricks haben sie versucht, uns zu überführen. Zum Beispiel konfrontierten sie mich mit der angeblichen Beschuldigung Hans-Jürgens, ich sei der Anstifter. Auf meine Frage an ihn wurde klar, dass die Verhörer diese Beschuldigung einfach erfunden hatten. Eine erpresserische Lüge. Später kam der Direktor in unsere Klasse. Ein Schüler sagte, dass das doch Gestapo-Methoden sind. Da flippte der Direktor aus.

Und es wurde noch schlimmer

Wie schlimm, das erfährt man hier:
https://www.t-online.de/nachrichten/wis ... ierte.html
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Re: DDR - Diktatur - Schikanen

Beitragvon Interessierter » 27. November 2018, 15:19

DDR-Strafvollzug - Frauen wurden mit Hunden und Peitschen gequält

Nach Nazis und Sowjets übernahm die DDR-Volkspolizei das Frauen-Gefängnis in Berlin-Friedrichshain. Ihre Folter führte zum Aufstand.

Heute lernen Kinder hier Verkehrsregeln: Sie fahren mit Rädern auf gepflasterten Wegen, üben rechts vor links und sicheres Überholen. Dabei ist es noch gar nicht so lange her, dass an der Kreuzung von Barnim- und Weinstraße, wo jetzt die Jugendverkehrsschule des Berliner Bezirks Friedrichshain liegt, ein Gefängnis stand. Damals wurden hier Frauen gequält und sogar gefoltert.

So wie eine junge Gefangene am 1. Februar 1951. Zwei Aufseher der DDR-Volkspolizei misshandelten sie schwer, trieben sie unter fortwährenden Schlägen vom Erdgeschoss des Gebäudes bis hinauf in den dritten Stock. Ihre Schmerzensschreie hallten durch die Gänge. Rund 350 andere Insassinnen hörten das Mädchen – und begannen, nach jahrelanger Peinigung, aufzubegehren. Eine der größten Häftlingsrevolten der DDR brach los.

Die Gefangenen zertrümmerten die Fensterscheiben ihrer Zellen, demolierten Betten, Tische und Hocker, warfen ihr Essgeschirr durch die Gitter auf den Innenhof der Anstalt. Frauen, die gerade Hofgang hatten, randalierten ebenfalls. Die Wärter beendeten den Aufstand gewaltsam: Sie verprügelten die Frauen oder ließen ihre Wachhunde auf sie los. Anschließend ketteten sie einige besonders renitente Gefangene im Keller an und peitschten sie aus.

Am 1. Februar 1951 übernahm die DDR-Volkspolizei die Leitung der Anstalt – auch das ein Grund für die Häftlingsrevolte am selben Tag. Denn Polizeirätin Scholz, die neue Chefin und Mitglied der SED, ordnete an, dass die Frauen ab sofort keine Lebensmittelpakete von Verwandten erhalten durften. Außerdem wurden die Gefangenen beim geringsten Anlass geschlagen oder mit Dunkelarrest bestraft.

Viele DDR-Bürgerinnen kamen wegen Republikflucht, Passvergehens oder des Gummiparagrafen Boykotthetze in die Barnimstraße. Das Gefängnis füllte sich weiter: Artikel aus dem Jahr 1962 berichteten von bis zu 2200 Häftlingen. Auch weil zu dieser Zeit übergangsweise ebenfalls Männer eingesperrt waren. Laut westlichen Medien saßen sogar Kinder in dem heruntergekommenen Bau ein, vor allem Mädchen zwischen zehn und 15 Jahren: Sie mussten ihre strafffällig gewordenen Müttern in das Gefängnis begleiten und wurden nach einigen Wochen bis Monaten in Erziehungsheime gebracht oder zur Adoption freigegeben.

Anfang der 1970er-Jahre verlegte das DDR-Innenministerium die Frauenhaftanstalt nach Berlin-Köpenick; das Gebäude in der Barnimstraße wurde 1974 gesprengt. Ein Neubauviertel mit Plattenwohnhäusern entstand; nach 1990 kam die Jugendverkehrsschule hinzu. Auf ihrem Areal kann man jetzt die Audioweg genannte virtuelle Gedenkstätte besuchen.

https://www.welt.de/geschichte/article1 ... uaelt.html
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Re: DDR - Diktatur - Schikanen

Beitragvon augenzeuge » 27. November 2018, 16:50

Was weiß man über die Frau Scholz?
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Re: DDR - Diktatur - Schikanen

Beitragvon Interessierter » 2. Januar 2019, 09:11

Gefangen im Unrechtssystem

Bespitzelung, Gefängnisaufenthalte, Flucht in die BRD: Konstanze Helber musste in der ehemaligen DDR viel aushalten. Über ihre Erfahrungen berichtete die Zeitzeugin jetzt am Gymnasium Neckartenzlingen.

Um den „Alltag“ in dem Unrechtsstaat näher zu bringen, besuchte Zeitzeugin Konstanze Helber jetzt das Gymnasium Neckartenzlingen. Sie berichtete dem vierstündigen Geschichtskurs der Jahrgangsstufe 12 sowie weiteren interessierten Schülern ihre Geschichte. Ihr Leben verlief alles andere als problemlos und viele Hürden musste sie schon während ihrer Schulzeit erkennen, bekämpfen oder kopfschüttelnd hinnehmen. So wurde sie beispielsweise nicht zugelassen, um ihr Abitur zu machen und später Medizin zu studieren. Nicht nur sie war unbequem, nicht systemkonform, auch der Vater, ein selbstständiger Handwerker, gab seine Selbstständigkeit nicht auf, indem er sich keiner Genossenschaft angliederte.

Einfach hinnehmen, was passierte, lag ihr jedoch noch nie und schon mit 14 Jahren stand für sie fest, dass sie die DDR verlassen möchte. Ein schwerwiegender Entschluss, der ihren Willen zeigte, ihren Weg jedoch ein paar Jahre später vorerst im Frauengefängnis Hoheneck enden lassen sollte.

Die Schüler lauschten gespannt ihren Erzählungen aus ihrer Schul- und Ausbildungszeit und schon dieser Abschnitt ihres Lebens enthielt so viel Unfassbares. Die Bedrohlichkeit des DDR-Systems wurde schließlich fast greifbar, als Kontanze Helber davon berichtete, wie sie letztendlich begann ihren mit 14 gefassten Entschluss in die Tat um zu setzen.

Nach gescheiterten Ausreiseanträgen, die bereits als strafbar galten, wagte sie den Fluchtversuch aus dem „großen Gefängnis DDR“. Sie nahm das beträchtliche Risiko in Kauf, um zu dem Mann zu kommen, den sie in einem Urlaub in Bulgarien kennen und lieben gelernt hatte, der in Westdeutschland zu Hause war und mit dem sie heute bereits 36 Jahre verheiratet ist.

Über eine Fluchthilfeorganisation, die im DDR-Jargon auch „Menschenhändlerbande“ genannt wurde, da viel Geld für die Flucht bezahlt werden musste, wagte sie im Januar vor genau 36 Jahren den Versuch – und scheiterte. Im Frauengefängnis Hoheneck – dem „dunklen Ort“ – musste sie über zwei Jahre Schikanen, Arbeitszwang, permanenten Schlafmangel und unvorstellbare hygienische Zustände über sich ergehen lassen, bis sie schließlich freigekauft und in die BRD entlassen wurde.

Die Schüler lauschten ihren Erzählungen mit großem Interesse aber auch Fassungslosigkeit. In diesem Gespräch wurde für sie deutlich, warum die DDR nicht einfach nur ein abstrakter Abschnitt deutscher Geschichte ist, sondern für viele Opfer des Regimes immer noch bittere Realität. Konstanze Helber konfrontierte die Schüler mit ihren Schilderungen von Hoheneck genauso wie mit den Hintergründen ihres „Scheiterns“ in der DDR und ihres Fluchtversuches - die Staatssicherheit war immer überall, selbst im Freundeskreis.


Erinnern soll man sich, nicht vergessen, Nachdenken und verarbeiten – was das wirklich heißt, zeigte sie den Schülern auf sehr eindrucksvolle Weise an ihrem eignen Weg der Auseinandersetzung.

https://www.swp.de/suedwesten/staedte/m ... 79181.html
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Re: DDR - Diktatur - Schikanen

Beitragvon Olaf Sch. » 2. Januar 2019, 09:52

ich warte nur auf den Einspruch von Andr.K,
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Re: DDR - Diktatur - Schikanen

Beitragvon Sperrbrecher » 2. Januar 2019, 10:44

Interessierter hat geschrieben:Das Buch ist leider vergriffen. Eine Neuauflage dieses brisanten Werkes ist zwar geplant, aber leider hat sich bisher noch kein neuer Verlag finden lassen... Warum wohl...? Somit ist dieses wertvolle Dokument bedauerlicherweise nur noch antiquarisch erhältlich.

Guckst Du hier:
https://www.zvab.com/servlet/SearchResu ... CGER&sts=t
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Re: DDR - Diktatur - Schikanen

Beitragvon HPA » 2. Januar 2019, 11:00

Was so passiert mit jemanden, der einen Ausreiseantrag gestellt hatte, wurde einst von Chaim (Hans) Noll, einem Sohn von Dieter Noll( "Die Abenteuer des Werner Holt") sehr eindrücklich in Buchform dokumentiert.

Chaim Nolls Frau, Sabine Kahane, welche ebenfalls mit ausreiste, ist übrigens die Tochter des in der DDR sehr bekannten Grafikers und Buchillustrators Werner Klemke.
HPA
 

Re: DDR - Diktatur - Schikanen

Beitragvon Sperrbrecher » 2. Januar 2019, 11:52

HPA hat geschrieben:Was so passiert mit jemanden, der einen Ausreiseantrag gestellt hatte, wurde einst von Chaim (Hans) Noll, einem Sohn von Dieter Noll( "Die Abenteuer des Werner Holt") sehr eindrücklich in Buchform dokumentiert..

Hier zu erwerben:
Chaim (Hans) Holl: "Der Abschied"
https://www.amazon.de/Abschied-Journal- ... 3455082475
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Re: DDR - Diktatur - Schikanen

Beitragvon Dr. 213 » 2. Januar 2019, 11:56

Die Gefängnisburg Hoheneck war in der DDR sowas wie das Lager Ravensbrück eine Diktatur rückwärts.

Und aus heutiger Sicht war es trotz der Einnahmen aus dem Menschenhandel ein so richtig dickes Minusgeschäft.
Nicht in Zahlen ausgedrückt, sondern im Ansehen und der Bewertung der DDR, besonders in der Rückschau heute.

Die an der Verfolgung der politischen Gefangenen Stasis, K1er, VP'ler, Richter und Grenzer könnte man für ihre geleistete
"Arbeit" sogar beglückwünschen, auf das Herzlichste und so. Weil sie den Untergang damit sogar noch befeuert haben.

Herzlichst
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Re: DDR - Diktatur - Schikanen

Beitragvon Volker Zottmann » 2. Januar 2019, 12:05

@Sperrbrecher, ich las gerade die Rezessionen. Das Buch wird heute noch bestellt. Er hat um 1980 den Wehrdienst verweigert und aufgrund der Prominenz (sicherlich) schnell die komplette Familienausreise nach Westberlin erstritten.

Gruß Volker
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Re: DDR - Diktatur - Schikanen

Beitragvon zoll » 2. Januar 2019, 12:14

Interessierter hat geschrieben:Nicht nur bei den Vopos, sondern in allen Berufen und Schichten der DDR, soll es ja Menschen gegeben haben, die sich gerne als Handlanger einer menschenverachtenden Diktatur betätigt haben.

Wenn gerade solche Charaktere heute ihre Aufgabe darin sehen, geschehenes DDR - Unrecht überwiegend zu bestreiten, dann verwundert das doch schon lange niemanden mehr.

Doch mich verwundert es schon.
Weil das Feiglinge sind. Sie stehen nicht zu sich selbst, sondern betrachten die Geschehnisse von außen und erlangen dadurch eine andere Sichtweise.
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Re: DDR - Diktatur - Schikanen

Beitragvon Olaf Sch. » 2. Januar 2019, 13:05

wer gibt schon gern Fehler zu oder gar Schwächen?

dies scheint aber auch eine menschliche Schwäche zu sein und reiht sich bei mir in der Rubrik: Undank ist der Welten Lohn und Jede gute Tat wird bestraft - ein. Kollegen, Freunde und gar Familienmitglieder zu bespitzeln ist ja schon MIES aber hinterher noch alles leugnen und die Opfer nochmals verhöhnen, das zeugt doch von wahrer Größe.
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Re: DDR - Diktatur - Schikanen

Beitragvon Spartacus » 2. Januar 2019, 18:44

HPA hat geschrieben:
Chaim Nolls Frau, Sabine Kahane, welche ebenfalls mit ausreiste, ist übrigens die Tochter des in der DDR sehr bekannten Grafikers und Buchillustrators Werner Klemke.


Und ihre sehr guten Gemälde erzielen heute ganz hübsche Preise. [hallo]

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Re: DDR - Diktatur - Schikanen

Beitragvon andr.k » 2. Januar 2019, 20:09

zoll hat geschrieben:
Interessierter hat geschrieben:Nicht nur bei den Vopos, sondern in allen Berufen und Schichten der DDR, soll es ja Menschen gegeben haben, die sich gerne als Handlanger einer menschenverachtenden Diktatur betätigt haben.

Wenn gerade solche Charaktere heute ihre Aufgabe darin sehen, geschehenes DDR - Unrecht überwiegend zu bestreiten, dann verwundert das doch schon lange niemanden mehr.

Doch mich verwundert es schon.
Weil das Feiglinge sind. Sie stehen nicht zu sich selbst, sondern betrachten die Geschehnisse von außen und erlangen dadurch eine andere Sichtweise.
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Kennt ihr zwei hübschen den Unterschied zwischen Wahrheit und Lüge? Der "Handlanger des Kraftfahrers" glaubt immer, was in den zusammengestückelten Zeitungsartikeln steht. Haut man ihm Tatsachen und Fakten vor, ist er nie mehr im Thema zu sehen. Und Feiglinge sind für mich Leute, die ihm die Märchen auch noch bestätigen.

Für einen Zöllner schon traurig. Ich weiß schon, warum ich kein Zöllner werden wollte.

[hallo]
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Re: DDR - Diktatur - Schikanen

Beitragvon Interessierter » 3. Januar 2019, 08:56

Kennt ihr zwei hübschen den Unterschied zwischen Wahrheit und Lüge? Der "Handlanger des Kraftfahrers" glaubt immer, was in den zusammengestückelten Zeitungsartikeln steht. Haut man ihm Tatsachen und Fakten vor, ist er nie mehr im Thema zu sehen. Und Feiglinge sind für mich Leute, die ihm die Märchen auch noch bestätigen.

Für einen Zöllner schon traurig. Ich weiß schon, warum ich kein Zöllner werden wollte.


Wie ich hier bereits schrieb, habe ich mir als Lehrling und junger Mann ca. 1961/62 gerne mein Taschengeld aufgebessert und bei einer Spedition meines Freundes beim Be- und Entladen als Beifahrer geholfen. Wenn du das heute verlogen meinst so auslegen zu müssen, als wäre das mein Beruf gewesen, so ist das lediglich deine miese Art, andere User zu diffamieren.

Aufgrund fehlender, sachlicher Argumente demonstrierst du lediglich deine Hilflosigkeit. Das Wort Lüge aus deinem Mund ist ähnlich, als wenn ein Schlachter erzählen würde, er wäre im Tierschutzverein.

Diese Hilflosigkeit führt auch immer wieder dazu, dass du meinst anderen Usern das Lesen bestimmter Bücher zu empfehlen. Hättest du damals in der DDR die richtigen Bücher gelesen, dann hättest du dich sicher nicht als Volkspolizist oder besser gesagt als Parteipolizist betätigt und das Bestehen dieser verbrecherischen Diktatur gesichert.

Jeder liest die Bücher seiner Wahl und das was ihn interessiert. Ich stöbere da beispielsweise lieber in den vielen tausend Seiten herum, welche die Zusammenarbeit der Vopo und besonders der K1 und dem MfS belegen. [wink]
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Re: DDR - Diktatur - Schikanen

Beitragvon augenzeuge » 3. Januar 2019, 11:16

andr.k hat geschrieben:Kennt ihr zwei hübschen den Unterschied zwischen Wahrheit und Lüge?
[hallo]


Ja, die Wahrheit hatte es schon immer schwerer als die Lüge....

Falschmeldungen verbreiten sich über Twitter deutlich schneller und weiter als wahre Meldungen. Das zeigt eine Studie in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazin "Science", für die Forscher mehr als 4,5 Millionen Tweets der vergangenen zwölf Jahre ausgewertet haben.

https://www.spektrum.de/news/falschmeld ... lt/1549833
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Re: DDR - Diktatur - Schikanen

Beitragvon Olaf Sch. » 3. Januar 2019, 12:07

AZ der Weg zur Hölle ist gepflastert - ähh asphaltiert...
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Re: DDR - Diktatur - Schikanen

Beitragvon zoll » 3. Januar 2019, 12:33

andre.k hat geschrieben: Für einen Zöllner schon traurig. Ich weiß schon, warum ich kein Zöllner werden wollte.

Dein Lebensweg entzieht sich meiner Kenntnis. Aber eines ist mir geläufig, dass du in deinem Land nicht Zöllner werden wolltest. Diese "Kollegen" waren doch nicht nur Gehilfen der Steuerverwaltung, was auch ich war, sie waren auch Gehilfen eines undemokratischen Machtmonopol.
Die Machthaber der DDR predigten für eure Ohren dauernd die Mär von den Monopolkapitalisten. Selber aber vertraten sie das Machtmonopol der Partei. Und die Partei vertrat nicht die Macht ihrer Mitglieder, nur das Dogma war wichtig.

Also sei froh, dass du nicht Zöllner in der DDR geworden werden durftest. Ich habe das extra so verschwurbelt geschrieben, weil eine freie Berufswahl dort nicht immer möglich war.
zoll
P.S. Zum besseren Verständnis erzähle mir doch in einer PN wie dein Berufsweg war. wir können uns dann weiter austauschen.
zoll
 

Re: DDR - Diktatur - Schikanen

Beitragvon Volker Zottmann » 3. Januar 2019, 12:39

@Zoll, man konnte aber "frei" zur Polizei und in der K1 Dienst tun.
Und wenn man nicht auffällig war, nicht mehr als andere, klappte sogar eine Übernahme.
Sowas solls gegeben haben.

Gruß Volker
Zuletzt geändert von Volker Zottmann am 3. Januar 2019, 12:41, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: DDR - Diktatur - Schikanen

Beitragvon Nostalgiker » 3. Januar 2019, 12:40

@zoll, danke das du deine fundierte Ahnungslosigkeit so Eindrucksvoll unter Bereis stellst.
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
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Re: DDR - Diktatur - Schikanen

Beitragvon zoll » 3. Januar 2019, 19:18

Nostalgiker hat geschrieben:@zoll, danke das du deine fundierte Ahnungslosigkeit so Eindrucksvoll unter Bereis stellst.

Immer wieder gern.

Das du mir Ahnungslosigkeit unterstellst ist keine Neuigkeit. Das tust du bei Anderen auch, wenn dir ein Artikel nicht gefällt.
Nur weiter, mich amüsiert es.
zoll [super]
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Re: DDR - Diktatur - Schikanen

Beitragvon andr.k » 3. Januar 2019, 19:47

zoll hat geschrieben:andre.k hat geschrieben: Für einen Zöllner schon traurig. Ich weiß schon, warum ich kein Zöllner werden wollte.


P.S. Zum besseren Verständnis erzähle mir doch in einer PN wie dein Berufsweg war. wir können uns dann weiter austauschen.


Danke, kein Interesse. [hallo]
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