Neue Medien in Deutschland - Russlands linke Offensive Anti-Rassismus, Kampf gegen Kolonialismus, Umweltschutz: Von Berlin aus sind Medien tätig, die an der Grenze zwischen linkem Aktivismus und Journalismus agieren. Finanziert werden sie aus Russland. Auf den ersten Blick wirkt "Redfish" wie ein kleines Start-up-Unternehmen, das sich einem kämpferischen Graswurzeljournalismus verschreibt: Ein konsequentes und erfolgreiches Team wolle über den Kampf gegen "das ausbeuterische globale System" berichten. Ein System, "das die Menschheit versklavt und unseren Planeten zerstört".
Menschen sollten "ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen, gegen militärische und wirtschaftliche Kriege um des Profits willen und gegen Rassismus". Denn bei "Redfish" glaube man "an die Gleichberechtigung aller - unabhängig von Geschlecht, Sexualität, Leistungsumfang, Alter und Religion".
Ehemalige RT-Journalistin als GeschäftsführerinNeben dieser Selbstbeschreibung finden sich allerdings wenig Informationen über die Macher und wer "Redfish" finanziert. Werbung gibt es nicht auf dem Portal. Im Impressum wird eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) mit Sitz in Berlin angegeben - registriert beim Amtsgericht Charlottenburg und vertreten durch eine Elizabeth Cocker.
Bei Cocker handelt es sich um eine britische Journalistin, die unter dem Namen Lizzie Phelan bekannter geworden ist. Sie war für den iranischen Staatssender "Press TV" sowie in verschiedenen Funktionen beim russischen Staatssender RT tätig - beispielsweise als Leiterin des Newsrooms Deutschland. Das geht unter anderem aus Angaben von RT hervor, die zwar nicht mehr online sind, aber in Internet-Archiven dokumentiert wurden.Wer finanziert "Redfish"?Ein Büro in Berlin Mitte, eine moderne Website, eine Anzeige auf Facebook, Reportagen aus Nicaragua, Großbritannien, Italien, Deutschland sowie anderen Staaten: Wie finanziert "Redfish" das alles?
Ein Blick ins Handelsregister erklärt, woher das Geld kommt: Dort ist als alleiniger Gesellschafter die Ruptly GmbH eingetragen. Dabei handelt es sich um eine Nachrichtenagentur, die der "Autonomous non-profit Organization TV-Novosti" gehört, die wiederum 2005 von einer russischen staatlichen Nachrichtenagentur gegründet worden war.
2013 fasste Präsident Wladimir Putin dann per Dekret verschiedene Staatsmedien zusammen zu dem Unternehmen "Rossija Sewodnja". Generaldirektor wurde Dimitri Kisseljow, ein wegen seiner offen antiwestlichen Agitation und schwulenfeindlichen Aussagen umstrittener Journalist.Mehr als elf Millionen Abrufe"Redfish" ist also nicht so subversiv, wie es zunächst aussieht, sondern ein Ableger der russischen Nachrichtenagentur Ruptly - dabei aber bislang durchaus erfolgreich: Die mehr als 150 veröffentlichten Facebook-Videos generierten laut einer Analyse mit dem Tool Crowdtangle mehr als 11,3 Millionen Abrufe.
Die Zahl der Likes für die Seite stieg steil an: Von Null im März, auf 13.300 im April, 43.100 im Juni, 122.000 im Juli auf schließlich 250.000 im November.
Die wenigsten Nutzer dürften wissen, dass die Inhalte von russischen Staatsmedien finanziert werden.Weiteres Projekt in BerlinNaouai wiederum hält 49,09 Prozent an einem weiteren Medienprojekt in Deutschland, die Mehrheit von 50,91 Prozent gehören der Ruptly GmbH: Es handelt sich um Maffick Media, das Anfang 2018 in Berlin gegründet wurde.
Maffick startete nach eigenen Angaben bislang den Nachrichtenkanal "Waste-Ed", der sich mit Umweltschutz beschäftigt. In dem Branchennetzwerk "Linkedin" gibt Maffick an, zwischen elf und 50 Mitarbeitern zu haben, die Zentrale sei am Berliner Sony-Center zu finden; als Website gibt Maffick den Facebook-Kanal "In the Now" an.
Junge Satire-SeiteVon "In the Now" und Maffick lassen sich Hinweise auf weitere neuen Medien finden. Der Facebook-Kanal "Soapbox" präsentiert sich meinungsstark, satirisch und mit jungen Gesichtern. Die hier veröffentlichten Videos handeln beispielsweise von der Frage, ob die USA und Al Kaida gemeinsam agierten oder machen sich über westliche Politiker lustig. Einige Beiträge erreichen mehrere Hunderttausend Aufrufe, einer "Crowdtangle"-Analyse zufolge sind es bislang insgesamt rund 2,3 Millionen Views.
Auch hier finden sich keine Angaben über die Hintergründe der Seite. Lediglich die E-Mail-Adresse gibt einen Hinweis: Sie gehört zu Maffick Media in Berlin.
Angebliche BürgerrechtlerWeitere Spuren in dem russischen Netzwerk führen laut Medienberichten zu dem neuen Facebook-Kanal "Back then" ("Damals"), auf dem historische Videos verbreitet werden, die beispielsweise Rassismus in den USA thematisieren.
Bereits im US-Wahlkampf 2016 waren von Russland aus finanzierte Facebook-Werbeanzeigen sowie entsprechende Gruppen aufgetaucht, die sich als schwarze Bürgerrechtler ausgaben oder entsprechende Bewegungen unterstützt hatten. Ziel war es, bestehende Konflikte anzuheizen.
http://faktenfinder.tagesschau.de/ausla ... e-101.html