Die DDR-Opfer waren sechs Monate bis 81 Jahre alt

Die innerdeutsche Grenze. Alles was in das Thema Grenze, Grenztruppen, BGS, Zoll, Fluchten, Teilung, Leben im Sperrgebiet, usw.

Zahl der Toten an innerdeutscher Grenze vermutlich falsch

Beitragvon Zicke » 7. November 2018, 16:27

327 Todesopfer soll es an der innerdeutschen Grenze gegeben haben – so eine von der Bundesregierung geförderte Studie. Doch nach rbb-Recherchen ist diese Zahl nicht korrekt. In der Studie werden sogar Täter zu Opfern gemacht.
https://www.rbb24.de/politik/beitrag/20 ... tudie.html
Menschen, die keinen Arsch in der Hose haben, müssen nicht zwangsläufig schlank sein.

Meine Rechtschreibfehler könnt Ihr Samstags ab 17 Uhr bei Rewe gegen eine lecker Senfgurke tauschen.
Benutzeravatar
Zicke
 
Beiträge: 6985
Bilder: 1
Registriert: 2. November 2010, 19:03

Re: Zahl der Toten an innerdeutscher Grenze vermutlich falsch

Beitragvon Volker Zottmann » 7. November 2018, 17:13

Was meint Ihr alle,
wie viele Tote mehr an der Grenze wird es gegeben haben, die in den 40 Jahren nicht gezählt wurden, nur weil die Verschleierungen und Legendenbildungen der Staatssicherheit geglaubt wurden?

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Zahl der Toten an innerdeutscher Grenze vermutlich falsch

Beitragvon augenzeuge » 7. November 2018, 17:33

Ist schwer zu sagen. Wenn Selbstmorde von AGT als Opfer der Grenze genannt wurden, so ist da doch nicht unbedingt falsch.

Und natürlich, ich traue aufgrund der bekannten Umstände dem MfS zu, dass ein Fluchtversuch auch als Selbstmord verkauft wurde.

Eine Studie, die gefördert wird, kann auch Fehler beinhalten, oder?

AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84408
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: Zahl der Toten an innerdeutscher Grenze vermutlich falsch

Beitragvon pentium » 7. November 2018, 17:47

augenzeuge hat geschrieben:Ist schwer zu sagen. Wenn Selbstmorde von AGT als Opfer der Grenze genannt wurden, so ist da doch nicht unbedingt falsch.

Und natürlich, ich traue aufgrund der bekannten Umstände dem MfS zu, dass ein Fluchtversuch auch als Selbstmord verkauft wurde.

Eine Studie, die gefördert wird, kann auch Fehler beinhalten, oder?

AZ


Fragwürdig ist etwa der Fall von Hans Schmidt aus Glöwen. Der Major erschießt sich 1988 nach einem Dienstgespräch im Grenzausbildungsregiment. Autor Staadt begründet die Aufnahme in das Buch so: "Er hat vorher als Major gedient. Er ist an den Anforderungen des Dienstes zerbrochen und hat Suizid begangen. Das ist für mich ein Opfer des DDR Grenzregimes."

Belege dafür fand der rbb in den Akten nicht. Stattdessen gibt es viele Hinweise, dass der Offizier mit seinem Alkoholproblem nicht mehr zurechtkam. Mehrere Verwandte bestätigen die Alkoholprobleme. Sein damaliger Vorgesetzter Horst Jüttner sagte dem rbb: "Das war eine eindeutige Alkoholgeschichte. Das Militärische hat damit nichts zu tun." Die Zeitzeugen wurden im Übrigen allesamt nicht von den Autoren befragt.


Der rbb legte dem Historiker und Vertreter der Union der Opferverbände, Christian Sachse, die Akten vor. Major Schmidt ist "ein gescheiteter Täter des Grenzregimes, aber niemals ein Todesopfer dessen", bewertet Sachse den Fall. Sachse spricht dem Buch auch zu Teilen die Wissenschaftlichkeit ab: "Ich denke, dass es an vielen Stellen Lyrik ist, was hier drin steht, ja. Klingt zwar ein bisschen hart für einen Kollegen, aber es ist so."


Man sollte sich an die Fakten halten und nicht herum spekulieren...Sachse spricht dem Buch auch zu Teilen die Wissenschaftlichkeit ab: "Ich denke, dass es an vielen Stellen Lyrik ist, was hier drin steht, ja. Klingt zwar ein bisschen hart für einen Kollegen, aber es ist so."

...
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
http://www.freundeskreis-hubertusburg.de
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 45323
Bilder: 133
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: Zahl der Toten an innerdeutscher Grenze vermutlich falsch

Beitragvon Dr. 213 » 8. November 2018, 22:37

Die Fakten sind die Fälle, wo es belastbares Aktenmaterial gibt. Und das ist einfach, weil reine Mathematik.

Der rbb- Artikel soll suggerieren, dass die Zahl der Toten nach unten korrigiert werden muss.
Und genau bin ich anderer Meinung.

Es gibt schon diese Fälle, da wurden auf Westseite Schüsse oder Minenexplosionen gehört.
Dann wurde in Salzgitter ein Strich gemacht und damit war es ersteinmal amtlich.
Und also nur auf die Vermutung hin wurde ein Maueropfer angenommen. Bei Youtube gibt es einen geschilderten Fall.
Dort ist für ein Opfer (der Mann hatte zusammen mit seinem Kumpel die Selbstschußanlage ausgelöst)
vom Westen aus ein Toter angenommen worden und es wurde sogar ein Kreuz für den Mann aufgestellt.
https://www.youtube.com/watch?v=Oh5-y5PZO7g

Allerdings sind mir mehr Fälle in Erinnerung, wo die Stasi's die Grenzopfer zu unbekannten Wasserleichen,
Opfern des Strassenverkehrs oder sonst wie legendiert oder besser "umfrisiert" haben.
Die freuten sich auch immer ganz diebisch, wenn die Tatorte mit Sichtblenden abgeschirmt werden konnten.
Oft wurde in den Stasi- Akten auch stolz vermerkt, wenn es im Westen keinerlei Zeugen gegeben hat.

Man muß bei den Opferzahlen lieber etwas großzügig hochrechnen.
Nicht aus Gründen von Hass auf SED- und Stasi. Das ist es nicht.

Es liegt vielmehr einfach an der damaligen Arbeitweise der Tschekisten.
Wo es nur ging, wurde bei Grenzvorfällen getrickst und gefälscht.
Und dazu hatten die Täter sogar bis weit in das Jahr 1990 noch Gelegenheit.

Es ist wie mit den Hinrichtungs- Opfern der DDR- Justiz.
Wenn man da die Todesursachen nur alleine anhand von Totenscheinen und Aufzeichnungen der Krematorien
richtig bestimmen wollte, wird man wahrscheinlich auch falsch liegen und eine eher zu niedrige Zahl erhalten.

Herzlichst
Dr. 213
Das größte Landraubtier der Neuzeit ist DER Bär.
Benutzeravatar
Dr. 213
 
Beiträge: 1728
Registriert: 17. August 2014, 13:52

Re: Zahl der Toten an innerdeutscher Grenze vermutlich falsch

Beitragvon augenzeuge » 9. November 2018, 10:23

Wenn man da die Todesursachen nur alleine anhand von Totenscheinen und Aufzeichnungen der Krematorien
richtig bestimmen wollte, wird man wahrscheinlich auch falsch liegen und eine eher zu niedrige Zahl erhalten.


Nee, 100%ig liegt man da falsch!

AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84408
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: Zahl der Toten an innerdeutscher Grenze vermutlich falsch

Beitragvon Verratnix » 11. November 2018, 14:09

Moin moin,

so "ganz sauber" ist der Dr. Staadt nicht. Ich pers. halte den für eine Freie Universität untragbar.

M.E. nach haben Suizide, die keinen Hintergrund des Regimes Grenze haben, in der Aufstellung nichts zu suchen. Wenn sich der Major X (Beispiel!) wegen Geliebter und unehelichen Kindern oder Alkoholerkrankung Selbstmord begeht ist nicht das Grenzregime der Auslöser. Und falls doch, dann sind die Gründe eher zweitrangig.

Das Dr Staadt es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt musste ich selber feststellen. In der ersten Publikation fiel mir zum Thema Weinhold auf das 60 Schuß Mun angegeben waren. Tatsächlich hatte Werner Weinhold aber 360 Schuß dabei, entsprechende Einlassungen vor der Staatsanwaltschaft, Polizei, etc der BRD gab und gibt es.

Der entsprechende Hinweis an Dr Staadt wurde mit Häme, Spott und anderen, sehr arroganten Kommentaren beantwortet.

Eine Mail an den Präsidenten der FU Berlin führte dann dazu das die Website entsprechen umgestaltet wurde, es wird seit 07/ 217 keine Angabe zur Anzahl der entwendeten Munition durch Herrn Weinhold gemacht.

MfG Berlin
Benutzeravatar
Verratnix
 
Beiträge: 1985
Bilder: 20
Registriert: 4. November 2018, 17:52

Re: Zahl der Toten an innerdeutscher Grenze vermutlich falsch

Beitragvon Dr. 213 » 12. November 2018, 21:55

Trotzdem ist es wichtig, solche Fälle am Rande auch mit zu besprechen.
Schon alleine nur deßhalb, damit spätere Lohnschreiber die "Ihr" Wissen u.a. aus diesen Arbeiten beziehen,
beim Nachrechnen und Vergleichen mit wiederum anderen Publikationen die unterschiedlichen Zählweisen besser erkennen können.

Herzlichst
Dr. 213
Das größte Landraubtier der Neuzeit ist DER Bär.
Benutzeravatar
Dr. 213
 
Beiträge: 1728
Registriert: 17. August 2014, 13:52

Die DDR-Opfer waren sechs Monate bis 81 Jahre alt

Beitragvon Werner Thal » 2. Februar 2021, 15:39

GESCHICHTE / Die DDR-Opfer waren sechs Monate bis 81 Jahre alt

Mindestens 327 Menschen starben 1949 bis 1989 an den Sperren zwischen SED-Diktatur und
Bundesrepublik, zeigt eine neue Studie. Hinzu kommen die Toten der Berliner Mauer.
Weitere Forschungen sind nötig.

https://www.welt.de/geschichte/article1 ... e-alt.html

W. T.
Wer einen Rechtschreibfehler findet, darf ihn behalten.
Russian Military out of Ukraine
русские идут домой
Benutzeravatar
Werner Thal
 
Beiträge: 4145
Registriert: 20. Februar 2013, 13:21

Re: Die DDR-Opfer waren sechs Monate bis 81 Jahre alt

Beitragvon pentium » 2. Februar 2021, 15:52

327 Todesopfer soll es an der innerdeutschen Grenze gegeben haben – das ist das Ergebnis einer Studie, die 2012 in Auftrag gegeben wurde. 2017 wurde diese Zahl in einem Handbuch des Forschungsverbunds SED-Staat der Freien Universität Berlin erneut bestätigt. Seitdem galt sie als "offizielle" Opferzahl des DDR-Grenzregimes.

Nach RBB-Recherchen müssen allerdings mindestens 50 Tote von dieser Liste wieder gestrichen werden. So würde die Studie von 2012 unter anderem auch Offiziere der Grenztruppen, die Suizid begangen haben, zum Beispiel nach einem Ehestreit, oder Volkspolizisten, die Opfer eines Amoklaufes wurden, fälschlicherweise zu den Opfern zählen. Der Autor der kritisierten Studie, Historiker Jochen Staadt, weist die Vorwürfe zurück. "Wir haben das so formuliert nach gutem Denken und Überlegen, wie wir mit solchen Biografien umgehen", sagte er dem RBB.
https://www.mdr.de/zeitreise/stoebern/d ... e-100.html


Wie nun mit den verliegenden Opferzahlen verfahren wird, ist noch unklar. Kulturstaatsministerin Monika Grütters, die in der Bundesregierung für das Thema zuständig ist, kündigte aber eine Überprüfung der Vorwürfe an. "Wenn es ernsthafte Zweifel gibt, dann werde ich dem sofort nachgehen", sagte sie.
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
http://www.freundeskreis-hubertusburg.de
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 45323
Bilder: 133
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge


Zurück zu Die Grenze

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast