Damals im Osten

Re: Damals im Osten

Beitragvon Interessierter » 19. Oktober 2018, 09:23

Leben in der DDR – Zeitzeugen befragt

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Zeitzeugin Angelika Cholewa.

Wie war das Leben in der DDR? Eine interessante und berechtigte Frage von Zehntklässlern, die erst zehn Jahre nach der Wende geboren wurden. DDR-Geschichte war eine Zeit lang aus den Geschichtsbüchern verschwunden, jetzt aber wieder ein Thema, sagt Claudia Franke, Geschichtslehrerin am Philipp-Melanchthon-Gymnasium in Herzberg.

Sie und ihre Kollegin Kerstin Kiehl haben mit den Schülern der beiden 10. Klassen viel über die DDR-Geschichte geredet. Neben der "Theorie" im Unterricht haben die jungen Leute zu Hause mit Personen aus dem familiären Umfeld darüber gesprochen, wie sie die DDR erlebt haben. Die Jugendlichen konnten Vorträge erarbeiten und Essays schreiben, so Claudia Franke. Einige, so die Lehrerin, seien sehr erstaunt gewesen, dass Ältere die DDR zurückhaben wollten, wegen der sozialen Bindungen und der Kontakte zu den Mitmenschen.

Die Zehntklässler haben sich auch mit Flucht und Vertreibung auseinandergesetzt. Ihr Exkurs in das Leben in der DDR endete mit einem Projekttag zum Thema "Erinnerung ist Zukunft - Flucht und Ausreise aus der DDR". Dazu nutzten die Pädagogen die Unterstützung der Deutschen Gesellschaft - ein Verein zur Förderung politischer, kultureller und sozialer Beziehungen in Europa. Die Gesellschaft bietet Gespräche mit Zeitzeugen für Jugendliche und junge Erwachsene an. So hatten die Herzberger Gymnasiasten Madeleine Petschke von der Deutschen Gesellschaft und die Zeitzeugin Angelika Cholewa in ihrer Schule zu Gast. Madeleine Petzschke hielt einen einführenden Vortrag zum Thema mit einigen Ausführungen zu Alltag und Widerstand in der DDR.

Angelika Cholewa konfrontierte die Schüler mit Erlebnissen, die den meisten bis dahin fremd waren. Die 1955 in Naumburg geborene Frau gelangte als 17-Jährige in die Fänge der Staatssicherheit, sie sollte ihre Mitschüler ausspionieren. Eindringlich schilderte sie ihre Gefühle, von einem Tag auf den anderen ausgeliefert zu sein, niemandem mehr vertrauen zu können. Sie sprach über die Enge des Lebens in der DDR, die sie nicht aushalten konnte und über einen gescheiterten Fluchtversuch, der sie als politische Gefangene in das Frauengefängnis Hoheneck mit seinen unvorstellbaren Zuständen brachte. Sie erzählte, wie sie 1983 für 64 000 D-Mark freigekauft wurde, und auch in der BRD lange nicht zurecht kam.

Vor fünf Jahren habe sie ihre Stasi-Akte gelesen und festgestellt, dass auch dort nicht die Wahrheit drin stand. Wieder sah sie sich ohnmächtig ausgeliefert, wieder ging ein großer Riss durch die Familie. Ihre Botschaft an die jungen Menschen in Herzberg: immer sie selbst zu bleiben und sich nicht verbiegen zu lassen, zu reden über das, was sie erleben und zuzuhören.

Die Schüler, die sich gut auf die Begegnung vorbereitet hatten, fragten sie auch nach ihrer Meinung zur aktuellen Flüchtlingssituation. Sie habe sich noch nicht ausreichend genug damit auseinandergesetzt und auch keine Lösung parat, antwortete Angelika Cholewa. Aber sie halte es für sehr problematisch, Menschen, die aus einer ganz anderen Kultur kommen, in Deutschland zu integrieren. Man müsse die anderen Kulturen respektieren, sonst könne man sie nicht verstehen.

Die Schüler haben nach den gut zweieinhalb Stunden in der Aula ein interessantes Fazit gezogen. Sie hätte einen guten Einblick über die für sie unvorstellbare Zeit bekommen, sagte ein Mädchen. Frau Cholewa hätte ganz andere Eindrücke von der DDR vermittelt als ihre Eltern, meinte eine andere Schülerin. Sie habe sich vorgenommen, immer in den Spiegel schauen zu können, sagte eine weitere.

Sie sei dankbar, dass die Jugendlichen zugehört und Fragen gestellt haben, entgegnete Angelika Cholewa. Sie freue sich, wenn sie ihnen etwas mitgeben konnte.

https://www.lr-online.de/lausitz/herzbe ... id-3866559
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Re: Damals im Osten

Beitragvon Interessierter » 21. Oktober 2018, 09:50

Nach Verwandtenbesuch 14 Jahre in DDR gefangen

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Sind seit 60 Jahren verheiratet: Margot und Dieter Jeske aus Sande. Die beiden besuchten 1961 Verwandte in der DDR, als die Mauer gebaut wurde und mussten im Osten bleiben. Bild: Oliver Braun

Als Dieter Jeske 1955 mit seiner Fußballmannschaft von Turbine Görlitz zu einem Freundschaftsspiel nach Darmstadt reiste, da traf der wendige Mittelfeldspieler zwar auch ins Tor, viel wichtiger aber war: Er schoss sich auch ins Herz der damals 21-jährigen Margot, die ein Jahr später seine Frau werden sollte. „Es war ein ereignisloser Sonntag und ich beschloss, mit meiner Freundin Lieselotte zum Fußballplatz herüberzugehen“, sagt Margot Jeske. Da entdeckte sie dann Dieter Jeske und stupste ihre Freundin an: „Der kleine Dribbler da hinten, der ist ja süß....“

Margot und Dieter kamen sich in den drei Tagen, in denen er mit seiner Fußballmannschaft noch in Darmstadt blieb, näher. „Sehr nahe sogar...“, lächelt Margot Jeske.

Doch die Entfernung war nicht unproblematisch für die junge Liebe: Dieter Jeske musste zurück nach Görlitz, wo er als Stahlbauer und Schlosser arbeitete, Margot blieb in Darmstadt und verdiente sich ihr Auskommen als Büglerin. Das Paar schrieb sich Liebesbriefe, besuchte sich gegenseitig, bekam eine Tochter und schließlich wurde am 14. Juli 1956 – vor genau 60 Jahren – in Görlitz geheiratet. Eine kurze Zeit lebte das junge Paar im Osten, zog dann zurück nach Darmstadt und besuchte im August 1961 Verwandte von ihm in der DDR. Es waren schicksalhafte Tage: In Berlin wurde über Nacht die Mauer gebaut, die DDR riegelte sich ab, Margot und Dieter Jeske saßen fest, konnten nicht mehr zurück. „Es kamen Volkspolizisten, uns wurden die Ausweise abgenommen. Ich musste mich innerhalb von 24 Stunden entscheiden, auszureisen, oder bei meinem Mann und meiner Tochter in der DDR zu bleiben.“

Margot Jeske entschied sich für die Liebe und ließ Geschwister und ihre Mutter in Hessen zurück. 14 Jahre lang lebte das junge Paar unfreiwillig in der DDR. Margot Jeske musste Kranführerin lernen, arbeitete in einer Waggonbaufirma, wo Staub und Dreck und chemische Sub­stanzen ihre Lungen angriffen. „Wir waren 14 Jahre in der DDR gefangen“, sagt Margot Jeske, erst 1975 wurde das Paar mit weiteren DDR-Bürgern im Zuge eines Devisengeschäfts „freigekauft“.

Die Jeskes konnten nicht einfach nach Darmstadt zurück, sondern wurden Wilhelmshaven zugeteilt. Dort bauten sie sich eine neue Existenz auf. 1990 zog das Paar nach Sande, dort hatte sich die Tochter ein Haus gekauft. Eine Pflegetochter, zu der sie heute noch innigen Kontakt halten, lebt mit Mann und vier Kindern in Sachsen.

Ihre Diamantene Hochzeit wollen die Jeskes mit ihrer Familie und guten alten Freunden in Görlitz feiern. Ihre Töchter haben ihren inzwischen 81 und 82 Jahre alten Eltern eine Überraschungsfeier vorbereitet.

https://www.nwzonline.de/friesland/kult ... 07298.html
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Re: Damals im Osten

Beitragvon Interessierter » 23. Oktober 2018, 14:19

Herbsterinnerungen

Am 9. Oktober 1989 kommt es in meiner Heimatstadt Halle/Saale wahllos zu zahlreichen, gewalttätigen Übergriffen durch Polizei und Angehörige der Staatssicherheit. Dies geschieht im Anschluss an das montags stattfindende Friedengebet in der "Marktkirche".

von Steffi Beckmann

6. November 1989

Seit vier Wochen bereits bin ich mit meiner Tochter in "Sankt Georgen". Die Mahnwache begann am 10. Oktober 1989. Pfarrer Hans H. öffnete die Pforten seiner Kirche unter dem Motto "Freiheit für die zu Unrecht Inhaftierten", auf Grund der Übergriffe am Abend des 9. 10. 1989. War es wirklich nur ein Zufall, als ich mit meiner Tochter am Abend des 10. Oktobers an der Kirche vorbei fuhr? Sie sah die Kerzen auf den Mauern brennen, die Leute welche unablässig durch die weit geöffneten Pforten strömten. Dann sagte sie: "Mami, ich glaube die feiern hier ein Fest, lass uns doch einfach hineingehen und nachschauen." Wir gingen und blieben.

Der Bericht der Zeitzeugin geht hier weiter:
https://www.mdr.de/damals/archiv/artikel7540.html
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Re: Damals im Osten

Beitragvon Interessierter » 27. Oktober 2018, 09:00

Die Braut im Kornfeld

von Lotti Buchwald


Lothar war kurz nach dem zweiten Weltkrieg geboren worden und als die Mauer gebaut und die Grenze für alle dicht gemacht wurde, gerade erst den Kinderschuhen entwachsen. Als er seinen Wehrdienst antrat, verließ er zum ersten Mal für längere Zeit die Berge und Täler seiner Heimat, um flachere Gefilde zu erkunden. Und dort, kaum waren die ersten Schießübungen verhallt, traf ihn ein Pfeil aus Amors Bogen. Er verliebte sich bis über beide Ohren. Doch mit seinem auserkorenen Mädchen kamen gleichzeitig auch fast unüberwindliche Schwierigkeiten auf ihn zu.

Wie gern hätte er Gerlinde seinen Eltern einmal vorgestellt, aber das war einfach nicht möglich. Als das Verhältnis inniger wurde, man sprach inzwischen vom Heiraten, erkannten alle Beteiligten die ganze vertrackte Situation in ihrer totalen Ausweglosigkeit. Lothar war ein äußerst Heimat verbundener Mensch. Die Verlobung sollte deshalb in der schönen Umgebung seines Elternhauses gefeiert werden. Da die zukünftige Braut aber richtigerweise weder mit ihm verwandt noch sonst irgendwie mit seinem Heimatort verflochten war, erhielt sie natürlich auch keinen Passierschein. Und ohne diesen Schein kam Gerlinde offiziell weder ins grenznahe Elternhaus des Bräutigams, noch konnte sie dort in aller Öffentlichkeit seine Braut werden.

Aber Not und Liebe machen bekanntlich erfinderisch, und wo viel Liebe ist, gibt es auch viele Wege.

Die ganze Geschichte hier:
https://www.mdr.de/damals/archiv/artikel7828.html
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Re: Damals im Osten

Beitragvon Volker Zottmann » 27. Oktober 2018, 12:25

Die dort beschriebene Materialbeschaffung spiegelt genau unser Landleben.
Nur wer selbst was anzubieten hatte, konnte gewiss sein, selbst mal Begehrtes zu bekommen. Geld war die zweitwichtigste Währung in der DDR. Die simple Verrechnungseinheit eben. Ohne Beziehungen aber, ließ es sich nur sparen....

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Damals im Osten

Beitragvon Nostalgiker » 27. Oktober 2018, 12:57

Ja, ja die Anekdoten mit dem 100% Wahrheitsgehalt ......

und einzig und allein die Planwirtschaft ist Schuld das ein Treckerfahrer zu dämlich ist zum wenden .....
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
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Re: Damals im Osten

Beitragvon Interessierter » 31. Oktober 2018, 11:23

Vortragsabend „DDR – Geschichte aus 1. Hand“ in Forchheim

Dipl.Ing. Schudt (80), derzeit wohnhaft in Dechsendorf bei Erlangen, hat Glück gehabt. Doppeltes Glück sogar, wie er vor dem Männerkreis der Pfarrei Don Bosco Forchheim bekundete. Er wuchs in Ilmenau auf und war nach seinem Studienabschluss als Lehrbeauftragter an der Charite der Alexander-Humboldt – Universität in Ostberlin beschäftigt. Er hat in Zeiten der DDR am eigenen Leib spüren müssen , was es heißt in einer Diktatur zu leben.

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Hans-Peter Schudt

Der Männerkreis Don Bosco hatte ihn zu einem Vortragsabend unter dem Titel „DDR – Geschichte aus 1. Hand“ als Zeitzeugen eingeladen. Der Referent lebte viele Jahre in einem Staat, in welchem ein Staatsratsvorsitzender per Federstrich ein „Lebenslänglich“ in ein sogleich vollstrecktes Todesurteil umwandeln konnte. Bei Schudt waren es, wie er authentisch erzählte „nur“ fünf Jahre Gefängnis. Von dieser Strafe musste er aber nur ein gutes Jahr absitzen, bevor man ihn, wie insgesamt 34000 DDR – Bürger an die Bundesrepublik „verkaufte“. „Freigekauft“ nannte man es damals, so Schudt. Der ostdeutsche Staat erlöste für Schudt etwa 40 000 D-Mark. Insgesamt beschaffte sich die DDR auf diese Weise Devisen in der Größenordnung mehreren Milliarden DM.

Die Anklage gegen den Elektroingenieur aus dem Thüringischen Ilmenau lautete auf „Verleitung zur Republikflucht“. Hans-Peter Schudt wusste von den Fluchtplänen einiger Bekannter, verriet sie aber nicht. 1965 wurde er deshalb inhaftiert, 1966 erhielt er seinen Prozeß und wurde dafür, dass er sein Wissen nicht an das Ministerium für Staatssicherheit verriet, zu 5 Jahren Zuchthaus verurteilt.

Schuth belegte mit vielen Dokumenten, die er sich nach der Wende aus der Stasi-Unterlagenbehörde beschaffte, dass es sich bei der DDR beileibe nicht um einen Rechtsstaat handelte. 18 – jährige Oberschüler, die sich für freie Wahlen einsetzten, wurden zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt, der Staatsratsvorsitzende konnte ohne Verfahren und Anhörungen Urteile umwandeln und verwerfen. Es gab eine von der Politik gelenkte Justiz.

Schuth sprach von 90.000 hauptamtlichen und 190.000 inoffiziellen Mitarbeitern der Staatssicherheit im Jahr der Wende 1989. Hinzukamen Informanten aus Schulen und Betrieben. Über verdächtige Personen wurden von sogenannten „Quellen“ Dossiers angelegt, die ebenso groteske wie banale Züge aufwiesen. Über ihn, so Schudt, wurden insgesamt 3000 Seiten angelegt. Darin wurde deutlich, wie sehr die Stasi in das Leben des Einzelnen eingedrungen ist und der Einzelne im Alltag ausspioniert wurde. Hans-Peter Schudt, der nach seiner Übersiedlung bei der Fa. Siemens in leitender Funktion tätig war, bezeichnete dabei die „Lüge“ in der DDR als gängiges Kampfinstrument gegenüber unliebsamen Personen, aber auch zur positiven Darstellung verfehlter Planungsziele.

https://www.wiesentbote.de/2016/03/18/v ... forchheim/
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Re: Damals im Osten

Beitragvon Interessierter » 24. Januar 2019, 11:41

Kirche in der DDR und die Blues - Messen

1979 wurden die Kirchen in der DDR auf einmal voll. Tausende drängten in die Blues-Messen, die in Ost-Berliner Kirchen der Opposition ein Forum boten. Eine RBB-Dokumentation zeigt die Folgen.

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Thomas Reiner und Frank Gahler in der Samariter - Kirche in Berlin - Friedrichshain

Das Klagestück, das da in der Samariterkirche im Bezirk Friedrichshain in Ost-Berlin vorgetragen wurde, fand klare Worte: „Es hat doch alles keinen Zweck. Diejenigen, die die Macht haben, können sowieso mit einem machen, was sie wollen und sind immer im Recht. Erst sind es die Eltern, dann die Lehrer und Lehrmeister und jetzt die Vorgesetzten und die Partei.“

Die Vertreter der Staatsmacht waren schockiert. Nicht nur, dass sich Kirchen in der DDR nach Jahrzehnten der Ausgrenzung und Herabwürdigung auf einmal zu Orten für Massenveranstaltungen mit Tausenden Besuchern wandelten. Sondern die Beiträge, die da in Gottesdiensten vorgetragen wurden, stellten sich mutig und offensiv gegen das SED-Regime und forderten es in einer Zeit heraus, in der die DDR-Führung gerade die Exilierung Wolf Biermanns und die Selbstverbrennung des Pfarrers Rolf Günther überstanden zu haben meinte.

Begründet hatte die Idee der Blues-Messen Günther „Holly“ Holwas, der nach seiner Verweigerung des Wehrdienstes (er musste ihn als Bausoldat ableisten) Hollys Bluesband gegründet hatte. Da die Staatsgewalt Auftritte zu verhindern suchte, gewann Holwas den Pfarrer der Samariter-Kirche und nach der Wende letzten Verteidigungsminister der DDR, Rainer Eppelmann, für die Idee, seine Musik in Gottesdiensten vorzutragen.

Der Pfarrer als „Staatsfeind“

Bereits beim ersten war die Kirche voll wie sonst nur zu Weihnachten. „Ich möchte ganz besonders die Leute begrüßen, die heute dienstlich hier sind“, sagte Eppelmann in seiner Predigt. „Wir wussten natürlich, dass sie uns alle hätten zerschmettern können – sie haben es sich aber nicht getraut“, analysiert er heute das Verhältnis zur Staats-Macht.

Der Volkszorn wurde mobilisiert

Versuche, die Aktivitäten in den Kirchen zu unterbinden, präsentiert die RBB-Dokumentation einige. IMs wurden mobilisiert. Hochrangige Parteifunktionäre schmiedeten subtile Strategien. Der Volkszorn sollte mobilisiert werden. Die Bürger wurden aufgefordert, sich zu beschweren, über Penner, Zusammenrottungen von Hippies und unkontrollierten öffentlichen Alkoholkonsum. Aber der Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR stellte sich vor ihre Pfarrer und verteidigte die freie Gestaltung des Gottesdienstes.

1983 schlug das Ministerium für Staatssicherheit zu – und befahl Härte gegen Punks, die zunehmend zu den Berliner Blues-Messen kamen. Unter ihnen die damals 19 Jahre alte Jana Schloßer von der Band Namenlos – die nur, weil sie Punkerin war, ins berüchtigte Frauengefängnis Hoheneck gesperrt wurde. „16 Frauen in einem Raum, eine Nasszelle, eine Toilette – und nebenan Kindermörder und Nazis“, berichtet sie heute.

1986 ebbten die Blues-Messen schließlich aus. Das Publikum interessierte sich längst für neue Stile wie Wave. Und die Kirchenleitung wollte im Vorfeld des Berliner Kirchentages, den das Regime für 1987 zugesagt hatte, keine Kraftprobe riskieren. Dafür hatte sich die Botschaft der Veranstaltungen längst verselbsttändigt: Im kirchlichen Raum formierte sich die Opposition, ohne dazu noch musikalischer Rahmenhandlungen zu bedürfen. Drei Jahre später stürzte die Mauer ein.

https://www.welt.de/geschichte/article1 ... lette.html
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Re: Damals im Osten

Beitragvon Interessierter » 29. Mai 2019, 15:41

Als Pfarrer in der DDR in Haft

Matthias Stork berichtete vor der Witteler Männerrunde "Mann-O-Mann"


Löhne. Die Witteler Männerrunde "Mann-O-Mann" hatte bei ihrem letzten Zusammentreffen Matthias Stork aus Herford-Stiftberg zu Gast. Der Pfarrer berichtete von seiner Inhaftierung durch die Staatssicherheit in der früheren DDR.

Stork, Jahrgang 1956, Sohn einer evangelischen Pfarrersfamilie, aufgewachsen in der ehemaligen DDR, ging auf einer Havelinsel bei Potsdam zur Schule. Danach absolvierte er eine Buchhändlerlehre in Berlin und Leipzig. Im August 1976 schließlich konnte Matthias Storck nach einer Sonderprüfung an der theologischen Fakultät Greifswald, sein lang ersehntes Studium beginnen.

Während dieser Zeit protestierte er in Liedern und Gedichten gegen die Einführung und das Lehren des Wehrkundeunterrichts an den Schulen. So geriet er in den 70-er Jahren in das Räderwerk des SED-Staates.

Auch gegen führende Herren der Kirchenleitung in der DDR (Manfred Stolpe, Bischof Schönherr) vertrat er vehement seine Meinung und verstummte nicht. Es war seine große Ablehnung gegen diese Lehre, die ihn dann in den Knast führte.

"Ausgerechnet ein befreundeter Pfarrer hat mich 1979 an die Staatssicherheit verraten", so Stork. Er wurde in Greifswald auf offener Straße verhaftet "wegen landesverräterischer Agententätigkeit mit Fluchtversuch".

Die Anklage und Verurteilung fand im Cottbuser Gefängnis statt. Die Zelle 213 war dann für 14 Monate lang Matthias Storks unfreiwillige Unterkunft. Wie etliche andere auch, wurde er schließlich im Dezember 1980 durch den Rechtsanwalt Vogel von der Bundesregierung aus der Haft freigekauft und aus Gefängnis und Staatsbürgerschaft der DDR zusammen mit seiner Frau entlassen.

Im Wintersemester 1981/82 setzte Stork sein Theologiestudium an der Universität Münster fort, wo er auch als Vikar weiter arbeiten konnte.

Seit 1988 ist er als Pfarrer in Ostwestfalen, jetzt in der Herforder Mariengemeinde, tätig. Matthias Stork schrieb inzwischen mehrere Bücher die alle im Buchhandel erhältlich sind. Eines trägt den Titel "Karierte Wolken". Darin zitiert er Psalm 126/1.2: "Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird, so werden wir sein wie die Träumenden. Dann wird unser Mund voll Lachens und unsere Zunge voll Rühmens sein’’.

https://www.nw.de/lokal/kreis_herford/l ... -Haft.html
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Re: Damals im Osten

Beitragvon augenzeuge » 8. Juni 2019, 15:32

Honecker, die Nummer 1 des Sozialismus

1989, Johannes Rau trifft auf der Leipziger Frühjahrsmesse Erich Honecker

"Herr Staatsratsvorsitzender, warum ist eigentlich die Stimmung in Ihrem Land so mies?"
Der SED-Generalsekretär zuckte keineswegs zusammen, er lehnte sich mit verklärtem Gesicht zurück und entgegnete: "Herr Rau, Sie irren sich. Die Einheit der Massen mit der Partei war noch nie so stark wie heute. Das Volk steht hinter der Partei."


Honecker, so urteilte Michail Gorbatschow bei einem Gespräch mit dem SED-Generalsekretär Egon Krenz am 1. November 1989 über dessen Vorgänger, habe "sich offensichtlich für die Nummer eins im Sozialismus, wenn nicht sogar in der Welt" gehalten. Der Mann habe "nicht mehr real gesehen, was wirklich vorgeht".

"Er hielt sich offenbar für den größten lebenden Führer des internationalen Sozialismus", gab Werner Krolikowski, in der SED-Spitze zuletzt zuständig für Landwirtschaft, Anfang 1990 bei einer Vernehmung zu Protokoll, "für einen der Größten von Weltgeltung überhaupt, so groß war seine Eitelkeit."
Selbst Honeckers Kanzleichef Frank-Joachim Herrmann, der bis heute seinem früheren Oberen öffentlich kein böses Wort nachruft, räumte vor der Justiz ein, daß Honecker in den letzten Jahren seiner Herrschaft "die Wirklichkeit nicht mehr so sah, wie sie war".

Einen seiner Leibwächter, Adelhard Winkler, etwa benutzte der begeisterte Jäger Honecker jahrelang als Gewehrstütze. "Wenn Wild auftauchte", berichtet Winkler, "legte Erich Honecker den Lauf seiner Waffe auf meine linke Schulter und schoß." Winkler erlitt deshalb einen Hörsturz und wurde auf dem linken Ohr schwerhörig. Damit er seinen Dienst beim Generalsekretär weiter schieben konnte, ließ Honecker 1987 im Westen ein Hörgerät besorgen.
[flash]
https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-9282914.html
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Re: Damals im Osten

Beitragvon augenzeuge » 8. Juni 2019, 22:02

"Das schweigende Klassenzimmer"
Der Zeitzeuge und damalige Schüler Dietrich Garstka erzählt über den Schüleraufstand von 1956 in der DDR mit Folgen.

Bis auf vier Mädchen ist die ganze Klasse in den Westen geflüchtet.


Für mich ist es ein sehr identisches Interview. Die Parallelen zu 1982, als meine Abiklasse an der Schwerter zu Pflugscharen Aktion teilweise beteiligt war, sind groß.
Vieles lief ähnlich ab.....am Ende war es ein Schüler, der gehen musste. Genau so war die DDR.....oder ihre SED-Helfershelfer.

https://www.t-online.de/nachrichten/wis ... ierte.html

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Re: Damals im Osten

Beitragvon Interessierter » 9. Juni 2019, 06:54

Das damalige Verhalten der SED - Schergen demonstriert wieder einmal überdeutlich, dass es in der SED - Diktatur keine Meinungsfreiheit gab. Sogar Schüler wurden schon terrorisiert.

Um so unverständlicher, dass es trotzdem Menschen gab, die sich freiwillig in den Dienst dieser menschenverachtenden Diktatur stellten und noch heute versuchen, ihr extremes Fehlverhalten schönzureden!
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Re: Damals im Osten

Beitragvon Nostalgiker » 9. Juni 2019, 07:06

Leierst du wieder ohne Sinn und Verstand deine Plattitüden runter?
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

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Re: Damals im Osten

Beitragvon augenzeuge » 28. März 2020, 12:07

Wer kennt ihn noch?

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Re: Damals im Osten

Beitragvon Edelknabe » 28. März 2020, 17:10

Der Rainer hat noch das Kabel für dessen Stromanschluss. Der Stecker zum Teil aus wunderbarer Keramik und ich habe dazu noch 2 Heizlampen (runder Aluminumschirm mit Heizwendel a. 500 Watt). Die Dinger sind Gold wert wegen deren Strahlungskraft, so wenn du mal schnell Wärme satt auf den Punkt bringen möchtest.Natürlich nicht geeignet für die Heilung von Nackenverspannungen, sondern bei Havarien im Haus.

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Re: Damals im Osten

Beitragvon augenzeuge » 28. März 2020, 17:59

29,- Mark. Wahnsinn, da hat man oft locker 5h für arbeiten müssen. [denken]

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Re: Damals im Osten

Beitragvon steffen52 » 28. März 2020, 18:06

Edelknabe hat geschrieben:Der Rainer hat noch das Kabel für dessen Stromanschluss. Der Stecker zum Teil aus wunderbarer Keramik und ich habe dazu noch 2 Heizlampen (runder Aluminumschirm mit Heizwendel a. 500 Watt). Die Dinger sind Gold wert wegen deren Strahlungskraft, so wenn du mal schnell Wärme satt auf den Punkt bringen möchtest.Natürlich nicht geeignet für die Heilung von Nackenverspannungen, sondern bei Havarien im Haus.

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Deine Heizlampen sind aber Stromfresser , dagegen ist ein Wäschetrockner ja sparsam und der frisst schon einiges an Strom! [hallo]
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Re: Damals im Osten

Beitragvon manudave » 28. März 2020, 18:07

Hat man da das Brot einfach drauf gelegt? Wir haben das Mischbrot einfach auf die heiße Herdplatte gelegt und so geröstet... ging auch...
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Re: Damals im Osten

Beitragvon augenzeuge » 28. März 2020, 18:09

manudave hat geschrieben:Hat man da das Brot einfach drauf gelegt?


Man klappte die Seiten runter, legte Toast rein, und klappte sie wieder hoch. [grins]

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Re: Damals im Osten

Beitragvon pentium » 28. März 2020, 18:14

steffen52 hat geschrieben:
Edelknabe hat geschrieben:Der Rainer hat noch das Kabel für dessen Stromanschluss. Der Stecker zum Teil aus wunderbarer Keramik und ich habe dazu noch 2 Heizlampen (runder Aluminumschirm mit Heizwendel a. 500 Watt). Die Dinger sind Gold wert wegen deren Strahlungskraft, so wenn du mal schnell Wärme satt auf den Punkt bringen möchtest.Natürlich nicht geeignet für die Heilung von Nackenverspannungen, sondern bei Havarien im Haus.

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Re: Damals im Osten

Beitragvon karnak » 28. März 2020, 18:28

augenzeuge hat geschrieben:29,- Mark. Wahnsinn, da hat man oft locker 5h für arbeiten müssen. [denken]

AZ

[grin] Heute ist man natürlich besser drann, dafür muß der in China einen halben Monat Toaster zusammenbauen um 20 Euro zu verdienen. [hallo]
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Re: Damals im Osten

Beitragvon augenzeuge » 28. März 2020, 18:46

karnak hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:29,- Mark. Wahnsinn, da hat man oft locker 5h für arbeiten müssen.

AZ

[grin] Heute ist man natürlich besser drann, dafür muß der in China einen halben Monat Toaster zusammenbauen um 20 Euro zu verdienen. [hallo]

So gering sind die Löhne in China nicht.
Außerdem ist der Vergleich unzulässig.

Schlimm ist doch, dass die 5h Arbeit dafür, die DDR nicht retten konnten. Wie teuer hätte er dafür sein müssen? [grin]
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Re: Damals im Osten

Beitragvon karnak » 28. März 2020, 19:11

Man sollte sich auch nur bloß klar machen, dass es vor , während und nach dem Staatssozialismus Gegenden gab und gibt die nicht des Sozialismus verdächtig sind und in denen sehr viele sehr viel länger für den Erwerb eines Toasters arbeiten mussten bzw. müssen, die sich wahrscheinlich alie Finger nach den Wohltaten des DDR Sozialismus lecken würden.
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Re: Damals im Osten

Beitragvon augenzeuge » 28. März 2020, 19:13

Das stimmt. Es war nicht alles schlecht, was man versucht hatte.

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Re: Damals im Osten

Beitragvon Edelknabe » 28. März 2020, 19:17

Genau das Karnak schrieb vor längerer Zeit einmal Spartacus sinngemäß , als er aus dem Zuchthaus in Bautzen in die Freiheit entlassen wurde. Über das brutale Elend in der Welt, was ihm dann als geborenen DDR Bürger auf einmal voll vor die Füße fiel.

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Re: Damals im Osten

Beitragvon Werner Thal » 28. August 2020, 20:37

augenzeuge hat geschrieben:
Die wohlwollenden Informationen von Anderson […] [verschafften] einigen Künstlern und Autoren das zusätzliche Gütesiegel der politischen Harmlosigkeit. Das auch bei Leuten, deren lebensprägender Anarchismus und deren Texte das aus Sicht des MfS nicht nahe legten. In dem Sinn dürfen die sich als von den IMs gefördert betrachten. Das Gütesiegel harmlos brachte dann schon einmal eine Westreisegenehmigung oder in der späten DDR die Präsenz in einer literarischen Reihe. Offenbar haben diese Leute die meisten Schwierigkeiten mit der IM-Debatte. Mancher hat Anderson sehr viel zu verdanken und er weiß heute nicht mehr, wie viel davon mit Stasi-Wohlwollen (im seltensten Fall per Auftrag) geschah. Also jene, denen Anderson oder andere nutzen wollten, laufen heute mit dem permanenten schlechten Gewissen herum. Das macht sie übellaunig und aggressiv. Antiwestliche Affekte einiger Autoren des Prenzlauer Berges sind auch so zu verstehen. Lutz Rathenow, StasiBeauftragter


So gehts auch.
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Stasi-Spitzel Sascha Anderson
"Ich kann doch nicht hingehen und sagen: Entschuldigt"

Er war der einstige Star der Ostberliner Dissidentenszene, bis ihn 1991 Jürgen Fuchs und Wolf Biermann öffentlich als inoffiziellen Mitarbeiter (IM)
der Stasi enttarnten. In ihrer Dokumentation "Anderson" lässt Annekratin Hendel nicht nur Sascha Anderson selbst, sondern vor allem ehemalige
Freunde und Weggefährten zu Wort kommen.

https://www.deutschlandfunk.de/stasi-sp ... _id=299299

W. T.
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Re: Damals im Osten

Beitragvon Volker Zottmann » 28. August 2020, 21:01

Werner, das lesend, wird es einem heute noch speiübel.
Und "Anderson"s gab es ja einige, auch enttarnte.
Ich glaube nicht, dass wir in diesem Leben noch fertig werden, alle um uns einst wuselnden Spitzel zu enttarnen.
Erschreckt ist man, wenn man einen Verdacht hegte, der sich dann bestätigte. Ging mir schon ein paar mal so. Trauriges Kapitel, weil menschlich so widerlich....

Gruß Volker
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Re: Damals im Osten

Beitragvon Interessierter » 7. September 2020, 13:48

1987 - Im " Feuerland " von Berlin

Bild

Vor dem Oranienburger Tor standen einst die Stahl- und Lokomotivwerke von Borsig, Wöhlert, Schwartzkopff. An sie erinnern heute dort nur noch einige Straßennamen. Die Gegend wurde wegen dem Feuerschein aus den Hochöfen und dem Krach das “Feuerland” genannt. Nach dem Abriss kamen die Mietskasernen.
Im Mai 1987 entstand ein Film, der heute, 25 Jahre später, einen interessanten Einblick bietet in die Gegend zwischen Chaussee- und Ackerstraße, Invaliden- und Torstraße (damals Wilhelm-Pieck-Straße). Die Aufnahmen auf den Straßen, mit den Bauwagen, die Typen im Borsig-Eck, es ist eine kleine Reise in eine andere Zeit. Und in ein anderes Land.

Das 27minütige Video dazu, findet man hier:
https://www.berlinstreet.de/6314
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Re: Damals im Osten

Beitragvon Interessierter » 3. Oktober 2020, 12:45

So sah es im Osten aus

Trist und doch schön: Der Fotograf Harald Hauswald hat die letzten Jahre der DDR mit der Kamera festgehalten. Wir zeigen einige seiner Fotos aus den Jahren 1986 bis 1990.

Trist und doch schön: Der Fotograf Harald Hauswald hat die letzten Jahre der DDR mit der Kamera festgehalten. Wir zeigen einige seiner Fotos aus den Jahren 1986 bis 1990.

Bild
Im Oderbruch

Harald Hauswald begann seine Laufbahn als Fotograf noch zu Ostzeiten. Der Mitbegründer der Berliner Fotoagentur Ostkreuz ist bekannt für seine Alltagsfotografie. Nun ist sein neuester Bildband Ferner Osten erschienen, in dem er Fotos aus den letzten Jahren der DDR zusammengestellt hat. Das Buch ist im Lehmstedt Verlag erschienen. Am 23. April 2013, 20 Uhr, stellt Hauswald sein Buch im DOCK 11 (Kastanienallee 79, Berlin-Prenzlauer Berg) vor. Wir zeigen einige Bilder.

Diese Bilder sind im nachstehenden Link abrufbar:
https://www.zeit.de/wissen/geschichte/2 ... -lehmstedt

So sah das Leben in West-Berlin aus, als es von der Mauer eingeschlossen war

Auf dem Bahnsteig am Bahnhof Zoo 1984


Bild

Weitere 27 Fotos findet man hier:
https://www.buzzfeed.com/de/philippjahn ... est-berlin
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Re: Damals im Osten

Beitragvon Interessierter » 20. Oktober 2020, 09:23

Der beharrliche Miesmacher

Roman Grafe tourt mit Vorträgen durch Schulen und Gemeinden. Viele Ältere mögen es nicht, wenn er ihnen die DDR madig macht.

Bild
Alltag in der DDR. Bild:dpa

Mit dem Plattenspieler unterm Arm betrat der Lehrer das Klassenzimmer. Sein Fach war Staatsbürgerkunde, die Schüler sollten die Grundlagen des Marxismus-Leninismus erlernen und wie die DDR funktioniert. Manchmal hörten sie auch gemeinsam sozialistische Kampflieder. Roman Grafe, damals 14 Jahre alt, fand das eher öde und rief einem Klassenkamerad zu: „Heute hören wir wieder Kommunisten-Beat!“

Der Lehrer brachte ihn daraufhin zur Direktorin und forderte: „Wiederhole, was du eben gesagt hast!“ Roman Grafe bekam Angst. Bei ihm zu Hause schimpften sie zwar häufig über die DDR, aber seine Familie hatte ihm auch eingeschärft, dass kritische Aussagen außerhalb der eigenen vier Wände zu Problemen führen. Deshalb korrigierte er sich: „Ich habe gesagt: ’Heute hören wir wieder ein kommunistisches Lied!‘“ Die Sache ging glimpflich aus.

Besonders ältere Ostdeutsche mögen es nicht, wenn er ihnen ihre DDR madig macht. „Man müsste Ihnen Ihr Buch um die Ohren hauen“, fauchte ihn vor einigen Monaten in Mühlhausen eine ältere Frau an. In Sondershausen, das ebenfalls in Thüringen liegt, sprach er vor einer Schulklasse. Anschließend rannte ihm ein Jugendlicher auf dem Schulhof hinterher. „Warum machen Sie die DDR so schlecht?“ Ein Jugendlicher öffnete das Fenster und brüllte seinem Klassenkameraden nach: „Mach ihn fertig!“

https://taz.de/Journalist-ueber-DDR-Ges ... /!5024719/

Ähnliche Reaktionen erhält man ja selbst noch heute, wenn man derartige Beiträge ins Forum stellt..... [laugh]
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