Damals im Osten

Re: Damals im Osten

Beitragvon Interessierter » 5. Oktober 2018, 17:08

Warum soll es ähnliche Bilder eigentlich nicht geben? Musst dich einfach mal im WWW auf Suche begeben. Ich habe diesen Beitrag des Fotografen zufällig beim Lesen eines anderen Beitrages gefunden, der hier allerdings schon eingestellt wurde. Gesucht habe ich den nicht.
Aber wie ich sehe hat der Jörg schon entsprechnede Bilder eingestellt und weder er, noch ich haben Probleme damit. Hast du eigentlich Komplexe oder warum reagierst du eigentlich so? Dir stehen doch alle Möglichkeiten offen, Berichte und Fotos aus der alten Bundesrepublik zu finden und einzustellen.
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Re: Damals im Osten

Beitragvon Edelknabe » 5. Oktober 2018, 17:20

Also Jörg was soll das denn jetzt, so irgendwie" gestellte Fotos im Damals Drüben". Gastarbeiter in Betrachtung junger Schönen...die wohl zufällig da sitzt oder Bergmann, sich den Schlaf aus den Augen reibend?. Das sieht mir aus wie....na jedenfalls nicht wie zufällig?

Rainer-Maria....außer die Karre da, wars ein Taunus für den Casi?
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Re: Damals im Osten

Beitragvon augenzeuge » 5. Oktober 2018, 18:13

...weder er, noch ich haben Probleme damit.


Das ist so ein Punkt, den ich nicht verstehe. Ich habe keine innige Beziehung zu einem Bundesland, oder zur alten BRD, dass ich sie auf Teufel komm raus verteidigen muss.
Oder erst Ruhe finde, wenn der andere auch genug Dreck zeigt. [flash]

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Re: Damals im Osten

Beitragvon pentium » 5. Oktober 2018, 18:22

augenzeuge hat geschrieben:
...weder er, noch ich haben Probleme damit.


Das ist so ein Punkt, den ich nicht verstehe. Ich habe keine innige Beziehung zu einem Bundesland, oder zur alten BRD, dass ich sie auf Teufel komm raus verteidigen muss.
Oder erst Ruhe finde, wenn der andere auch genug Dreck zeigt. [flash]

AZ


Na ja der Edelknabe ist halt so...wenn jemand die alten Bilder, damals aus der DDR zeigt, muss es doch auch Bilder geben von damals in der BRD...also so alte verfallene Gebäude...mal so als Beispiel. Was die Beziehung zu einem oder seinem Bundesland angeht, sicher ein interessantes Thema. Nur da wird der Rainer-Maria Edelknabe wo eher am Bezirk Leipzig....?

...
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Re: Damals im Osten

Beitragvon augenzeuge » 5. Oktober 2018, 18:36

Eins muss sogar dem Edelknaben einleuchten. Wenn die alte BRD so arm und so schlecht aufgestellt wie die DDR am Ende gewesen wäre, hätte sie nie die blühenden Landschaften und den Aufbau Ost stemmen können.
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Re: Damals im Osten

Beitragvon Interessierter » 7. Oktober 2018, 09:01

Ein Pfarrer aus der ehemaligen DDR erzählt: «Ich war der Klassenfeind»

Pfarrer Otfried Pappe erzählt von seiner Heimat, als er in der DDR seine kirchliche Ausbildung absolvierte.

Der neue reformierte Pfarrer in Selzach hat eine bewegte Vergangenheit. Otfried Pappe ist in Ostdeutschland aufgewachsen und hat im kommunistischen Land seine Pfarrerausbildung absolviert. Nach dem Fall der Mauer half er mit beim Aufbau der kirchlichen Strukturen in seiner Heimat.

Das Interview hier:
https://www.solothurnerzeitung.ch/solot ... -130812874
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Re: Damals im Osten

Beitragvon Interessierter » 8. Oktober 2018, 09:05

Erst Hochzeit, dann Flucht aus DDR

Bild
Eleonore und Gerhard Plucik sind seit 60 Jahren verheiratet. - Foto: Woi



Als Eleonore Plucik aus dem Zug heraus Apfelsinen und Bananen an einem Marktstand erblickte, da wusste sie, dass sie es geschafft haben. Nach einer nervenaufreibenden Flucht aus der DDR hatten sie und ihr Mann Gerhard gemeinsam mit den beiden Kindern Karla und Andreas Westberlin erreicht. Nur mit dem Nötigsten ausgestattet - große Koffer wären bei der Flucht viel zu auffällig gewesen - begannen sie 1960 in Westdeutschland ein neues Leben. Zuvor wohnten sie gemeinsam in Leipzig. "Wir hatten einfach keine Lust mehr", sagt die heute 78-Jährige über das damalige Leben in der DDR. Die Kontrollen durch den sogenannten Dorfsheriff, die mickrige Auswahl an Nahrungsmitteln - all das wollten sie hinter sich lassen.

Womöglich denkt das langjährige Ehepaar an diese schwierige Zeit zurück, wenn es heute ( 2016 ) seine Diamantene Hochzeit begeht - gefeiert wird aber erst am morgigen Freitag in der Gaststätte Gießkanne am Hamtorwall. Gemeinsam mit den Kindern Karla und Andreas sowie mit Cornelia und Heike, die in Westdeutschland zur Welt gekommen sind.

Kennengelernt hatten sich Eleonore und Gerhard Plucik (82) in einem großen Leipziger Tanzpalast. Dort waren sie sich immer wieder begegnet - bis der Funke schließlich übersprang. "Eigentlich haben wir beide gleichzeitig den ersten Schritt gemacht", sagt Eleonore Plucik. Schon ein halbes Jahr später läuteten die Hochzeitsglocken, um das junge Glück perfekt zu machen.

Doch warum landeten sie ausgerechnet in Neuss? Nach mehreren kurzen Aufenthalten in verschiedenen Auffanglagern äußerte Eleonore Plucik den Wunsch, gemeinsam mit ihrer Familie in die Quirinusstadt ziehen zu dürfen - schließlich lebte ihre Mutter dort. Eine Wohnung konnte schnell organisiert werden, Gerhard fand zudem bereits nach kurzer Suche einen Job bei Fritzsche Tiefbau - wo er bis zu seiner Rente beschäftigt war.

https://rp-online.de/nrw/staedte/neuss/ ... d-18779473
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Re: Damals im Osten

Beitragvon Interessierter » 13. Oktober 2018, 08:58

Zeitgeschichte - Wie in Hettstedt Säcke voll mit Stasi-Akten gesichert wurden

Bild
Beate Müller bewahrt Dokumente der Bürgerinitiative auf.
Foto:
Jürgen Lukaschek


„Die Dokumente gebe ich nur sehr ungerne aus Hand“, sagt Beate Müller, während sie einige Zettel aus einem grünen Ordner aus Pappe zieht. Die Aufzeichnungen und Schreiben, die der Hettstedterin so wichtig sind, liegen nun vor ihr auf dem Tisch. Sie sind für sie so bedeutsam, weil sie festhalten, was in der Kupferstadt zum Ende jenes Jahres geschah, das für die deutsche Geschichte von so großer Bedeutung ist: 1989.

Beate Müller, die eigentlich anders heißt, will ihren richtigen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen, weil ihr die Stasi bis heute nicht geheuer ist. Sie war damals als Mitglied einer Hettstedter Bürgerinitiative, die sich im Herbst 1989 gegründet hatte, mittendrin.

Was aber ereignete sich genau in Hettstedt Anfang Dezember 1989, just zu der Zeit, als auch in Eisleben beherzte Bürger Hunderte Stasi-Akten sicherstellten. „Damals sickerte durch, dass die Staatssicherheit Akten vernichtet“, erinnert sich Müller. „Daher drängten wir darauf, vom Staatsanwalt des Kreises Hettstedt eine Vollmacht zu bekommen, die uns dazu befugte, in die Räume der Staatssicherheit einzudringen und dort Akten zu sichern. Diese Vollmacht erhielten wir am 5. Dezember.“

So verlief der Einsatz der Bürgerinitiative am 5. Dezember

Daraufhin legte die Bürgerinitiative los. In einem sechsseitigen, dicht beschriebenen Brief, der mit „Ablauf des Einsatzes“ überschrieben ist und von Müller aufbewahrt wird, rekonstruiert ein mittlerweile verstorbener Mitstreiter die Geschehnisse aus Sicht der Bürgerinitiative. Darin heißt es: „Um 9.30 Uhr begann die Arbeit der Gruppe beim Amt für Nationale Sicherheit. Trotz unseres Protestes wurde nur ein Vertreter der Gruppe eingelassen, der unser Anliegen, wichtige Dokumente zu versiegeln, vortrug.“

Der zu dieser Zeit verantwortliche Mitarbeiter der Dienststelle, heißt es weiter, habe jedoch keine Entscheidung treffen können, da keine Vorgesetzten anwesend gewesen seien. Daher postierte die Initiative eine Person „zur Kontrolle in dieser Einrichtung“ und nahm von dem Mitarbeiter eine Erklärung entgegen, in der dieser „dafür hafte, dass bis zum Eintreffen seiner Vorgesetzten keine Unterlagen des Amtes vernichtet würden“.

Da die Bürgerinitiative auch andernorts Akten sicherte, zog sie zunächst weiter: zur SED-Kreisleitung, zum Wehrkreiskommando, zur Staatsbank, zum FDGB-Kreisverband, zum Volkspolizeikreisamt. Bei der Polizei, so heißt in dem Brief, bemerkte man, wie Akten in einem Ofen verbrannt werden sollten. „Um dieses zu verhindern, verlangten wir energisch Zutritt.“ Daran erinnert sie sich Müller noch ganz genau: „Einer von uns ist durch ein Fenster gesprungen und hat das Verbrennen gestoppt.“

Noch während jene Akten der Polizei versiegelt wurden, die nicht für die Aufrechterhaltung des alltäglichen Betriebs notwendig waren, änderte sich die Lage beim Stasi-Amt: Ein Trabant fuhr aus dem Gebäude heraus. „Mehrere Personen haben sich vor das Auto gestellt und eine Weiterfahrt verhindert“, erzählt Müller. „Es war ersichtlich, dass Unterlagen verschwinden sollten.“


Der interessante Zeitzeugenbericht geht hier weiter:
https://www.mz-web.de/hettstedt/zeitges ... n-24794556
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Re: Damals im Osten

Beitragvon augenzeuge » 13. Oktober 2018, 09:04

Respekt! Tolle Leute!

„Einer von uns ist durch ein Fenster gesprungen und hat das Verbrennen gestoppt.“

Ein Trabant fuhr aus dem Gebäude heraus. „Mehrere Personen haben sich vor das Auto gestellt und eine Weiterfahrt verhindert“


„Ohne die Bürgerbewegung wäre der Umsturz nicht friedlich verlaufen.“


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Re: Damals im Osten

Beitragvon karnak » 13. Oktober 2018, 10:12

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Re: Damals im Osten

Beitragvon Interessierter » 14. Oktober 2018, 06:59

Im Gefängnis wuchs die Kraft

Ja sagte das Ludwig-Thoma-Gymnasium Prien (LTG) und veranstaltete eigens einen Filmtag. Für die Schüler der zehnten und elften Klassen, die sich im Rahmen des Lehrplans auch mit der DDR beschäftigen, hatte sich Volker Pöhlmann, Lehrer für Deutsch, Geschichte und Sozialkunde, zusammen mit seinen Kollegen aber noch etwas Besonderes einfallen lassen. Zu Gast war Hans-Henning Paetzke, ein ehemaliger Bürger der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), der – wie er selbst sagte – seine Karriere zum literarischen Übersetzer, Herausgeber, Publizist und Schriftsteller gerade den Widrigkeiten seiner Jugend in der DDR verdankte.

Paetzke berichtete, dass er erst mit fünf Jahren angefangen habe zu sprechen. Dann aber schaffte er doch den Sprung in ein Elitegymnasium im thüringischen Ilmenau. Paetzke bannte die LTG-Schüler mit Eingangsstrophen aus dem bekannten Gedicht „Über allen Gipfeln ist Ruh“, hat Johann Wolfgang von Goethe doch genau dort in Ilmenau dieses Werk verfasst. Mit 15, 16 Jahren, also genau im Alter seiner Zuhörerschaft, habe er allerdings begonnen, so der Referent, sich mit dem System auseinanderzusetzen.

Über Ulbricht lustig gemacht – und von der Schule geflogen

Auf einer Ferienfreizeit standen beispielsweise „statt Sommer, Sonne, Strand“ paramilitärische Übungen. Und auf einer Zugfahrt machte er sich im Beisein eines Lehrers und zweier Schüler über Walter Ulbrichts „Zehn Gebote der sozialistischen Moral und Ethik“ lustig. Daraufhin wurde er denunziert und schließlich 1960 von allen Erweiterten Oberschulen der DDR verwiesen.

Trotz dieser Schwierigkeiten konnte er eine Ausbildung zum Schauspieler abschließen. Das Engagement am Theater in Prenzlau wurde jedoch 1963 fristlos gekündigt, da er den Wehrdienst in der Nationalen Volksarmee (NVA) verweigerte.

Selbst heute noch wundert sich Paetzke über das DDR-System, das zwar immer „Nie wieder Krieg“ ausgab, aber jeden zum Militärdienst verpflichtete. Der Verweigerung folgte 1963 eine achtmonatige Haftstrafe, die er im Arbeitslager „Schwarze Pumpe“ und im Zuchthaus Cottbus verbüßte.

In seinem Buch „Andersfremd“ geht es in einem Kapitel auch um das Wort Heimat. Dafür verfälscht er das Heinrich Heinesche Gedicht „Denk ich an Deutschland in der Nacht“ zu einem „Denk ich an Leipzig in der Nacht, bin ich nicht um den Schlaf gebracht“. Für ihn sei Heimat „Erlebtes, ... Orte der Kindheit ... und was du abgelehnt hast“.

Das Gefängnis war der Ort, so Paetzke weiter, wo er sich frei gefühlt habe, auch wenn die äußeren Umstände nicht immer angenehm gewesen seien. Mehrfach betonte er, dass ihn genau diese Erfahrungen stärker gemacht hätten. „Alles was ich später geworden bin, verdanke ich diesen Widrigkeiten.“ Während einige seiner Weggefährten an dem System zerbrochen seien, habe er weitergemacht, sein Abitur nachgeholt und Klassische Philologie, Germanistik und Psychologie studiert. Auch das Angebot, als einer der ersten DDR-Bürger in den Westen „freigekauft“ zu werden, lehnte er ab: „Da war ich noch zu jung dafür.“

Auf die Frage aus den Reihen der Schüler, ob er die DDR vermisse, antwortete er wortwörtlich: „Ich vermisse meine Freunde, aber für eine DDR-Nostalgie habe ich kein Verständnis.“ Eine weitere Schülerin hakte bezüglich seiner Familie nach. Paetz ke erklärte, dass ihn seine Eltern politisch nie beeinflusst hätten. Als Jugendlicher habe man „ein anderes Lebensgefühl, als Erwachsener sieht man das anders“.

Die ältere Generation hat immer wenig erzählt

Eine weitere Frage betraf noch einmal Paetzkes Wurzeln. Er erzählte, dass sein Großvater einerseits die jüdischen Tanten vor der Deportation nach Auschwitz bewahrt habe, aber andererseits den Befehl erteilt habe, polnische Männer aufgrund von Rassenschande zu erhängen. Die ältere Generation habe immer wenig erzählt, das Zusammenfügen einer Geschichte sei „ein mühseliges Puzzle“, aber gerade deswegen sei dies sein Thema geworden: die Austauschbarkeit von Täter und Opfer.

Parallel und ergänzend zur Begegnung mit Paetzke sahen sich die Schüler den Film „Das schweigende Klassenzimmer“ an, einen Film, der auf authentischen Ereignissen in der DDR im Zusammenhang mit dem Volksaufstand in Ungarn (1956) basiert. Einer Schweigeminute, die eine ostdeutsche Abiturklasse für die ungarischen Opfer einlegt, folgen Reaktionen, mit denen weder die Schüler noch die Eltern oder gar die Schulleitung gerechnet haben. Alle werden der Schule verwiesen und gehen – bis auf vier Schüler – allesamt in den Westen.


https://www.ovb-online.de/rosenheim/chi ... 68216.html
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Re: Damals im Osten

Beitragvon Interessierter » 15. Oktober 2018, 09:28

Stark und ohnmächtig zugleich

von Karin Bloth

"Er ist einer der Besten, die wir jemals hatten, er muss gefördert werden", sagten meine Lehrerkollegen. Ich kannte ihn zu wenig, den Schüler Hermann H. Ich war neu im Beruf und im Kollegium, erst wenige Monate dabei.

"Er ist hochbegabt und gehört ohne Zweifel auf die Oberschule", bestätigte Herr R., der Rektor unserer Schule. "Sein Vater lebt aber in der Bundesrepublik", wandte ein Kollege mahnend ein. Mit den Worten: "Wir betreiben doch keine Sippenrache", wischte der Schulleiter diesen Einwand vom Tisch.

Es trug sich 1957 in der DDR zu, in Gingst, einem Dorf auf der Insel Rügen. Das Kollegium der Schule hatte, wie alljährlich üblich, in einer Konferenz darüber zu entscheiden, welche Schülerinnen und Schüler der Abschlussklasse die Oberschule besuchen durften. Mit ausdrücklicher Befürwortung des Rektors erging also der Konferenzbeschluss, auch der Schüler Herrmann H. sei für den Besuch der Oberschule geeignet.

Doch die nächst höhere Instanz, der Rat des Kreises, nahm Anstoß an diesem Beschluss. Der Vorgang kam an unsere Schule zurück mit dem Auftrag an die Schulleitung, das Kollegium zu veranlassen, die Entscheidung zurückzunehmen.

Erneut wurde eine Konferenz einberufen. Sie fand nicht im Lehrerzimmer statt, sondern in einem Klassenraum. Wir Kolleginnen und Kollegen saßen auf den Schülerbänken, ich zufällig in der ersten Reihe. Unser Vorgesetzter hatte am Lehrerpult Platz genommen.

Wortreich versuchte er uns klarzumachen, dass es in einem sozialistischen Staat nicht angeht, einen jungen Menschen in seiner Bildung zu fördern, dessen Vater in einem kapitalistischen, also feindlichen System lebt. Bevor es zur offenen Abstimmung kam, brachte er noch einmal auf den Punkt, worüber wir in Wahrheit abzustimmen hätten. Seine Worte habe ich noch heute im Ohr. Er sagte: "Es geht also darum: Entscheiden wir uns für unseren Staat oder gegen ihn."

Obwohl mir die Angst wie ein unerwarteter Faustschlag in die Magengegend gefahren war, hob sich meine Hand wie von selbst für den Schüler und damit gegen den Staat. Dann drehte ich mich zögernd um und sah, dass sich die Mehrzahl der Lehrerhände erhoben hatte. Und in den Gesichtern stand der Ausdruck ohnmächtiger Empörung, die auch in mir kochte.


Nach einer Pause, in deren Stille sich eine bestehende Kluft zum Abgrund vertiefte, sagte der Rektor: "Dann ziehe ich die Entscheidung auf eigene Verantwortung zurück." Fast wortlos gingen wir nach dieser Konferenz auseinander. Eine selbsternannte "Demokratie" hatte sich abermals entlarvt.

Wenige Tage danach stand ich auf den Kreidefelsen von Stubbenkammer. Die Fähre von Saßnitz nach dem schwedischen Trälleborg zog ihre Bahn durch die Ostsee und hinterließ eine breite, mit der Entfernung schmaler werdende Spur. Sie fuhr in die Freiheit und entzündete eine Sehnsucht danach in mir, die sich nicht mehr stillen ließ.

Ich verließ kurze Zeit darauf den Unrechtsstaat DDR und flüchtete in die Bundesrepublik Deutschland.

https://www.mdr.de/damals/archiv/artikel7616.html
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Re: Damals im Osten

Beitragvon augenzeuge » 15. Oktober 2018, 16:14

Wortreich versuchte er uns klarzumachen, dass es in einem sozialistischen Staat nicht angeht, einen jungen Menschen in seiner Bildung zu fördern, dessen Vater in einem kapitalistischen, also feindlichen System lebt. Bevor es zur offenen Abstimmung kam, brachte er noch einmal auf den Punkt, worüber wir in Wahrheit abzustimmen hätten. Seine Worte habe ich noch heute im Ohr. Er sagte: "Es geht also darum: Entscheiden wir uns für unseren Staat oder gegen ihn."


Ja, so wars, wenn Hardliner was zu sagen hatten. Ein Beispiel von vielen.

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Re: Damals im Osten

Beitragvon Interessierter » 16. Oktober 2018, 10:52

Lockeres Kabarett brachte Knast ein

Bild
Bekannt geworden ist Günter Georgi durch seine Fotografien, für die er mehrere Preise einheimste. Damit sich die Schüler ein Bild von seinem Wirken und seinen Reisen in 92 Länder machen können, befindet sich im Schul-Korridor eine kleine Ausstellung. In einer anschließenden Unterrichtsstunde informierte der Zeitzeuge von Erlebnissen während der SED-Diktatur.
FOTO: Uwe Hegewald/uhd

"In Freiheit leben zu können ist das wichtigste Gut", sagt Günter Georgi. Der Saarländer weilte am Donnerstag in der Lilien-Grundschule Altdöbern, um aus seinem Leben zu erzählen. Dieses Mal als Zeitzeuge der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. 1958 musste er die Lausitz in Richtung BRD verlassen, zuvor saß er 100 Tage im Gefängnis.


Schulleiterin Monika Krüger erinnerte die Mädchen und Jungen der 6. Klasse an Karikaturen von Angela Merkel (CDU) und daran, dass die Kanzlerin gelegentlich auf Kabarett- oder Karnevalveranstaltungen durch den Kakao gezogen wird. "Zu DDR-Zeiten drohte dafür Gefängnis", rief sie den Schülern während einer Unterrichtsstunde im Fach "Politische Bildung" ins Bewusstsein.

Günter Georgi kann das bestätigen. In Annahütte geboren und bereits fest im Berufsleben stehend, erwies sich ausgerechnet seine Leidenschaft fürs Kabarett als Stolperstein. "Ich hatte Hitler, Goebbels und Mussolini parodiert und wurde von einem aus dem Publikum gefragt, ob ich auch Walter Ulbricht imitieren könnte", erzählte der 85-Jährige. Für seine Antwort "ja, aber das würde mir zwei Jahre Haft bescheren" schickten ihn die Funktionäre für 100 Tage ins Gefängnis. Einen verteidigenden Anwalt habe er erst kurz vor Prozessbeginn zu sehen bekommen. "Ich saß mit weiteren politischen Häftlingen im Untersuchungsgefängnis Senftenberg und durfte nur einmal von meiner Frau Besuch empfangen", schilderte Georgi die "unerträglichen dreieinhalb Monate".

Aus der Haft entlassen, galt es für die junge Familie neue Hindernisse zu meistern. Die größte Hürde, eine Wiedereinstellung oder einen anderen Job zu finden, sollte sich jedoch als unüberwindbar erweisen - trotz eines später erfolgten Freispruchs. "Ungern haben wir die Heimat verlassen, mit der wir verwurzelt waren, und wo wir uns nach dem Krieg eine Existenz aufgebaut hatten", seufzte der Senior.

Noch im Jahr seiner Inhaftierung flüchtete Günter Georgi mit seiner Familie ins Saarland. Nach einer Amnestie waren ab 1964 auch wieder Familien-Besuche im Osten möglich. Den Mauerfall behält der Ex-Lausitzer als einen Tag in Erinnerung, der für "große Freude und Genugtuung" gesorgt habe. Um zu erfahren, wer ihn damals verpfiffen habe, beantragte Georgi Einsicht in seine 356 Seiten umfassende Stasiakte und sollte weitere Frevel der SED-Diktatur entdecken: "Jeglicher Briefkontakt zwischen den Familien im Saarland und der Lausitz sowie deren Inhalte waren dokumentiert. Die Stasi wusste sogar, wann ich krank war, welches Gehalt mir gezahlt wurde und welche Bankaktivitäten vollzogen wurden", zeigt sich der Zeitzeuge der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur noch heute entsetzt.

Für die Schüler erwiesen sich die Schilderungen als erdrückend und schwer nachvollziehbar. Auf die Frage, ob sich Eltern oder Großeltern gelegentlich über das Leben in der einstigen DDR unterhielten, meldete sich eine Schülerin und bemerkte: "Meine Eltern sagen immer, dass damals nicht alles schlecht war." Das stimme auch, entgegnete Monika Krüger und setzte mit pädagogischem Fingerspitzengefühl zu einem Vergleich an. "Gegenüber der damaligen Zeit könnt ihr euch heute frei entfalten, alles kaufen und frei wählen, welchen Radio- oder Fernsehsender ihr einschaltet. Ihr könnt mit euren Eltern reisen, wohin ihr wollt und auch sagen, was ihr wollt", befand sie. Nur verletzend dürften die Äußerungen nicht sein - das verbieten die Spielregeln der Demokratie.

https://www.lr-online.de/lausitz/luebbe ... id-4005128
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Re: Damals im Osten

Beitragvon zonenhasser » 16. Oktober 2018, 13:53

augenzeuge hat geschrieben:Ja, so wars, wenn Hardliner was zu sagen hatten.


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Die “Rote Fahne” schrieb noch “wir werden siegen”, da hatte ich mein Geld schon in der Schweiz.
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Re: Damals im Osten

Beitragvon Edelknabe » 16. Oktober 2018, 17:38

Mein Gott die ollen Kamellen aus ....wann war das 1958 Interessierter? Wenn willst du denn heute mit dem verstaubten Kram hinterm Heizkörper hervor locken? Da steht der alte Mann vor ner Schulklasse und die Schulleitern vergisst völlig, das es da auch nen Eulenspiegel (ne richtig gute Zeitschrift)in der DDR gab wo eben X Alltags-Kram völlig ohne Konsequenzen durch den Kakao gezogen wurde.

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Re: Damals im Osten

Beitragvon Volker Zottmann » 16. Oktober 2018, 19:08

Edelknabe hat geschrieben:Mein Gott die ollen Kamellen aus ....wann war das 1958 Interessierter? Wenn willst du denn heute mit dem verstaubten Kram hinterm Heizkörper hervor locken? Da steht der alte Mann vor ner Schulklasse und die Schulleitern vergisst völlig, das es da auch nen Eulenspiegel (ne richtig gute Zeitschrift)in der DDR gab wo eben X Alltags-Kram völlig ohne Konsequenzen durch den Kakao gezogen wurde.

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Auch der Eulenspiegel war immer zensiert.
Was war mit O.F.Weidling? Einmal zu stark aufgedreht und weg war er...
Was war mit der Tele-BZ? Da nutzte man man in den 1960er Jahren einen tödlichen Verkehrsunfall, wobei auch 3 Akteure starben, um die Satire-Sendung ersatzlos ganz abzusetzen.
Nicht mal Faschingsreden (Büttenreden) durften unzensiert abgehalten werden.
Wo Du gelebt hast, möchte ich wirklich wissen. Wers Maul aufmachte, wurde eingelocht.
Der einzig ungestrafte Kasper war ein gewisser Herr Karl-Eduard....

Gruß Volker
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Re: Damals im Osten

Beitragvon zonenhasser » 16. Oktober 2018, 21:10

Volker Zottmann hat geschrieben:Was war mit der Tele-BZ? Da nutzte man man in den 1960er Jahren einen tödlichen Verkehrsunfall, wobei auch 3 Akteure starben, um die Satire-Sendung ersatzlos ganz abzusetzen.

So? Ich habe mir diese Sendung nur stichprobenhaft angesehen. Aber es ging stets nur um den Westen mit billiger Propaganda.

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Re: Damals im Osten

Beitragvon Volker Zottmann » 16. Oktober 2018, 21:31

Vielleicht irre ich da auch Zonenhasser. Ich war 10 Jahre, als da Dein eingestellter Beitrag lief. Das konnte sicher kein Kind auseinander halten. Es war jedoch eine Satire-Sendung, soviel steht fest. Und abgesetzt wurde die auch. Ich habe das in viel späteren Jahren so vernommen.

Gruß Volker
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Re: Damals im Osten

Beitragvon zonenhasser » 16. Oktober 2018, 22:53

Volker Zottmann hat geschrieben:Es war jedoch eine Satire-Sendung, soviel steht fest. Und abgesetzt wurde die auch. Ich habe das in viel späteren Jahren so vernommen.

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Fernsehen aus Adlershof: Das Fernsehen der DDR vom Start bis zum Sendeschluss
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Re: Damals im Osten

Beitragvon andr.k » 17. Oktober 2018, 07:17

zonenhasser hat geschrieben:Aber es ging stets nur um den Westen mit billiger Propaganda.


Ab 1971 wurde die Sendung abgelöst. Aha! Danke. [hallo]
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Re: Damals im Osten

Beitragvon augenzeuge » 17. Oktober 2018, 07:30

andr.k hat geschrieben:
zonenhasser hat geschrieben:Aber es ging stets nur um den Westen mit billiger Propaganda.


Ab 1971 wurde die Sendung abgelöst. Aha! Danke. [hallo]

Ja, so lange haben die gebraucht. Oder wurden sie etwa dazu gezwungen?
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Re: Damals im Osten

Beitragvon andr.k » 17. Oktober 2018, 07:36

augenzeuge hat geschrieben:
andr.k hat geschrieben:
zonenhasser hat geschrieben:Aber es ging stets nur um den Westen mit billiger Propaganda.


Ab 1971 wurde die Sendung abgelöst. Aha! Danke. [hallo]

Ja, so lange haben die gebraucht. Oder wurden sie etwa dazu gezwungen?
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Ich bin ganz Ohr... [ich auch]
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Re: Damals im Osten

Beitragvon augenzeuge » 17. Oktober 2018, 07:43

War doch nur ne Frage...... [blush]
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Re: Damals im Osten

Beitragvon Interessierter » 18. Oktober 2018, 08:35

1968: Besuch bei Verwandten in Mühlhausen

Ende Juni fuhr ich für 5 Tage in die DDR, und zwar mit dem PKW über Paderborn und Kassel nach Bebra. Dort ließ ich den Wagen für 1,50 DM pro Tag auf einem bewachten Parkplatz stehen, weil man damals noch nicht mit dem Auto in die DDR einreisen durfte. Ich fuhr mit dem „Interzonenzug“ über Gerstungen und Eisenach bis Gotha. An der Grenze strenge Kontrolle: Westgeld angeben (noch kein Pflichtumtausch), Paß und Aufenthaltsgenehmigung, Gepäck.

Ich mußte als einziger im Waggon den Koffer öffnen und alles vorzeigen. Dann ging es weiter, zuletzt mit einem entsetzlich langsamen Bummelzug, der für die 40 km bis Mühlhausen fast 1 ½ Stunden brauchte. Große Freude am Bahnhof, meinen Onkel hatte ich 24 Jahre nicht gesehen. Die Wiedersehensfreude auf beiden Seiten war auch für die nächsten Jahre das Hauptmotiv für eine strapaziöse und nervenaufreibende Reise in die DDR. Innerhalb von 24 Stunden mußte man sich bei der Volkspolizei anmelden, außerdem durfte man sich nicht mehr als 50 km vom Aufenthaltsort entfernen. Auch der Hauswart mußte jeden Westbesucher mit Übernachtung in ein sog. „Hausbuch“ eintragen. Grund: Lückenlose Überwachung.

Am nächsten Morgen besorgte mein Cousin über einen Kumpel einen Wagen, einen alten DKW F 8, 18 PS, Baujahr 1933, mit dem wir zum Inselsberg fuhren, dem höchsten Berg im Thüringer Wald. Bei stärkeren Steigungen begann zwar das Kühlwasser zu kochen, aber dann warteten wir eben geduldig auf die langsame Abkühlung. Den eigentlichen Berg bestiegen wir übrigens doch besser zu Fuß. Auf dem Rückweg erlebten wir das Brunnenfest in Bad Langensalza: Kinder mit Blumen, DDR-Fahnen auf dem Festplatz, Festzug der Jungen Pioniere in roten Halstüchern, die eifrig trommelten und Fanfaren bliesen, FDJ-ler mit Schalmeien, viele fröhliche Leute. Ein Anblick, den wir im Westen höchstens von Schützenfestzügen kannten.

Politische Phrasen, die der Bürgermeister vom Balkon des Rathauses zu dreschen genötigt ist, werden weder zur Kenntnis genommen noch beklatscht. Nur seine umstehenden Genossen spenden pflichtschuldig Beifall. Trotzdem ist jeder bei seiner Sache, dem Blumenkorso, aber nicht der Rede. Anschließend essen wir in einem Gasthaus gut und sehr preiswert zu Mittag. - Am nächsten Sonntagmorgen Gottesdienstbesuch. Die Predigt ist hart an der Grenze des politisch Erlaubten und darum packend: Trost und Kraft in Lebenssituationen, wo der Sozialismus aufhört und der Glaube anfängt. -

Am Abend gehen wir ins Freilichtkino zu den Mühlhauser- Sommer-Filmtagen. Erst gibt es ein Konzert durch zwei Volksarmee-Kapellen, dann die Wochenschau über Walter Ulbricht, dessen 75. Geburtstag heute im Lande groß gefeiert wurde. Schließlich folgt ein großer Breitwand - Farbfilm der DEFA über das Indianerproblem des 18. und 19. Jahrhunderts, verursacht von den bösen kapitalistischen Amerikanern. - Am nächsten Morgen beginnt unsere Rückreise.-

Meine Verwandten in Mühlhausen waren zwar keine Anhänger des Systems, versuchten sich aber mit dem DDR-Regime zu arrangieren. Darüber hinaus waren sie fleißig und taten oft mehr als von ihnen verlangt wurde, auch im Umgang mit Arbeitskollegen und im sozialen Bereich. Sie brachten es sogar zu einer Aktivisten - Urkunde und waren doch niemals Kommunisten.

http://www.zeitzeugenforum.de/geteiltes ... er%20H.htm
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Re: Damals im Osten

Beitragvon augenzeuge » 18. Oktober 2018, 15:53

Interessierter hat geschrieben:1968: Besuch bei Verwandten in Mühlhausen

Dort ließ ich den Wagen für 1,50 DM pro Tag auf einem bewachten Parkplatz stehen, weil man damals noch nicht mit dem Auto in die DDR einreisen durfte.


Natürlich durfte man mit dem Auto in die DDR einreisen. [shocked]

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Re: Damals im Osten

Beitragvon steffen52 » 18. Oktober 2018, 16:09

augenzeuge hat geschrieben:
Interessierter hat geschrieben:1968: Besuch bei Verwandten in Mühlhausen

Dort ließ ich den Wagen für 1,50 DM pro Tag auf einem bewachten Parkplatz stehen, weil man damals noch nicht mit dem Auto in die DDR einreisen durfte.


Natürlich durfte man mit dem Auto in die DDR einreisen. [shocked]

AZ

Ich bin nun bestimmt kein Freund der Damaligen, aber einige Beiträge sind so was an die Haare herbei gezogen und teilweise entsprechen sie nicht der Realität. [flash]
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Re: Damals im Osten

Beitragvon Zicke » 18. Oktober 2018, 16:17

Interessierter hat geschrieben:mit dem wir zum Inselsberg fuhren, dem höchsten Berg im Thüringer Wald.



auch so ein Unsinn
Menschen, die keinen Arsch in der Hose haben, müssen nicht zwangsläufig schlank sein.

Meine Rechtschreibfehler könnt Ihr Samstags ab 17 Uhr bei Rewe gegen eine lecker Senfgurke tauschen.
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Re: Damals im Osten

Beitragvon Grenzwolf62 » 18. Oktober 2018, 17:00

Ich dachte jetzt echt eine eigenhändig verfasste Erzählung von unserem Poltergeist, weil im Anfangssatz "ich fuhr" auftauchte und dann war es auch nur wieder so ein verlinkter Schwachsinn wie üblich.
Alles wird, vielleicht, gut.
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Re: Damals im Osten

Beitragvon Nostalgiker » 18. Oktober 2018, 18:14

Ihr werde doch nicht wahrhaftige Berichte von integeren Zeitzeugen über das unmenschliche SED System, indem selbst Aktivisten nur überzeugte Kommunisten werden konnten; ne Ausnahme kann auch ein Irrtum sein; als Unsinn, Schwachsinn oder an den haaren herbeigezogenes jenseits der Realität bezeichnen?
Ich bin jetzt echt entsetzt.
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
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