Ich habe dieses Buch gelesen:
Darin beschreibt eine Leipziger Ärztin ihren Fluchtversuch im Fenruar 1977 im Alter von 37 Jahren auf der Autobahn Leipzig-Berlin. Mit dem Fluchthelfer war vereinbart, dass sie mit ihrer 8-jährigen Tochter an einer bestimmten Stelle an der Autobahn in den Kofferraum des Fluchtwagens steigen sollte. Am Tag zuvor erkundete sie die Gegebenheiten. Ein Polizist, der mit seinem Moped neben der Autobahn Streife fuhr, bemerkte sie mit ihrem Trabant, verständigte seine Zentrale, und die Ärztin wurde festgenommen. Ihr wurde auf den Kopf zugesagt, dass sie flüchten wollte. Da sie zu Hause schon die mit eindeutigen Fluchtsachen wie z. B. Urkunden u. a. gepackt hatte und vermutete, die Stasi hätte schon illegal ihre Wohnung durchsucht, gab sie die Fluchtabsichten zu. Sie musste ein Jahr in Hoheneck verbringen, wurde freigekauft, und ihre Tochter konnte nach langem Kampf nachkommen (sie hatte beim geschiedenen Mann gewohnt). Die Ärztin konnte sich im Westen ein erfolgreiches Leben aufbauen, sie wurde Professorin und heiratete wieder.
Jetzt meine Fragen:
Wie hatte sich der Fluchthelfer die Aufnahme der Flüchtlinge auf der Autobahn vorgestellt? Es gab ja keinen Pannenstreifen auf DDR-Autobahnen - also schon von daher gefährlich, am Rand anzuhalten. Es war natürlich viel weniger Verkehr auch auf den Transitautobahnen als heute. Aber war nicht das Risiko, dass ein anderer Verkehrsteilnehmer die Aktion bemerkte und die Polizei verständigte sehr hoch?
Die großen Rastanlagen waren natürlich lückenlos überwacht und wahrscheinlich wäre es auch zu gefährlich gewesen, einen kleinen Parkplatz zu nutzen, weil da jederzeit Autofahrer einfahren konnten. Aber es war doch nicht jede Abfahrt 24 Stunden unter Kontrolle. Hätte nicht der Fluchthelfer da kurz abfahren und halten können?
War die Vermutung der Ärztin wahrscheinlich, die Stasi hätte schon ihre Wohnung illegal durchsucht? Denn einen offiziellen Durchsuchungsbefehl ihrer Wohnung vom Gericht zu bekommen, nur weil eine Frau tagsüber neben der Transitautobahn angetroffen wurde und keine glaubwürdige Erklärung dafür abgeben konnte, halte ich selbst in der DDR für fragwürdig.
Das Ganze interessiert mich deshalb so, weil mir von einem ehemaligen Kommilitonen, der über den Knast in den Westen freigekauft worden war, eine kommerzielle Fluchthilfe angeboten worden war. Das Risiko erschien mir jedoch zu groß, und ich lehnte ab.