"Deutsch oder DDR?"
Raus aus Ostberlin, rein in den Westen des Ostens: Für Mark Scheppert war die Familienreise 1986 nach Budapest ein Traum - das Geschenk zu seinem 15. Geburtstag, ein Ausflug ins Konsumparadies.
Als ich ( Mark Scheppert ) 15 wurde, gingen wir am 1. August 1986 zum Essen in den Palast der Republik. Mein Bruder Benny entschied sich fürs "Steak-au-four" mit Pommes Frites, ich trank mit Vater bereits meine zweite Tulpe Wernesgrüner. Seit der Jugendweihe bestellte er Bier für mich mit. Ein Statement, das musste man ihm lassen. Mutter orderte Rosenthaler Kadarka und Szegediner Gulasch, was sie daran erinnerte, als junge Frau - also vor sehr vielen Jahren - in Ungarn gewesen zu sein. Mein Alter rief: "Da wolltest du doch auch immer mal hin, oder?"
Was für eine Frage: Ungarn hatte im Gegensatz zu allen anderen DDR-Bruderstaaten eine magische Anziehungskraft. Dort konnte man Dinge aus dem Werbefernsehen kaufen, nicht nur anstarren. Levi's-Jeans, Camel-Zigaretten, Nike-Turnschuhe, Walkman, Gettoblaster, Schallplatten, Sticker und Glitzersteine - einfach alles, was das Herz begehrte.
"Logo", antwortete ich. Ich war erst in drei Ländern gewesen: DDR, CSSR, in Polen nur, weil Benny und ich unerlaubt 20 Meter auf der Schneekoppe über die Grenze geflitzt waren. "Okay, nächste Woche geht's los. Wir fahren für ein paar Tage nach Budapest." Benny verschluckte sich an der Club Cola. "Echt jetzt?", brüllten wir im Chor. An Mutters seligem Grinsen erkannte ich: kein Scherz! "Köszönöm heißt danke", murmelte sie und meinte wohl, dass ich mich nun artig zu bedanken hätte. Mein Bruderherz rief: "Krieg ich noch einen Pittiplatsch-Eisbecher? Köszönöm!" Alle lachten.
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